Gesellschaft

Partei Bibeltreuer Christen streitet über Irak-Krieg

Eine heftige Diskussion über die Legitimität des Krieges gegen den Irak im Frühjahr 2003 ist in der Partei Bibeltreuer Christen (PBC) entflammt. Auslöser der Debatte in den Leserbrief-Spalten der Parteizeitschrift Salz & Licht war ein längerer Artikel des Pfarrers i. R. Hans-Christoph Gensichen in Nr. 2/2003. Darin wurde die Entscheidung des US-Präsidenten George W. Bush durch den "noachitischen Bund" legitimiert. Er berufe sich zu Recht auf das Bibelwort "Vergießt einer das Blut des Menschen, dem werde durch Menschen sein Blut vergossen" (Mose 9,6). Damit habe Bush Gottes Gebot befolgt, während die großen Kirchen sich durch ihre Ablehnung des Irak-Krieges "weitestgehend aus der Heilsgeschichte verabschiedet" hätten.

Dem gegenüber beklagen viele Leserbrief-Schreiben in Nr. 3/2003 der Parteizeitschrift (mithin auch Mitglieder der PBC) die Verluste an Menschenleben und bestreiten die Rechtfertigung eines Krieges "im Namen Gottes". Manche berufen sich wiederum auf Bibelworte, z.B. "Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen" (Mt 26,52). Angesichts der Heftigkeit der Kontroverse befürchtet der Parteivorsitzende Gerhard Heinzmann gar, das bisherige "brüderliche Miteinander in der PBC" könne zerstört werden. Offenbar ist es eine neue Erfahrung für die - laut Eigenwerbung - "entschiedenen Christen", dass die Berufung auf die Bibel auch gegensätzliche politische Optionen möglich macht und die vermeintliche Eindeutigkeit der Bibel in politischen Fragen nicht einmal in den eigenen Reihen gilt.

Lutz Lemhöfer, Frankfurt a. M.