Sophie Hofmeister

Kirche ohne Gott?

Säkulare Spiritualitäten, religiöse Räume und ihre Symbiose am Beispiel der Berliner „Church of Interbeing“

Sonntag, 13:00 Uhr, Genezarethkirche in Berlin-Neukölln: Um mich herum gemütliche Sitzkissen in strahlenden Farben, verteilt auf einem kreisrunden, mit Teppich ausgelegten Bereich in der Mitte des Raumes – mehr Wohnzimmer als Kirche. Doch ein schlichter Altar, seitliche Emporen und die hinter einer Trennwand aus bunten Glasscheiben durchscheinende Orgel erinnern noch an einen gewöhnlichen Kirchenraum. Auch an diesem Sonntag versammeln sich hier Menschen. In bequemer Kleidung und kuscheligen Socken sitzen sie allein oder in kleinen Grüppchen auf den Sitzkissen verteilt, dort, wo einst die Kirchenbänke standen. Die Church of Interbeing ist anders, etwas ganz Neues, irgendwie hip, das merkt man sofort.

Bald schon erfüllen meditative Klänge den Raum. „Revelation“ – Offenbarung – lautet das Thema des heutigen Sonntags, und bereits zu Beginn werden wir über gemeinsame Atemimpulse und kurze Übungen zur Wahrnehmung des eigenen Körpers dazu angeleitet, unser „Licht“ zu erspüren, über das Unverfügbare nachzudenken und uns zu fragen: Wie können wir uns für Offenbarungen öffnen und wie den Raum und die Gemeinschaft dafür fruchtbar machen? Freie Bewegung im Raum. Innehalten. Sich einer Person zuwenden. Schweigen. Blickkontakt. Den anderen spüren. Das eigene Licht über eine Geste zeigen und das Licht des anderen wahrnehmen. Die Begegnung dankend beenden. Freie Bewegung im Raum … und alles wieder von vorn.

Höhepunkt an diesem Sonntag soll ein gemeinschaftliches Offenbarungsritual sein. Die Teilnehmenden lassen sich intuitiv durch den Raum treiben und positionieren sich in besonderer Nähe oder in bewusstem Abstand zu drei um den Teppichkreis herum platzierten „Orakeln“. Es handelt sich um Installationen, die jeweils aus einem Gegenstand und einer Person bestehen, die in einer bestimmten Position innehält. Wenig überraschend treibt es mich zuerst zum

„Orakel des Widerstands“. Während ich nur stehe und verweile, bewegen sich einige Personen rhythmisch, andere scheinen geradezu mit der symbolischen Eisenkette zu kämpfen. Nicht weit entfernt steht das „Orakel des blinden Flecks“, dargestellt als eine Frau, die dem Gegenüber einen Spiegel entgegenhält und mit dem gestreckten Zeigefinger auf einen für jede:n selbst zu identifizierenden Punkt weist. Schließlich das „Orakel der tiefen inneren Einsicht“, zu dem es mich am wenigsten hinzieht. Jederzeit steht den Teilnehmenden ein gestalteter Raum außerhalb des Ritualbereichs zur Verfügung. Immer wieder kehren Menschen, teils emotional tief bewegt, in diesen „space“ zurück, verweilen, beobachten, meditieren, suchen die Nähe zu anderen. Die „hosts“ (so nennen sich die zwei anleitenden Personen) fordern dazu auf, durch Bewegung und Tanz körperlich zu zeigen, was uns „rituell offenbart“ wurde – mit anmutigen, wellenartigen Bewegungen bis hin zu ekstatischen Grimassen und freudigen Sprüngen wird diese Erkenntnis in der Gemeinschaft geteilt. Schließlich finden wir uns in Dreiergruppen zusammen und fassen in Worte, was wir erfahren und gespürt haben. Eine Ukulele kündigt das bevorstehende gemeinsame Singen an, zwei gut bestückte Rattankörbe das baldige Teilen der Gaben. Das erinnert beinahe an Gemeindegesang und Abendmahlsfeier – was mich nach der Phase offener Gestaltung zu meiner Erleichterung wieder in den Kirchenraum der Genezareth‐ kirche zurückversetzt. Durch die bekannten Elemente fühle ich mich gleich etwas wohler und wieder bereit, mich auf das, was kommt, einzulassen.

Während die letzten Klänge der Ukulele verhallen und ein dumpfes Gemurmel die andächtige Atmosphäre langsam aufbricht, entwickelt sich in mir neben dem Gefühl der Übersättigung an Eindrücken auch ein Tableau an Fragen: Was genau bedeutet eigentlich „Interbeing“? Worauf gründet sich das Gefühl der Gemeinschaft, während wir gemeinsam singen, atmen und schweigen? Ein Gott scheint es nicht zu sein, soviel ist klar. Aber warum dann „Church of Interbeing“? Und was hat eine evangelische Kirchengemeinde in Berlin-Neukölln damit zu tun?

 

Eine Gemeinde öffnet sich – Praxis und Vision der „Church of Interbeing“
 

Innovation
 

Die Church of Interbeing ist eine Gemeinschaft, eine spirituelle Idee, ein „Experiment“.1  Sie versteht sich als säkulare Gemeinschaft, die keine spezifischen religiösen Inhalte vermitteln möchte, aber dennoch über ihre Praxis und Vision eine gewisse Form von Spiritualität verkörpert – die es im Folgenden weiter zu charakterisieren gilt. Alles beginnt mit der Genezarethkirche im „Schillerkiez“ in Berlin-Neukölln: Mit dem Ziel, ein innovatives Modell von Gemeinde und mit ihm einen modernen und einladenden Ort zu schaffen, wird der Innenraum der Genezarethkirche 2020 völlig neu gestaltet. In diesem Zusammenhang entsteht das Projekt „Startbahn“, mit dem „eine Gemeinschaft [erprobt wird], die sich – jenseits von Bekenntnis und Mitgliedschaft – als caring creative community (sorgende, gestaltende Gemeinschaft) versteht“.2 Seit November 2021 stellt sie ihre Räumlichkeiten auch für die Church of Interbeing zur Verfügung.3

 

Organisation

Die Praxis der Church of Interbeing besteht hauptsächlich in den besagten wöchentlichen Versammlungen (sonntags, 13:00–14:30 Uhr), welche die Elemente Meditation, Gesang, Bewegung und Dialog vereinen und in der Genezarethkirche als einem „heiligen Ort des Nachforschens, der Intention und der Gemeinschaft“ („holy place of inquiry, intention and community“)4 stattfinden. Diese „Gottesdienste“ – im Englischen werden die Versammlungen als service betitelt –, an denen meistens zwischen 25 und 35 Menschen teilnehmen,5 haben wöchentlich ein neues Thema, das in einem flexiblen Ablauf behandelt wird und von instrumentalen, gesanglichen oder gesprochenen Impulsen gerahmt wird. Es werden Lieder gesungen und kurze Einzel-, Partner- oder Gruppenübungen angeboten. Das ist stets als Einladung zu verstehen; jederzeit besteht die Mög‐ lichkeit, sich an den Rand des Kreises zu begeben.

Jeder „Gottesdienst“ ist anders, abhängig von den Teilnehmenden und ihren jeweiligen Bedürfnissen. Manche fallen in lange Umarmungen, andere lassen sich völlig zu den Tönen der Musik gehen und tanzen oder springen durch den Raum, den sie als ihren spiritualisierten „space“ ungehemmt ausnutzen wollen. Es ist nicht ohne Weiteres erkennbar, ob sich die dabei Interagierenden persönlich kennen oder eigentlich Fremde sind. Im „Gottesdienst“, so scheint es, konstituieren alle gemeinsam eine Nähe, von der jede:r unmittelbar Gebrauch machen kann.

Der englische Name „A Church of Interbeing“ verweist bereits auf die Internationalität der Gemeinschaft. Entsprechend der von allen Teilnehmenden verwendeten Kommunikationssprache sind auch die Präsenz in den sozialen Medien, die Veranstaltungen selbst und ihr spirituelles Vokabular in englischer Sprache gehalten. Über das sonntägliche Angebot hinaus besteht von Dienstag bis Donnerstag die Möglichkeit, an einer „Morning Meditation“ teilzunehmen. Dienstagabends lädt die Gemeinschaft außerdem zu einem sogenannten „Being Lab – Church of Interbeing Practice Lab“ ein. Hier wird in einer kleineren Gruppe und in weniger ritueller Form workshopartig erprobt, wie die Beziehung zu sich selbst und zu anderen erforscht und ausgedrückt werden kann. Vereinzelt finden direkte Kooperationen mit dem Projekt „Startbahn“ statt, so beispiels‐ weise bei der in der Karwoche organisierten Veranstaltungsreihe „Spirituelle Transformation“, bei der der „Gottesdienst“ der Church of Interbeing dem Thema „Auferstehen“ gewidmet ist.

 

Vision
 

Welche Vision steht hinter der Church of Interbeing? Als Schlüsselbegriffe sind hier „Verbindung“, „Gemeinschaft“ und „Ritual“ zu nennen. Laut Website soll jeder Mensch regelmäßig die Möglichkeit haben, die Verbindung zu sich selbst, zu anderen und zur Gesamtheit des Lebens zu entdecken und zu stärken. Über Zeremonie, Feier und „Gottesdienst“ könne dieses Zusammenspiel aus Individualität und geteilter menschlicher Erfahrung in der Gemeinschaft erlebt werden.6 Obwohl die Church of Interbeing bisher ihre feste Verankerung im

„Schillerkiez“ in Berlin-Neukölln hat, verweist sie auf der Website auch auf Aktivitäten in Europa und der ganzen Welt. Das mag durch die Vernetzung mit anderen Bewegungen und Personen oder durch die Teilnahme an größeren Veranstaltungen (z.B. am „Pura Vida Festival“) begründet sein. Die Church of In‐ terbeing wird als Projekt stark durch das Team der sogenannten „hosts“ getragen, die oft selbst in verschiedensten Kontexten als spirituelle Multiplikator:innen und Gemeinschaftsleiter:innen tätig sind, in weiteren Projekten mitwirken oder diese (finanziell) fördern und bei Events auftreten. Diese Beobachtung korrespondiert mit dem erklärten Ziel, den Kontakt zu anderen lokalen Gemeinschaftsinitiativen aufzubauen, sowie mit der gemeinsamen Vision, eine „glokale Bewegung von säkularen Gemeinschaftsritualen“7 zu inspirieren.

Zentral bleibt die Selbstbezeichnung als „Experiment“ – die Church of Inter‐ being sieht sich als Projekt, das sich stetig weiterentwickelt und verändert. Damit möchte sie offen sein für neue Formen der gemeinschaftlich-spirituellen

„Ko-Kreation“.8 Darüber hinaus versteht sie sich nicht als singuläres Projekt, sondern möchte ihre Erkenntnisse künftig noch besser dokumentieren und kommunizieren und so eine Inspirationsquelle für die Etablierung ähnlicher Versuche weltweit sein.9

 

Die Quellen der „Church of Interbeing“ – „Intersein“ und der engagierte Buddhismus


Verfolgt man die Ideen der Church of Interbeing, wird man zu unterschiedlichen Quellen geführt. Einer der „hosts“ schreibt dazu in einer lokalen Veranstaltungsbeschreibung:

Wir verbinden Themen aus „The Work That Reconnects“, der Plum-Village-Tradition, der „Art of Hosting“ und anderen Dialogpraktiken sowie einfache rituelle Elemente, die vielen Traditionen gemein sind. Durch Meditation, Bewegung, Dialog und Gesang möchten wir einen heiligen Raum des Nachforschens, der Ehrfurcht und des Spiels schaffen.10

Die Zeilen stammen aus einer Einladung zu einem an die Church of Interbeing angelehnten „Gottesdienst“, veröffentlicht auf der Website einer kleinen kanadischen Insel; es handelt sich also nicht um einen direkten Hinweis in den sozialen Medien der Church of Interbeing selbst. Es ist überdies der einzige auffindbare explizite Verweis auf die spirituellen Quellen für das Projekt. Die Schwierigkeit, diese Quellen genau zu identifizieren, spricht dafür, dass sie für die tatsächlich gelebte Church of Interbeing eher sekundäre Bedeutung haben. Dementsprechend tritt in Gesprächen mit den „Gemeindemitgliedern“ kein bewusster Referenzpunkt hervor, und auch im „Gottesdienst“ selbst wird keinerlei Bezug auf grundlegende Schriften, Autor:innen oder spirituelle Traditionen genommen. Vielmehr ist das Vokabular im Kontext der sich multiplizierenden spirituellen Angebote der Gegenwart durchaus geläufig, daher wenig spezifisch oder überraschend.

Auffällig prominent ist einzig der Begriff „Interbeing“ selbst. Die Spur führt auf Thích Nhất Hạnh und den durch ihn begründeten „Order of Interbeing“ zurück. Der 1926 geborene vietnamesische Friedensaktivist und buddhistische Mönch entwickelte liberale buddhistische Positionen und wurde damit zur zentralen Repräsentationsfigur eines sogenannten „engagierten Buddhismus“.11 Nach Studien und Lehrtätigkeit in den USA war er 1966 Mitbegründer der „Van Hanh University for higher Buddhist education“.12 Im selben Jahr gründete er den Tiep-Hien-Orden. „Tiep Hien“ übersetzt der Gründer selbst mit „Interbeing“13 und legt damit einen Fokus auf das gemeinschaftliche Sein, ein „Intersein“, das sich in der gegenseitigen Verbindung, Abhängigkeit und Durchdringung aller Wesen widerspiegele.14 Grundsatz des Ordens ist der Gegenwartsbezug und damit die „Aktualisierung“ des Buddhismus im Kontext der Moderne.15

Der Rekurs auf das Konzept des „Interseins“, den der Name „A Church of Inter‐ being“ herstellt, lässt sich vor diesem Hintergrund auch inhaltlich begründen: Die vier Prinzipien des Ordens (1) Nichtverhaftung an bestimmten Sichtweisen, (2) Praktizieren, Realisieren, Experimentieren für Erkenntnis, (3) Angemessen‐ heit bezüglich der Bedürfnisse von Menschen, Gesellschaft und Welt sowie (4) kundige und zugängliche Mittel, die das Praktizieren ermöglichen,16 lassen sich leicht in der Praxis und den Äußerungen der Church of Interbeing wieder‐ finden: An den wöchentlichen „Gottesdiensten“ sollen Menschen jenseits von spezifischen religiösen Traditionen (vgl. 1)17 in einer Welt der Ungewissheit und Zerstreuung durch einen offenen und frei gestaltbaren „heiligen“ Raum (vgl. 3)18 über das Zusammenspiel von Herz, Verstand und Körper (vgl. 2) in Gemeinschaftsritualen dazu befähigt werden, die Verbindung zu sich selbst, zu anderen und zu allem Lebenden zu finden (vgl. 4).19 In Frankreich richtet sich bis heute das im obigen Zitat erwähnte Plum Village an Nhất Hạnhs Konzept des „Interseins“ und des „engagierten Buddhismus“ aus.20

Von dem Konzept des „Interseins“ des Selbst mit allem anderen Leben leitet sich ein bestimmtes Bild vom Menschen und von der Umwelt ab. Letztere könne aufgrund des dualistischen Untertons gerade nicht mehr so genannt werden: Die Welt dürfe, als „Um-Welt“, nicht auf das Kriterium des Um-den-Menschen- Seins reduziert werden, sondern müsse als Form „other-than-human“21 ihren Eigenwert behalten. Statt den Menschen immer in seiner Andersartigkeit von der Welt zu verstehen, sollte er als Teil der „landscape of Being“,22 der Landschaft des Seins, gesehen werden, der mit seiner Perspektive nur neben, nicht aber über anderen Kreaturen und (nichtmenschlichen) Seinsformen steht.23

Interessant ist dieses Menschenbild insofern, als einerseits der starke Akzent auf dem „Intersein“ liegt, der Verwobenheit mit allem Lebenden, womit eine Distanzierung vom grenzenlosen Individualismus und der Dominanz des Menschen über die Natur erfolgt. Andererseits entsteht der Eindruck, dass – obgleich sich das Konzept jeglichem Anthropozentrismus zu widersetzen versucht – dennoch eine anthropozentrische Neigung anderer Art vorliegt. Denn der entstehenden Gemeinschaft, dem aus dem „Intersein“ erwachsenden Kollektiv, wird geradezu eine transformative Macht zugesprochen.24 Die Verbindung zu sich, den anderen und der Welt, das Vernetztsein mit allem Lebendigen, scheint sich ausschließlich in horizontaler Perspektive zu realisieren und alle vertikalen, transzendenten Bezüge zu eliminieren. Der Begriff „Interbeing“ bringt dabei auf besondere Weise die Durchlässigkeit der Grenzen innerhalb dieses Systems des Seins zum Ausdruck.25 Die Kombination von Kontemplation und einer Wiedereinbindung in die Welt durch die Verbindung mit anderen Menschen lässt darüber hinaus ein weiteres Motiv des „engagierten Buddhismus“ innerhalb der Leitideen der Church of Interbeing zutage treten.


 

Religiös? Säkular? Spirituell? – Überlegung zur Einordnung
 

Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte und Verortung in der Berliner Genezarethkirche fordert ein Experiment wie die Church of Interbeing geradezu dazu auf, über ihre Bezüge zur „traditionellen“ Religion nachzudenken. Gerade im Kontext der Diskussion über die Zukunft der Religion und über mögliche Formen einer Religion der Zukunft liefert die Auseinandersetzung mit dem Neuköllner Experiment anregende Impulse.
 

Praxis


Auf ihrer Website beschreibt die Church of Interbeing ihre Aktivitäten selbst mit der Wendung „community rituals to reconnect with Life“.26 Jasmin El-Manhy, ehemalige Geschäftsführerin des Projektes „Startbahn“, sieht in der Church den Ausdruck einer erfahrungsbasierten Form der Spiritualität:

Der Ablauf ist nicht bestimmt von Liturgie und Predigt, sondern von Ritual und Dialog. Es geht auch nicht um das Einüben in einen bestimmten Ablauf und die Wiederholung der einzelnen Elemente. Vielmehr stehen der Austausch und die Lust daran, Neues zu entdecken und auszuprobieren[,] im Vordergrund. Mit der [sic] haben wir die Möglichkeit mit den Menschen, die sich zur caring creative community zugehörig fühlen, Gottesdienst zu feiern. Die „Church of Interbeing“ lädt viele Traditionen ein, ihre Gaben in den Dienst des Lebens zu stellen. Der Rahmen ist Respekt, Dialog, Fürsorge und Spiel.27

Der starke Erfahrungsbezug bedeutet aber auch – und das kann bei Neubesucher:innen mit einem starken Gefühl der Befremdung einhergehen – radikale Offenheit und Authentizität. Es wird eine Offenheit für den oder die andere:n erwartet, die in einer Zeit der Individualisierung und gleichzeitigen Distanziertheit gegenüber dem Mitmenschen beinahe aufdringlich erscheint. Dieser radikale Gegenentwurf zur Strukturiertheit bekannter Sonntagsgottesdienste könnte trotz oder gerade wegen der etablierten Freiräume zunächst auf Kosten der Zugänglichkeit für gelegentliche Kirchgänger:innen gehen. Andererseits fühlen sich von diesem Format möglicherweise andere Menschen angesprochen, die jegliches kirchliche Setting gerade wegen der dort erlebten oder vermuteten formalen Rigidität bisher gemieden haben.

Über das zentrale Medium des Rituals wird, wie durch das obige Zitat angedeutet, die offene Erkundung des „Interseins“ mit einem Minimum an Struktur verknüpft. In der rituellen Praxis realisieren sich die Prozesshaftigkeit und Performanz, die für die Church of Interbeing maßgeblich sind: „Vor allem bleiben Rituale im Gegensatz zum äußeren Anschein nie unverändert und entwickeln sich ständig weiter, um Veränderungen in Gesellschaften Rechnung zu tragen.“28 Offene Rituale sind für die Anliegen der Gemeinschaft gerade deshalb zielführend, weil sie nicht auf eine feste Struktur verpflichten, gleichzeitig aber einen orientierenden Handlungsrahmen bieten.29 Anstelle rigider Zwanghaftigkeit und Bindung an Tradition oder „Regelwerke“30 macht die Church of Interbeing Rituale insbesondere in ihrer Dynamik fruchtbar31 und nutzt sie zur Etablierung eines Raums des Heiligen, der sich qualitativ vom Profanen unterscheidet.32

Die Ritualtheoretikerin Catherine Bell hat drei Dichotomien formuliert, die als essentielle Elemente in der Vision der Church of Interbeing wiedererkannt wer‐ den können: (1) Rituale erlauben sowohl Beständigkeit als auch Veränderung, (2) sie etablieren einen Raum der gleichzeitig kollektiven und individuellen Erfahrung und (3) stehen für die Gleichzeitigkeit von Reflexion und Handlungsorientierung.33 Bewusste spielerische und kreative Elemente erlauben in der Church die unbegrenzte Ko-Kreation gemeinsamer Realitäten. Dabei ist wichtig zu sehen, dass Rituale zwar meist kulturell oder religiös inspiriert sind,34 aber nicht auf diesen ursprünglichen Deutungsrahmen begrenzt bleiben müssen, sondern sich aus ihrer traditionellen Verankerung „emanzipieren“ können. So erklärt sich auch die Selbstverständlichkeit, mit der die Church of Interbeing ihre Praxis als säkulares Gemeinschaftsritual35 definieren kann.

 

„Religion“ der Zukunft?


Könnten die Transformationsprozesse, welche die Religion in der Gegenwart erfährt und von denen sie zukünftig geprägt sein wird, geradewegs auf Formen von Spiritualität zulaufen, wie sie die Church of Interbeing verkörpert? Haben wir es hier mit der „Religion“ der Zukunft zu tun?

Obwohl die Idee einer Universalspiritualität esoterische Züge aufweist36 und nicht etwa als Ziel einer pluralistischen Religionstheologie missverstanden wer‐ den sollte,37 muss doch festgestellt werden, dass ein solches Ideal als Zukunftsvision eines friedvollen Miteinanders vielen Menschen vor Augen steht, nicht nur außerhalb der Kirche.38 Aus der Vorstellung eines gemeinsamen Bezugs auf eine nicht zwingend theistisch gedachte Transzendenz39 erwächst die Suche nach einer Spiritualität, auf die sich alle Menschen einigen könnten. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem nachvollziehbaren Wunsch kommen jedoch unweigerlich Einwände auf: Was bleibt faktisch übrig, wenn wir uns auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen wollen? Geht mit der Aufgabe der Einzigartigkeit der einzelnen Traditionen nicht auch ihr Wert verloren? Kann uns Religion noch etwas geben, wenn sie als „One-fits-all-Modell“ auftritt?

In Bezug auf die Church of Interbeing könnte nun gefragt werden, ob mit dem Ideal, eine Gemeinschaft zu sein, die über spezifische religiöse und spirituelle Traditionen hinausgeht, nicht gerade ein solches Modell präsentiert wird: ein Modell, das sich zwar nicht als die „Religion“ der Zukunft, aber als eine mögliche Form künftiger Spiritualität versteht. Die Formen und Rituale des „Gottesdienstes“ sind so offen, dass jede:r aus ihnen etwas anderes „ziehen“ kann. Das Vokabular ist so unspezifisch und frei, dass mit vielen Worten oft wenig gesagt wird. Das kann einerseits zu einer Unschärfe werden, durch die sich der Universalitätsanspruch in relativistische Wolkigkeit verliert. Andererseits bietet das Setting der Church of Interbeing in besonders hohem Maße Raum für individualisierte Spiritualitätsentwürfe. Damit stellt sie ein Angebot dar, dass dem immer größer werdenden gesellschaftlichen Wunsch nach Individualität bei gleichzeitigem Bedürfnis nach Gemeinschaftserfahrung in hohem Maße gerecht wird, während der Kirche solches nach dem Empfinden von immer mehr Menschen derzeit nicht ausreichend gelingt.

 

Säkulare Spiritualität 


Man könnte nun einwenden, durch diese Interpretationslinie werde das, was die Church of Interbeing sein will, bereits überstrapaziert. Schließlich beschreibt sich die Gemeinschaft selbst an anderer Stelle explizit als „säkular“ und „nicht‐ religiös“.40 Warum dann aber „Church of Interbeing“? Von einem christlichen Verständnis der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden kann hier natürlich nicht die Rede sein. Ein Grund für die Benennung könnte in der kirchenge‐ meindlichen Angliederung an die Genezarethkirche liegen. Zudem können, abgesehen von bestimmten religiösen oder theologischen Inhalten, Parallelen zur Praxis der Kirchengemeinde gefunden werden. Das hat bereits der Verweis auf die liturgieähnlichen Elemente des Gesangs und des Gabenteilens gezeigt. Kirche bedeutet im Fall der Church of Interbeing, dass eine Gruppe von Menschen zu einer Gemeinschaft geworden ist und dass diese Vergemeinschaftung ihnen als spirituelle Kraftquelle so viel gibt, dass sie „gemeindeartig“ zusammen‐ kommen und in ritueller Regelmäßigkeit und Ernsthaftigkeit gemeinsam diese Verbindung feiern. Kirche meint hier den Bezug auf eine geteilte Vision des „Interseins“ – viel mehr als auf eine gemeinsame Tradition, die ihre Wirksamkeit allenfalls beim zweiten Hinsehen erkennen lässt.

Der Begriff „Church“ erscheint also als von seinem theologischen Gehalt weitest‐ gehend entkleidet und für die eigene „transzendenzarme“ Gemeinschaftsvision ausgeliehen – oder „säkularisiert“ – zu sein. Es könnte daher angebrachter sein, die Church of Interbeing im Kontext der sogenannten „säkularen Spiritualität“ und anhand des Schlüsselwortes „Achtsamkeit“ zu begreifen. Gerade in Verbindung mit dem Konzept des Interbeing motiviert die Church of Interbeing dazu, sich auf die enge Verwobenheit mit der Welt zu besinnen und dabei dennoch die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, was als Form von Achtsamkeit gedeutet werden kann.41 In den „Gottesdiensten“ der Church sind auch ohne Weiteres typische Elemente der buddhistisch imprägnierten Achtsamkeitspraxis wiederzufinden:42 die „Wahrnehmung des Atems“, das „Sich-Spüren im Körper“ und damit das bewusste „Verweilen in der sinnlichen Wahrnehmung“ zur Vergegenwärtigung des Daseins im „Hier und Jetzt“.43

Achtsamkeit tritt als Kategorie auf, die in Bezug auf die Frage nach ihrem spirituellen Gehalt eine gewisse Ambiguität transportiert: „Radikale Diesseitigkeit“ trifft auf „Offenheit und Sehnsucht nach einem Darüber … hinaus“.44 Die Besinnung auf das Innere, das Schweigen und die Stille offenbaren dabei letztlich ein „spirituelles Erbe der Religionen“,45 das aber durch die Etablierung in säkularen Kontexten als Ankerpunkt an Bedeutung verliert.46 Achtsamkeit lässt sich daher als Zentralidee „säkularer Spiritualität“ verstehen.47 Diese Einordnung bringt das Spannungsverhältnis in einem „religiös gefärbten“, aber „explizit nicht religiösen Verstehen“48 auf den Begriff: Einerseits schafft sie die klare Abgrenzung von traditionell dogmatischer Religiosität. Andererseits „verpackt“ sie auf gegenwärtig höchst anschlussfähige und attraktive Weise „wertvolle spirituelle Schätze der Religionen“, ohne alle weiteren, teils negativ konnotierten, „aus der Zeit gefallenen“49 Assoziationen mit Religion aufnehmen zu müssen.

Diese Interpretationslinie scheint im Kontext der Church of Interbeing äußerst zielführend zu sein: Die Rituale sind stark von Achtsamkeitsübungen durchzogen, die zwar keine bestimmten religiösen Register aktivieren, gleichzeitig aber mindestens als „spirituell“ wahrgenommen werden. Die spirituelle Dimension wird von Teilnehmenden nach eigener Auskunft gerade wegen ihres nichtmoralisierenden Charakters, der völlige Deutungs- und Handlungsfreiheit zulässt, wertgeschätzt und positiv von einer als autoritär verstandenen Religion abgegrenzt. Durch die beschriebenen Elemente der Achtsamkeitspraxis und die Deutung als „säkulare Spiritualität“ zeigt die Church weitere Charakteristika einer möglichen Spiritualität der Zukunft50 auf.
 

Ein bisschen Kirche bleibt


Bei alledem muss gleichwohl festgehalten werden: Die Church of Interbeing versammelt sich nicht freitagabends in einer Turnhalle, sondern sonntagmittags in einer Kirche. Die weiteren Einordnungen haben bereits aufgezeigt, dass das nicht die einzige klare Parallele zu kirchlichen Vollzügen ist, die hingenommen wird, anstatt sich klar von solchen Assoziationen abzugrenzen. Eine völlige Distanzierung von Kirche lässt die besondere Anbindung der Gemeinschaft an die Genezarethkirche folglich nicht zu. Auch diese Einsicht formuliert die Church selbst: „Wir sind neugierig darauf, wie man einen physischen Ort, der mit der christlichen Institution verbunden ist, mit frischer Energie und neuer Bedeutung füllen kann.“51 Das Setting im Kirchengebäude, die gemeindeartige Zusammenkunft, die Anleitung durch „hosts“ und die rituelle Praxis unterstreichen den Eindruck, dass die Church of Interbeing weniger ein radikales Gegenmodell zur Kirche sein als vielmehr ein Alternativangebot darstellen will, das bleibende Berührungspunkte bewusst für sich nutzt. Die Kooperationsveranstaltungen mit der „Startbahn“ bis hin zu biblischen Bezügen in den eigenen Veranstaltungsbeschreibungen52 lassen die Bereitschaft erkennen, eine spirituell-religiöse Deutungsmöglichkeit in Kauf zu nehmen.

Während die Selbstbeschreibung als nichtreligiös nachvollziehbar bleibt, müsste das „säkulare“ Selbstverständnis daher – im Sinne des Konzepts einer „säkularen Spiritualität“ – mit „spirituell“ ergänzt werden, um der in Achtsamkeitsübungen und Ritualen jedenfalls anklingenden Transzendenzoffenheit zu entsprechen. Auch die Verantwortlichen des Projekts „Startbahn“ nehmen einen Standpunkt der Verbindung ein. El-Manhy schreibt zum Gesamtprojekt: „Wir erproben stellvertretend, wie eine Gemeinde zukünftig sein kann. Oder besser: Wie sie genau jetzt sein kann.“53 Sie macht die Verbindung zur Church of Interbeing explizit, indem sie formuliert: „Seit November 2021 feiern wir sonntags um 13 Uhr Gottesdienst in der ‚Church of Interbeing‘.“54

Die Church of Interbeing ist ein einzigartiges spirituelles Experiment, das Offenheit für Neues fordert und gleichzeitig Rückbezüge auf Bekanntes zulässt. Der Kontakt wird gelebt, indem die Church in dem Kirchengebäude der Genezarethgemeinde Gemeinschaft feiert, indem Gemeindemitglieder teilweise an den „Gottesdiensten“ der Church teilnehmen und indem Veranstaltungen mit dem kirchlich-religiösen Partner organisiert werden. Andererseits wird Distanz ausgedrückt, indem sich die Church von religiösen und spirituellen Traditionen emanzipieren will und das universelle „Intersein“ mit Elementen des Rituals, der Gemeinschaftsbildung und der Meditation zu einem ganz eigenen Format macht. Nicht jede:r würde das noch als „spirituell“ bezeichnen, aber auch nicht jede:r könnte sich ganz von den „spirituellen“ Eindrücken verabschieden. Genau diese Grenzposition nimmt die Church of Interbeing ganz bewusst und willentlich ein.

Durch die Kooperation mit der „Startbahn“ ist die Church of Interbeing Teil eines Projekts, das es schafft, wieder mehr Menschen zu interessieren und sie in ihren unterschiedlichen religiösen oder spirituellen Sprachen zu erreichen. Das macht sie zu einem Player auf dem sich stetig multiplizierenden Feld der spi‐ rituellen Angebote. Als Ort gelebter Spiritualität für viele ist sie wertzuschätzen; gleichzeitig ist sie nicht als religiöse Gruppierung oder als das einzig denkbare Zukunftsmodell gelebter Spiritualität misszuverstehen. Wir haben es hier ganz klar nicht mit einer christlichen Gemeinschaft zu tun, die versucht, religiöse Inhalte in neuen Formen zu präsentieren oder sich als mögliche „Religion“ der Zukunft zu vermarkten, sondern mit einem „Experiment“, das traditionell religiöses Terrain vollständig zu verlassen scheint. Es soll gerade nicht um das Vorantreiben einer bestehenden Tradition gehen, sondern ganz im Sinne der Ko-Kreation und der Anbindung an die Genezarethkirche etwas genuin Neues entstehen.

Sophie Hofmeister (Osnabrück), Februar 2024


 

Anmerkungen
 

1 Vgl. die Informationen („Über“) in der Präsentation der Gemeinschaft bei „Open Collective“, https://opencollective.com/Interbeing (letzter Abruf aller in diesem Beitrag genannten Internetseiten: 19.3.2024).

2 El-Manhy 2022.

3 Vgl. El-Manhy 2022.

4 So auf der Website der Gemeinschaft, https://interbeing.life/about/.

5 El-Manhy 2022.

6 Vgl. die Informationen („Über“) bei „Open Collective“, https://opencollective.com/Interbeing und auf der Webseite der Gemeinschaft, https://interbeing.life/about/.

7 Church of Interbeing 2022.

8 Vgl. dazu die Informationen („Über“) bei „Open Collective“, https://opencollective.com/Interbeing: „experiment with other formats such as morning meditations, collective dreaming experiments, grief rituals, new year’s retreats, urban pilgrimates to sacred sites etc.“ („mit anderen Formaten experimentieren, wie Morgenmeditationen, kollek‐ tive Traumexperimente, Trauerrituale, Neujahrs-Retreats, Pilgerfahrten zu heiligen Stätten“).

9 Vgl. dazu die Informationen („Über“) bei „Open Collective“, https://opencollective.com/Interbeing.

10 McKenty 2022: „Weaving threads from the Work That Reconnects, the Plum Village tradition, the Art of Hosting and other dialogue practices, and simple ritual elements common to many traditions, we aim to open a sacred space of inquiry, reverence, and playfulness, in meditation, movement, dialogue, and song.“

11 Vgl. Halifax/Peale 1996, 4.

12 Halifax/Peale 1996, 5.

13 Vgl. Halifax/Peale 1996, 6.

14 Vgl. dazu Halifax/Peale 1996, 6: „its name points to the absence of a separate self identity and thus to the interconnectedness, interdependence, and interpenetration of all beings.“

15 Vgl. Halifax/Peale 1996, 6.

16 Vgl. Halifax/Peale 1996, 6.

17 Vgl. McKenty 2022: „ouside the domain of any existing religious tradition“.

18 Vgl. die Informationen („Über“) bei „Open Collective“, https://opencollective.com/Interbeing.

19 Vgl. McKenty 2022: „experimenting with ways to re-inhabit our capacity to reconnect to ourselves, each other, and the living world through community rituals“.

20 Vgl. Nehring 2019, 113.

21 Vgl. Chamel/Dansac 2022, 2, die mit Verweis auf Abram 1996 die Vorteile der Ausdrücke

„non-human“, „other-than-human“ und „more-than-human“ herausstellen, insbesonde‐ re da sie in ihrer Offenheit die Grenzen der Kategorien „lebend“ oder „sichtbar“ übertreten und die Hierarchisierung des Mensch-Natur-Verhältnisses überwinden.

22 Halifax/Peale 1996, 9.

23 Vgl. Halifax/Peale 1996, 9.

24 Vgl. dazu Chamel/Dansac 2022, 9: In genau umgekehrter Weise, aber ebenfalls mit dem Fokus auf dem Ungleichgewicht in einer eigentlich als gleichwertig idealisierten Beziehung, beschreiben Chamel/Dansac mit Bezug auf Bron Taylor in ihrem Text, dass „more-than-humans“ teils widersprüchlich sowohl als gleichwertige Partner als auch als ultimative, transformative Macht („nature sometimes personified as a transforming power“) instrumentalisiert werden.

25 Vgl. Halifax/Peale, 9.

26 Siehe https://interbeing.life/about/.

27 El-Manhy 2022.

28 Chamel/Dansac 2022, 3: „Above all, rituals, contrary to appearances, never remain unchanged and are constantly evolving to take into account changes in societies.“

29 Vgl. Brosius/Michaels/Schrode 2013, 16.

30 Brosius/Michaels/Schrode 2013, 14.

31 Vgl. dazu Brosius/Michaels/Schrode 2013, 9, und Harth/Michaels 2013, 126.

32 Vgl. Bell 1992, 74, zitiert nach Chamel/Dansac 2022, 6.

33 Vgl. Chamel/Dansac 2022, 7, mit Bezug auf Bell 1992, 25.

34 Vgl. Chamel/Dansac 2022, 6.

35 Vgl. Church of Interbeing 2022: „secular community rituals“.

36 Vgl. Höbsch 2003, 29.

37 Vgl. Kreiner 2003, 11: „Dem Pluralismus schwebt für die Zukunft keineswegs das Ideal einer uniformen ‚Einheitsreligion‘ vor. Es soll nicht versucht werden, die Vielfalt der Religionen aufzuheben in eine einzige weltweite ‚Universalreligion‘.“

38 Vgl. Höbsch 2003, 30.

39 Vgl. auch Olvedi 1973, 131, zu der Idee, der Buddhismus könne das Modell für eine Religion der Zukunft bieten: „Haben wir seine […] Lehre [sc. die Lehre Buddhas] begriffen, so werden wir fähig sein, die Essenz aller Hochreligionen zu begreifen. Und wir werden sehen, daß sie in einem Brennpunkt zusammenlaufen, und daß es nur darum geht, sich auf diesen Brennpunkt zu konzentrieren.“

42 Schmidt (2020, 143) geht von bleibenden Spuren des Buddhismus in allen Formen der Achtsamkeit aus, wenngleich in ganz unterschiedlicher Gewichtung.

43 Seitlinger 2018, 10.

44 Maidl 2019, 62.

45 Seitlinger 2018, 2.

46 Vgl. Seitlinger 2018, 5: Für diese „Neuverortung“ (ebd., 7) sei maßgeblich Jon Kabat- Zinn und sein Mindfulness-Based Stress Reduction Programm verantwortlich.

47 So auch bei Seitlinger 2018.

48 Seitlinger 2018, 1.

49 Seitlinger 2018, 13.

50 Vgl. dazu Seitlinger 2018, 1: Er stellt besonders heraus, dass „diese neue Achtsamkeitskultur ein innovativer und bereichernder Beitrag für eine ‚Spiritualität der Zukunft‘ sein“ kann.

51 Church of Interbeing 2022: „We are curious about how to embue [sic] a physical place that has been tied to the Christian institution with fresh energy and new meaning.“

52 Vgl. Church of Interbeing 2023: „When two or more are gathered together in my name“ im Einladungstext zum „Gottesdienst“ mit dem Thema „Togetherness“. Zitiert wird ohne weitere Erläuterung und ohne Angabe der Stelle Mt 18,20.

53 El-Manhy 2022.
 

 

Literatur
 

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Church of Interbeing (2023): We emanate a heartfelt thanks to everyone who gathered together with us yesterday in the heart of Berlin, for the celebration of our 2nd Birthday Anniversary!, Instagram, 15.1.2023, https://www.instagram.com/p/C2IYrM8MNbc/.

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