Scientology

Scientology agiert unter neuem Deckmantel

(Letzter Bericht: 2/2006, 75) Man kann das immer wieder beobachten: Ist der Ruf einer Organisation in der Öffentlichkeit beschädigt, dann werden neue Namen und neue Themen gefunden, unter denen (vorerst unbelastet) gearbeitet werden kann. Die Scientology-Organisation hat diesen Weg immer wieder beschritten und in den letzten Jahren zahlreiche „Tarnorganisationen“ gegründet. Es sei dahin gestellt, ob dieser Begriff glücklich ist – auf jeden Fall bringt er das Problem der verdeckten Mission gut auf den Punkt.

Seit einigen Monaten agiert die Scientology-Organisation im deutschsprachigen Raum unter dem Namen „Jugend für Menschenrechte“ (vgl. www.jugend-fuer-menschenrechte.de  bzw. http://www.youthforhumanrights.org). Der gut gemachten Homepage merkt man den scientologischen Hintergrund kaum an. Man findet ein attraktives Musik-Video und mehrere Broschüren zum downloaden. Erst im Impressum erfährt man, dass die Materialien von der „Church of Scientology International“ für „Youth for Human Rights International“ (http://www.youthforhumanrights.org) produziert wurden. Als deutsche Kontaktadresse ist das „Menschenrechtsbüro“ der Scientology in München, Beichstrasse 12, angegeben. Das Video ist übrigens, glaubt man einer anderen, scientology-nahen Homepage, im Mai 2005 auf einem New Yorker Videofestival als bester Kurzfilm ausgezeichnet worden. Etwas kryptisch mutet die Feststellung an: Das Video wurde „seit seiner Erstaufführung im August 2004 im Hauptsitz der vereinten Nationen in New York in Ländern überall auf der Erde gezeigt und ist mit Untertiteln in 15 Sprachen erhältlich“ (www.unitedmusicvideo.org). Wo auch immer das Video bisher gezeigt wurde, der Satz erweckt den Eindruck, die Initiative „Youth for Human Rights International“ würde eng mit den Vereinten Nationen zusammenarbeiten. Eine solche Nähe wird in den Materialien häufiger suggeriert, nicht zuletzt, weil die „Allgemeine Erklärung der Menschrechte“ bekanntlich 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die Initiative „Jugend für Menschenrechte“ inzwischen im Umfeld von Schulen anzutreffen. Aus Hamburg hört man, dass Unterschriften für die Durchsetzung der Menschenrechte gesammelt werden, vereinzelt werden Schulen mit Informationsmaterial versorgt. Da das Thema Menschenrechte zum Unterrichtsstoff gehört, dürfte mancher Lehrer bereitwillig auf das Material zurückgreifen. Wer ahnt schon, dass eine Organisation für die Menschenrechte wirbt, die unter dem Verdacht steht, es mit den freiheitlich-demokratischen Rechten ihrer Anhänger nicht so genau zu nehmen.


Andreas Fincke