Baydaa Mohammed Saeed Mustafa

„Êzidî (Êzidy)“

Die Perspektive einer Linguistin

Kurdisch, das von den Kurden gesprochen wird, ist eine westiranische Sprache der indoeuopäischen Sprachfamilie, die aus drei Hauptdialekten besteht, von denen der nördliche Dialekt als Kurmandschi und der Zentraldialekt als Soranî bezeichnet wird; zudem gibt es das Südkurdische. Der nördliche Dialekt hat die größte Anzahl an Sprechern.2 Êzidî sprechen den Kurmandschi-Dialekt, weshalb auch alle religiösen Traditionen der Êzidî auf Kurdisch in diesem Dialekt überliefert sind. Kurden in der Türkei und in Syrien schreiben ihre Sprache in lateinischen Buchstaben, wohingegen im Irak und im Iran Kurdisch in arabischen Buchstaben geschrieben wird.

Êzidî ist ein kurdisches Wort, das mit dem Buchstaben „Ê“ beginnt, dem siebten Buchstaben des kurdischen Alphabets nach Celadet Alî Bedir-xan (1893 – 1951), der das kurdisch-lateinische Alphabet schuf. Der Buchstabe „Ê“ besteht aus dem Laut „E“ und dem Zeichen „^“, das im Kurdischen „bilindak“ genannt wird. Dieses Zeichen verändert den Ton und längt ihn.3

Obwohl „Êzidî“ die einzige Bezeichnung ist, die von dieser Gruppe als ihre Selbstbezeichnung benutzt wird, haben verschiedene Wissenschaftler und Forscher aus Ost und West auch die Bezeichnungen „Yazidi“ und „Yezidi“ verwendet. Der Grund liegt darin, dass Êzidî nicht die ersten waren, die über sich selbst geschrieben haben; das haben andere, beispielsweise Araber, getan. Wenn diese über Êzidî schrieben, nahmen sie die Form des Namens auf, die mit „Y“ beginnt.4 Die irakische Regierung versuchte, die Êzidî von ihrer ethnischen Identität und von der Gemeinschaft der Kurden abzutrennen, indem sie behauptete, der Name sei von Yazid Ibn Mu‘awiya abgeleitet, dem zweiten Kalifen aus der Dynastie der Umayyaden, der sich den Ruf als Mörder von Husayn Ibn Ali, dem Enkel des Propheten Muhammad und der Gründerpersönlichkeit der schiitischen Gemeinschaft, erworben hat.5 Die Êzidî haben den Namen mit „Y“ jedoch abgelehnt, da ihr Name „Êzidî“ und nicht „Yazidi“ oder „Yezidi“ laute. Deshalb sollte der Name „Êzidî“ als der Name dieser Gruppe benutzt und wie ein Eigenname behandelt werden. Es sollte also „Êzidî“ und nicht „Yazidi“ oder „Yezidi“ geschrieben werden, wie auch andere Eigennamen aus einer anderen Sprache übernommen werden; wir schreiben das Wort, wie es in der Herkunftssprache üblich ist, ohne irgendwelche Änderungen. Bei all denen, die künftig über die Êzidî schreiben, sollte der Name in dieser Weise geschrieben werden.


Baydaa Mohammed Saeed Mustafa


Anmerkungen

  1. Übersetzung aus dem Englischen durch Martin Affolderbach, Nürnberg.
  2. Vgl. Geoffrey Haig, Grammatical Borrowing in Kurdish (Northern Group), in: Yaron Matras/Jeanette Sakel (Hg.), Grammatical Borrowing in Cross-Linguistic Perspective, Berlin 2007.
  3. Vgl. www.nefel.com/epirtuk/pdf/celadet_ali_bedir_xan_elfabeugramer_02.pdf  (Abruf: 17.12.2015).
  4. So M. Ali in einem Gespräch am 23.11.2015.
  5. Vgl. dazu www.mei.edu/content/social-change-amidst-terror-and-discrimination-yezidis-new-iraq  (Abruf: 17.12.2015).