Mathias Schreiber

Was von uns bleibt. Über die Unsterblichkeit der Seele

Mathias Schreiber, Was von uns bleibt. Über die Unsterblichkeit der Seele, Spiegel Buchverlag / DVA, München 2008, 156 Seiten, 14.95 Euro.

Der SPIEGEL-Autor Mathias Schreiber hatte sich schon vor 30 Jahren der Thematik der Nahtoderfahrungen angenommen – und voriges Jahr auch der Unsterblichkeitsfrage. Der Zuspruch der Leserschaft war so groß, dass er seinen einschlägigen Essay vom Umfang her vervierfacht und nun als Buch vorgelegt hat. Die Thematik der Seelenunsterblichkeit habe eine unerwartete Renaissance erfahren, stellt der promovierte Philosoph eingangs fest. Für die Mehrheit der Deutschen ist mit dem Tod keineswegs einfach alles aus. Er selber ist „über viele intellektuelle Umwege dahin gelangt, von einer fundamentalen Nicht-Sterblichkeit der Seele überzeugt zu sein“.

Die beabsichtigte „Zusammenschau von Einsichten so unterschiedlicher Fächer wie der Philosophie, der Theologie, der Archäologie, der Kulturgeschichte, der Vergleichenden Religionswissenschaft, der Astrophysik, der Neurologie und der Altphilologie“ kann auf knapp 150 Seiten freilich kaum mehr bieten als eine Mixtur aus journalistischer Wahrnehmung und persönlich-philosophischer Deutung. Kultur- und religionswissenschaftliche Rundgänge dieser Machart sind gutenteils so interessant und oberflächlich wie eine kundige Museumsführung.

Kundig hat sich Schreiber allemal gemacht. Er geht mit großen Namen und Systemen um. Ausdrücklich stellt er sich dabei „jenseits des Glaubens an die Autorität einer Kirche“. Aber den Gottesgedanken als Garanten einer Seelenunsterblichkeit hält er am Ende hoch – „weil so viele Autoritäten, die klüger waren, als wir es sind, seit Jahrtausenden die eine Ur-Sache ‚Gott’ genannt haben“.

Sein Weg, plausible Gründe für die legitime Annahme einer Unsterblichkeit der Seele beizubringen, ist der einer intuitiven Vernunft – zumal es objektive Beweise in dieser wie in der Gottesfrage der Sache nach unmöglich geben kann. Ihm genügt es, dass die Grundannahme einer letzten „Überlegenheit des Guten über alle Schreckensmächte“ etwas Einleuchtendes hat und wir den Alltag schwerlich bewältigen können ohne den Hintergrund eines sehnsuchtsvollen Vertrauens in eine doch irgendwie zu erhoffende „Abrundung“ aller Dinge.

Im Endeffekt bleibt Schreibers Argumentation keineswegs ohne Tiefgang. Immer wieder und gerade auch zum Schluss hat er mehr oder weniger philosophische Reflexionen vorzuweisen, die selbst radikale Skeptiker zu abwägender Nachdenklichkeit zwingen. So weist er etwa den abgegriffenen Illusions- und Projektionsverdacht zurück mit dem Hinweis auf die Unwahrscheinlichkeit, „dass der Mensch ausgerechnet in einer solchen Grenzsituation, die ihn nach Tod und Unsterblichkeit fragen lässt, sich leichtfertig-illusionär selbst betrügt“. Mehr als eine höfliche, weise Einladung, sich mit dem uralten Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und die Auferstehung vom Tod neu und hoffnungsvoll auseinanderzusetzen, kann und will dieses Büchlein freilich nicht sein.


Werner Thiede, Regensburg