In eigener Sache

Das Curriculum II hat begonnen

Mit 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat im November 2015 ein Curriculum II (ein erstes Curriculum hatte 2009 bis 2011 stattgefunden) begonnen, das von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen veranstaltet wird. Vier Seminarwochen finden im Zeitraum November 2015 bis Frühjahr 2017 in Berlin, Pullach (in Kooperation mit den Beauftragten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) und London statt. Pfarrerinnen und Pfarrern wird ermöglicht, eine Zusatzqualifikation im Arbeitsfeld Religions- und Weltanschauungsfragen zu erlangen. Zwölf Landeskirchen beteiligen sich, ebenso die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich der Schweiz. Vertreten sind die sächsische und die mitteldeutsche Landeskirche, die Nordkirche, die beiden hessischen Landeskirchen, ebenso die rheinische, westfälische, hannoversche, braunschweigische, württembergische, pfälzische und bayerische Landeskirche. Die am Curriculum Teilnehmenden werden qualifiziert, informierend, beratend und unterstützend für Gemeinden, Kirchenkreise und kirchenleitende Gremien tätig zu werden.

Themen der Ausbildung sind u. a.: Tendenzen der Sakralisierung des Profanen, atheistische Weltdeutungen, Versprechen der Psychoszene, esoterische Strömungen, Gesichter des Islam und des Buddhismus, die Ausbreitung ostasiatischer Spiritualität im Westen, biblizistische und enthusiastische Ausdrucksformen christlicher Frömmigkeit, christliche Sondergemeinschaften und Neuoffenbarungsgruppen.

Zum Curriculum gehören zahlreiche Begegnungen mit Vertreterinnen und Vertretern religiöser und weltanschaulicher Gemeinschaften sowie Hinweise zur Beratungsarbeit und Einführungen in religionsrechtliche Rahmenbedingungen. Die Ausbildung versteht sich als Beitrag für eine auftragsbewusste und wahrnehmungsfähige evangelische Kirche, die mit Zuversicht und Lernbereitschaft den Aufgaben der Gegenwart begegnet. Sie möchte dazu beitragen, die religiöse Gegenwartskultur (Strömungen und Gruppen) kennen und deuten zu lernen, das evangelische Gottes- und Weltverständnis im Gegenüber zu anderen weltanschaulichen Orientierungen darstellen zu können, Unterscheidungs-, Auskunfts- und Dialogfähigkeit zu stärken, Medien- und Beratungskompetenz zu fördern.

Theologische Ausbildung und kirchliche Praxis haben heute die Aufgabe, sich auf den Dienst in einer durch religiösen und weltanschaulichen Pluralismus geprägten Gesellschaft einzustellen. Dazu ist beides nötig: den eigenen Glauben zu kennen und den anderen Glauben zu achten. Die Erschließung des eigenen Glaubens orientiert sich an Impulsen und Orientierungen reformatorischer Theologie (u. a. Unterscheidungen zwischen Person und Werk, Evangelium und Gesetz, Glaube und Liebe, Gott und Mensch), die in der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Phänomen neuer religiöser und weltanschaulicher Bewegungen von besonderer Relevanz sind.

Reinhard Hempelmann