NAK-Basis startet Missionsprojekt in Merseburg

Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist in den letzten Jahren zunehmend offener für die Eigeninitiative ihrer Basis geworden. Das zeigt sich nun wieder in dem Projekt „Impuls e. V.“, das in Merseburg nahe Leipzig gestartet ist (www.impuls-merseburg.de). Träger ist der Verein „Netzwerk Apostolische Geschichte“, eine innerapostolisch-ökumenische Laieninitiative, die sich schon seit Jahren der Erforschung der Geschichte der diversen apostolischen Kirchen und Gemeinschaften widmet (vgl. MdEZW 11/2013, 424-427). Schon in der Vergangenheit wehte aus dem Netzwerk wiederholt ein frischer Wind in die Neuapostolische Kirche: Mal förderte die Geschichtsforschung Überraschendes zutage und stellte die kirchenoffizielle Geschichtsschreibung infrage, ein anderes Mal brachte man ein apostolisch-ökumenisches Gesangbuch heraus. Dieser ideenreiche und innovationsfreudige Kreis gab nun auch den Anstoß für das Merseburger Projekt (http://apostolische-geschichte.de/netzwerk-plant-begegnungsstaette-impuls-in-merseburg ).

Ein Ladengeschäft in unmittelbarer Nähe zum tausendjährigen Merseburger Dom wurde mit Spendenmitteln angemietet, überwiegend in Eigenarbeit hergerichtet und soll künftig als „Begegnungsstätte für Freizeitgestaltung und Gemeinschaft“ dienen. Die Wahl Merseburgs ist der für ostdeutsche Verhältnisse großen Zahl neuapostolischer Jugendlicher in der Gegend Leipzig-Halle-Merseburg geschuldet.

In der Begegnungsstätte sollen künftig kulturelle Veranstaltungen (Musik, Buchvorstellungen) und gemeinsame Unternehmungen von der Silvesterparty bis zu Wanderausflügen organisiert werden. Offizielle Eröffnung war am 18. Januar 2020. Andachten und religiöse Vortragsthemen („Mein Pilgerlauf auf dem Jakobsweg“) machen das Angebot erkennbar auch zu einer missionarischen Initiative. Der Vorstandsvorsitzende von Impuls e. V., Sebastian Müller-Bahr, erklärt, man habe sich dabei auch vom missionarischen Geist der Freikirchen inspirieren lassen. Er zitiert einen der beteiligten Jugendlichen, der es so formulierte: „Wir wollen raus aus der Kirche und rein in die Stadt, den Menschen die Scheu vor dem Kreuz zu nehmen.“ Die Kunst, so Müller-Bahr, werde nun sein, den Schwung und ungeheuren Arbeitseifer der Anfangsphase in ein dauerhaftes Engagement zu überführen.

Die ursprüngliche Idee war auf dem Internationalen Jugendtag der NAK im Mai 2019 entstanden. Neuapostolische Jugendliche wollten einen eigenen Raum jenseits der Kirchengebäude haben und beschlossen, ihn nicht von den Kirchenoberen zu fordern, sondern ihn sich selbst zu schaffen. Bald wurde dann klar: Es sollte nicht nur um Freiräume nach innen gehen, sondern eigentlich wollte man nach außen wirken und – so der programmatisch gewählte Slogan – „Neues Leben in die Stadt“ bringen. Ebenfalls erst in der Planungsphase beschloss man, das Ganze nicht als speziell neuapostolisches Projekt anzugehen. So präsentieren sich nun die Organisatoren zwar überwiegend als NAK-Mitglieder, doch Vereinssatzung und Werbung weisen den Verein nicht als neuapostolisch aus. Schon vorher hatte die Merseburger NAK-Gemeinde in der lokalen Ökumene mit anderen Kirchen zusammengearbeitet. Daher bestehen von dieser Seite aus auch keine Bedenken oder Konkurrenzängste, sondern das Projekt wird ob seines Belebungs- und Zeugnischarakters in einem sich immer weiter säkularisierenden Umfeld begrüßt. Damit darf man Impuls e. V. auch als eine Frucht der jüngeren ökumenischen Öffnung der NAK und ihrer Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) ansehen.


Kai Funkschmidt