Pfingstbewegung

30 Jahre Royal Rangers

Die Pfadfinderarbeit der Pfingstbewegung nennt sich Royal Rangers (königliche Pfadfinder) und ist scoutistisch (US-amerikanischer Stil), erlebnispädagogisch und vor allem missionarisch geprägt. In der Juli-Ausgabe der Zeitschrift des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) „GEISTbewegt!“ wird in zahlreichen Beiträgen auf die 30-jährige Geschichte der Royal Rangers in Deutschland zurückgeblickt. Sie wird dabei – trotz anfänglicher Skepsis und kleiner Anfänge – als Segens- und Wachstumsgeschichte beschrieben. Der erste Stammposten wurde 1981 in Bremen gegründet, und zwar von Richard Breite, der im gleichen Jahr zum Bundesleiter der Jugendorganisation ernannt wurde. Kontinuierlich breitete sich seitdem die pfingstkirchliche Pfadfinderarbeit in Deutschland aus. 1993 wurde in Berlin der 100. Stammposten gegründet. 1997 fand in Neufrankenroda (Thüringen) das erste Bundescamp nach der politischen Wende statt. 2005 nahmen an diesem Pfadfindercamp der Royal Rangers 10 000 Jugendliche teil.

In Nordamerika hatte die Arbeit bereits früher begonnen. Sie wurde 1962 durch John Henry Barnes in einer Gemeinde der Assemblies of God (Versammlungen Gottes) ins Leben gerufen. Barnes wirkte 1979 an der 65. Konferenz der Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland (ACD, später in BFP umbenannt) mit und gab dadurch Impulse zum Aufbau der Arbeit in Deutschland. Zahlreiche Materialien wurden ins Deutsche übersetzt, u. a. das Royal Rangers Pioneer Handbook (Pionier-Stammbuch), sodass die Pfadfinderarbeit der deutschen Pfingstbewegung in ihrer stilistischen und inhalt­lichen Ausrichtung ganz wesentlich von der nordamerikanischen pentekostalen Schwesterkirche mitgeprägt ist.

Die Royal-Rangers-Arbeit versteht sich als Dienst am ganzen Menschen. Durch das sternförmige Royal-Rangers-Emblem wird das durch vier goldene Zacken zum Ausdruck gebracht. Acht blaue Zacken stehen für die Werte, die in den verschiedenen Aktivitäten vermittelt werden: wachsam, rein, ehrlich, tapfer, treu, höflich, gehorsam und geistlich. Die vier roten Zacken verdeutlichen vier fundamentale Lehren, die in der Pfingstbewegung gelten und die zugleich auf praktische Frömmigkeitsvollzüge bezogen sind: Jesus rettet, Jesus heilt, Jesus tauft mit dem Heiligen Geist, Jesus kommt wieder – Erlösung, Heilung, Taufe im Heiligen Geist, Erwartung der Wiederkunft Christi. Insbesondere das missionarische Anliegen stellt ein Kernelement der Royal-Rangers-Arbeit dar. In seinem in der Zeitschrift „GEISTbewegt!“ publizierten Rückblick fasst der BFP-Pastor Nils Ritter die Kernelemente und Aufgaben der Arbeit so zusammen: „Kinder und Jugendliche zu Jesus führen. Sie bei Jesus halten und sie bereit zum Dienst für Jesus machen.“

Auf die Frage nach den Chancen und Grenzen der inhaltlichen Ausrichtung dieser Arbeit und ihren pädagogischen Implikationen soll hier nicht ausführlicher eingegangen werden. Das sollten Eltern jedoch wissen, die ihre Kinder zu den christlichen Pfadfindern der Pfingstbewegung schicken: Die Teilnahme an Royal-Rangers-Gruppen beinhaltet eine Einführung in die Ausdrucksformen charismatischer und pfingstlerischer Frömmigkeit und eines Stils, der bei anders geprägten Christen auch Irritationen hervorruft, wenn das Dienen und Gehorchen so sehr in den Vordergrund gestellt werden, dass die Freiheit eines Christenmenschen in den Hintergrund tritt. Kirchliche und bündisch geprägte Jugendarbeit steht aber auch vor der Frage, was sie von den Pfingstlern lernen können.

In Deutschland gibt es gegenwärtig 343 Stammposten. Im Unterschied zu anderen außereuropäischen Royal-Rangers-Gruppen geschieht die Arbeit im deutschsprachigen Bereich koedukativ. Die Mitgliederzahl der Royal Rangers liegt nach Angaben der Pfingstbewegung bei 16 000, mit steigender Tendenz. Obgleich die Royal-Rangers in ihrer inhaltlichen Ausrichtung auf zentrale Anliegen der Pfingstfrömmigkeit Bezug nehmen, sind 40 Prozent der Stammposten nicht im BFP. Auch in Freikirchen und vor allem in neuen charismatischen Gemeinden werden Impulse der Jugendarbeit der Pfingstbewegung rezipiert.

Das mehrfach im Jahr erscheinende Magazin der Royal Rangers heißt „Horizont“. Der Bundesverband der „Christlichen Pfadfinderschaft Royal Rangers“ hat seinen Sitz in Erzhausen bei Darmstadt und ist neben „Kids Alive“ (Kinderarbeit) und „Youth Alive“ (Jugendarbeit) Teil des Bundesjugendwerkes des BFP, wodurch sich der Status als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe begründet. Das Bundesbüro der Royal Rangers hat seinen Sitz in Winterbach in Baden-Württemberg. Die Royal-Rangers Deutschland sind nicht Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej), sie gehören allerdings zur Arbeitsgruppe „Jungschar und Pfadfinderarbeit“ der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).


Reinhard Hempelmann