Johannes Sinabell

„Peace starts with me“ 2018 in Wien

Großevent der Vereinigungskirche mit Hak Ja Han Moon

Am Sonntag, 29. April 2018, fand in Wien „Peace starts with me“ statt, ein „Peace & Family Festival“.2 Der Veranstalter dieses laut Plakat zweistündigen Festivals war die „Family Federation for World Peace and Unification“. Das Festival war eingebettet in eine Reihe von weiteren Veranstaltungen am Vortag und am Tag danach, die im Folgenden kurz beschrieben werden sollen, um daran anschließend auf das Festival selbst einzugehen.3

Begleitende Veranstaltungen

Bereits am Samstag, 28. April, setzten sich Jugendliche aus der ganzen Welt mit dem Gedanken „Peace starts with me“ auseinander. Laut Programm wurde an diesem Tag auch das „European Chapter of Youth“ sowie „Students for Peace“ ins Leben gerufen. Die Gründung fand, ebenso wie das Festival am Sonntag, in der Wiener Stadthalle statt, jedoch in einer kleineren Halle als jener am Sonntag. Hak Ja Han Moon gab eine Grundsatzerklärung ab und entwarf Visionen.

Zudem trafen sich im Parkhotel Schönbrunn etwa 300 „Ambassadors for Peace“ und religiöse Vertreter zu einer Versammlung, um die „Interreligious Association for Peace and Development [IAPD] in Europe and the Middle East“ zu gründen. Diese Versammlung der IAPD war die dritte in einer Serie und schloss mit einer Resolution4, welche von den Teilnehmenden unterzeichnet wurde. Es wurde auch eine Videobotschaft5 des slowakischen Politikers und ehemaligen EU-Kommissars für allgemeine und berufliche Bildung und Kultur, Ján Figel, ausgestrahlt; Figel ist inzwischen „Special Envoy for the promotion of freedom of religion and belief outside the EU“ der Europäischen Kommission.

Am Sonntag fand, ebenfalls im kleineren Saal der Wiener Stadthalle, ein Mittagessen der Frauenföderation für Weltfrieden mit Frauen aus Europa, den USA und Japan gemeinsam mit Hak Ja Han Moon statt.

Am darauffolgenden Montag wurde unter dem Titel „Victory Celebration“ ein Dankfest für alle veranstaltet, die am Festival beteiligt waren. Teil dieses Dankfests waren Berichte, Zeugnisse, „energiereiche Unterhaltung“ und Worte der Bestärkung von Hak Ja Han Moon auf Koreanisch.6 Ihr zu Ehren wurde „Happy Victory to You“ und „Every Praise to our God and True Parents“ gesungen. Im Video über die Veranstaltung wird von einem Sprecher auch auf Folgendes hingewiesen: „Wir haben 6000 Jahre auf den Messias gewartet, und jetzt stehen wir vor den Wahren Eltern, die noch über dem Niveau des Messias sind.“

Zum Abschluss am Montag standen eine Donauschiffart mit Essen und Kaffee resp. ein interreligiöses Gebet für die Befreiung und Vergebung im KZ Mauthausen auf dem Programm.

Das Festival

Das Festival fand am Sonntag ab 15 Uhr in der großen Halle der Wiener Stadthalle statt. Im Foyer waren Verkaufsstände für Bücher, Kalender, T-Shirts und Programme aufgebaut. In der Veranstaltungshalle selbst waren nach Angaben der Organisatoren etwa 10 000 Personen anwesend. Das altermäßig gut durchmischte Publikum stammte aus ganz Europa sowie aus anderen Regionen der Welt. Die Karten für die Veranstaltungen konnten zum Preis von 20 Euro erstanden werden, allerdings waren am Freitag vor dem Festival auf dem Stephansplatz Jugendliche unterwegs, bei denen man gegen die Angabe seines Namens und seiner Telefonnummer Gutscheine für eine Gratiskarte erhalten konnte.

Das Festival wurde von der englischsprachigen Heather Wokusch7 und dem deutschsprachigen Dieter Schmidt8 moderiert. Zu Beginn wurde das Motto „Peace starts with me“ vorgestellt. Dazu wurden den Anwesenden verschiedene kleine Aufträge erteilt, zum Beispiel mit dem Sitznachbarn darüber zu sprechen, „warum der Frieden mit mir beginnt“. Zudem wurde eine Delegation aus Japan begrüßt, zu der auch Mitglieder des Parlaments gehörten. In ihrer Einführung sprachen die Gastgeber Elisabeth Cook, Präsidentin der österreichischen Familienföderation für Weltfrieden, und Michael Balcomb, europäischer Vorsitzender der Föderation, über die Ideen und Ziele des Festivals. Frau Moons Wunsch entsprechend solle die Veranstaltung Inspiration für alle sein, sich für den Frieden einzusetzen und daran zu glauben, dass dieser Einsatz Früchte trage. Gott selbst, so Balcomb, habe viele tausend Jahre vom Tag des Friedens geträumt und nun sei die Zeit da, dass der Traum wahr werde.

Der erste Showblock bestand aus Auftritten von „Longfield Gospel“ (Gospelchor aus Österreich), der Schattentanzgruppe „Attraction“ aus Ungarn und der Tanzgruppe „SPARK“ aus Malta. In diesem ersten Showblock sprach der Chorepiskopos der syrisch-orthodoxen Kirche „St. Ephrem“ in Wien, Emanuel Aydin, ein Segensgebet, und eine syrisch-orthodoxe Christin sang das Vaterunser auf Aramäisch. Im Anschluss sang Seiko Lee, eine japanische Sängerin, zunächst alleine und dann gemeinsam mit dem albanischen Tenor Kastriot Tusha.

Die Hauptrednerin des Festivals, Hak Ja Han Moon, wurde von einem kurzen Video eingeleitet, das zum Ziel hatte, ihr bisheriges Wirken darzustellen. Die Ankündigung der Hauptrednerin erfolgte durch Werner Fasslabend, ÖVP-Politiker und langjähriger Verteidigungsminister. Seine Vorstellung der Person und des Wirkens von Frau Moon ließ sehr große Wertschätzung für ihr Tun und eine dementsprechende Unterstützung seinerseits erkennen. Danach wurde das Publikum aufgefordert, sich zu erheben und zur Begrüßung Frau Moons zu applaudieren, was auch bereitwillig getan wurde.

Hak Ja Han Moon wurde von Sun Jin Moon, der Präsidentin der Family Federation International, zum Rednerpult begleitet und hielt dann ihre Rede auf Koreanisch. Auf der Leinwand waren Übersetzungen ins Englische und ins Deutsche zu lesen. Da die Übersetzung aber eher holprig und zeitlich versetzt erfolgte, war es schwierig, der Rede zu folgen. Hak Ja Han Moon sprach über ihre und Sun Myung Moons Geschichte und ihren Auftrag sowie darüber, dass Jesus gescheitert sei: Als es Zeit war, dass der Messias wiederkommt, war das in Europa nicht möglich. Daher wurde Gottes eingeborene Tochter (hier spricht Frau Moon von sich in dritter Person), die dem Messias zur Partnerin gegeben werden soll, wie er in Korea geboren. Sie ruft dazu auf, dass ihre Anhänger ihre Aufgabe als Messiasse ihrer Völker und der Nationen und als Messiasse, die die Welt retten, erfüllen.9

Danach wurde aus der bei der Gründungsversammlung der „Interreligious Association for Peace and Development“ unterzeichneten Resolution zitiert. Die Teilnehmer wollen die spaltenden Distanzen zwischen den Religionen überwinden und den gegenseitigen Respekt und das Zusammenwachsen fördern, um an der Lösung der schwierigen Probleme der Zeit mitzuarbeiten. Sie danken dem Ehepaar Moon für seinen Einsatz, eine Familie unter Gott zu schaffen.

Der zweite Showblock wurde wieder von der Sängerin Seiko Lee eröffnet und dann von der serbischen Künstlerin Nevena Božović und der amerikanischen Gospelsängerin Yolanda Adams gestaltet. Nach dem zunehmenden Zücken der Handytaschenlampen bei Nevena Božović riss der Auftritt von Yolanda Adams die ganze Halle mit. Als sie ins Publikum rief und sang, dass jeder einzelne Anwesende in der Halle notwendig sei, um den Frieden zu schaffen, gelangte die Stimmung auf ihren Höhepunkt. Nach diesem fulminanten Auftritt endete das Festival statt wie geplant um 17 Uhr etwas verspätet um kurz vor 18 Uhr.

Fazit

Bei dieser Veranstaltungsreihe wurden einige offensichtlich richtungsweisende Dinge entschieden: So soll in Wien das erste Büro der neu gegründeten „Interreligious Association for Peace and Development“ entstehen, und noch dieses Jahr sollen weitere Filialen in 21 anderen Städten eröffnet werden. Die leitenden Direktoren von „Youth and Students for Peace“ setzen ihre Arbeit derweil in Rom, Frankfurt, Moskau, London, Paris und Islamabad fort. Die „International Association of Parlamentarians for Peace“ will in 40 Städte expandieren, zudem wird im Herbst die „Peace Road 2018“ zur Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkriegs eine spezielle Radtour durch den Balkan durchführen.

Meine Einschätzung ist, dass die Veranstalter mit dem Verlauf des Festivals zufrieden sein können. Wie viele Karten schlussendlich bezahlt und wie viele verschenkt wurden, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Es waren Mitglieder der Vereinigungskirche aus ganz Europa und auch aus anderen Regionen der Welt anwesend, die Vertreter aus Russland und Japan wurden extra begrüßt. Dementsprechend bunt gemischt war auch das Publikum. Die Bandbreite reichte von Jugendlichen bis zu Älteren, von Menschen in den verschiedensten Trachten bis hin zu Frauen mit Kopftüchern. Die Stimmung während des Festivals war sehr gut.

Was jedoch zu einer gewissen Betroffenheit geführt hat, ist die Tatsache, dass der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Aydin in den ersten Showblock, zwischen eine Tanzgruppe und ein Duett, gesetzt wurde. Dies zeugt meines Erachtens von mangelndem Respekt und fehlender Wertschätzung dem Glauben anderer gegenüber. Dass er im Internet als katholischer Priester bezeichnet wird, macht die Sache meiner Meinung nach nicht besser.10

Es war immer wieder davon die Rede, wie sehr sich das Ehepaar Moon für den Frieden in der Welt eingesetzt habe – die Konflikte und der Unfriede innerhalb der eigenen Familie wurden nicht erwähnt. Diese wurden aber dadurch sichtbar, dass auf dem Weg zum Veranstaltungsort österreichische Anhänger der von der Vereinigungskirche abgespaltenen „Sanctuary Church“11 des Sohnes Hyung Jin Moon Handzettel mit Kontaktadressen austeilten.

Was bleibt, ist der Eindruck, dass vor allem eine Frau dieser Veranstaltung ihren Stempel aufgedrückt hat: die Sängerin Yolanda Adams.


Johannes Sinabell, Wien


Anmerkungen

  1. Hak Ja Han, geb. 1943, Witwe von Sun Myung Moon (1920 – 2012), des Gründers der Vereinigungskirche (Moon-Bewegung, Familienföderation für Weltfrieden).
  2. Laut dem Plakat der Veranstaltung wird das Festival mit „Tanz, Musik und Inspiration“ begangen, und Menschen aus aller Welt werden daran teilnehmen, „um ihrer Absicht, ein Zeichen des Friedens zu setzen, Ausdruck zu verleihen“.
  3. Auf der Website der Vereinigungskirche findet sich inzwischen ein Bericht sowie ein Video über das gesamte Festival: http://familyfed.org/news-story/true-parents/peace-starts-with-me-rally-in-vienna-45912  (Abruf der in diesem Beitrag angegebenen Internetseiten: 8.5.2018).
  4. Die Resolution ist vermutlich ähnlich wie jene, die im November 2017 in Südkorea verabschiedet wurde.
  5. Das Video dazu mit dem Titel „The vision and initiatives of the Universal Peace Federation“ ist abrufbar unter https://vimeo.com/267073005.  Des Weiteren sprachen bei dieser Veranstaltung Jaques Marion als Moderator, Katsumi Otsuka (Chair UPF Europe and Middle East), Carolyn Handschin (Vice President, Women‘s Federation for World Peace International und Europa-Präsidentin) sowie Jack Corley (Präsident der Family Federation for World Peace für Osteuropa und Eurasien).
  6. Das Video mit dem Titel „Victory Celebration“ ist abrufbar unter: https://vimeo.com/267690404 .
  7. ACUNS Vienna (Academic Council on the United Nations System).
  8. Vorsitzender der Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung e. V. (Deutschland).
  9. Vgl. http://familyfed.org/peace-starts-with-me-vienna-2018-true-mothers-message  (inoffizielle Übersetzung).
  10. Vgl. http://familyfed.org/news-story/true-parents/peace-starts-with-me-rally-in-vienna-45912
  11. Vgl. Friedmann Eißler, Abspaltung von der Vereinigungskirche: Sanctuary Church, in MD 11/2015, 428f, http://ezw-berlin.de/html/15_6947.php. Insgesamt zur Moon-Bewegung und zur Familie des Gründers: Friedmann Eißler (Hg.): Die Vereinigungskirche. Einblicke in die Welt des Sun Myung Moon und seiner Bewegung, EZW-Texte 240, Berlin 2015.