EZW-Texte 212

Titelblatt EZW-Texte 212
Christoph Raedel

Faszination des Endes

Theologie und Fiktion in der "Left Behind"-Buchreihe

Berlin 2010, 52 Seiten

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts meinte Ernst Troeltsch im Blick auf die zeitgenössische Kirche und Theologie, dass das eschatologische Büro zumeist geschlossen sei. Mit einer gewissen Gleichzeitigkeit zu ent-eschatologisierenden Tendenzen in Kirche und Theologie im 19. und 20. Jahrhundert kam es jedoch auch zu einem intensiven Naherwartungsglauben und neuen eschatologischen Aufbrüchen, in denen der apokalyptischen Bilderwelt der Bibel höchste Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Weniger die Schilderung eines neuen Himmels und einer Erde stand dabei im Vordergrund, sondern der Untergang der bestehenden Welt in kosmischen Katastrophen. Die Figur des Antichristen gehört zu diesem Untergangsszenario ebenso wie die Erwartung des Tausendjährigen Reiches. Vor allem in der angloamerikanischen Welt ist ein Endzeitdenken verbreitet, das bis in Bereiche heutiger amerikanischer Politik reicht und dem hermeneutischen Konzept eines prämillenaristischen Dispensationalismus verbunden ist.

Der EZW-Text 212 befasst sich mit genau dieser Thematik. Geschrieben wurde er von dem evangelisch-methodistischen Theologen Christoph Raedel, der sich auf 50 Seiten mit Endzeiterwartungen der amerikanischen Autoren Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins befasst, die ein gesteigertes Endzeitdenken in zahlreichen Romanen wirkungsvoll popularisiert haben. In der 1995 gestarteten Serie über das Ende der Welt (Left Behind) aus „biblischer“ Sicht erschienen zwölf Bände, die in Amerika eine Gesamtauflage von mehr als 65 Millionen Exemplaren erreichten und in elf weitere Sprachen (auch ins Deutsche) übersetzt wurden. Christoph Raedel analysiert das spekulative Endzeitdenken im protestantischen Erweckungschristentum, versucht seine theologischen Motive zu verstehen und gibt Hinweise dafür, warum es eine solche Resonanz erfahren konnte. Möge dieser EZW-Text ein Beitrag zur sachlichen Information und differenzierenden Urteilsbildung sein.

Dr. Reinhard Hempelmann

 

Aus dem Inhalt

Einleitung


John Nelson Darby und der dispensationalistische Prämillenarismus

Post- und Prämillenarismus

Anfänge des Dispensationalismus

Dispensationen

Israel und Kirche

Hermeneutik

Weltbild

Entwicklungen


"Left Behind" als Projektionsfläche erweckungschristlicher Identitätsfindungsprozesse

Die "letzten Tage" der Erde als "Thriller-Fiction"

Zwischen Abgrenzung und Anformung

Markterfolg als Falsifikation des Pessimismus

Gewaltanwendung versus Barmherzigkeit

Einheit versus Vielfalt

"Amerika am Ende" versus "American leadership"

Patriarchalismus versus Egalitarismus

Zeichen des Antichristen versus Zeichen der Gläubigen

Soziale und kulturelle Ausgrenzung versus Fortschritt durch Technik

"Fiction Entertainment" versus Evangelisierung der Ungläubigen


Fazit


Der Autor

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