Vereinigungskirche

„Tag der Fundamentlegung“ von Gottes Königreich

(Letzter Bericht: 10/2012, 381-383) Am 22. Februar (nach dem koreanischen Mondkalender 13. Januar) 2013 beging die Vereinigungskirche (Moon-Bewegung, VK) den „Foundation Day“ oder „Gründungstag“. „Dieser Tag wird der tatsächliche Beginn und die Geburt von Gottes Königreich sein, das wir in der koreanischen Sprache als Cheon Il Guk bezeichnen“, heißt es dazu in der Rede, die Sun Myung Moon schon im Mai 2011 vor zahlreichen Anhängern in Berlin hielt (s. MD 7/2011, 265-267).

Der Tag war von dem inzwischen verstorbenen Gründer der Vereinigungsbewegung, Reverend Moon, als „Tag des Friedens und der Einheit“ angekündigt worden. Für die Familienföderation (FFWPU, Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung) sollte damit eine neue Ära für den Weltfrieden eingeleitet werden. Im Rahmen der Feierlichkeiten gab es nach eigenen Angaben unter anderem eine internationale Ehesegnungszeremonie am 17. Februar für 3500 Paare in Korea und weitere 12000 Paare, die durch die Liveausstrahlung in 194 Nationen zugeschaltet waren, ferner eine Konferenz der Jugendföderation für Weltfrieden (YFWP, Youth Federation for World Peace), eine Studentenkonferenz der CARP (Collegiate Association for the Research of Principles), eine Feier zur Initiierung der „Wonmo Pyeonngae“-Stiftung zur Förderung von talentierten und sozial schwachen Studienabsolventinnen und -absolventen sowie verschiedene kulturelle Veranstaltungen. Dem war schon ein umfangreiches Programm vorangegangen, das diverse Höhepunkte wie den „True God’s Day“, den „True Parents’ Birthday“, eine spezielle Wein-Zeremonie sowie Vorbereitungstage für die jungen Paare umfasste. In verschiedenen Botschaften hoher VK-Vertreter wurde die enorme Bedeutung des Foundation Day hervorgehoben, des letzten Ereignisses, das der „Wahre Vater“ (Sun Myung Moon) persönlich angekündigt und vorbereitet habe. So wurde dieses Datum als „dritte Segnung der Wahren Eltern“ in eine Reihe heilsgeschichtlicher Ereignisse gestellt, durch die der Sieg der „Wahren Eltern“ und des „Wahren Vaters“ als Messias und dessen Wiederkunft vollendet werde. Sie werden mit urgeschichtlichen Ereignissen des Sündenfalls in der Interpretation der VK parallelisiert, deren Überwindung im Zentrum der VK-Theologie steht. Die Hochzeit Sun Myung Moons mit Hak Ja Han 1960 sei die erste Segnung gewesen, die „Hochzeit des Lammes“, in der „der Christus seine Braut“ gefunden habe. Durch sie sei die „Traurigkeit des Herzens Gottes“ beendet worden, die durch den Tod Jesu entstanden sei und durch die Tatsache, dass dieser unverheiratet geblieben war und deshalb Gottes Liebe und sein Ebenbild nicht zu ihrer Vollendung kommen konnten. 2003 habe die „zweite Segnung“ den „zweiten Sündenfall“, der durch die physische Verbindung der Menschen Adam und Eva geschehen sei, gleichsam aufgehoben. Die dritte Segnung 2013 nun sei ein Symbol der Umkehrung des ersten Sündenfalls, der in der Verbindung Satans, eines geistigen Wesens, mit Eva bestanden habe. Der „Wahre Vater“ Moon sei – nun ebenfalls ein Wesen der geistigen Welt – durch den Segen der Vervollkommnung (perfection) erneut die Verbindung mit der „Wahren Mutter“, der Witwe Hak Ja Han, eingegangen. Dadurch seien alle Spuren des ersten Falls getilgt und die Wiederherstellung erwirkt, sodass nun eine völlig neue Zeit anbricht, die derjenigen vor dem Sündenfall entspricht. Das Ziel ist erreicht, die Rückkehr zu den Bedingungen einer ursprünglichen und von Sünden reinen Zeit ist Wirklichkeit geworden.

Die aufwendigen Feierlichkeiten und die inhaltliche Deutung der Ereignisse rund um den Foundation Day zielen auf zweierlei: Sie sollen Anhängern wie Kritikern die internationale Präsenz und die unverminderte Handlungsfähigkeit der Vereinigungsbewegung auf allen Ebenen demonstrieren, und sie zeigen auf, wie die Köpfe der Bewegung den Übergang von der Moon-Ära in die Zeit danach zu gestalten gedenken. Die über den Tod Moons hinausgreifende Verklammerung von Daten aus seinem Leben mit dem imposanten Konstrukt der VK-Heilsgeschichte gleicht einem Kunstgriff. Er wahrt die Kontinuität in der Lehre und schlägt eine Brücke, die zu beschreiten alle Anhänger nun mit Entschlossenheit aufgefordert worden sind. Als Außenstehender mag man sich fragen, was dem noch folgen kann – wenn demnächst deutlich wird, dass auch jene Brücke nicht in paradiesische Zustände auf Erden führt.


Friedmann Eißler