Neuapostolische Kirche

Weiterhin interne Richtungskämpfe in der NAK

(Letzter Bericht: 8/2010, 302ff) Das im Juni 2010 veröffentlichte überarbeitete, „neue“ Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche (NAK) sowie die dazugehörigen Erläuterungen (vgl. MD 7/2010, 272f; 8/2010, 298ff) rufen weiterhin interne Spannungen hervor. 22 Mitglieder der als progressiv geltenden Gemeinde Hannover-Mitte – sie war im Frühjahr als Gastmitglied in die örtliche Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) aufgenommen worden – hatten in einem Brief an ihren Stammapostel Kritik an der Neufassung der Glaubensartikel ausgedrückt. Sie wären enttäuscht, weil sie die Glaubensartikel als einen Rückschritt im Blick auf den Ökumenegedanken und als eine gewollte und verletzende Abgrenzung der NAK gegenüber anderen Christen empfänden. Besonders die strenge Auslegung der Glaubensartikel in den Erläuterungen stieß auf ihr Unverständnis. Die Enttäuschung war so groß, dass zwei ehrenamtliche Gemeindeleiter ihr Amt des „Hirten“ niedergelegten. Zunächst konnte Stammapostel Wilhelm Leber die unzufriedenen Gemeindemitglieder in einem Antwortbrief beschwichtigen: Die Erläuterungen seien speziell für die Veröffentlichung im Internet geschrieben worden. Sie hätten keine übergeordnete Bedeutung und würden in dieser Form auch nicht in den Katechismus übernommen. Jetzt wurde aber bekannt, dass exakt dieselben Erläuterungen in den „Leitgedanken zum Gottesdienst“ abgedruckt wurden. Diese monatlich erscheinende Schrift ist exklusiv für die Amtsträger der NAK bestimmt und wird vom Stammapostel selbst herausgegeben. Auf erneute Rückfragen aus Hannover hin gab Leber nach Angaben des Glaubenskultur-Magazins (www.glaubenskultur.de) zu: „Ich stelle zerknirscht fest, dass ich mich geirrt habe. Tatsächlich haben die Erläuterungen Eingang in den Katechismus gefunden, was ich nachträglich festgestellt habe ... Ich bitte um Entschuldigung für meinen Irrtum.“ Die Betreiber des Internet-Portals „Glaubenskultur“ sind kritisch-wohlwollende NAK-Mitglieder und erklären die ungewöhnliche Korrektur der Aussage eines Stammapostels mit einem „nicht unerheblichen Streit“ in der Bezirksapostelversammlung. Die Versammlung aller 19 Bezirksapostel tagt mehrmals im Jahr und wird vom Stammapostel einberufen. In diesem Gremium werden die wesentlichen Richtungsentscheidungen gefällt. Skeptisch fragen die Glaubenskultur-Macher nach, inwiefern der Stammapostel „noch Herr des Verfahrens in Sachen neuer Katechismus ist“.


Michael Utsch