Andrea Huber

Neuapostolische Kirche und DDR

Neue Perspektiven aus kirchlichem Archivgut - Teil 2

1980: Aufgaben und Grenzen der Arbeit Wilhelm Puschs

Eine interne Unstimmigkeit, die Wilhelm Pusch gegenüber Hans Urwyler (1925 – 1994), dem sechsten Stammapostel, im Juni 1980 brieflich vortrug, stand im Zusammenhang mit seiner Beauftragung als Verbindungsmann der NAK zur Regierung der DDR. Er bittet um eine mündliche Abklärung der Aufgaben und Grenzen seines Auftrages, „weil einige diffizile Punkte dabei zu beachten sind, über die man schlecht schreiben kann“1. Der Anlass war die Übermittlung eines privaten Visagesuchs für einen anderen Bezirksapostel über den offiziellen Weg der Verbindungsstelle an das Staatssekretariat für Kirchenfragen.2 Dieses Vorkommnis kommentiert Wilhelm Pusch mit persönlichen Worten: „Das alles ist mir peinlich, gehören doch solche privaten Wünsche nicht in meine Aufgabe als Verbindungsmann der Neuapostolischen Kirche zu unserem Staat.“ Er erinnert an die getroffene Vereinbarung bei seiner Beauftragung, welche „allein die Regelung von Grundsatzfragen“ vorsah. Daneben hob Wilhelm Pusch die positive Entwicklung in Sachen Reisegenehmigungen hervor. Die Sorge, dass diese Entwicklung auch eine negative Wendung nehmen könnte, schwingt in seinen Formulierungen mit.

„Bis heute hat der Herr Gnade und Hilfe geschenkt, daß wir bewahrt geblieben sind und auch in den dienstlichen Reiseangelegenheiten kaum noch Schwierigkeiten aufgetreten sind. Das alles hat in den vergangenen Jahren viel Arbeit gemacht und manche Sorge bereitet.“

Umfassender berichtete Wilhelm Pusch Anfang November 1980 von verschiedenen Stationen seiner Tätigkeit als Verbindungsmann zur Regierung der DDR und aktuellen Herausforderungen. Die Einrichtung in den 1950er Jahren sei aufgrund der Wünsche vonseiten der Regierung notwendig geworden. Der Bezirksapostel der Gebietskirche Rheinland-Pfalz und Leiter der nach ihm benannten neuapostolischen Druckerei und des Hausverlags, Friedrich Bischoff (1909 – 1987), habe die entsprechenden Instruktionen seines Vaters, des damaligen Stammapostels Gottfried Bischoff (1871 – 1960), im Rahmen eines Leipziger Messebesuchs übermittelt. „Seinerzeit wurde mir im Beisein der damaligen Apostel in der DDR Oberländer, Rockstroh, Wilhelm Schmidt und Tiedt diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen und das sogar von den benannten Aposteln notariell bestätigt.“3 Inhaltlich beschränkte sich der Auftrag auf „Grundsatzfragen auf Regierungsebene“. Diese umfassten „seinerzeit die Freiheit zu unseren Gottesdiensten, die Verkündigung der Vollendungslehre und insbesondere die Verbindung zum Stammapostel und zum Apostelkollegium“. Die erste Phase seiner Tätigkeit beschrieb Wilhelm Pusch als „Durststrecke“. Sie sei abgelöst worden von einer Phase, in der verschiedene „Verbindungs- und Begegnungsmöglichkeiten“, insbesondere mit dem Stammapostel, möglich wurden.

Die Haltung Walter Schmidts streifte er mit folgender Formulierung: „Stammapostel Walter Schmidt war uns, trotz seiner Bedenken, einmal die DDR zu besuchen, ein weislicher Berater und Helfer.“ Als weitere positive Wegmarke nannte er die erste direkte Telefonverbindung, die zwischen Berlin und Dortmund freigeschaltet worden war. Bald danach wurden Reisen der Apostel aus der DDR zu den Apostelversammlungen möglich. Wie in Teil 1 dieses Beitrags zu der Phase Walter Schmidts dargestellt, bildete das Jahr 1971 einen kritischen Punkt im Verhältnis zwischen DDR und NAK. In diesem Jahr

„proklamierte unsere Regierung die These: Staatsgrenzen sind Kirchengrenzen. Das bedeutete, daß sich die Neuapostolische Kirche in der DDR vom Stammapostel, einem Westdeutschen, lösen sollte. Das gab einen schweren Kampf, der uns allen viel abforderte und mir, der ich ja an der Frontlinie stand, bestimmt nicht das Wenigste. Unsere Konsequenz, die Verbindung zum Stammapostel nicht abzubrechen, veranlaßte die Staatsmacht zum Rückzug.“

Seine eigene Grundhaltung hatte Wilhelm Pusch seit diesem Zeitpunkt an einem Ratschlag Walter Schmidts ausgerichtet:

„Stille sein und keine schlafenden Hunde wecken! Danach habe ich bis heute getan und in der Beständigkeit unserer Grundhaltung zum Staate beste Erfahrungen gesammelt.“

Zu den im Jahre 1980 aktuellen Herausforderungen zählten auch die Ausweitung der Telex-Verbindungen sowie der Wunsch nach Groß-Übertragungen. Mit den bestehenden Telex-Einrichtungen war es nicht möglich, in das „Nichtsozialistische Ausland“ zu senden. Verschiedene Anträge an die Post hatten immer zu Ablehnungen geführt. Nachdem vonseiten des Postamtes die technische Realisierbarkeit bestätigt worden war und die fehlende Genehmigung damit bei der Regierung verortet werden konnte, sickerte wohl im Kontakt mit dem Staatssekretariat für Kirchenfragen folgendes Beispiel kirchenpolitischer Differenzierungstaktik durch:

„Auf nochmaligen Druck hin hat man uns hinter vorgehaltener Hand gesagt: Wenn wir Ihnen die Genehmigung dazu erteilen, dann müssen wir sie auch der Evangelischen Kirche geben, und das wollen wir nicht.“

Inwieweit diese Taktik der Vertreter des Staates aufging, veranschaulicht die Reaktion Wilhelm Puschs: „Daraufhin habe ich unser Einverständnis erklärt, vorläufig einen solchen Antrag zurückzustellen.“ Zugleich rühmte man sich, die erste Kirche in der DDR gewesen zu sein, die im Besitz einer Telex-Anlage war. Vor diesem Hintergrund verwundert der Vorschlag Wilhelm Puschs im Hinblick auf die Übertragungen wenig: „Auf der gleichen Linie liegt unser Wunsch, an Groß-Übertragungen etc. in der DDR mit angeschlossen zu werden. Es ist sicherlich ratsam, vorerst darauf zu verzichten.“

Aus anderer Perspektive veranschaulicht eine knappe interne Notiz, die Hans Urwyler für einen ebenfalls in der Schweiz tätigen Amtsträger und Mitarbeiter auf einem eigentlich an Wilhelm Pusch adressierten Antwortschreiben hinterließ, die besonderen Bedingungen, unter denen die Verantwortlichen der Kirche in der DDR arbeiteten: „Die Worte an Bezirksapostel Pusch sind etwas verschlüsselt und heißen im Klartext, daß er diese Broschüre dann so abändern kann, daß in der DDR keine Schwierigkeiten entstehen.“4 Diese erklärungswürdigen Sätze, die der Kirchenleiter an Wilhelm Pusch gerichtet hatte, lauteten: „Du hast mir in Deinen Bemerkungen zu der Abhandlung ‚Göttliche Verheißungen und ihre Erfüllung‘ einige Punkte angegeben. Wir haben abgesprochen, dass Du dieselben selbstverständlich nach Deinem Wunsch so gestalten kannst, dass sie für Deine Zwecke die notwendige Gültigkeit haben.“

Handschriftlich war auf einem anderen Brief, den man vom Sitz der NAK International in Zürich im August 1986 an Wilhelm Pusch versenden wollte, vermerkt: „Solche Sätze nicht in die DDR!! Nach Berlin West!!“5 Der betreffende, im Dokument rot markierte Satz lautet: „Mit Interesse erwartet er [der Stammapostel] die Zeitschrift ‚Kirche im Sozialismus‘, mit dem Artikel ‚Neuapostolische Kirche in der DDR‘ von Christian Pietsch, die ihm dann durch Bischof Türk zugestellt wird.“ Der genannte Horst Türk lebte in Berlin-West und war dort für die NAK tätig. Der Besitz der in Berlin-West erscheinenden Zeitschrift aus dem protestantischen Bereich war Bürgern der DDR verboten. Wäre dieser Umstand bekannt geworden, hätte dies zu negativen Konsequenzen für die NAK und ihre Vertreter führen können.

1984: Treffen des Stammapostels mit dem Staatssekretär

Ursprünglich für den Februar des Jahres 1983 anvisiert, aufgrund einer Erkrankung Hans Urwylers aber abgesagt, war ein Empfang des Stammapostels im Amtssitz des Staatssekretärs für Kirchenfragen. Vorausgehen sollte dieser Begegnung eine Kranzniederlegung für die Opfer des Dresdner Bombenangriffs am dortigen Ehrenmal.6 Die erste Begegnung eines neuapostolischen Kirchenoberhauptes mit einem Staatssekretär für Kirchenfragen fand schließlich am 16. April 1984 im Berliner Amtssitz von Klaus Gysi, dem Staatssekretär für Kirchenfragen von 1979 bis 1988, statt.

Das „Neue Deutschland“ berichtete am folgenden Tag in einem kurzen Artikel über die Begegnung. „Der Gast brachte den Dank für die gute Zusammenarbeit mit der neuapostolischen Kirche und die stete Unterstützung ihres Wirkens durch den sozialistischen Staat zum Ausdruck.“7 Gemäß dem Protokoll, das vonseiten der neuapostolischen Teilnehmer angefertigt worden war, fand die Begegnung in „ausgesprochen freundlicher und aufgeschlossener Atmosphäre“8 statt. Die neuapostolische Gruppe bestand aus Hans Urwyler, Klaus Saur, dem Bezirksapostel in Baden und Hessen, sowie den vier Bezirksaposteln aus der DDR, außerdem Apostel Schröder und Werner Simon. Das Kirchenoberhaupt bedankte sich dafür, „daß die Reisetätigkeit bisher ohne alle Schwierigkeiten abgewickelt werden konnte und er die leitenden Männer der Kirche und die Gebietskirchen in ihren Lebensbereichen kennenlernte“. Keine wesentlichen Probleme konstatierte er zwischen der NAK und den Staatsorganen. Er bat jedoch darum, die Gebietskirche Leipzig bei der Errichtung des Kirchengebäudes in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, zu unterstützen, da die „gegenwärtigen Verhältnisse ausgesprochen unwürdig“ seien. Seinen „Dank für die gute Zusammenarbeit“ stattete umgekehrt auch der Staatssekretär ab. Auf die Bemerkung, dass derartige Begegnungen „mit anderen Kirchen nicht in einer solchen Art und Weise zur Durchführung kommen“ könnten, erwiderte Hans Urwyler, „daß wir uns überall so verhalten. In allen Ländern haben wir gute Beziehungen zu den Behörden und werden auch alle unsere Mitglieder immer wieder darauf hinweisen, um gute Verbindungen Sorge zu tragen.“

Im September 1984 wandte sich Wilhelm Pusch berichterstattend an Klaus Gysi. Vom 7. bis 11. September 1984 hatte eine Bezirksapostelversammlung in der DDR stattgefunden. Erneut war ein Zusammentreffen mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen geplant, das aufgrund eines Trauerfalls und der vorzeitigen Abreise von Hans Urwyler abgesagt werden musste. Das vorliegende Schreiben gab die Ausführungen des Kirchenoberhauptes in Bezug auf die DDR wieder und endete mit dem Auftrag, Hans Urwylers „persönlichen Dank und herzlichen Gruß zu übermitteln“9. In einem Vorwort zur Bezirksapostelversammlung hatte er der Regierung gedankt, welche die Versammlung „in sehr zuvorkommender Art und Weise genehmigt hat. Ein spezielles Dankwort auch an Herrn Staatssekretär für Kirchenfragen Herrn Klaus Gysi und seine Mitarbeiter, die dies in großzügiger Weise befürwortet haben. Wir wissen das gute Verhältnis sehr zu schätzen.“ Darüber hinaus bedachte er das Land, die Bevölkerung und die Regierung fürbittend. Über die Eindrücke der Bezirksapostel, die aus der ganzen Welt in die DDR gereist waren, wusste Wilhelm Pusch dem Staatssekretär Folgendes zu berichten:

„Die meisten der uns besuchenden Kirchenpräsidenten waren das erste Mal in der DDR. Sie bekundeten in vielfältiger Weise ihre Bewunderung einem Staat gegenüber, in dem Ordnung und Sicherheit herrschen. Sie waren erstaunt über den Wiederaufbau in Stadt und Land und die Sauberkeit, die sie überall beobachten konnten … Sie haben sich die Menschen angesehen, die, ordentlich gekleidet, die Straßen bevölkerten, und mit ihren Beobachtungen manches an Meinung ausräumen können, was ihnen anderwärts erzählt worden war.“

1989: Richard Fehr in der DDR

Im Februar 1989 besuchte Richard Fehr (1939 – 2013), der siebte Stammapostel, die DDR. Neben einem Festgottesdienst am 5. Februar 1989 stellte das Gespräch zwischen dem Staatsekretär für Kirchenfragen und Richard Fehr einen Höhepunkt der Reise dar. Dieses Ereignis wurde vonseiten der staatlichen Presse mit dem Untertitel „Kirchenpräsident Richard Fehr würdigt Politik der DDR“ werbewirksam interpretiert. Die Sächsische Zeitung gibt die Aussagen des Stammapostels in dem Gespräch vom 6. Februar wie folgt wieder: Er sei bei seinen Besuchen in der DDR jedes Mal in ein sicheres und geordnetes Land gekommen. Als bemerkenswertes Zeichen der neuapostolischen Christen, auf die er bei seinen Reisen traf, benannte er deren Zufriedenheit und Dankbarkeit über die gesicherte Möglichkeit, ihren Glauben zu leben. Positiv äußerte er sich auch über neu errichtete Kirchengebäude, die er als Zeichen äußeren Wachstums wahrnahm.10 Wörtliche Entsprechungen dieser Formulierungen finden sich in einem Entwurf des Kirchenpräsidenten der NAKI an den Staatssekretär für Kirchenfragen, der auf den 1. Februar 1989 datiert ist.11 Es ist davon auszugehen, dass Richard Fehr diese ausformulierte Erklärung im Rahmen des offiziellen Treffens vorgetragen hat und sie den anwesenden Pressevertretern zur Berichterstattung zur Verfügung gestellt worden war.

1989/1990: Die Neuapostolische Kirche am Ende der DDR

Gering sind die Niederschläge einer Auseinandersetzung mit der politischen und gesellschaftlichen Umwelt zum Ende der DDR in den aufbewahrten Dokumenten seitens der NAK. Ein Fundstück stellt folgende Unterredung dar: Fritz Schröder, Wilhelm Pusch und Werner Simon waren im Januar 1989 Kurt Löffler, dem vierten und letzten Staatssekretär für Kirchenfragen, begegnet. Anlässlich des 40-jährigen Staatsjubiläums erläuterte der Staatssekretär seine Sicht auf das Verhältnis zur NAK. Als Quelle dient das Protokoll der neuapostolischen Seite. Der Staatssekretär habe die „Verbindung Staat/NAK als sehr positiv“12 herausgestellt. Die NAK habe 40 Jahre lang mitgearbeitet. Der Äußerung Wilhelm Puschs von der stillen Kirche entgegnete der Staatssekretär mit folgendem Vorschlag: „Wir sollten bewußter an die Öffentlichkeit treten. Deutlich machen, wie wir zum Staate stehen und unseren Anteil am Werden der DDR bekanntmachen.“ Neben Ordensverleihungen stellte er auch ein Zusammentreffen mit dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in Aussicht. Der Staatssekretär für Kirchenfragen hatte die NAK für seinen ersten Besuch des neuen Jahres ausgewählt, da er sie auf dem Platz wissen wollte, „auf den sie nach ihrem Stellenwert und ihrer bewußt gezeigten Mitarbeit in den 40 Jahren“ gehöre. Ohne Verklausulierungen wies er auf die Vorteile hin, die ein Treffen mit dem Staatsratsvorsitzenden mit sich bringen würde:

„Er führte das Beispiel an, daß die Mormonen nach dem Treffen mit E[rich] H[onecker] die Missionstätigkeit aufnehmen und erweitern konnten. Sicher hätten wir bestimmte Bedürfnisse, die, wenn vom Staatsratsvorsitzenden verfügt, auch von allen Ebenen unseres Staates zu realisieren wären.“

Eine direkte Folge der Begegnung mit Kurt Löffler waren die Sonderausgabe der „Neuapostolischen Familie“ zum 40. Jahrestag der DDR und das Gratulationsschreiben, das die neuapostolische Kirchenleitung dem Staatssekretär zukommen ließ. Da dieser sich für eine Veröffentlichung zur Entwicklung der NAK in der DDR ausgesprochen hatte, informierte Bezirksapostel Schröder die anderen Bezirksapostel über eine geplante Zusammenstellung sämtlicher Kirchenbauten in den 40 Jahren DDR, versehen mit einer entsprechenden Grußansprache.13 Das offizielle Gratulationsschreiben wurde am 5. Oktober 1989 persönlich übergeben.14

Drei Aspekte sprachen der unterzeichnende Bezirksapostel Fritz Schröder und der Nachfolger Wilhelm Puschs als Beauftragter zur Regierung der DDR, Werner Simon, im Namen aller vier Kirchenpräsidenten an. Zum Ersten wurde die Rolle der neuapostolischen Christen in der DDR benannt. Sie hätten die „Entwicklung der vergangenen 40 Jahre … miterlebt und mitgestaltet“15. Daraus folgte die Feststellung: „Am Aufbau war auch unser Fleiß und unsere Arbeit beteiligt.“ Zweitens wurde der Dank der Kirche gegenüber dem Staat ausgeführt. Dieser Dank galt vornehmlich der Erhaltung des Friedens. Der dritte Aspekt umfasste den Wunsch nach einem zukünftigen positiven Verhältnis zwischen DDR und NAK. So war man der „feste[n] Überzeugung“, dass die positive „Entwicklung in unserem Lande zur Fortführung eines lebendigen Glaubens- und Gemeindelebens“ ihre Fortsetzung finden würde. Das Gratulationsschreiben schließt mit dem Verweis auf die Gewährung der Religionsfreiheit:

„Dankbar im Rückblick und zukunftsfreudig im Vorausblick leben die Amtsträger und Mitglieder der Neuapostolischen Gebietskirchen in der DDR weiter in der Hoffnung und Überzeugung, dass ihre betont glaubensbezogene Lebenseinstellung in unserem Staate geachtet ist.“

Mit einer Sonderbeilage widmete sich auch die „Neuapostolische Familie“ dem Thema „40 Jahre Deutsche Demokratische Republik – 40 Jahre Geschichte der Neuapostolischen Kirche in der DDR“. Dabei nimmt der erste größere Abschnitt auf die Folgen des Zweites Weltkriegs und die Nöte der unmittelbaren Nachkriegszeit Bezug. Das nationalsozialistische Deutschland wird hingegen nicht erwähnt. Die sich manifestierende Weltordnung, die unter dem Begriff Kalter Krieg zusammengefasst wird, sowie die konkreten politischen Auswirkungen auf Deutschland, die in die Teilung Deutschlands mündeten, beschreibt das kirchliche Periodikum in distanziert-unpolitischer Weise:

„Schließlich kam es zu Ordnungen unter den Völkern, die bis heute ihre Gültigkeit haben. Sich über Wohl und Wehe auszulassen, ist unserer Meinung nach unnütz, denn der Einzelne konnte darauf keinen Einfluss nehmen.“16

Die Akzeptanz der politischen Gegebenheiten drückte sich auch im folgenden Satz aus, der die DDR als politischen Rahmen akzeptierte, ihr positive Eigenschaften zuschrieb, aber ohne euphorische Ausschmückung:

„Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik solidierte sich zunehmend das durch Kriegs- und Nachkriegszeit gezeichnete Bild der Städte, Orte und Wohnstätten und das der Bewohner.“

Diese distanzierte Beschreibung setzt sich fort, indem die Integration der Ostvertriebenen als kirchliche Leistung betrachtet wird, die sich durch die Aufnahme „tausende[r] neuapostolische[r] Christen aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie“ in das Land und die Kirchengemeinden auszeichnete. Ein kritischer Ton ist im Resümee über das Verhältnis von Staat und Kirche in den vergangenen 40 Jahren zu vernehmen. Dennoch endet der Absatz mit dem Bekenntnis der neuapostolischen Christen zur Loyalität gegenüber der DDR.

„Sicher gehen Bewegungen im gesellschaftlichen wie im staatlichen Geschehen nicht direkt konform mit der Entwicklung kirchlichen Lebens, doch bedingen sie einander. Wir sind zugleich Bürger des Staates, in dem wir beheimatet sind, in dem wir unsere Arbeit und auch unsere staatsbürgerlichen Pflichten und Rechte haben. Dabei wissen wir, daß Pflichten und Recht leichter zu deklarieren sind als beidseitig zufriedenstellend einzubringen und zu gewähren.“

Ein zweiter, längerer Abschnitt konzentriert sich auf das gegenwärtige Verhältnis. So wird daran erinnert, dass bei der Staatsgründung das „Prinzip der Trennung zwischen Staat und Kirche angewendet“ worden war. Vor dem Hintergrund der hinkenden Trennung zwischen Kirche und Staat, wie sie die Weimarer Reichsverfassung und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland kennen, und Fragen wie der Einziehung der Kirchensteuer durch den Staat oder der Staatsleistungen an die Kirchen stellen die Verfasser der Sonderbeilage fest: „Die Neuapostolische Kirche hat sich jederzeit ausschließlich aus eigenen Mitteln getragen.“

Fast schon apologetisch gegen staatliche Anfragen nach politischen Stellungnahmen der NAK gerichtet mutet ein Satz an, der, ohne die Kirche selbst zu benennen, Joh 18,36 zitiert. Christus habe gegenüber an ihn geknüpften Erwartungen, „die aber nicht seinem Auftrag von Gott entsprachen“, festgestellt, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei. Mittels dieses Verses untermauerte man die aus neuapostolischer Sicht klare Trennung von Kirche bzw. Glauben und Welt. Die weitere Existenz der kirchlichen Institution wird eher dem Willen Gottes zugesprochen als den äußeren, den weltlichen und politischen Bedingungen. Neben einigen Aussagen, die sich auf die Struktur der Kirche, ihre Inhalte und Aufgaben beziehen, dankt man in der Sonderbeilage, „in einem geordneten Staat leben zu dürfen“. Rückblickend stellt man fest:

„So ist es doch viel, was der Kirche in den 40 Jahren … erhalten wurde, was wachsen und verbessert werden konnte. Sieht man am gesellschaftlichen Festtag ‚40 Jahre DDR‘ dies – und nicht überwiegend offene Wünsche – und bedenkt, daß in diesem Zeitraum Europa der Frieden erhalten wurde und von deutschem Boden kein Krieg ausging, dann sind neuapostolische Christen allen dankbar, die sich darum in Verantwortung bemüht haben.“

Vergleicht man die beiden offiziellen Schreiben anlässlich des 40-jährigen Staatsjubiläums, so wirkt der Brief an den Staatssekretär für Kirchenfragen Kurt Löffler euphorischer und positiver. Während die Sonderbeilage als Veröffentlichung im kircheneigenen Periodikum von sämtlichen Gläubigen in der DDR und mindestens durch die vorherige Genehmigung des Presseamtes ebenfalls von Vertretern des Staates zur Kenntnis genommen wurde, war der Adressatenkreis im ersten Fall homogener. Nur staatliche Vertreter, wie der Staatssekretär für Kirchenfragen und durch ihn in Kenntnis gesetzte Personen, kannten den Inhalt. In seiner Antwort bestätigte der Staatssekretär die Bitte, die „Position Ihrer Kirche zum 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik an die Staatsführung unseres Landes zu übermitteln“17. In beiden Fällen mag die Fortsetzung des bisherigen durchaus positiven Verhältnisses als Absicht hinter den Abfassungen gestanden haben. Sie reihten sich außerdem in eine lange Reihe von Gratulationsschreiben ein.18

Durch die Leserschaft der „Neuapostolischen Familie“ nimmt es nicht wunder, dass der Rückblick auf die letzten vier Dekaden nüchterner und auf das kirchliche Leben ausgerichtet worden war. Das Antwortschreiben Kurt Löfflers untermauert die obige Vermutung. So bedankte er sich nicht nur für das Schreiben an sich, sondern auch für den Anteil, den die neuapostolischen Christen an der Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung auf deutschem Boden hatten.19 Affirmativ positioniert sich der Staatssekretär für Kirchenfragen gegenüber dem aktiven staatsbürgerlichen Handeln der neuapostolischen Kirchenmitglieder. Dieses korreliert mit der vielfach von der Kirchenleitung betonten Loyalität. So hätten es die Gemeinden „richtig verstanden, daß die Grundprinzipien unserer Innen- und Außenpolitik von tiefem Humanismus geprägt sind“. Weiterhin stellt der Staatssekretär fest: „Die Gläubigen tragen durch ihr aktives Handeln für die Erhaltung des Friedens, die Ausgestaltung der sozialen Geborgenheit bei freier Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit unter Wahrung der Glaubensfreiheit bei.“ Unter dem Begriff der „konstruktiven Zusammenarbeit“ fasste er das bisherige und das zukünftige Verhältnis aus Sicht seines Staatssekretariats zusammen.

Fazit

Eine Schlüsselposition im Verhältnis zwischen der NAK und den Vertretern des Staates, insbesondere des Staatssekretariats für Kirchenfragen, nahm Wilhelm Pusch ein. In Berlin wohnhaft, war er 1957 seitens der NAK offiziell zum Vertrauensmann zur Regierung der DDR ernannt worden. Von diesem Umstand leiten sich mehrere Konsequenzen ab. Auf der kirchenpolitischen Ebene folgte die NAK damit den Forderungen des SED-Staates nach einem zentralen Ansprechpartner. Für das als prinzipiell positiv zu charakterisierende Verhältnis zwischen NAK und DDR-Regierung wurde dadurch die Voraussetzung geschaffen. Die historiografische Ebene lässt sich in der Hauptsache nur durch die von Pusch überlieferten Briefe, Protokolle und Mitteilungen erreichen. Er prägte somit einerseits das Bild der NAK in der DDR für seine Zeitgenossen. Die auf ihn zurückgehende schriftliche Überlieferung beeinflusst andererseits die Wahrnehmung dieser Epoche im Rückblick. Seiner eigenen resümierenden Darstellung im Jahre 1980 ist zu entnehmen, dass sich die Herausforderungen über die Jahre vereinfachten.

Aus Sicht der NAK stand das Verhältnis zur DDR unter dem theologischen Grundsatz des Obrigkeitsgehorsams. Umsetzung fand dieser Gehorsam jedoch nicht in einem neutralen Verhältnis zur politischen und gesellschaftlichen Umgebung. Das sowohl von der kirchlichen Seite als auch von staatlichen Vertretern als loyal beschriebene Verhalten der Kirchenleitungen und ihrer Mitglieder bestimmen das öffentliche Bild der NAK in der DDR. Durch die starke Betonung der Eschatologie stand für neuapostolische Christen die Naherwartung der Wiederkunft Jesu Christi und die Hoffnung auf das jenseitige Leben im Vordergrund.

Eine Trennung zwischen dem diesseitigen Leben und dem jenseitigen begünstigte auch die vermeintlich klare Unterscheidung von Glauben bzw. Kirche und Welt bzw. Politik. Das Beziehen politischer Positionen war den neuapostolischen Kirchenvertretern daher fremd. Besonders deutlich wurde dies in den Aussagen Walter Schmidts.

Die neue Quellenlage hat schlaglichtartig Einblicke in die innere Kommunikation über das Verhältnis zur DDR ermöglicht. Für eine eindeutige, theologisch begründete Haltung gegenüber einer politischen Vereinnahmung, die auch in seiner Ablehnung eines Besuches der DDR zum Ausdruck kam, stand Walter Schmidt. Durch seinen Wohnort in der Bundesrepublik stand er jedoch nie unter dem gleichen Druck wie die Betroffenen in der DDR. Von einer pragmatischen, durch die persönlichen Begegnungen und die eigenen Erfahrungen als Bürger der DDR geprägten Haltung zeugt dagegen das Handeln Wilhelm Puschs. Von dieser Warte aus widersprach die Verlegung von Gottesdienstzeiten aufgrund von Wahlen, die Übergabe von Spenden an staatliche Institutionen oder mediale Instrumentalisierung von Gesprächen mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen20 nicht dem Grundsatz einer Trennung von Staat und Kirche, auf den sich beide Parteien wiederholt beriefen.

Eine deutliche Veränderung im Verhältnis zur DDR trat infolge des Übergangs zu den aus der Schweiz stammenden Stammaposteln Hans Urwyler und Richard Fehr ein. Mit dem Wohnort ging die Verlegung des Sitzes der weltweiten Kirchenleitung aus der Bundesrepublik in die Schweiz einher. Beide Stammapostel besuchten die DDR nicht nur mehrfach, sondern waren auch zu öffentlichkeitswirksamen Treffen mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen bereit. Diese veränderte Haltung der Kirchenleitung nach der Ära Walter Schmidts mag in erster Linie auf biografische Gründe zurückzuführen sein. Hans Urwyler und sein von ihm selbst ausgewählter Nachfolger Richard Fehr teilten die grundsätzliche Ablehnung des 1891 geborenen Walter Schmidt nicht. Sie gehörten mit den Geburtsjahren 1925 und 1939 nicht nur einer anderen Generation an, sondern standen der Existenz der beiden deutschen Staaten als Schweizer Bürger auch persönlich neutraler gegenüber als der aus Dortmund stammende Walter Schmidt, der außerdem kaum Reisen in andere Länder unternommen hatte.

Konfliktträchtig wurde das Verhältnis aus Sicht der NAK dann, wenn sie in der Ausübung ihrer Glaubenspraxis tangiert oder eingeschränkt wurde. Das betraf während des Stammapostolats Walter Schmidts vornehmlich Reisen zu Apostelversammlungen nach Dortmund oder zur geistlichen Betreuung von Kirchengliedern in den Westsektoren Berlins. Die Haltung der NAK zur DDR kann somit nicht ohne ihre theologischen Charakteristika, wie beispielsweise die oben genannte Eschatologie oder die Ämterlehre mit ihrer starken Hierarchie und Hochbewertung des (Stamm-)Apostolats, verstanden werden. Hinsichtlich der theologischen Grundentscheidungen zeugen die vorgestellten Quellen von einer ins Private zurückgezogenen Haltung der neuapostolischen Christen, die sich bis in die letzte Phase der DDR politischer Äußerungen enthielten. In der Öffentlichkeit stand vor allem der Dank für die Ermöglichung der Religionsausübung im Vordergrund.

Inhaltlich unterscheiden sich die Erklärungen gegenüber den Staatssekretären für Kirchenfragen in den beiden Phasen dagegen wenig. Den staatlichen Vertretern kam man seitens der NAK durch den direkten Kontakt zum geistlichen Oberhaupt entgegen. Diese Besuche dienten der DDR zur Prestigesteigerung. Gleichzeitig stand das Verhalten der Kirchenmitglieder zu dem Staat, in dem sie lebten, weiterhin unter der Überschrift der Loyalität.

Selbstverständlich gab es auch (kirchen)politische Gründe dafür, dass sich das Verhältnis zwischen der NAK und staatlichen Vertretern verbesserte, so wie sich im Rahmen der allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der DDR das Verhältnis zu den Kirchen entspannte. Eine Ausführung dieser Gründe muss aber hier aufgrund des gewählten Fokus – auf bisher unbekannte Quellen vonseiten der NAK – ausbleiben. Eine nach chronologischen und regionalen Gesichtspunkten differenzierte Einzeichnung der neuapostolischen Kirchengeschichte in den allgemeingeschichtlichen und konfessionskundlichen Kontext ist daher als fortbestehendes Desiderat zu konstatieren.


Andrea Huber, Heidelberg,03.05.2020
 

Anmerkungen

  1. Wilhelm Pusch an Hans Urwyler (Berlin, 4.6.1980), in: Akte Ap. W. Pusch 1975 – 1990, 114. Folgende Zitate ebd.
  2. Der Bezirksapostel Artur Köhler hatte seine Bitte an das Staatssekretariat um Visa für sich und seine Frau für einen Kuraufenthalt in Bad Reichenhall an Wilhelm Pusch übergeben. Er hatte die Anmerkung beigefügt, dass Hans Urwyler damit einverstanden sei. Das Staatssekretariat lehnte das Gesuch ab, „da es sich um eine private Sache“ (ebd.) handele.
  3. Wilhelm Pusch an Hans Urwyler (Berlin, 3.11.1980), in: Archiv NAKI Akte Ap. W. Pusch 1975 – 1990, 168. Folgende Zitate 168-170.
  4. Hans Urwyler an Wilhelm Pusch (Bern, 15.11.1982), in: Archiv NAKI Akte Ap. W. Pusch 1975 – 1990, 280. Folgendes Zitat ebd.
  5. Sekretariat an Wilhelm Pusch (Zürich, 15.8.1986), in: Archiv NAKI Akte Ap. W. Pusch 1975 – 1990, 503. Folgendes Zitat ebd.
  6. Vgl. Wilhelm Pusch an Hans Urwyler (Berlin, 25.11.1982), in: Archiv NAKI Akte Ap. W. Pusch 1975 – 1990, 282; Hans Urwyler an Wilhelm Pusch (Bern, 28.1.1983), in: Archiv NAKI Akte Ap. W. Pusch 1975 – 1990, 296.
  7. Staatssekretär begrüßte Kirchenpräsident, in: Neues Deutschland vom 17.4.1984, 2.
  8. Aktenvermerk, Betr.: Begegnung des Stammapostels mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen bei der Regierung der DDR (Berlin, 18.4.1984), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 184. Folgende Zitate ebd.
  9. Wilhelm Pusch an Klaus Gysi (Berlin, 14.9.1984), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 179. Folgende Zitate ebd.
  10. Vgl. Gespräch mit Repräsentanten der Neuapostolischen Kirche. Kirchenpräsident Richard Fehr würdigt Politik der DDR, Aktuelle Information – Sächsische Zeitung (7.2.1989), 2.
  11. Vgl. NAKI Kirchenpräsident an Staatssekretär (Entwurf, 1.2.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 38f.
  12. Niederschrift über das Zusammensein des Staatssekretärs für Kirchenfragen mit Vertretern der NAK am 12.1.1989 (Berlin, 17.1.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 46. Folgende Zitate ebd.
  13. An die Bezirksapostel Adam, Karnick und Nehrkorn (16.1.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 55.
  14. Vgl. Fritz Schröder an Willy Adam / Siegfried Karnick / Fritz Nehrkorn (Berlin, 4.1.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 14.
  15. Neuapostolische Kirche Berlin DDR an Staatssekretär für Kirchenfragen bei der Regierung der DDR (zum 7.10.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1, 1. Teil, 15. Folgende Zitate ebd.
  16. 40 Jahre Deutsche Demokratische Republik – 40 Jahre Geschichte der Neuapostolischen Kirchen in der DDR (7.10.1989), in: Sonderbeilage Neuapostolische Familie, September 1989, 1. Folgende Zitate ebd.
  17. Kurt Löffler an Fritz Schröder (Berlin, 31.10.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 12.
  18. Vgl. Gratulationsschreiben Geburtstag Kurt Löffler (Berlin, 24.8.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 25.
  19. Vgl. Kurt Löffler, an Fritz Schröder (Berlin, 31.10.1989), in: NAK BerlBrdbg Staat und Kirche 1 1. Teil, 12. Folgende Zitate ebd.
  20. Eine weitere Herausforderung aus Sicht der Kirche stellte die Berichterstattung über die Zusammenkunft der neuapostolischen Kirchenvertreter mit Hans Seigewasser in Sachsenhausen dar. Der ebenfalls anwesende Pressevertreter der „Neuen Zeit“ war darüber informiert worden, „in welchen Schranken er sich bei seiner Berichterstattung zu halten habe, um keine unangenehmen Folgen hervorzurufen“ (Aktennotiz zum Gespräch des Staatssekretariats für Kirchenfragen mit den Leitungen der Neuapostolischen Gebietskirchen in der Deutschen Demokratischen Republik am Dienstag, dem 29. April 1969 in der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen, in: Archiv NAKI Akte Bischof Pusch, 97). Wilhelm Pusch resümierte über den erschienenen Beitrag, dass dieser sich an die Vereinbarungen gehalten habe, „wenn er auch dazu seinen Wortschatz verwenden mußte […]“ (ebd.). Unter der Überschrift „Heimstatt der Humanität. Gespräch mit Vertretern der Neuapostolischen Kirche“ berichtete die Neue Zeit vom 3. Mai 1969 über den Besuch und die Aussprache.