Apostolische Gemeinden

Schwere Krise im Apostelamt Jesu Christi - K.d.ö.R.

(Letzter Bericht: 5/2006, 189) Der leitende Apostel des Apostelamtes Jesu Christi K.d.ö.R. (AJC K.d.ö.R.) mit Hauptsitz in Cottbus, Apostel Ingolf Schulz, legte zum 1. Juli 2006 alle Funktionen und das Apostelamt für die Gemeinschaft nieder. Ihm folgten die Apostel Hans-Georg Richter und Uwe Jakob. Ingolf Schulz strebt zum 1. Januar 2007 die Gründung der „Alt-Apostolischen Kirche Deutschland“ an.

Das „Apostelamt Jesu Christi“ entstand im Jahre 1902 als „Apostelamt Juda“ aufgrund einer Abspaltung von der Neuapostolischen Kirche durch den neuapostolischen Ältesten Julius Fischer. Fischer leitete die neue Gemeinschaft als „Apostel Juda“. Die Gemeinschaft trägt seit 1947 den Namen „Apostelamt Jesu Christi“. Durch den Bau der Berliner Mauer und die damit verbundene deutsche Teilung kam es zu einer organisatorischen Trennung des „Apostelamtes Jesu Christi“ in das „Apostelamt Jesu Christi e. V.“ (AJC e.V.) mit Kirchenhauptamt in Berlin und in das „Apostelamt Jesu Christi K.ö.R.“ (AJC K.ö.R. bzw. K.d.ö.R.) mit Kirchenhauptamt in Cottbus. Trotz Wiedervereinigungsbestrebungen ist ein Zusammenschluss bis heute nicht zustande gekommen.

Ausgangspunkt des Richtungsstreites innerhalb des AJC K.d.ö.R. und des daraus resultierenden Weggangs der drei oben genannten Apostel waren unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Zusammenarbeit mit der Old-Apostolic Church Südafrika (OAC), mit deren Aposteln in den vergangenen Jahren immer wieder Gespräche geführt wurden. Die Old-Apostolic Church Südafrika entstand 1913 aufgrund einer Abspaltung von der Neuapostolischen Kirche unter Apostel Klibbe und hat rund 3 Mio. Mitglieder. Nach Meinung der drei scheidenden Apostel sollte ein organisatorischer Zusammenschluss erfolgen. „In Lehrfragen herrscht große Übereinstimmung zwischen der OAC und dem Apostelamt Jesu Christi K.ö.R.“, sagte Apostel Ingolf Schulz in einem Telefonat vom 12. Juni 2006. Um die Nähe zur OAC zu dokumentieren, ließen sich im Jahre 2005 die Apostel Schulz, Richter, Jakob und Stohwasser (inzwischen verstorben) in der OAC zu Aposteln salben, was nicht aktiv kommuniziert wurde.

„Nachdem andere Apostel der Meinung waren, die beiden Kirchen sollten parallel zueinander weiterbestehen, teilte ich der Apostelkonferenz mit, dass ich zum 1. Juli 2006 von allen Funktionen und vom Apostelamt für die Kirche Apostelamt Jesu Christi K.ö.R. zurücktrete“, so Ingolf Schulz. „Ich habe die Gemeindeglieder angesprochen und sie gebeten, mir zu folgen, was viele auch tun werden.“ Mit ihm verlassen – wie bereits erwähnt – auch die Apostel Hans-Georg Richter und Uwe Jakob die Gemeinschaft. Die Spaltung erfolgt aufgrund der großen Uneinigkeit unter den Kirchenmitgliedern und Aposteln bezüglich der Vereinigungsbestrebungen mit der OAC: „Es gibt erhebliche Differenzen, da die OAC die Taufen anderer christlicher Kirchen nicht anerkennt und erneut tauf[t], was der Lehrmeinung des Apostelamtes Jesu Christi entgegensteht“, meldet sich eine Stimme von der Basis zu Wort.

Am 1. Juli 2006 hat Apostel Peter Schulze die kommissarische Leitung des AJC K.d.ö.R. übernommen. Apostel Schulze wechselte mit weiteren vier Aposteln Mitte der 90er Jahre vom AJC e.V. zum AJC K.d.ö.R.. Er ist gegenwärtig der einzig verbleibende aktive Apostel des AJC K.d.ö.R., was die Bildung einer neuen Führung erschwert. Inzwischen haben sich auch zwei Apostel, die sich im Ruhestand befinden, eingeschaltet. Apostel Waldemar Rohde, der von 1981 bis 2005 die Leitung des AJC K.d.ö.R. innehatte, bietet an, wieder als Apostel tätig zu werden. Ebenso sagt Apostel Eberhard Gladis, der vor geraumer Zeit ohne offizielle Mitteilung von Gründen von seinem Amt zurückgetreten war, seine Unterstützung zu und erklärte sich bereit, übergangsweise seine Amtstätigkeit für die Gemeinschaft wieder aufzunehmen. Der weitere Gang der Ereignisse bleibt abzuwarten. Auch ist unklar, welche Konsequenzen sich aus der Annäherung an die OAC für die Mitarbeit des AJC K.d.ö.R. in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ergeben. Es wäre bedauerlich, wenn die Gemeinschaft diesen Status gefährden würde.

Weitere Informationen zum Apostelamt Jesu Christi unter www.adfontes.apostolic.de (Artikel 044). Vgl. auch die entsprechenden Einträge bei Wikipedia, die jedoch von Befürwortern der Übernahme geschrieben sind.


Folkmar Schiek, Stuttgart