Friedmann Eißler und das EZW-Team

Verabschiedung des Leiters der EZW

Reinhard Hempelmann geht in den Ruhestand

Am 4. April 2019 wurde der Leiter der EZW, Reinhard Hempelmann, in einem feierlichen Gottesdienst in der Berliner Vorstadtkirche St. Elisabeth in den Ruhestand verabschiedet. Die Predigt hielt Reinhard Hempelmann über die Areopagrede des Paulus (Apostelgeschichte 17,16-34, die Entpflichtung wurde von Annette Kurschus vorgenommen, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Mitglied des Rates der EKD.

Unter den rund 180 Anwesenden waren neben der Familie, Freunden und Wegbegleitern des zu Verabschiedenden Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher religiöser Traditionen und säkularer Verbände, der Berliner und der Bundespolitik, von Universitäten, Akademien und Hochschulen sowie der Medien. Es nahmen Repräsentanten von muslimischen und buddhistischen Gemeinschaften, der Bahai-Gemeinde, von neureligiösen und interreligiösen Bewegungen und der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage teil. Die Partner aus der Ökumene, den evangelischen Freikirchen und der Deutschen Evangelischen Allianz waren ebenso gekommen wie die frisch als Gastmitglied in die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen aufgenommene Neuapostolische Kirche und die Siebenten-Tags-Adventisten. Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchenleitungen und mit der EKD verbundenen Werken, die Kolleginnen und Kollegen aus der Weltanschauungsarbeit der Landeskirchen und der römisch-katholischen Kirche nutzten die Gelegenheit zur Begegnung.

Persönlich gehaltene Grußworte von Ulrich Körtner (Wien), dem bisherigen Vorsitzenden des Kuratoriums der EZW, von Karlies Abmeier (Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin) sowie von Matthias Pöhlmann, dem Vorsitzenden der Konferenz der Landeskirchlichen Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen in der EKD (München), brachten Dankbarkeit, Wertschätzung und die Würdigung der Arbeit von Reinhard Hempelmann zum Ausdruck. Verbunden mit der konstituierenden Sitzung des neuen Kuratoriums unter Vorsitz von Arnulf von Scheliha (Münster) und dem Jahresempfang der EZW markierte dieser Tag durchaus eine Zäsur in der Geschichte der EZW.

Mit diesem Tag ging eine 27-jährige Ära zu Ende. Am 1. März 1992 hatte Reinhard Hempelmann seine Arbeit als „EZW-Referent für pfingstlerische Gruppierungen, christlich-fundamentalistische Strömungen sowie eigenständige Gemeindebildungen und freie evangelistisch-missionarische Aktivitäten im Bereich der evangelischen Landeskirchen“ in Stuttgart aufgenommen.

Zuvor war Hempelmann wissenschaftlicher Assistent an der Universität Osnabrück und ab 1984 theologischer Dozent an der CVJM-Sekretärschule, heute CVJM-Hochschule, in Kassel. 1989 promovierte der westfälische Pfarrer – der er immer geblieben ist – über die Sakramententheologie im evangelisch-katholischen Dialog („Sakrament als Ort der Vermittlung des Heils“, Göttingen 1992).

Der EZW-Referatsbereich spiegelte sich in gewichtigen Buchpublikationen wider, so im „Handbuch der evangelistisch-missionarischen Werke, Einrichtungen und Gemeinden. Deutschland – Österreich – Schweiz“ (Stuttgart 1997) sowie in einer Monografie über Ausprägungen und Herausforderungen pfingstlich-charismatischer Frömmigkeit („Licht und Schatten des Erweckungschristentums“, Stuttgart 1998).

Die EZW zog Mitte der 1990er Jahre von Stuttgart nach Berlin. Dort wurde Reinhard Hempelmann 1998 als der fünfte Leiter der EZW berufen nach Kurt Hutten, Helmut Aichelin, Reinhart Hummel und Michael Nüchtern. Er vertrat seitdem das EZW-Referat „Grundsatzfragen, Strömungen des säkularen und religiösen Zeitgeistes, Evangelikalismus und pfingstlich-charismatisches Christentum“.

Unter der Leitung von Reinhard Hempelmann erschien das „Panorama der neuen Religiosität. Sinnsuche und Heilsversprechen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ im Jahr 2001 und wurde bis 2005 vollständig überarbeitet – ein Standardwerk für die Weltanschauungsarbeit in den Kirchen und darüber hinaus. Das Themenspektrum der von ihm im Materialdienst der EZW und in der Schriftenreihe EZW-Texte veröffentlichten Texte ist breit, es beinhaltet zahlreiche Aspekte der religiös-weltanschaulichen Gegenwartskultur, die die Dynamik der gesellschaftlichen Veränderungen im Verlauf dieser 27 Jahre reflektieren. In den ersten Jahren tauchen Themen wie „Missionsprofile und Kirchenbilder“ oder „Esoterik und Mystik“ auf, dann aber bald „Religionen und Gewalt“. Es kamen Islamthemen hinzu, dann immer wieder und verstärkt die Themen Säkularisierung, Atheismus, Humanismus. Dass zuletzt Themen wie „Rechtspopulismus und christlicher Glaube“ zu behandeln waren, zeigt eine Entwicklung an, die die Weltanschauungsarbeit auch künftig intensiv beschäftigen wird.

Von großer Bedeutung und großer Wirkung waren die Planung und die Durchführung des „Curriculums Religions- und Weltanschauungsfragen“, einer berufsbegleitenden Langzeitfortbildung für Pfarrerinnen und Pfarrer in der EKD, die Reinhard Hempelmann besonders am Herzen lag und die unter seiner Leitung zweimal durchgeführt werden konnte (2009 – 2011 und 2015 – 2017). Das Besondere daran war und ist nicht nur die gründliche Durchstrukturierung einer Fort- und Ausbildung über zwei Jahre und die enorm gute Resonanz darauf, sondern sicherlich auch die mittel- und langfristige Auswirkung auf das Netzwerk der landeskirchlichen Beauftragten für Weltanschauungsfragen. Der Kreis der Interessierten und Engagierten wurde erweitert, neben aller Fachkompetenz, die inhaltlich im Mittelpunkt stand, wurden die Zusammenarbeit und auch ein kollegiales, freundschaftliches Miteinander gestärkt. Reinhard Hempelmann hat durch seinen unermüdlichen Einsatz und vor allem seine ruhige und verbindliche Art einen großen Anteil daran. An der Stelle sei auch die sehr gute und vertrauensvolle ökumenische Kooperation über die Konfessionsgrenzen hinweg wenigstens erwähnt.

Es wäre zweifellos noch sehr vieles zu nennen. Denn damit sind die vielfältigen praktischen Dialoge und Konsultationen oder die zahlreichen externen Verpflichtungen, die Reinhard Hempelmann etwa in Gremien und Beiräten etc. wahrnahm, noch gar nicht angesprochen, ebenso wenig die unzähligen mit der Leitungsaufgabe verbundenen Dinge, die quasi „nebenher“ zu erledigen waren.

Über 20 Jahre lang leitete und begleitete Reinhard Hempelmann das Team der EZW. Bekannt war er für seine freundliche Aufmerksamkeit, gepaart mit einer außerordentlich hohen Fachkompetenz. Mit ihr hat er „moderiert“ im wörtlichen Sinne, zur Mäßigung beigetragen, wenn es notwendig war. Mit ihr hat er sich unprätentiös in den Dienst der Sache gestellt. Mit ihr hat er ebenso engagiert diese „Sache“ gefördert und gestaltet, die sein Herzensanliegen war und deren Kern von ihm selbst als „Aufklärung über den fremden und den eigenen Glauben“ bezeichnet worden ist. Apologetik in diesem Sinne ist keine einseitige Angelegenheit, die nach außen „austeilt“ und nach innen absichert. Sie ist „als Rechenschaft des Glaubens eine unverzichtbare Dimension des missionarischen Handelns der Kirche“, sie ist dialogisch, kommunikativ, differenzierend, bezeugend (EZW-Texte 210, 9) – für Reinhard Hempelmann eine Konsequenz grundlegender anthropologischer Einsichten und theologischer Überzeugungen. Das Team der EZW ist dankbar für die gemeinsame Zeit und die gemeinsam geleistete Arbeit.

Abschied ist Ambivalenz im Vollzug. Altes, aber auch Vertrautes, wird zurückgelassen, zugleich wird Neues, wenngleich Ungesichertes, gewonnen. Wir wünschen dem Scheidenden im Ausgreifen auf das Neue Offenheit für das, was kommt, und Gottes Segen für Gesundheit, Lebensfreude und Schaffenskraft in der neuen Lebensphase.

Friedmann Eißler und das EZW-Team