Universelles Leben

Schöner missionieren

(Letzter Bericht: 2/2004, 75f) In publizistischer Hinsicht dürfte das Universelle Leben (UL) eine der erfindungsreichsten Organisationen aus dem Spektrum der religiösen Randgruppen sein. Nachdem es nun schon seit längerem an vielen Zeitungskiosken das vierteljährlich erscheinende Magazin "Freiheit für Tiere" gibt, haben Personen aus dem Umfeld des UL Anfang 2004 das Magazin "Vegetarisch genießen - Gesund werden, gesund bleiben" auf den Markt gebracht. Man kann sich durchaus vorstellen, dass diese Zeitschrift im Gewande eines attraktiven Hochglanz-Magazins genügend auf sich aufmerksam macht und Leser findet bzw. von Interessierten an Lifestyle, Wellness, Kochen und Gesundheit arglos zur Hand genommen wird. Vorerst dürfte das aufwändig gestaltete und auf bestem Papier gedruckte Blatt hoch subventioniert sein, der Preis von (derzeit) 3,80 Euro kann die Kosten der 99 Seiten schwerlich decken - ungeachtet dessen schreibt die Redaktion im Impressum: "Hinter uns steht keine Lobby."

Die Herausgeber verfolgen eine klare missionarische Aufgabe: Nachdem sich immer seltener Menschen für die vermeintlichen "Offenbarungen" der Gabriele Wittek interessieren, benutzt das UL mehrheitsfähige Themen, um gleichsam "durch die Hintertür" Menschen für die Ideologie des UL zu gewinnen. Dabei ist das Thema Tierschutz und alternative Ernährung auf vegetarischer bzw. veganer Basis zweifellos gut gewählt - zumal sich en passent auch gleich noch Werbung für Bio-Produkte von Firmen aus dem Umfeld des UL unterbringen lässt. So präsentiert die vorliegende 1. Ausgabe von "Vegetarisch genießen" eine Fülle von Kochrezepten für die vegetarische Küche, für deren Zutaten man / frau sich aus dem Sortiment des UL-nahen Anbieters "Lebe Gesund" bedienen soll. Selbst den unbedarften Leser werden die zahlreichen dezidierten Verweise auf die Produkte der umfangreichen Werbeseiten stutzig machen. Verwundern dürften ihn dagegen die eingestreuten Interviews und Berichte, die zwar für die Welt des UL typisch, in diesem Rahmen aber höchst ungewöhnlich sind: So wird zum wiederholten Male mitgeteilt, dass Jesus nach dem Befund in den apokryphen Schriften Vegetarier war; Franz Alt stellt im Interview fest, dass die beiden christlichen Parteien "noch sehr fixiert" auf die Kirchen seien und ein ehemaliger Schlachthof-Mitarbeiter "packt aus"...

"Vegetarisch genießen" erscheint im Verlag Das Brennglas in Kreuzwertheim, also in demselben Verlag, in dem bereits zahlreiche UL-inspirierte, jagdkritisch-polemische Publikationen erschienen sind (vgl. MD 12/2001, 415ff). Auffällig ist, dass die neue Zeitschrift im Ton vergleichsweise moderat ist. Offensichtlich will man die potentielle Klientel nicht mit einer zu aggressiven Sprache verprellen. Schließlich geht es darum, "tierfreundlichen Life-Style in gehobenem Ambiente" zu verkaufen. Die weitere Entwicklung des gerade eingeführten Magazins bleibt abzuwarten. Zahlreiche Irritationen und Rückfragen werden kaum ausbleiben (vgl. www.vegetarisch-geniessen.com).

Andreas Fincke