Paranormale Heilung

Grete Häusler verstorben

(Letzter Bericht: 8/2006, 310f) Wochenlang war es kaum mehr als ein Gerücht, das vereinzelt aus den örtlichen Gemeinschaften nach außen gedrungen war. Wer auf den Internetseiten des Bruno-Gröning-Freundeskreises (BGF) oder des Grete-Häusler-Verlags nach einer Bestätigung dafür suchte, wurde enttäuscht. Erst die Anfang November erschienene Herbst-Ausgabe der Informationszeitschrift des Freundeskreises brachte schließlich die Gewissheit: Grete Häusler, Gründerin und Leiterin des BGF, verstarb am 6. September 2007 im Alter von 85 Jahren. Trotz ihres hohen Alters hatte sie bis zuletzt die Gemeinschaften in aller Welt persönlich betreut und dabei auch eine umfangreiche Reisetätigkeit nicht gescheut. So leitete sie noch elf Tage vor ihrem Tod in Danzig die Landestagung für Polen.

Der in der Zeitschrift des BGF abgedruckte Artikel wartet mit einer Reihe interessanter Informationen auf: Grete Häusler erblickte am 25. März 1922 in Wien das Licht der Welt. Schon von Kindesbeinen an soll sie von Krankheiten geplagt gewesen sein. Als sie im Sommer 1950 zu einem Vortrag Bruno Grönings nach München reiste, litt sie eigenen Angaben zufolge an chronischem Stirnhöhlenkatarrh, chronischer Unterzuckerung und einem schweren Leberschaden. Doch bereits die erste Begegnung mit Gröning brachte ihr die Heilung: „Da hast du meine drei unheilbaren Leiden“, sagte sie sich, als der Wunderdoktor von Herford seine Zuhörer aufforderte, ihm ihre Krankheiten und Sorgen zu geben. „Da hast du das ganze Unglück und alles, was kreuz und quer in meinem Leben ist; ich will es nicht mehr!“ Und im selben Augenblick „war ich alles los“, erinnerte sie sich offenbar zeitlebens an den damaligen Tag.

In der Folge wurde sie zu einer engen Mitarbeiterin Grönings. Nachdem sie zunächst in Österreich mehr als 20 Gröning-Gemeinschaften gegründet hatte, zog sie 1957 nach Deutschland. Dort will sie zu den wenigen gezählt haben, die Gröning auch nach dessen Tod im Jahr 1959 die Treue hielten.

1979 gründete sie den BGF, der vor allem seit den 1990er Jahren ein immer stärkeres Wachstum zu verzeichnen hatte. Maßgeblich beteiligt war sie überdies am Aufbau der „Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe“, unter deren Dach sich vor allem Ärzte und Heilpraktiker um eine Dokumentation der anhaltenden Heilerfolge Grönings kümmern. Besonders hervorgehoben werden in besagtem Artikel die „freundschaftlichen Kontakte zum Esperanto-Weltkongress“, die mit dazu beigetragen hätten, dass der BGF inzwischen in über 70 Ländern vertreten sei. „Unermüdlich“ und stets „im Dienste der Nächstenliebe“ so der Verfasser weiter, sei Grete Häusler unterwegs gewesen, um den Menschen in aller Welt die Lehre Bruno Grönings mit ihren Kernsätzen „Es gibt kein Unheilbar“ und „Gott ist der größte Arzt“ zu vermitteln.

Angesichts des immer wieder erhobenen Vorwurfs, der BGF habe die erst in seinen Reihen systematisierte „Lehre“ Bruno Grönings um die Reinkarnationsvorstellung angereichert, lässt eine in dem Nachruf verwendete Formulierung besonders aufhorchen: Grete Häusler sei „heimgegangen in die Herrlichkeit Gottes“, heißt es gleich mehrfach und schon in der Überschrift. Ihren Körper habe man am 13. September in Hennef/Sieg zwar zu Grabe getragen, doch ihre Seele lebe weiter in der „Herrlichkeit Gottes, dem großen Ziel aller Gottliebenden“.

In Grete Häusler hat der BGF seine Gründerin und zentrale Gestalt verloren. Sie war es, die den Freundeskreis zu einem straff geführten Familienunternehmen machte; bei ihr liefen alle Fäden zusammen. Kritiker und Ehemalige warfen ihr beharrlich autoritativen Führungsstil und Kontrollgebaren vor, da ihr die örtlichen Gemeinschaftsleiter nicht nur in finanzieller Hinsicht rechenschaftspflichtig waren. Dass man sich in den eigenen Reihen mit dem offenbar plötzlichen Ableben Frau Häuslers schwertut, davon zeugt nicht zuletzt die fast zweimonatige Verspätung, mit der ihr Tod einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. Die Nachfolge tritt nun ihr Sohn Dieter Häusler an. Ob sich an Führungsstil und zweifelhaften Lehrinhalten unter seiner Ägide etwas ändern wird, bleibt abzuwarten.


Thomas Rigl, Regensburg