Bernhard Lauxmann

Christlicher Fundamentalismus

Christians for Mission. Die „Evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen“ (Relinfo) ist kürzlich auf eine zuvor bei Weltanschauungseinrichtungen unbekannte Gemeinschaft aufmerksam geworden, die sich „Christians for Mission“ nennt.1 Es handelt sich um eine christlich-fundamentalistische Gruppierung mit einem exklusiven Glaubensverständnis und hierarchischen Strukturen, deren Praktiken im Einzelnen intransparent sind.

Die Recherche der Schweizer Kolleg:innen wurde durch Werbeflyer für Bibelkreise an Schweizer Universitäten (Bern, Zürich, Basel) angestoßen. Der daraufhin befragte Leiter des Bibelkreises in Bern, Michael Ackert, zeigte sich gegenüber Relinfo zunächst verschlossen und gab keine Informationen preis.2 Das Relinfo-Team konnte dennoch herausfinden, dass „Christians for Mission“ strategisch Mitglieder aussendet, um in verschiedenen Städten Bibelkreise zu gründen. Auffällig waren für die Kolleg:innen dabei starke Bezüge nach Berlin.

Die Gruppe ist tatsächlich seit 2006 am Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg als „Christians for Mission e. V.“ (CfM) registriert. Auch bei den Behörden in New York ist die Gemeinschaft als „Christians for Mission Inc.“ bereits offiziell in Erscheinung getreten. Dennoch blieb die Gruppe weithin unbeachtet, was auch daran liegt, dass selbst Mitgliedern der Name der Gemeinschaft vielfach nicht bekannt ist. Die Gemeinschaft steht, wie Relinfo nun herausfand, unter der Leitung von „Bruder Paul Kim“ – bürgerlich: Young Su Kim (geb. 1963). Kim soll in Südkorea Theologie studiert haben. Die Mitglieder von „Christians for Mission“ betonen, dass ihre Gemeinschaft keine Organisation sei, sondern die wahre Gemeinde Jesu Christi.

Relinfo attestiert der exklusivistischen Gemeinschaft einen ausgeprägten Führerkult. Kritik an den Aussagen oder Entscheidungen Kims werde nicht toleriert, vielmehr sei der Leiter von den Gruppenmitgliedern in wichtige Lebensfragen aktiv einzubinden. Berichte von Aussteiger:innen zeigen zudem einen schleichenden, aber massiven Beeinflussungsprozess durch die Gemeinschaft und deren Führungsebene, bei dem vor allem Frauen Einschränkungen erleben. Die strikt hierarchisch strukturierte Gemeinschaft verbietet auch den Kontakt mit anderen Lehren oder Büchern. Mitglieder müssen zudem durch „Opfergaben“ wie auch Barzahlungen ihre Dankbarkeit und Verbundenheit unter Beweis stellen.

Bernhard Lauxmann (Berlin), Januar 2024
 

Anmerkungen

  1. Vgl. insgesamt den Eintrag „Christians for Mission“ im „Lexikon“ von Relinfo, https://www.relinfo.ch/lexikon/christentum/aeltere-und-evangelikale-freikirche/neuere-fundamentalistische-sondergruppen/bible-study-in-berlin-bern-und-zuerich/ (Abruf am 15.1.2024), und Julia Sulzmann, „Unbekannte Gemeinschaft aufgedeckt: Christians for Mission“, Relinfo, 7.12.2023, https://www.relinfo.ch/2023/12/07/unbekannte-gemeinschaft-aufgedeckt-christians-for-mission/.
  2. Vgl. Julia Sulzmann und Georg O. Schmid, „Unbekannte Gemeinschaft missioniert an Schweizer Universitäten“, Relinfo, 15.3.2023, https://www.relinfo.ch/2023/03/15/unbekannte-gemeinschaft-missioniert-an-schweizer-universitaeten/.