Buddhismus

Jade-Buddha für den Weltfrieden zu Besuch in Deutschland

Die weltweit größte, aus einem Jadestein gefertigte Buddha-Figur machte in der Zeit vom 18. bis 26. Juni 2011 einen Zwischenhalt in der Pagode „Vien Giac“ („vollkommene Erleuchtung“) in Hannover. Begleitet wurde die Ausstellung des Buddhas von einem umfangreichen Rahmenprogramm und einer großen Eröffnungszeremonie am ersten Tag. Mit Drachentanz, Gebeten und Opferzeremonien wurde die Statue von über 2000 Besuchern willkommen geheißen. Der Großteil der anwesenden Gläubigen war vietnamesischer Abstammung, aber auch viele Nicht-Buddhisten ließen sich das Ereignis nicht entgehen. Das bunte Fest versetzte die Anwesenden vorübergehend nach Südostasien – ein Eindruck, der durch Verkaufsstände für Devotionalien und ein breites Angebot an authentischer vietnamesischer Küche noch verstärkt wurde.Die Eröffnungszeremonie wurde von verschiedenen Vorträgen und religiösen Belehrungen umrahmt. Am Abend fand ein Kulturprogramm statt, bei dem vietnamesischer Gesang und Tanz von eigens aus den USA eingeflogenen Künstlern und verschiedenen Kulturgruppen des „Buddhistischen Jugendverbands Deutschland“ dargeboten wurden. Kulturelle Veranstaltungen erstreckten sich über die gesamte Ausstellungswoche.

Die 2,5 Meter hohe und 1,8 Meter breite Statue wurde aus einem der weltweit größten zusammenhängenden Jadesteine herausgearbeitet. Der 18 Tonnen schwere, „Polar Pride“ genannte Nephrit-Steinbrocken wurde im Jahr 2000 in einem schwer zugänglichen Abbaugebiet im Bundesstaat Yukon an der nordöstlichen Grenze Kanadas entdeckt. Die Qualität des Steins wurde wegen seiner Festigkeit und Farbe als besonders hochwertig eingestuft. Aufgrund der außergewöhnlichen Beschaffenheit und Größe galt der Fund als eine Sensation.Durch die Bemühungen des amerikanischen Juweliers Cheyenne Sun Hill und des Australiers Ian Green, beide Buddhisten, konnte das Projekt zur Anfertigung des Jade-Buddhas 2003 in Angriff genommen werden. Ian Green, Leiter eines Bauprojekts zur Errichtung des größten buddhistischen Tempels (Great Stupa Of Universal Compassion) außerhalb Asiens, nahm Kontakt zu Lama Zopa Rinpoche auf, einem Vertrauten des Dalai Lama, und unterbreitete ihm den Vorschlag, aus dem „Polar Pride“ einen Buddha zu fertigen. Dieser gab sein Einverständnis, das er mit einer ihm widerfahrenen Vision begründete, nach der der Jade-Buddha die Welt erleuchten und als Symbol des Friedens dienen werde.Nach anfänglichen Finanzierungsproblemen konnte das Projekt durch Spenden und den Verkauf bearbeiteter Jade-Splitter allmählich finanziert werden. Zur künstlerischen Gestaltung des Buddhas wurden ein Bildhauer aus Australien und einer aus Thailand engagiert, beide Meister ihres Faches. Vorbild wurde die berühmte Buddha-Figur im Mahabodhi Stupa in Bodhgaya (Indien), wo Buddha durch Meditation seine Erleuchtung erfuhr. Buddha ist in einer sitzenden Position beim Meditieren dargestellt, wobei seine rechte Hand auf dem rechten Knie liegt und nach unten zeigt. Diese Geste symbolisiert die Niederlage des Dämons Mara und verweist auf die Unerschütterlichkeit des Buddhas hin. Von einem nepalesischen Künstler wurde das Gesicht der Statue mit einem nicht reflektierenden Gold bemalt. Eine Spiegelung der Gesichter der die Statue betrachtenden Gläubigen gilt als wenig verheißungsvoll. Vom Kauf des „Polar Pride“ 2003 bis zur Fertigstellung der Figur 2008 vergingen fünf Jahre, die Gesamtkosten werden auf über 5 Millionen US-Dollar geschätzt.Die religiöse Bedeutung der Jade-Figur für gläubige Buddhisten ist als hoch anzusehen. Bei verschiedenen Anlässen fanden Segnungen durch hochrangige Würdenträger statt, so bei einer großen Zeremonie an der thailändisch-kambodschanischen Grenze, wo es wiederholt zu Konflikten zwischen beiden Nationen kommt. An der Segnung nahmen über 100 000 Menschen teil, um ein Zeichen für Frieden zu setzen.Seit 2009 befindet sich die Statue, angeregt durch Lama Zopa Rinpoche, auf einer Reise um die Welt, damit Gläubige in den verschiedenen Ländern die Möglichkeit haben, den Buddha zu betrachten und seinen Segen zu empfangen. Er soll, so der Lama, den Frieden unter den Völkern fördern, aber auch Frieden in Geist und Herz der Gläubigen einkehren lassen.Allein in Vietnam, dem Ausgangspunkt der Tour, haben den Buddha nach Angaben der Veranstalter über 3,5 Millionen Gläubige gesehen. Die Reise führte über Australien in die USA, wo er rund 1,3 Millionen Besucher anlockte. Im Juni 2011 begann die Europatour in Deutschland, erste Station war Frankfurt am Main. Nach dem Aufenthalt in Hannover standen im Juli noch Berlin und Leipzig auf dem Programm. Weitere Stationen auf der Europatour sind nur noch Trondheim, Göteborg und Paris, von wo aus die Figur nach Asien zurückkehren wird. Endgültiges Ziel ist die erwähnte „Great Stupa of Universal Compassion“ in Bendigo/Australien.


Rabih El-Dick, Hildesheim