Islam

Neuer Imam im Islamischen Zentrum Hamburg

Das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) hat einen neuen Leiter, den Hodschatoleslam Mohammad Hadi Mofatteh (weniger korrekte Schreibweise: Mofateh). Der schiitische Geistliche (geb. 1967) trat im August 2018 die Nachfolge des seit 2009 in Hamburg tätigen Ayatollahs Reza Ramezani an und ist wie seine Vorgänger der ranghöchste Vertreter des iranischen Revolutionsführers Ali Khamenei und damit die höchste geistliche Autorität der Schiiten in Europa (ausgenommen Britannien). Bei der Amtsübergabe war der Sonderabgesandte Khameneis anwesend. Wie verschiedenen Berichten zu entnehmen war, nahm Mofatteh am Krieg gegen den Irak teil, machte 1991 einen Bachelor in Elektrotechnik an der Universität Teheran, studierte anschließend bei großen schiitischen Gelehrten Theologie und wurde 2004 mit einer Arbeit über die „Ableitung von Staatsführungstheorien aus dem Koran und der Sunna“ promoviert. Er leitete den staatlichen Radiosender „Stimme der Islamischen Republik“ und unterrichtete als Gelehrter an den islamischen Bildungseinrichtungen (Hauza, „Seminar“) in Qom.

Er betonte laut Presseberichten seine Bereitschaft zum interreligiösen Dialog und seinen Willen, Misstrauen abzubauen. Schon im Sommer hatte es freilich einige Aufregung um die Neubesetzung in der Hamburger Moschee gegeben. Die BILD-Zeitung hatte vor ihm als einem ehemaligen Mitglied der „radikal-islamistischen Revolutionsgarde“ gewarnt. Mofatteh soll derartige Berichte mit Nachdruck zurückgewiesen haben.

Der Vater des nunmehr zehnten Imams des IZH war der Hochschullehrer, Philosoph und Geistliche Mohammad Mofatteh, ein Schüler Khomeinis und politischer Aktivist, der 1979 erschossen wurde und als Märtyrer verehrt wird. Sein Wirken wird von der Islamischen Republik Iran mit einem jährlichen Tag der „Einheit zwischen den islamisch-theologischen Bildungseinrichtungen und den Universitäten“ im Dezember geehrt.

Das IZH ist Träger der Imam-Ali-Moschee oder „Blauen Moschee“ an der Außenalster in Hamburg, eine der ältesten islamischen Institutionen in Deutschland. Es ist Mitglied der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS), im Zentralrat der Muslime und in der Schura Hamburg, mit der der Senat der Hansestadt 2012 einen Vertrag geschlossen hat, und wird seit vielen Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Einrichtung vertrete eine Werteordnung, die mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht zu vereinbaren sei, heißt es im jüngsten Verfassungsschutzbericht. Gerade in den letzten Jahren ist die Unterstützung des IZH für den gegen Israel und dessen Existenzrecht gerichteten Al-Quds-Tag in Berlin wieder offensichtlich und Gegenstand öffentlicher Debatten geworden, nicht zuletzt in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Laut einem devot-gefühligen Bericht des schiitischen Blogs „Offenkundiges“ (Hüseyin Özoguz, Bruder von Yavuz Özoguz, Muslim-Markt) betonte Reza Ramezani in seiner Abschiedsrede „die Herausforderungen durch die Kampagnen gegen den Islam in Deutschland, die Verstellung der quranischen Lehren und den Weg des reinen Islams als einzige Antwort“. Der Islam sei „die Gnade für alle Menschen, die Botschaft des Friedens. Gleichzeitig weist er jede Unterdrückung zurück. Das ist der Islam der Mitte, die Denkweise dieses Zentrums der letzten Jahre und der nächsten Jahre unter Scheich Mofatteh. Der deutsche Staat hat sie zu respektieren. Wir stellen uns gegen jede Form des Terrorismus, gleich ob sie in Deutschland, Frankreich oder in Palästina verübt wird. Ebenso weisen wir die Trennung von Quran und Religionsgesetz zurück. Es gibt keinen Islam ohne die göttlichen Weisungen. Scheich Dr. Mofatteh steht für genau diese Denkweise des Islams der Gnade, Spiritualität und des Dialogs und wird den Weg dieses Zentrums fortführen.“1


Friedmann Eißler
 

Anmerkungen

  1. https://offenkundiges.de/tranen-und-begrussung-abschied-von-ayatullah-ramezani-und-amtseinfuhrung-von-hudschat-ul-islam-mofatteh-im-izh .