Jehovas Zeugen

Russischer Staat konfisziert ein Hauptquartier von Jehovas Zeugen

Als Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft präsentierte sich Russland als weltoffen und demokratisch. Dabei wurde meistens verdrängt, dass dort keine Meinungs- und Religionsfreiheit besteht. So hat laut Pressemeldungen ein russisches Gericht sogar einen Immobilienkomplex der Wachtturm-Gesellschaft in Solnechnoye in der Nähe von St. Petersburg konfisziert und in Staatseigentum überführt.1 Die Anlage besteht aus 16 Gebäuden mit einem Gesamtwert von über 11 Millionen Euro. Bereits vor einem Jahr hatte das oberste Gericht Russlands diese Religionsgemeinschaft als extremistische Gruppe eingestuft und sie deshalb verboten (vgl. MD 7/2017, 270). Nach eigenen Angaben zählen die Zeugen Jehovas in Russland rund 175 000 Anhänger.

In einem offenen Brief haben sich im Juni 2018 die Ehefrauen von 17 inhaftierten Zeugen Jehovas an die Regierung gewandt, um gegen die ungerechte Inhaftierung, Überwachung und Verfolgung ihrer Ehemänner und weiterer Mitglieder dieser Gruppe zu protestieren, die weltweit als friedlich und unpolitisch eingeschätzt wird.

Die amerikanische Kommission für internationale Religionsfreiheit hat in ihrem Jahresbericht 2018 die russische Religionspolitik als „besonders besorgniserregend“ klassifiziert. Nach den Beobachtungen dieser Kommission hat die Regierung in den letzten Jahren den Druck auf religiöse Minderheiten wie die Zeugen Jehovas oder evangelikale Gemeinden enorm erhöht.2

Politiker der Europäischen Union sollten beharrlich nachfragen, wie Russland auf ihre vielfach geäußerte Forderung antwortet, das Menschenrecht der russischen Bürger auf Glaubens,- Gewissens- und Religionsfreiheit zu respektieren.


Michael Utsch


Anmerkungen

  1. Vgl. www.russland.news/staat-konfisziert-eigentum-der-zeugen-jehovas  (Abruf: 3.7.2018).
  2. Vgl www.uscirf.gov/sites/default/files/Tier1_RUSSIA.pdf  (Abruf: 3.7.2018).