Christoph Auffarth / Hans G. Kippenberg / Axel Michaels (Hg.)

Wörterbuch der Religionen

Christoph Auffarth / Hans G. Kippenberg / Axel Michaels (Hg.), Wörterbuch der Religionen, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2006, 607 Seiten, 49,80 Euro.


Das Wörterbuch der Religionen, in einem Zeitraum von zehn Jahren erarbeitet, versteht sich als „religionswissenschaftliches Referenzwerk“: Es will aktuell und knapp informieren. Die vorliegende völlig neu erarbeitete Ausgabe ersetzt den erstmals 1952 veröffentlichten Vorläufertitel, der aus der Feder des evangelischen Theologen Alfred Bertholet stammte. Die Neuausgabe ist – so die Herausgeber im Vorwort – den tiefgreifenden Veränderungen in der Religionswissenschaft geschuldet: So würde sich die Religionswissenschaft zunehmend als Kulturwissenschaft verstehen. Außerdem will die Forschungsdisziplin sich „auf Augenhöhe“ mit anderen Kulturen und ihren Religionen befassen und auseinandersetzen. Warum ausgerechnet der Steinkreis von Stonehenge als Bild auf dem Schutzumschlag gewählt wurde, ist angesichts der Zielsetzung des Buches nicht ganz einsichtig.

Das vorliegende Werk bietet 2600 Einträge. Verfasst wurden die Artikel im Wesentlichen von vier oder fünf Autoren. Zusätzlich nennt das Mitarbeiterverzeichnis 70 weitere Namen. Außerdem findet sich ein Register mit Schreibvarianten. Die Einträge bieten vielfältige Informationen in konzentrierter Form. Zahlreiche Verweisstellen und Literaturhinweise am Ende regen zur weiteren Lektüre an.

Bei genauer Durchsicht lässt sich ein „Kanon“ rein religionswissenschaftlicher Literatur erkennen. Theologische Beiträge, die im Blick auf die Analyse durchaus religionswissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen vermögen, wurden im Blick auf neue religiöse Bewegungen ausgespart. Dies führt im Einzelfall dazu, dass die Informationen zu neuen religiösen Bewegungen nicht immer auf der Höhe der Zeit bzw. nicht ganz zuverlässig sind. Hierzu einige Beispiele: Im Artikel über die Christengemeinschaft ist bei der Schilderung der hierarchischen Gliederung der Gruppe unzutreffend von mehreren Erzoberlenkern die Rede (94). Die Freimaurer werden als „weltweit mitgliederstärkste Gruppierung der Geheimgesellschaften“ (154) bezeichnet, die – so die allerdings nicht belegte These – „meist auch (von) der protestantischen Kirche bekämpft und verfolgt worden“ (155) sei. Der Satanismus wird definiert als „kultische Verehrung des dunklen Prinzips der jüdisch-christlichen Tradition, des Satans oder Teufels, der als Gegenkraft zu Gott konzipiert wird“. Vor diesem Hintergrund zieht der Verfasser des Artikels den freilich allzu simplifizierenden Schluss: „Dadurch ist Satanismus stets eng auf die christliche Theologie bezogen, deren Weltsicht grundsätzlich geteilt wird.“ (466) Zum Stichwort Kirche vermerkt der Verfasser des Eintrags, dass dieser Begriff „weitgehend auf christliche Kontexte“ beschränkt sei und „von Sekten, Denominationen u.a.“ unterschieden werde. Unklar ist jedoch, wodurch Kirche zu Kirche wird. Übersehen wird zudem, dass dieser Begriff inzwischen von christlichen „Sekten“ wie auch nichtchristlichen Gruppierungen verwendet und instrumentalisiert wird (Vereinigungskirche, Universale Kirche oder die Scientology-„Kirche“).

Trotz dieser Unzulänglichkeiten bietet das Wörterbuch der Religionen eine Fülle an konzentriert präsentierten Informationen.


Matthias Pöhlmann