Mormonen

Tage der offenen Tür im Mormonen-Tempel in Friedrichsdorf

(Letzter Bericht: 5/2019, 186f) Vor drei Jahren wurde der Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen oder Latter-Day Saints / LDS genannt) im sächsischen Freiberg nach einer Generalüberholung wiedereröffnet. Nun ist die Renovierung des Tempels in Friedrichsdorf (Hessen) abgeschlossen. Das bedeutet, dass sich für die nicht-mormonische Öffentlichkeit wieder die Möglichkeit bietet, einen Tempel vor seiner erneuten Weihung auch von innen zu besichtigen. Da es in Deutschland nur zwei Tempel gibt, die auch von den Anhängern in den Nachbarländern besucht werden, wird es voraussichtlich Jahrzehnte dauern, bis sich diese Chance hierzulande erneut ergibt.

Mormonische Tempel sind üblicherweise nicht öffentlich zugänglich.1 Auch die eigenen Gläubigen kommen nur hinein, wenn sie im Besitz eines „Tempelscheins“ sind. Diesen bekommen nur aktive Mitglieder mit der Lehre gemäßer, ethisch anspruchsvoller Lebensführung, die dafür ein Gespräch mit den leitenden Geistlichen führen müssen. Wie viel Prozent der offiziellen Mitglieder einen Tempelschein haben, wird nicht verraten.

Die Tage der offenen Tür werden vom 13. bis 28. September 2019 täglich außer sonntags stattfinden. Ein paar Wochen vorher kann man eine Führung unter www.templeopenhouse.lds.org reservieren. Die Weihung wird am 20. Oktober sein.

Der Frankfurt-Tempel war seit 2015 für die Renovierung geschlossen. Nach dem Abschluss der Arbeiten gibt es nun auch einen neuen, unterirdisch angelegten Taufbereich. Hier finden die stellvertretenden Taufen für Tote statt, einer der Hauptanlässe, für welchen Mormonen den Tempel besuchen. Friedrichsdorf war der ursprünglich fünfte LDS-Tempel in Europa und nach Freiberg der zweite auf deutschem Boden. Bei den letzten Tagen der offenen Tür, vor der Eröffnung 1987, besichtigten über 70 000 Besucher das Gebäude.

Derzeit gibt es in Deutschland über 40 000 Mitglieder in 159 Gemeinden. Weltweit sind für die 15 Millionen Mormonen 201 Tempel entweder in Betrieb, im Bau oder angekündigt, zwölf davon in Europa. In den letzten Jahren ist durch eine rege Bautätigkeit die Zahl der Tempel stark gestiegen.

Die Tempel unterscheiden sich von den LDS-Gemeindehäusern, in denen die Mitglieder sonntags zum Gottesdienst zusammenkommen (vgl. www.presse-mormonen.de/artikel/tempel ). Der Tempel gilt in besonderer Weise als „Haus des Herrn“, wo besondere Formen der Eheschließung für die Ewigkeit, Totentaufen und weitere Rituale stattfinden. Diese unterliegen grundsätzlich der Arkandisziplin, sind also „geheim“. Im Zeitalter des Internets ist das natürlich alles leicht zu finden, aber für gläubige Mormonen ist es eine Frage des Respekts und der Ehrerbietung, nicht über die Rituale zu sprechen. Im Gegensatz zum Tempel stehen die weltweit fast 20 000 Gemeindehäuser, wo die normalen Sonntagsgottesdienste stattfinden, jedem offen, und auch zum Gottesdienst sind Gäste willkommen. Auch in Friedrichsdorf befindet sich direkt neben dem Tempel ein Gemeindehaus für die Ortsgemeinde.


Kai Funkschmidt
 

Anmerkungen

  1. Vgl. auch den Bericht über den neuen Mormonentempel in Rom in MD 5/2019, 181-186.