Esoterik

Peter Fitzek ernennt sich selbst zum König von Deutschland

Am 16. September 2012 ließ sich der 47-jährige Hallenser Peter Fitzek im Kreise einiger Dutzend Anhänger in einer „Staatsgründungszeremonie“ in Wittenberg zum „König von Deutschland“ krönen. Das „Reichsterritorium“ beschränkt sich bisher auf neun Hektar eines ehemaligen Krankenhausgeländes am Rande Wittenbergs, das Fitzek mit dem Geld seiner Anhänger gekauft hat. Die Krönungszeremonie kann im Internet auf YouTube betrachtet werden und entbehrt auch für den wohlwollenden Betrachter nicht einer unfreiwillig humoristischen Note. Selbst die Einleitung des Films durch einen Anhänger Fitzeks, den englischen Geistheiler Karma Singh, scheint sich geradezu dafür zu entschuldigen. Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gedankenwelt Fitzeks alles andere als humorig oder harmlos ist.

Fitzek hat nach eigenen Angaben, die sich allerdings oft als nicht verifizierbar erweisen, in einer ganzen Reihe von Berufen vom Koch über Tätowierungsstudio- und Barbetreiber bis zum Kampfsportlehrer gearbeitet, bevor er sich ganz auf den Aufbau eines rechts-esoterischen Netzwerkes verlegte. Seit Jahren ist er Betreiber des „Lichtzentrums“ in Wittenberg (Sachsen-Anhalt), wo er Aura-Chakrenarbeit, Lichtarbeit, Tarot-Seminare und sonstige übliche Elemente der esoterischen Angebotspalette im Programm hat. Zudem widmet er sich dem Aufbau alternativer gesellschaftlicher Strukturen wie z. B. einer Rentenkasse, einer Krankenversicherung („Neue Deutsche Gesundheitskasse“, NDGK), einer Alternativwährung („Engelgeld“), die bis ins Rheinland Verbreitung gefunden hat. All diese Initiativen betrachtet er als Elemente zum Aufbau einer alternativen Gesellschaftsordnung, eines anderen Staates „Neudeutschland“ (www.neudeutschland.de). Denn den existierenden Staat erkennt er nicht an, verachtet ihn als Nachfolger der „Besatzungskonstrukte“ BRD und DDR und sieht ihn als eine „Firma der Alliierten“, die er gerne „Deutschland GmbH“ nennt. Da für Fitzek die Demokratie „wider die Natur“ ist, und er sich selbst als von Gott Gesandten versteht, ist die Selbsternennung zum König der konsequente nächste Schritt in seiner verfassungsfeindlichen Parallelwelt. Schon früher waren er und seine Anhänger immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten, z. B. wenn sie mit Nummernschildern und Personalausweisen unterwegs waren, die Fitzek im Namen seines Fantasiestaates ausgegeben hatte, oder wenn er versuchte, missliebige Rathausmitarbeiter in Wittenberg zu „verhaften“. Man kann nur hoffen, dass bei etwaigen künftigen Straftaten, die im geschützten Raum von Fitzeks kleinem „Königreich“ stattfinden mögen, keine Menschen zu Schaden kommen und es nicht über Urkundenfälschung usw. hinausgeht. Die Erfahrungen mit anderen Führern von weltanschaulichen Kleinstgruppen, die erst Menschen an sich banden, dann eigene Immobilien erwarben und schließlich kleine Imperien aufbauten, lassen es jedoch angeraten erscheinen, in Wittenberg künftig genau hinzuschauen.


Kai Funkschmidt