Franz Winter

Und wieder ein Missbrauchsfall

Yogi Bhajan und die Healthy, Happy, Holy Organization (3HO)

Missbrauch, sei er psychischer oder physischer und insbesondere sexueller, ist ein sehr dominantes Thema in der Berichterstattung über Religionen geworden. Nachdem seit den ausgehenden 1990er Jahren anfänglich vor allem die katholische Kirche auf der globalen Ebene von einer beispiellosen Welle an Vorwürfen, gerichtlichen Klagen und konkreten Verurteilungen erfasst wurde, lässt sich eine deutliche Ausweitung erkennen. Neben einer sich ständig erweiternden Diskussion um bedeutende buddhistische Autoritäten und Traditionen im westlichen Kontext1 bezog diese neue Welle unter anderem auch das breite Feld religiös-spiritueller Lehrergestalten mit ein, die man zumeist einer „alternativreligiösen“ oder „neureligiösen“ Szene zurechnet und die zuweilen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr große, international präsente Organisationen schufen. Zwar stand das Thema „Missbrauch“ immer wieder im Zusammenhang mit der schon älteren „Sekten“-Diskussion und in Bezug auf viele Gemeinschaften oder bedeutende Player in diesem Kontext im Raum, jedoch hat die Auseinandersetzung damit in den letzten Jahren – wohl auch in Gefolge der „MeToo“-Diskussion – eine neue Qualität erlangt. Man kann gut und gerne von einer Art Dammbruch sprechen, was die Häufung der Fälle betrifft und die Tatsache, dass es auch um sehr renommierte und hoch angesehene Persönlichkeiten geht – um viele davon posthum, wie im gegenständlichen Fall.

Der sich nunmehr auftuende Vorwurf betrifft einen sehr bekannten religiösen Lehrer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der eine bis heute global präsente Organisation begründete. Harbhajan Singh Khalsa (1929 – 2004), besser bekannt unter seiner späteren Selbstbezeichnung Yogi Bhajan oder Siri Singh Sahib, ist der Gründer der „Healthy, Happy, Holy Organization“ (meist abgekürzt als 3HO), die auch unter der Bezeichnung „Sikh Dharma of the Western Hemisphere“ oder „Sikh Dharma International“ bekannt ist.

Yogi Bhajans Werdegang und seine Form des Yoga

Der spätere Yogi Bhajan wuchs an sich als Sikh auf und rechnete sich und seine Organisation auch selbst dieser Religion zu. Allerdings propagierte er eine Lehre, die sich sehr eigenständig gibt und nur mehr bedingt mit dem Sikhismus zu verbinden ist. Geboren wurde er 1929 im heutigen Pakistan in ein privilegiertes Elternhaus, das ihm auch eine gute schulische Ausbildung ermöglichte. Angeblich begann er schon im Alter von acht Jahren Yoga zu praktizieren, und bereits mit 16 Jahren wurde ihm von seinem damaligen Lehrer Sant Hazara Singh attestiert, die höchsten Stufen des sogenannten Kundalini-Yoga erreicht zu haben. 1947 zog er von Lahore nach Neu-Delhi, studierte Wirtschaftswissenschaften und schloss dieses Studium dann mit einer Promotion ab. Ab 1953 arbeitete er im öffentlichen Dienst der jungen indischen Republik und gründete eine Familie.

Ein bedeutender Wendepunkt ergab sich laut Eigenangaben im Jahr 1968: Auf Einladung reiste er nach Toronto, um einen Vortrag an der University of Toronto zu halten, und blieb in Folge dem nordamerikanischen Raum verbunden. Ab 1969 begann er von Los Angeles aus in den USA zu wirken und sein Unternehmen aufzubauen. Bereits im selben Jahr konnte er die 3HO als Non-Profit-Organisation eintragen, die in den folgenden Jahren durch damit verbundene weitere Verwaltungs- und Organisationseinheiten stufenweise vergrößert wurde. Dazu kam eine rasch einsetzende internationale Expansion, unter anderem auch in deutschsprachige Länder.2

Offensichtlich bediente die Mischung aus konkreter Körperpraxis und diese begründender religiöser Lehre den Zeitgeist, zumal sie verbunden war mit dem sehr optimistischen Versprechen, dadurch umfassend „gesund“, „glücklich“ und „gesegnet“ zu werden. Yogi Bhajan propagierte zudem sehr gesellschaftsbejahende Elemente und fügte sich bei aller Exotik in allgemein akzeptierte gesellschaftliche Muster ein. So hob er die hohe Bedeutung eines funktionierenden monogamen Familienlebens hervor, wies auf die Gefahr von Drogen hin oder propagierte einen vegetarischen Lebensstil. Er reagierte zudem sehr geschickt auf die Erwartungshaltungen der aufkommenden New-Age-Bewegung und integrierte deren Lehren, so etwa die Erwartung des „Wassermann“-Zeitalters, in sein System. Nicht abzusprechen ist ihm zudem ein ausgeprägter Geschäftssinn, der sich positiv auf das Wachstum der Gemeinschaft auswirkte. Auf ein Rezept von Yogi Bhajan geht beispielsweise ein Produkt zurück, das hierzulande als „Yogi Tee“ bekannt ist und bis heute von einer Firma vertrieben wird, die ihren Sitz im US-amerikanischen Oregon hat und 1984 von Yogi Bhajan selbst gegründet wurde.

Seine spezifische Form des Yoga zielt auf die Erweckung einer Kundalini-Energie ab, die man sich als zusammengerollte Schlange am unteren Ende der Wirbelsäule und als Teil eines komplexen Systems von miteinander verbundenen Energiezentren im Körper („Chakren“) vorstellt. Die Kundalini-Tradition selbst wurde insbesondere im 20. Jahrhundert zu einer der populärsten Formen im breit gefächerten Spektrum der Yoga-Angebote. Das hängt unter anderem mit der sehr frühen Wahrnehmung durch den britischen Orientalisten John Woodroffe (1865 – 1936) zusammen, der unter dem Pseudonym Arthur Avalon das Buch „The Serpent Power – The Secrets of Tantric and Shaktic Yoga“ veröffentlichte und diese eigentümliche Vorstellungswelt popularisierte, was unter anderem auch den bekannten Psychologen Carl Gustav Jung (1865 – 1961) zu einer eigenen Schrift über Kundalini inspirierte. Auf die Kundalini-Energie rekurrieren auch weitere Formen bekannter Yoga-Angebote, so etwa bei Gopi Krishna (1903 – 1984) oder in verschiedenen Varianten im Kriya-Yoga-Kontext eines Paramahansa Yogananda (1893 – 1952).

Die für Yogi Bhajan relevante Praxis des Kundalini-Yoga war zuvor schon bei Sikhs sehr populär, ist aber von ihm eigenständig weiterentwickelt worden. Sie ist gekennzeichnet durch eine sehr bewegungsreiche und dynamische Abfolge von Übungen mit einem starken Fokus auf die Kontrolle des Atems.

Popularität und kritische Stimmen

Seine Verbundenheit mit dem Sikhismus führte dazu, dass Yogi Bhajan für eine geraume Zeit insbesondere in den USA das Bild dieser Religion prägte. Allerdings blieb das nicht unwidersprochen, weil er mit seinem Zugang einen eigentümlichen Zweig des Sikhismus verkörpert, der keineswegs dem Mainstream entspricht. Seine öffentliche Wahrnehmung als bedeutendster Vertreter des Sikhismus im Westen und insbesondere in den USA, die sich auch in der Gründung der schon erwähnten Organisationseinheiten „Sikh Dharma of the Western Hemisphere“ und „Sikh Dharma International“ manifestierte, rief immer wieder Kritiker auf den Plan, die ihm eine verwischte, an den New-Age-Zeitgeist und an westliche Bedürfnisse angepasste Variation des Sikhismus unterstellten. Sein flexibler Zugang zur Tradition ist zwar vor dem Hintergrund der hoch variablen und sehr stark durch gegenseitige Diffusion von Inhalten geprägten Religionenlandschaft Indiens selbst durchaus erklärbar, doch würde man ihn nicht als typischen Vertreter einer traditionellen Sikh-Religion wahrnehmen. Neben dem Fokus auf die erwähnte Yoga-Übungstradition ist beispielsweise auch die Tatsache eigentümlich, dass aktiv um Mitgliedschaft außerhalb des Stammlandes dieser Religion geworben wird.3

Bereits ab den 1970er Jahren waren Yogi Bhajan und die 3HO ein sehr präsentes Thema in den US-amerikanischen Medien, was zur weiteren Popularisierung beitrug. Seine Bekanntheit führte dazu, dass er – nicht untypisch für vergleichbare Lehrergestalten – bewusst die Nähe anderer Religionen und der Politik suchen konnte. So sind im Laufe der Jahre beispielsweise Treffen mit Papst Johannes Paul II, dem Dalai Lama oder auch Bill Clinton wichtige Momente in den Eigendarstellungen der Gemeinschaft.

Auch nicht überraschend ist angesichts dieser Bedeutung und Popularität, dass es immer auch kritische Stimmen gegeben hat, die das Wachstum der Gemeinschaft von Anfang an begleiteten und die insbesondere in den 1980er Jahren anschwollen. Neben den schon zitierten Fragen, was seine Lehre noch mit dem Sikhismus zu tun habe und ob er nicht die Naivität westlicher Indienbegeisterter ausnutze und daraus in erster Linie massives finanzielles Kapital schlage, standen immer wieder auch Missbrauchsvorwürfe unterschiedlicher Art im Raum. Es geht dabei teilweise um physischen und sexuellen Missbrauch, aber auch um finanzielle Ausbeutung und das Ausnutzen einer Autoritätsstellung, die für die jeweiligen Anhängerinnen und Anhänger unhinterfragbar schien. Bereits 1986 gab es zwei Gerichtsverfahren mit den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs, allerdings wurden diese ohne Ergebnis beigelegt.4 Die verschiedenartigen Vorwürfe betrafen aber auch weitere Ebenen der weit verzweigten Organisation, wo beispielsweise sogar Drogenschmuggel oder Täuschung von Behörden im Raum standen.5

Eine neue Qualität der Vorwürfe

Mit dem Jahr 2020 erreichte aber die Intensität der Vorwürfe eine neue Qualität. Ausgangspunkt ist ein im Januar 2020 veröffentlichtes Buch von Pamela Dyson, einer langjährigen Wegbegleiterin Yogi Bhajans, die unter dem Titel „Premka – White Bird in a Golden Cage“ eine Art persönlich gehaltene Abrechnung mit ihrem ehemaligen Guru vorlegt.6 Dyson schloss sich bereits 1968 mit 25 Jahren der Gemeinschaft an und stieg rasch zu einer engen Vertrauten von Yogi Bhajan auf. Sie wurde schließlich mit dem Amt des Secretary General betraut und für einige Zeit als mögliche Nachfolgerin des Yogi gehandelt.

Den Angaben des Buches zufolge legte sich aber schon früh ein Schatten über ihre Begeisterung, was in einer eindrücklichen Szene ganz am Anfang des Buches geschildert wird: Sie musste 1970 ein Kind abtreiben, weil sie unmöglich die intime Beziehung zu ihrem Guru öffentlich machen konnte, zumal dieser bereits in Indien verheiratet war und in der Öffentlichkeit die hohe Bedeutung von monogamen Eheverhältnissen hervorhob. Ihr Verhältnis zu ihm war deshalb geprägt von einem Widerstreit zwischen ihrem Wissen um die realen Zustände und der „Stimme der gläubigen Anhängerin“ („‚faithful devotee‘ voice“)in ihr. Es entstand ein Spannungsverhältnis, das sie unterschiedliche Phasen durchlaufen ließ und das noch dazu durch die Tatsache massiv verstärkt wurde, dass sie zu den engsten Vertrauten gehörte und eine dementsprechend hohe Stellung in der Hierarchie der 3HO innehatte. Der im Titel des Buches verwendete Begriff „premka“ (im Buch als „von Gott Geliebte“, „Beloved of God“ übersetzt) ist ein Ehrentitel, der ihr von Yogi Bhajan verliehen wurde und der sie auch in der Gemeinschaft auszeichnete.

Auf den vielen Seiten des Buches wird nun die Entwicklung nachgezeichnet, die zu ihrer ehemals sehr hohen und eigentümlich naiv wirkenden Identifikation mit Yogi Bhajan und dessen Bestrebungen führte. Das Buch ist dabei durchaus reflektiert, und die Autorin versucht, ihre eigene Entwicklung mit der nötigen Distanz zu beschreiben. Es ist also kein reines Anklagebuch, wie es im vergleichbaren Umfeld von Aussteigern recht häufig anzutreffen ist, und gibt interessante Einblicke in die gesamtgesellschaftliche Lage der ausgehenden 1960er und der 1970er Jahre. Was überrascht, ist die detaillierte Beschreibung der Mechanismen der Abhängigkeit, die zweifellos auf ein Zusammenspiel vieler Faktoren zurückzuführen ist: das von Anfang an erotisch affizierte Verehrungsverhältnis dem Guru gegenüber, der wiederum mit manipulativen Aussagen Kontrolle über seine Anhängerin ausüben kann und ihr beispielsweise sein eigenes promiskuitives Verhalten, das gegen seine eigenen Lehren verstößt, sogar als asketische Übung vermitteln kann. Dazu fügt sich eine auch im Buch eingestandene Naivität aufseiten „Premkas“, die über einen durchaus langen Zeitraum hinweg Demütigungen unterschiedlicher Art akzeptiert.

Die Ablösung von der Gemeinschaft und vom Yogi wird als langwieriger und stufenweiser Prozess beschrieben, der durch diverse Ereignisse ausgelöst wurde. Dazu zählen etwa ein dramatischer amour fou mit einem anderen Mitglied, ein immer wieder thematisierter unerfüllter Kinderwunsch, aber auch die Einsicht in angeblich problematische finanzielle Machenschaften innerhalb der Organisation oder die simple Abkühlung der Faszination angesichts des alternden und nicht mehr so attraktiven Yogi Bhajan. Das Thema des sexuellen Missbrauchs nimmt im Buch selbst nicht so großen Raum ein. Es erscheint vielmehr als fast verschämt verhandeltes weiteres belastendes Moment, wobei zum Teil der Eindruck entsteht, dass die Autorin durchaus ihre eigene Verwicklung in dieses Problem erkennen musste, zumal es auch zu Eifersüchteleien zwischen den Frauen kam.

Nach dem Erscheinen dieses Buches erhoben nun weitere Betroffene ihre Stimmen, die allerdings das Moment des sexuellen Missbrauchs durch Yogi Bhajan in den Mittelpunkt stellten. All das setzte eine weitere kritische Berichterstattung in Gang, sodass das Jahr 2020 zweifellos einen ungeahnten Höhepunkt in der Debatte um Yogi Bhajan bildet, immerhin 16 Jahre nach dessen Tod. So wurden im internetbasierten „Guru Magazine“ des Investigativjournalisten Be Scofield, der sich ganz dem Kampf gegen alle (falschen) „Gurus“ verschrieben hat, umfangreiche Zusammenstellungen lanciert, die die Vorwürfe aufnahmen und zum Teil erweiterten, allerdings sehr stark vom einschlägigen Furor des Autors geprägt sind.7

Reaktion der 3HO

Die Fülle der Anwürfe war nun wohl der Anlass, dass die 3HO selbst das Thema proaktiv anging. Näherhin war es eine zentrale Verwaltungseinheit des Yogi-Bhajan-Imperiums, die „Siri Singh Sahib Corporation“ (SSSC), die ein sogenanntes „response team“ initiierte, das die Vorwürfe auf einer eigenen Webseite vorstellt und sich damit auseinandersetzt.8 Um sich des Vorwurfs der Parteilichkeit und der reinen Apologetik zu entziehen, beauftragte dieses Team im Frühjahr ein spezielles Beratungsnetzwerk mit einschlägiger Erfahrung mit der Erstellung eines umfangreichen Gutachtens, das im August 2020 veröffentlicht wurde.9 Formell wurde dabei von beiden Seiten völlige Unabhängigkeit zugesichert und jegliche Einflussnahme ausgeschlossen.10 Auf mehr als 70 Seiten wird nun in diesem Gutachten detailliert den Vorwürfen nachgegangen. Der Bericht selbst versucht, sich in einer ausgeglichenen Art und Weise mit der Thematik auseinanderzusetzen, und lässt neben den kritischen Stimmen auch Unterstützer zu Wort kommen. Die Basis bilden Kontakte mit insgesamt 299 Personen, von denen 96 eingehender befragt wurden und 129 schriftliche Stellungnahmen abgaben. Dazu wurden selbstredend die diversen Medienberichte und Reportagen berücksichtigt.

Der Bericht bietet zu einem großen Teil sehr detaillierte und auch Intimes nicht aussparende Beschreibungen der verschiedenen Missbrauchsfälle in unterschiedlichen Schattierungen. Den innersten Kern bilden Stellungnahmen von insgesamt 36 direkt und zum Teil äußerst drastisch Betroffenen (im Bericht als „Reporters of harm“ bezeichnet), deren Vorwürfe, in Statistiken aufgeschlüsselt, ein umfassendes Regime der Unterdrückung erahnen lassen und Einblicke in hoch problematische Vorgänge und Strukturen ermöglichen. Der Bericht schließt mit der Feststellung, dass „es mehr als wahrscheinlich ist, dass Yogi Bhajan verschiedene Formen sexuellen Fehlverhaltens an den Tag gelegt und seine Macht als spiritueller Lehrer missbraucht hat“11. Dies sei durch die Schaffung einer organisatorischen Struktur erleichtert worden, die u. a. auf Geheimhaltung und Drohungen basiert habe. Insgesamt habe Yogi Bhajan seine manipulativen Fähigkeiten bewusst eingesetzt, um sich selbst gezielt sexuelle Wünsche zu erfüllen.12

Fazit

Der Bericht lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Es ist nun an der Gemeinschaft, darauf zu reagieren. Die Erfahrung lehrt, dass reinigende Vorgänge erst geraume Zeit nach dem Ableben des alles überragenden Gründers in Gang gesetzt werden können. Inwiefern das nun der 3HO und ihrem „response team“ gelingen wird, wird sich weisen. Neben der direkten Adressierung der Missstände sind vor allem organisatorische Reformen nötig, um dies alles nicht völlig im Sande verlaufen zu lassen. Fest steht, dass einmal mehr eine überragende und sehr bedeutende Lehrerfigur der alternativreligiösen Szene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Zielpunkt heftiger Kritik wurde, deren Inhalt oft fast klischeehaft wirkt. Yogi Bhajan wird wohl nicht die letzte sein.

Weltanschauungsarbeit befasst sich mit den Lehren und Lebensformen religiöser und weltanschaulicher Gemeinschaften. Eher selten wird beschrieben, wie die alltäglichen Kultvollzüge aussehen, die das religiöse Erleben einer Gemeinschaft ausmachen und die in der Mitgliederperspektive meist zentraler sind als die offiziellen Lehren. In einer losen Folge berichten wir daher von Besuchen im Kultus verschiedener Gemeinschaften. Es handelt sich dabei um Momentaufnahmen und persönliche Impressionen, die nicht den Anspruch erheben, die geistliche Praxis einer Gemeinschaft repräsentativ darzustellen.


Franz Winter, Graz, 01.11.2020

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die jüngere Darstellung mit aktuellen Beispielen bei Miriam Anders / Michael Utsch: Missbrauch in religiösen Gemeinschaften anhand von Fallbeispielen buddhistischer Gruppen, in: Persönlichkeitsstörungen. Theorie und Therapie 3/2020 (zum Thema Glaube, Religion und Sekten), 222-238, hier 226-236.
  2. Zum größeren Rahmen und insbesondere zur Entwicklung der Gemeinschaft in Deutschland vgl. die Studie von Thorsten Laue: Tantra im Westen. Eine religionswissenschaftliche Studie über „Weißes Tantra Yoga“, „Kundalini Yoga“ und „Sikh Dharma“ in Yogi Bhajans „Healthy, Happy, Holy Organization“ (3HO) unter besonderer Berücksichtigung der „3H Organisation Deutschland e. V.“, Berlin u. a. 2012.
  3. Bezeichnend ist hier der Umgang mit Yogi Bhajan und der 3HO in der akademischen Literatur über den Sikhismus: Viele Standardwerke übergehen dieses Phänomen stillschweigend; nur einige wenige setzen sich näher mit einer Verortung im Kontext der Geschichte der Sikhs auseinander, so etwa Eleanor M. Nesbitt: Sikhism. A Very Short Introduction, Oxford 2005, 101f und bes. 111-114 (über den möglichen Beitrag von 3HO im Zusammenhang mit der Emanzipation der Frau im Sikhismus); vgl. auch den kurzen Eintrag bei Louis E. Fenech / W. H. McLeod: Historical Dictionary of Sikhism, Lanham u. a. 32014, 268.
  4. Zusammenfassung nach den Angaben im unten zitierten Bericht der „Olive Branch Associates“ (s. Fußnote 9), 7.
  5. Kurz zusammengefasst etwa in einem Nachruf zu Yogi Bhajan in der Los Angeles Times vom 23.10.2004 mit dem Titel „A Yogi’s Requiem“.
  6. Pamela Saharah Dyson: Premka. White Bird in a Golden Cage. My Life with Yogi Bhajan, Maui (Hawai‘i) 2020.
  7. So in dem Artikel „Master of Deceit: How Yogi Bhajan Used Kundalini Yoga for Money, Sex and Power“, 5.3.2020, https://gurumag.com/master-of-deceit-how-yogi-bhajan-used-kundalini-yoga-for-money-sex-and-power (Abruf der in diesem Beitrag angegebenen Internetseiten: 21.10.2020); vgl. auch „An Olive Branch’s Shocking Report on Yogi Bhajan Revealed“, 14.8.2020, https://gurumag.com/yogi-bhajan-investigation-finds-rape-group-sex-abuse
  8. Selbstbeschreibung auf www.ssscresponseteam.org.
  9. Das Dokument ist hochgeladen auf www.docdroid.net/cujDbfH/olive-branch-yogi-bhajan-investigation-pdf#page=5.
  10. Detailliert beschrieben im besagten Dokument (ebd., 8f).
  11. Ebd., 70: „… the investigation concludes that it is more likely than not that Yogi Bhajan engaged in several types of sexual misconduct and abused his power as a spiritual leader.“
  12. Vgl. ebd.