Irene Klissenbauer

Die Gülen-Bewegung in Österreich

Der türkische Lehrer und Prediger Fethullah Gülen, 2013 vom TIME Magazine zu einem der hundert einflussreichsten Menschen weltweit gewählt, gilt als einer der faszinierendsten, aber auch umstrittensten zeitgenössischen religiösen Führer. Der Grund dafür liegt unter anderem in den weltweiten Erfolgen der von ihm inspirierten Bewegung im Bildungs- und Dialogbereich.

Die Mitglieder der sogenannten Gülen-Bewegung, die eine einheitliche Verwaltung ihrer Gemeinschaft und somit die Struktur der Bewegung als Organisation verneinen, verstehen sich selbst als hizmet-Bewegung. Hizmet,wörtlich„der Dienst am anderen“, bezeichnet religiöses Engagement, wobei dessen Verständnis so weit gefasst ist, dass letztlich hizmet für jeglichen Dienst am anderen steht, sofern er aus religiöser Motivation vollzogen wird.1 Zahlreiche von Gülen inspirierte Personen folgen dem Aufruf zum Dienst am Nächsten, wobei viele die Arbeit der Gülen-Bewegung ehrenamtlich, aber auch durch Spenden unterstützen. Die dahinterstehende Idee ist, dass jeder und jede sich einbringen kann, die eine Person mit zeitlichen, die andere mit materiellen Ressourcen. Die Partizipation der Mitglieder gilt als Grundprinzip und kommt vor allem in vielen Eigeninitiativen zum Ausdruck. Dadurch konnte die Gülen-Bewegung in den letzten Jahren weltweit zahlreiche Organisationen in unterschiedlichen Bereichen, insbesondere der Bildung, der Wirtschaft und den Medien schaffen und so ihren Einflussbereich auch auf globaler Ebene ausbauen.

Ein Teil des Erfolgsgeheimnisses dürfte dabei unter anderem in der „dezentralen Netzwerkstruktur“ (Agai) der Bewegung liegen, die einen unbürokratischen Ablauf mit gleichzeitig starker Vernetzung ermöglicht. So konnten auch in Österreich durch anfängliche Unterstützung aus der Türkei, insbesondere aber durch die Arbeit vor Ort in den letzten Jahren zahlreiche Organisationen und Initiativen aufgebaut werden. Trotz dieser großen Anzahl an unterschiedlichen Aktivitäten wird die Gülen-Bewegung in Österreich bisher von einer breiteren Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Bildung und das Wissen um die eigene Kultur: das Phönix-Institut

Das Phönix-Institut für Kultur, Bildung undSport wurde 1998 von türkischen und österreichischen Eltern mithilfe von Studenten aus der Türkei ins Leben gerufen. Ziel war es, eigenen Angaben zufolge, eine Institution zu schaffen, die vor allem Migranten und Migrantinnen „Bildung und das richtige Wissen um die eigene Kultur“ vermittelt.

Vonseiten der Bewegung wird die Inspiration der Gründer des Instituts durch die Lehre Gülens betont und darauf verwiesen, dass diese etwa darin zum Ausdruck komme, dass Gülens Überzeugung folgend versucht wurde, schulische und persönliche Bildung zu fördern, um so zeitgenössische ebenso wie zukünftige Herausforderungen wahrnehmen zu können. Die Initiatoren des Phönix-Instituts machten es sich daher zur Aufgabe, wissenschaftliches, soziales, kulturelles ebenso wie ökonomisches Wissen durch Nachhilfeangebote an Schülerinnen und Schüler und durch Erwachsenenbildung an deren Eltern zu vermitteln.

Durch zahlreiche Aktivitäten im erzieherischen ebenso wie im kulturellen Bereich konnte die zunächst im 10. Wiener Gemeindebezirk errichtete gemeinnützige Bildungsinitiative ihre Tätigkeit über Wien hinaus auf ganz Österreich ausweiten. Wenn auch der Frage nach der heutigen Inspiration des Instituts durch Gülen zum Teil mit Zurückhaltung begegnet wird, lässt sich der unveränderte Ansatz der Arbeit des Instituts, der auf umfassende Bildung und Partizipation setzt, doch deutlich erkennen.

Neben Fortbildungs- und Nachhilfeunterricht werden sportliche Veranstaltungen, Reisen und Exkursionen angeboten. Darüber hinaus werden in regelmäßigen Abständen Diskussionsrunden mit Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland sowie Ausstellungen und Gesprächsrunden organisiert.

Das Phönix-Institut verfügt mittlerweile über mehrere Filialen in Österreich, etwa in Wien, Wiener Neustadt und Linz, wobei für die Vermittlung der Kultur eigene Zentren, das Kulturzentrum für interkulturelle Aktivitäten (Anadolu Kültür Merkezi) in Wien und das Yunus Emre Kulturzentrum in Innsbruck, errichtet wurden. Eine breitere Öffentlichkeit versucht man dabei auch durch Sprach- und Kulturwettbewerbe ebenso wie durch Feste der Interkulturalität und Vielfalt zu erreichen. Als besondere Höhepunkte führt das Wiener Phönix-Institut des 10. Bezirks die Wissenschaftsfeste von 2006 und 2007 an und die Elternschule, in der insbesondere Themen zur interkulturellen Elternerziehung behandelt werden.

„Baut Schulen statt Moscheen!“

Aus den ab 1998 eröffneten Beratungseinrichtungen und Nachhilfe-Instituten wurden in den letzten Jahren unterschiedliche Angebote im Bildungsbereich für alle Altersstufen entwickelt. Zahlreiche private Kinderbetreuungseinrichtungen und die über den Kinderbetreuungsverein „Märchengarten“ organisierten Kindergärten sind hierbei ebenso als Beispiele zu nennen wie etwa unterschiedliche Schulstufen in Wien.

Als bisher größter Erfolg im Bildungsbereich wird von Mitgliedern das im Herbst 2007 in Wien eröffnete Phönix-Realgymnasium als nicht-konfessionelle Privatschule angeführt. Diese geht auf Bemühungen des Phönix-Instituts im Bereich der Bildung zurück und startete als Projekt, so die Angaben des Instituts, vor allem auch auf Wunsch der Eltern und Schüler, die die bisherigen Angebote des Phönix-Instituts genutzt hatten.2

Neben den üblichen Schulaktivitäten bietet man im Phönix-Realgymnasium individuelle Lerncoaching-Programme an, die eigenen Angaben zufolge nicht nur die schulische Leistung verbessern, sondern darüber hinaus zu einem stabilen und sicheren Umfeld der Kinder beitragen sollen. Wie bei allen von Gülens Lehre inspirierten Aktivitäten wird auch hier auf Partizipation gesetzt, sodass es neben den Angeboten für die Schüler auch zahlreiche Aktivitäten für Eltern gibt, die auf eine enge Kooperation mit der Schule zielen. Dabei wird eine gesamtgesellschaftliche Perspektive mit in den Blick genommen, die sich etwa in dem Versuch zeigt, aktiv an der Gestaltung des zwischenmenschlichen Zusammenlebens mitzuwirken. Als ein Beispiel dafür kann auf die 2013 gemeinsam mit dem Phönix-Institut organisierte und durchgeführte nationale Sprach- und Kulturolympiade hingewiesen werden.3 Als Ziel dieses Projekts wird angegeben, nicht nur den Schülerinnen und Schülern eine Plattform zu bieten, eigenes Können unter Beweis zu stellen, sondern vor allem durch die gemeinsame Arbeit und die Möglichkeit, andere Kulturen dadurch besser kennenzulernen, aktiv zu einem friedlichen Zusammenleben in aller Vielfalt der Kulturen und Religionen beizutragen. Die Sprach- und Kulturolympiade ist, auch dies erscheint gerade im Vergleich mit Deutschland von einigem Interesse, Partnerveranstaltung der Internationalen Türkisch-Olympiade,4 deren deutsches Pendant die Deutsch-Türkische Kulturolympiade ist.5

Während vonseiten der Bewegung hinsichtlich der Mitarbeiter des Phönix-Realgymnasiums betont wird, dass eine Inspiration durch die Lehre Gülens nicht für jeden Mitarbeiter vorausgesetzt werden darf, ist davon auszugehen, dass eine Übereinstimmung mit zumindest gewissen Grundideen, wie etwa der Notwendigkeit der schulischen undpersönlichen Bildung, doch gegeben ist, wenn diese auch, wie vonseiten der Bewegung angedeutet, nicht unbedingt mit Gülen in Verbindung gebracht wird.

Eine Besonderheit der Aktivitäten der Gülen-Bewegung in Österreich, die sich insbesondere im Bildungsbereich zeigt, ist der Umstand, dass der religiöse Aspekt um einiges deutlicher im Vordergrund steht als in anderen Ländern, wo die feste Verwurzelung der Gülen-Bewegung in der türkisch-sunnitischen Tradition häufig nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Demgegenüber zeigt sich der sunnitische Ursprung der Bewegung mit starken Bezügen zur sufischen Tradition in Österreich zum einen in den Angeboten des Kulturzentrums für interkulturelle Aktivitäten (AKM) in Wien, das die religiöse Tradition auch im Rahmen ihrer kulturellen Angebote klar in den Vordergrund stellt. Zum andern wird er auch durch die Literaturempfehlungen des Dialoginstituts deutlich, das nicht nur auf aktuelle Bücher über die Arbeit und Inspiration der Gülen-Bewegung und auf Schriften Gülens selbst verweist, sondern ebenso etwa auf das Werk Mevlana Celaleddin-i Rumis und Said Nursis. Am deutlichsten wird der etwas andere Umgang mit dem religiösen Hintergrund der Bewegung in Österreich aber darin, dass das Phönix-Realgymnasium in Wien islamischen Religionsunterricht anbietet.

Angesichts der Tatsache, dass in zahlreichen Ländern in von Gülen inspirierten Schulen Ethik- statt Religionsunterricht angeboten wird und das häufig mit dem Hinweis, für alle Menschen gleichermaßen offen sein zu wollen, mag dies auf den ersten Blick als Besonderheit erscheinen. Jedoch wird gerade hier die Überzeugung der von Gülen inspirierten Bewegung sichtbar, dass ihre Arbeit nur erfolgreich sein kann, wenn sie sich an die je lokalen Bedingungen anpasst. In Österreich gibt es den islamischen Religionsunterricht als Unterrichtsfach an öffentlichen Schulen als Folge der gesetzlichen Anerkennung des Islam 1912 bereits seit 1982/83. So entspricht das Angebot eines solchen vonseiten des Phönix-Realgymnasiums nicht nur der lokalen Norm, sondern gilt darüber hinaus als wichtiger Beitrag zur Integration – insbesondere, da von österreichischer Seite seit der Einführung des islamischen Religionsunterrichts stets die integrationsfördernde Wirkung eines solchen Angebots gerade an öffentlichen Schulen betont wurde.

Derzeit finden sich, nicht zuletzt aufgrund der größeren Nachfrage, von Gülen inspirierte Schulen mit Öffentlichkeitscharakter nur in Wien. In vielen der anderen Bundesländer wurden Nachhilfe-Institute, Sprachschulen ebenso wie private Bildungsangebote organisiert. Dabei unterscheiden sich die jeweiligen Einrichtungen auch durch ihren spezifischen Fokus, wie man etwa an dem Frauenverein für Bildung und Kultur in Salzburg erkennen kann, der den dortigen Nachhilfeunterricht organisiert.

Ein weiterer Fokus in Wien liegt auf dem Angebot für Studierende, das große Ähnlichkeit mit Angeboten in anderen Ländern aufweist: Neben geschlechtergetrennten Studentenwohnheimen, Studentenhilfs­organisationen und zahlreichen Angeboten, die dem interreligiösen und interkulturellen Austausch dienen, werden auch Stipendien zur Verfügung gestellt. Eigenen Angaben zufolge wurden diese bisher zum Beispiel von dem Friede Institut für Dialog finanziert.

Der interreligiöse und interkulturelle Dialog: das Friede Institut für Dialog

Für den Bereich des interreligiösen und interkulturellen Dialogs, der neben dem Bildungssektor einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit der Gülen-Bewegung darstellt, wurde in Österreich im Jahr 2002 das Friede Institut für Dialog in Wien gegründet (ein weiteres befindet sich in Innsbruck).6

Im Gegensatz zu den übrigen von Gülen inspirierten Einrichtungen bezieht sich das Friede Institut in Wien bereits auf seiner Homepage dezidiert auf Fethullah Gülen, wenn betont wird, dass die Arbeit des Instituts unter anderem von seiner Lehre inspiriert sei. Dass Gülen hierbei nicht als einer neben vielen verstanden wird, zeigt sich deutlich.

Eigenen Angaben zufolge bemüht sich das Friede Institut, den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen zu fördern, um dadurch einen Beitrag zum respektvollen und gewaltfreien gesellschaftlichen Zusammenleben zu leisten. Die zu diesem Zweck organisierten Aktivitäten des Instituts sind vielfältig und reichen von Filmpräsentationen über die Organisation von Vorträgen sowie von politischen Gesprächen im Zuge der österreichischen Nationalratswahlen 2013 bis hin zur Veranstaltung von Symposien (etwa 2006: „Die Familie Abrahams: Abraham als eine Leitfigur des Dialogs“).

Die (wenn auch von Institutsseite als lose beschriebene) Verbindung zu Gülen-nahen Einrichtungen in der Türkei zeigt sich insbesondere bei den vom Friede Institut veranstalteten Kultur- bzw. Studienreisen nach Istanbul, die dazu dienen, die türkische Kultur, vor allem aber die Arbeit der Gülen-Bewegung in der Türkei näher kennenzulernen. Nach Angaben des Instituts werden die Reisen von türkischer Seite finanziert, wobei als Grund dafür die große Bedeutung der Gastfreundschaft in der Türkei angeführt wird. Dieser komme auch innerhalb der Gülen-Bewegung eine zentrale Rolle zu, nicht zuletzt da sie in Verbindung mit dem hizmet-Gedanken gesehen werden könne. Zentrale Motivation der Kultur- bzw. Studienreisen sind der gelebte und aktiv geförderte Dialog und das Anliegen, möglichst viele Menschen in die vielfältigen Tätigkeiten der von Gülen inspirierten Einrichtungen einzubinden.

Die Nachfrage entscheidet über das Angebot

Entscheidender Auslöser für unterschiedliche Aktivitäten und Einzelinitiativen – dies zeigt sich auch bei einem Vergleich der Arbeit der Gülen-Bewegung in Österreich und in Deutschland – sind der Bedarf und die Erfolgsaussicht. So wird der österreichische Raum von dem deutschsprachigen Fernsehsender EBRU mit Sitz in Deutschland mit abgedeckt und Literatur derzeit über die in Deutschland ansässigen Verlage (Fontäne; Main Donau) bezogen. Die als Gülen-nah geltende Zeitung Zamanhat ein eigenes Büro im 1. Wiener Gemeindebezirk. Sie erscheint, anders als ihr Pendant in Deutschland, nicht täglich, sondern als Wochenzeitschrift.

Größeres Interesse und entsprechendes Engagement gibt es demgegenüber im wirtschaftlichen und sozialen Bereich Österreichs. Internen Angaben zufolge gibt es in Österreich mittlerweile einen Ableger der Konföderation Türkischer Unternehmer und Industrieller (Türkiye İşadamları ve Sanayiciler Konfederasyonu, TUSKON). Diese Konföderation, die als von Gülen inspiriert angesehen werden kann, strebt, eigenen Angaben zufolge, nach Fortschritten sowohl im ökonomischen als auch im sozialen Bereich. Dabei ist, so lässt die Darstellung der Ziele deutlich erkennen, die Arbeit der TUSKON nicht nur auf eine nationale Ebene beschränkt. Vielmehr soll durch die als hizmet bezeichnete Arbeit der Konföderation soziale Verantwortung weltweit übernommen werden. Ein Blick auf die Aktivitäten TUSKONs lässt die internationale Vernetzung deutlich werden.

Die Zuordnung des Verbands Unabhängiger Industrieller und Unternehmer (MÜSIAD) zur Gülen-Bewegung, wie sie unter anderem im Rahmen der interaktiven Islam-Landkarte7 erfolgt, kann im vorliegenden Artikel nicht bestätigt werden – insbesondere da der Inspiration MÜSIADs durch die Lehre Gülens nicht nur vonseiten des Verbands selbst, sondern ebenso vonseiten einiger Mitglieder der Gülen-Bewegung in Österreich widersprochen wird.

Demgegenüber kann internen Quellen zufolge die seit 2012 in Österreich eröffnete Zweigstelle von „Time to Help“ (Yardım Zamanı Derneği) als von Gülen inspirierte Institution angesehen werden, wenn diese sich auch nicht offiziell als solche deklariert. Die aus der Türkei bekannte Hilfsorganisation hat sich dem Kampf gegen Unwissenheit, Armut und Krankheit weltweit verschrieben und organisiert unterschiedliche lokale und internationale Projekte und Kampagnen.

Einschätzung

In Österreich wird die Arbeit der Gülen nahestehenden Institutionen, mit Ausnahme der durchaus positiv gesehenen Aktivitäten im interreligiösen Dialog (Friede Institut), wie anfangs erwähnt, vielfach gesellschaftlich kaum wahrgenommen. Dies ist ein Unterschied zu Deutschland, wo bekanntlich seit einiger Zeit eine lebhafte Diskussion über die Gülen-Bewegung geführt wird. Dabei wäre aufgrund der auch in Österreich zunehmenden Aktivitäten der Gülen-Bewegung eine vermehrte Auseinandersetzung damit durchaus wünschenswert.

Ein fruchtbarer Dialog könnte sich dabei insbesondere aufgrund der Verwurzelung der Bewegung im türkisch-sunnitischen Islam auf der einen Seite und ihrer Reflexion moderner Fragen auf der anderen Seite ergeben. Thema eines solchen Dialogs könnte, um nur ein Beispiel zu nennen, etwa die Frage nach der Vereinbarkeit der klar an Koran und Sunna orientierten Lehre Gülens und einer Anerkennung der Menschenrechte sein, z. B. der Religionsfreiheit.

Dass die Auseinandersetzung mit der Arbeit der Gülen-Bewegung in Österreich bisher kaum stattfindet, könnte unter anderem daran liegen, dass sich der Zugang und eine Bewertung für die Öffentlichkeit als schwierig erweisen, da viele der Internetseiten der Gülen nahestehenden Organisationen nur in türkischer Sprache vorhanden sind, außerdem daran, dass nicht bei allen von Gülen inspirierten Organisationen die Orientierung an Gülens Lehre auf den ersten Blick ersichtlich wird.

Die andernorts vielfach aufgeworfene Frage nach der Transparenz der Strukturen der Gülen-Bewegung lässt sich aufgrund der diesem Beitrag zugrunde liegenden Recherchen für den österreichischen Raum kaum beantworten – wobei darauf hinzuweisen ist, dass dies unter anderem daran liegt, dass die Gülen-Bewegung ausgeprägte lokale Eigenheiten besitzt.

Inwiefern Einrichtungen wie das Phönix-Realgymnasium, dessen Schüler und Schülerinnen mehrheitlich aus muslimischen Familien kommen, tatsächlich zur Integration beitragen und helfen können, das Entstehen von Parallelgesellschaften zu vermeiden, bleibt abzuwarten. Das Engagement der Bewegung zur Verbesserung der Bildungssituation ebenso wie jenes im interreligiösen und interkulturellen Dialog ist allerdings klar zu befürworten. Es ist zu hoffen, dass daraus tatsächlich ein fruchtbarer Austausch entstehen kann, wobei dazu die kritische Reflexion der eigenen Position sowie ein offener Umgang mit Anfragen ebenso wie mit produktiver Kritik seitens aller Beteiligten unerlässlich sein wird.


Irene Klissenbauer, Wien


Anmerkungen

1 Bekim Agai, Zwischen Netzwerk und Diskurs. Das Bildungsnetzwerk um Fethullah Gülen (geb. 1938): Die flexible Umsetzung modernen islamischen Gedankenguts, Hamburg-Schenefeld 2008, 136.

2 Vgl. www.youtube.com/watch?v=-wgD-vDwur8 (die in diesem Beitrag genannten Internetadressen wurden zuletzt am 22.10.2013 abgerufen).

3 Vgl. www.sprachundkultur.at

4 Vgl. www.turkceolimpiyatlari.org .

5 Vgl. www.turkisch-olympiade.de .

6 Vgl. zum Friede-Institut den Erfahrungsbericht von Karina Hawle, Der Dialog der Fethullahcis (Gülen-Bewegung), in: MD 6/2012, 221-227.

7 www.islam-landkarte.at/suche.


Literatur

Bekim Agai, Zwischen Netzwerk und Diskurs. Das Bildungsnetzwerk um Fethullah Gülen (geb. 1938): Die flexible Umsetzung modernen islamischen Gedankenguts, Hamburg-Schenefeld 2008

Ebaugh, Helen Rose, Die Gülen-Bewegung. Eine empirische Studie, Freiburg i. Br./Basel/Wien 2012

Eißler, Friedmann, Islamisierung profaner Arbeit als Dienst an der Menschheit. Zum Bildungsideal Fethullah Gülens, in: Hempelmann, Reinhard (Hg.), Religionsdifferenzen und Religionsdialoge. 50 Jahre EZW, EZW-Texte 210, Berlin 2010, 175-194

Gülen, Fethullah, Toward a Global Civilization of Love and Tolerance, übersetzt von Mehmet Unal u. a., New Jersey 2006

Gülen, Fethullah, Grundlagen des islamischen Glaubens, übersetzt von Wilhelm Willeke, Mörfelden-Walldorf 2006

Homolka, Walter/Hafner, Johann/Kosman, Admiel/Karakoyun, Ercan (Hg.), Muslime zwischen Tradition und Moderne. Die Gülen-Bewegung als Brücke zwischen den Kulturen, Freiburg i. Br./Basel/Wien 2010

Internet

www.guelen-bewegung.de 

www.islam-landkarte.at/suche 

The 2013 TIME 100, in: New York TIMES, 18.4.2013, Online-Ausgabe: http://time100.time.com/2013/04/18/time-100/slide/noynoy-aquino/#/2013/04/18/time-100/slide/barack-obama/?&_suid=136664439520209819013370070543 

Friede Institut für Dialog in Wien: www.derfriede.at 

Kulturzentrum für interkulturelle Aktivitäten (Anadolu Kültür Merkezi) in Wien: www.anadolukultur.at 

Phönix-Realgymnasium: www.phoenixrealgymnasium.at 

Video des Phönix-Instituts: www.youtube.com/watch?v=-wgD-vDwur8 

Sprach- und Kulturwettbewerb: www.sprachundkultur.at 

Internationale Türkisch-Olympiade: www.turkceolimpiyatlari.org 

Deutsch-Türkische Kulturolympiade: www.turkisch-olympiade.de 

Time to Help (Yardım Zamanı Derneği) – Österreich: http://yardimzamani.at 

Turkish Confederation of Businessmen and Industrialists (TUKSON): www.tuskon.org 

Zaman Österreich: www.zamanavusturya.at