Christian Ruch

Reinkarnationsglaube als Alternative?

Um den Glauben an ein Leben nach dem Tod ist es aus christlicher Perspektive nicht besonders gut bestellt. Befragungen des „Religionsmonitors“ der Bertelsmann-Stiftung ergaben, dass 2007 in Deutschland nur 41% der jungen Erwachsenen (18-29 Jahre) „sehr“ bzw. „ziemlich“ an eine jenseitige Existenzform glaubten, bei den 30- bis 39-Jährigen waren es sogar nur 27%, und bei den Deutschen, die älter als 40 Jahre sind, war es auch nur rund ein Drittel.1

Hätte man diejenigen, die die Frage nach einem Leben nach dem Tod bejahten, gefragt, wie sie sich diese Fortexistenz konkret vorstellen, wären die Ergebnisse wahrscheinlich noch beunruhigender. Denn schon Anfang der achtziger Jahre kam eine breit angelegte Befragung zu dem Ergebnis, dass der Glaube an Reinkarnation, also an die Wiedergeburt bzw. Seelenwanderung des Menschen, auch in christlichen Kreisen auf eine gewisse Akzeptanz stößt: Unter den Befragten erklärten 21% der Protestanten und 23% der Katholiken, dass sie an Reinkarnation glaubten, und unter den besonders eifrigen Kirchgängern beider Konfessionen (Gottesdienstbesuch mindestens einmal wöchentlich) waren es sogar 31%!2 Diese Werte dürften sich in der Zwischenzeit nicht verringert haben, eher im Gegenteil.

Die Kirchen müssen also davon ausgehen, dass der mit christlichen Vorstellungen nicht kompatible Reinkarnationsglaube in ihren Reihen zwar noch nicht mehrheitsfähig ist, aber einem nicht unerheblichen Teil der Gläubigen mehr einzuleuchten scheint als die christliche Auferstehung – wobei es angesichts des verheerenden katechetischen Wissensschwunds, der die Kirchen schon lange erfasst hat, interessant wäre herauszufinden, ob der Unterschied zwischen Auferstehung und Reinkarnation überhaupt noch bekannt ist. Dies dürfte schon deshalb eher nicht so sein, weil die Vorstellungen über die „Auferstehung der Toten“ wohl ziemlich diffus sind. Daran ändern übrigens auch gut besuchte Ostergottesdienste nichts.

Karma versus Kontingenz

Festzuhalten bleibt also: Der Glaube an die Reinkarnation ist auch im Christentum längst etabliert. Doch woran liegt das? Sicherlich ist es die starke Attraktivität des Buddhismus und Neo-Hinduismus, die zur Popularität dieser Idee beigetragen hat. Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus ist der Kreislauf der Wiedergeburten absolut nichts Erstrebenswertes, sondern ein Übel, das es zu überwinden gilt. Eine positive Sicht der Reinkarnation im Sinne des Aufstiegs und Fortschritts der Seele ist eher Merkmal westlicher Lehren wie etwa der Theosophie und Anthroposophie3 sowie der postmodernen Esoterik.

In beiden Fällen ist der Glaube an eine Wiedergeburt meistens an die Idee des Karmas als unerbittliches Gesetz von Ursache und Wirkung gekoppelt. Das heißt, dass die „Qualität“ des Lebens maßgeblich von den Verdiensten bzw. Verfehlungen in den vorherigen Leben bestimmt wird. Unter westlichen Anhängern der Reinkarnationslehre ist der Glaube an ein scheinbar verlässliches und „gerechtes“ Karma vor allem ein Abwehrmechanismus gegen eine heutzutage permanente und damit stark überfordernde Kontingenz. Was ist damit gemeint? „Kontingenz“ ist der Schlüsselbegriff der soziologischen Analyse unserer Gegenwart geworden und spielt vor allem in der Systemtheorie des verstorbenen Soziologen Niklas Luhmann eine wichtige Rolle. Luhmann definierte Kontingenz als „etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist.“4 Begriffe wie „Schicksal“ oder „Zufall“ werden damit zu Chiffren für Kontingenz, und an diesem Punkt kommt die Religion ins Spiel. Dem Christentum gelang es nämlich durch das Konzept eines personalen Gottes die unbestimmte in eine bestimmbare Kontingenz zu transformieren. „Die Kontingenz und Selektiertheit der Welt selbst aus einer Vielzahl anderer Möglichkeiten wird akzeptierbar, weil in Gott zugleich die Garantie der Perfektion dieser Selektion liegt“, schrieb Luhmann. Kontingenz werde damit „erklärt und entschärft“.5

Dass damit jedoch neue Probleme auftauchen, liegt auf der Hand: Denn eine „Perfektion der Selektion“ Gottes anzunehmen, fällt schwer angesichts des mannigfachen und vor allem augenscheinlich ungerecht verteilten Leides in der Welt. Dieses auch als Theodizee-Problem bekannte Dilemma beschäftigt das Christentum besonders seit den verheerenden Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts. Wer nach den Ursachen für die heutigen Absetzbewegungen weg von der christlichen Auferstehung, hin zur Reinkarnation sucht, kommt an der Theodizee nicht vorbei. Dies hat jüngst wieder eine Untersuchung ergeben, die nun auch in Buchform vorliegt.6 Als sich im Internet so genannte „Ungläubige“ zu ihrer Motivation äußern konnten, stellte sich – wie die Autoren schreiben – „überraschenderweise“ heraus, dass die Theodizee-Frage „eine der am häufigsten genannten im untersuchten Material“ war, „um die Abwendung und Ablehnung von Gott zu begründen“.7 Es fallen dann Äußerungen wie „Gott kann es nicht geben, denn sonst würde er all das Leid nicht zulassen“8 oder „Sicher kann man durch Leiden lernen und wachsen, doch was soll man verdammt noch mal aus Folter oder Vergewaltigung ‚lernen’?“9. Natürlich lässt nicht nur das allgemeine Leid, das allabendlich von der „Tagesschau“ ins Wohnzimmer serviert wird, Menschen an Gott zweifeln und oft genug ver-zweifeln, sondern auch ganz persönliche Erfahrungen. „Gott ist mir nicht begegnet: sonst hätte ich nicht soviel in meinem (noch kurzen) Leben mitmachen müssen“, schrieb eine erst 15-Jährige.10

Das Christentum wird seinem Anspruch, eine menschenfreundliche Religion zu sein, natürlich nur gerecht, wenn es solche Einwände und Vorwürfe an die Adresse Gottes ernst nimmt. Dass dies durchaus geschieht, macht sich vor allem in der „Tendenz bemerkbar, das zu allen Zeiten bestehende, unsägliche Leiden der Kreatur nicht theologisch rechtfertigen zu wollen, sondern statt dessen die dunkle Ratlosigkeit dieser Frage auszuhalten und in die Klage und Trauer der Betroffenen einzustimmen. In ihrer Solidarität mit den Leidenden und mit den im Leben vom Tod Bedrohten wissen sich die Christen in Gemeinschaft mit Gott, der in Jesus Christus alles Widersinnige annehmend erlöst, ins Gute gewendet hat.“11

Das bedeutet nun gerade nicht, dass Gott wie eine Art Superheld immer dort sofort zur Stelle ist, wo wir Menschen sein Eingreifen gerne sehen würden. Der Blick darf sich nicht allein auf die Frage fokussieren, „welchen Sinn etwa ein einzelnes, kategorial-geschichtlich erfahrbares Ereignis im planerischen Denken Gottes haben könnte. Das jeweilige Einzelgeschehen entzieht sich vielmehr aufgrund seiner Mehrdeutigkeit der Möglichkeit, in seiner Bedeutung adäquat erfasst zu werden.“12

Das heißt nichts anderes, als dass der Bedeutung und dem Sinn einer Handlung Gottes – also Gottes Handeln generell – Kontingenz zugebilligt wird. „Ein sicheres Wissen um die Weise, wie Gott seine Schöpfung an ihr Ziel führt, lässt sich aus der Wahrnehmung konkreter Geschehnisse nicht gewinnen“, und Vorsehung kann deshalb nicht bedeuten, „Gott werde ‚im voraus’ zu einzelnen menschlichen Taten wirksam, sondern eher Gott trage ‚im nachhinein’ Sorge, dass die Folgen des menschlichen Tuns die Erfüllung seines Heilswillens nicht gefährden“. Oder um mit Augustinus zu sprechen: „Gott würde niemals die Existenz irgendeines Übels zulassen, wenn er nicht so mächtig und gut wäre, selbst aus dem Übel das Gute zu wirken. Er hat es für besser erachtet, aus den Übeln Gutes zu wirken, als keinerlei Übel zuzulassen“.13

Allein – solche Überlegungen scheinen die Menschen von heute nicht mehr zu erreichen. Sie lehnen die Kontingenz im Handeln Gottes ab und suchen stattdessen nach erkenn- und nachvollziehbaren Gesetzen hinter all dem unverständlichen Leid, dessen Zeuge man tagtäglich wird. Der Glaube an Karma und Wiedergeburt bietet ihnen eine scheinbar schlüssige Erklärung und damit eine elegante und attraktive Alternative zur Ratlosigkeit des Christentums. Nochmals: Kontingenz ist etwas, was nicht notwendig ist – und damit ist Kontingenz das genaue Gegenteil vom Karma als Gesetz der notwendigen Wirkung einer Ursache. Wo die Kontingenz sagt, dass auf die Ursache A die Wirkung B, C, D oder vielleicht sogar Z folgen kann, behauptet das Gesetz des Karmas: wenn Ursache A, dann notwendigerweise Wirkung B, sei dies nun im Negativen oder im Positiven. Im Karma findet also die Kontingenz, zumindest theoretisch, ihre Aufhebung. Ein solches Denken ist sozusagen „fein raus“, denn wie gesagt: Das Christentum muss sich mit dem Problem herumschlagen, dass ein angeblich allmächtiger und gnädiger Gott nichts gegen das Böse in der Welt zu unternehmen scheint, dass sich also die Frage stellt, wie allmächtig und gnädig er eigentlich ist.

Die Logik des Karmas überzeugt viele Menschen schon deshalb, weil die Ursache für ein schwer akzeptierbares Übel zur Not in frühere Leben verschoben werden kann, über die man praktischerweise nichts weiß. Zu welch monströsen und unmenschlichen Gedanken ein solches Glaubensgut jedoch führen kann, lässt sich beispielsweise auf Esoterik-Kongressen erleben, wenn dort saturierte westliche Wohlstandsbürger darüber schwadronieren, dass Entwicklungshilfe für die so genannte Dritte Welt ein Blödsinn sei, weil die Menschen dort durch ihr negatives Karma aus früheren Leben ihr elendes Dasein selbst verschuldet hätten. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass die scheinbare Alternative des Karmas jene Formen der Spiritualität, die wie der Buddhismus den Glauben an Reinkarnation beinhalten, attraktiv für kontingenz- und theodizeemüde Menschen des Westens sein lässt. Der zum Katholizismus konvertierte britische Ex-Buddhist Paul Williams schrieb dazu: „Offensichtlich ist die Welt nicht gänzlich gut. Das Böse existiert. Folglich kann es auch keinen allmächtigen und gänzlich guten Gott geben. Nach meiner Erfahrung ist dies das Argument, das die westlichen Buddhisten in ihrer Opposition gegenüber dem Christentum am meisten anspricht. Bei mir war es genauso.“14

Christliche Antworten

Angesichts solcher Befunde sind Antworten des Christentums nötiger denn je. Der katholische Schweizer Bischof Kurt Koch hat in seinem sehr lesenswerten Büchlein zu diesem Thema unter Hinweis auf Mt 20,1-16 ausgeführt, dass der Glaube an eine karmische Gerechtigkeit „dem christlichen Glauben zutiefst fremd ist ... Denn in der Sicht des christlichen Glaubens muss es nicht der Mensch selber allein leisten, Mensch zu werden und seine Möglichkeiten zu verwirklichen. Die Vollendung des Menschen ist vielmehr das Gnadengeschenk Gottes ... Von daher ist im christlichen Glauben der Gedanke einer Selbsterlösung des Menschen von vorneherein ausgeschlossen.“15 In den Bereich der Wanderlegende ist deshalb auch die immer wieder erhobene Behauptung zu verweisen, dass die Synode von Konstantinopel (543) den Glauben an die Wiedergeburt quasi aus dem christlichen Kanon „gekippt“ habe. Was verworfen wurde, war lediglich Origenes’ Lehre von der Präexistenz der Seele.16

Das Christentum muss darüber hinaus den Mut haben zu sagen, dass der Mensch seine Vollendung nicht nur nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen muss, sondern dies aufgrund seiner Sündhaftigkeit auch gar nicht kann. Diese als „eschatologischer Vorbehalt“ bekannte Glaubensüberzeugung steht natürlich in einem diametralen Gegensatz zum Fortschrittsglauben, wie er gerade in westlichen Reinkarnationstheorien zum Ausdruck kommt. Ein besonders in der Esoterik beliebtes Symbol für diese Überzeugung ist die Spirale. „Im Bild der zyklisch sich immer weiter nach oben drehenden ‚Spirale’ passen sich die Vorstellungen der Wiedergeburtslehre sowohl in die postmoderne Naturrenaissance ein als auch in das fast schon zur ‚Heilsgeschichte’ hochstilisierte Fortschritts-, Entwicklungs- und Wachstumspathos der Neuzeit“, schrieb der Jesuit Medard Kehl.17 Mit „postmoderner Naturrenaissance“ ist gemeint, dass Vorgänge in der Natur, vor allem der Zyklus des Werdens und Vergehens, wie er sich etwa in den Jahreszeiten äußert, auf den Menschen übertragen werden. Ein solches Lebensverständnis „postmodern“ zu nennen, ist insofern schlüssig, als die ungeschichtliche Wahrnehmung des Lebens als Zyklus mit dem postmodernen Mythos vom angeblichen „Ende der Geschichte“ korrespondiert.

Einer solchen ahistorischen Sicht der Welt und des Lebens hat das Christentum allerdings immer eine entschiedene Absage erteilt. In ihm wird die Geschichte nicht als ein mehr oder weniger sinnloser Ablauf von Zyklen gesehen, sondern als „sinnvolles und zielgerichtetes Geschehen“ (Kurt Koch).18 Das bedeutet allerdings auch, dass in einem christlichen Lebensverständnis die Zeit und damit die menschliche Existenz als kostbar angesehen werden, also eben gerade nicht als beliebig repetierbar. „Und gerade diese Dimension ist ausgezeichnet durch das nie wiederkehrende und deshalb unendlich kostbare ‚Heute’, auf dem die biblische Botschaft energisch besteht, wie gerade die Zachäusgeschichte überdeutlich zeigt: ‚Heute muss ich in deinem Haus zu Gast sein!’ – ‚Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden’ (Lk 19,1-10)“, so Koch.19

Fatalerweise scheinen viele Menschen der kostbaren Einmaligkeit des Lebens gar keinen besonderen Wert mehr abzugewinnen – im Gegenteil: Sie sehnen sich angesichts der heutigen Optionsvielfalt nach einer Mehrmaligkeit ihrer Existenz, um quasi in einem späteren Leben das nachholen zu können, was ihnen in diesem Leben verwehrt blieb: besserer Sex, ein interessanterer Job, ein schnelleres Auto. In diesem Falle ist die Kontingenz nicht mehr abschreckend, sondern verlockend, sie verleitet zum Schielen auf Alternativen. Allerdings stellt sich die Frage, ob eine solche Auffassung nicht genau das macht, was man früher dem Christentum immer vorgeworfen hat, nämlich auf ein „Später“ zu vertrösten.

Problematisch ist die Mehrmaligkeit aber auch unter retrospektivem Aspekt. Denn wer an Reinkarnation glaubt, hat nicht nur noch viele Leben vor, sondern ebenso viele schon hinter sich. Auf dem Gebiet der Gebrauchsesoterik ist ein ganzer Markt für so genannte „Rückführungen“ und „Reinkarnationstherapien“ entstanden. Ob die oft unter Hypnose gewonnenen „Erkenntnisse“ mehr sind als das Resultat eines Konfabulierens, sei einmal dahingestellt; wesentlich wichtiger ist die Frage, was es einem Menschen bringt, wenn er weiß, dass er im 13. Jahrhundert ein edler Ritter war, der am Hofe des französischen Königs alle Turniere gewann.

Die christliche Seelsorge sollte sich dennoch oder vielleicht gerade deshalb damit auseinandersetzen, dass es Menschen gibt, die mit dem Hier und Jetzt anscheinend so unzufrieden sind und mit der quantitativen wie qualitativen Einmaligkeit ihrer Biografie offenbar nur noch so wenig anfangen können, dass sie sich nach weiteren Leben durch Wiedergeburt sehnen bzw. dass sie das vermeintliche Wissen um frühere Existenzen brauchen, um ihrem Leben Halt und Sinn zu geben. Die Verbissenheit, mit der viele Anhänger der Reinkarnation ihren Glauben verteidigen, gibt oft einen Hinweis darauf, dass es psychosoziale Defizite sind, die ein solches Glaubensgut fördern. Natürlich werden die Defizite durch das Postulat der Wiedergeburt nicht wirklich beseitigt; vielmehr besteht die Gefahr des Auseinanderfallens „der realen menschlichen Identität in zwei völlig trennbare und dann kaum miteinander zu vereinbarende ‚Substanzen’“, das heißt „in eine geistig-ewige und eine körperlich-vergängliche Substanz“.20

Was eine christliche Seelsorge dagegenzusetzen hat, ist nicht nur die Freude an der Einmaligkeit, sondern auch der Mut zur Endgültigkeit, der Mut zu der Einsicht, dass menschliches Leben begrenzt und gerade nicht durch Wiedergeburten perpetuierbar ist. Zudem hat sie – bei aller Dialogbereitschaft – darauf hinzuweisen, dass der christliche Glaube eben „nicht nur eine Frage der subjektiven Selbsteinschätzung“ ist. Christsein ist, um nochmals Medard Kehl zu zitieren, „wesentlich auch eine Teilhabe am Glauben der christlichen Glaubens- und Traditionsgemeinschaft. Und diese Gemeinschaft verkündet eindeutig von Anfang an, ja von ihren jüdischen Wurzeln her eine Vollendungshoffnung, die objektiv gesehen ... in ihrem Kern nicht mit der Wiedergeburtslehre, gerade auch in ihrer westlichen Form, vereinbar ist ... Nicht alle subjektiv plausiblen religiösen Überlegungen sind damit schon Zeichen des ‚sensus fidelium’, des untrüglichen Glaubenssinnes des Volkes Gottes.“ Christlicher Glaube „hat sein eigenes, unverwechselbares und unverwässerbares Profil“.21 Um dieses Profil zu wahren, ist das mutige Selbstbewusstsein nötig, zu gewissen Glaubensüberzeugen „nein“ sagen zu können, auch wenn das noch so unbequem ist. In diesem Sinne ist der Mut gefordert, Reinkarnation als Alternative zum Mysterium der Auferstehung abzulehnen.


Christian Ruch, Chur/Schweiz


Anmerkungen

1 Bertelsmann-Stiftung (Hg.), Religionsmonitor 2008, Gütersloh 2007, 59, Grafik 2.

2 Angaben nach Richard Friedli, Zwischen Himmel und Hölle – Die Reinkarnation, Fribourg 1986, 23, 25.

3 Siehe dazu Joachim Müller (Hg.), Anthroposophie und Christentum. Eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung (Weltanschauungen im Gespräch 13), Fribourg 1995, v. a. 103ff.

4 Niklas Luhmann, Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie, Frankfurt a. M. 21991, 152.

5 Niklas Luhmann, Funktion der Religion, Frankfurt a. M. 41996, 131f.

6 Sebastian Murken (Hg.), Ohne Gott leben. Religionspsychologische Aspekte des „Unglaubens“, Marburg 2008.

7 Ebd., 42.

8 Äußerung eines 19-Jährigen, ebd., 47.

9 Frage einer 29-Jährigen, ebd., 53.

10 Ebd., 52.

11 Theodor Schneider (Hg.), Handbuch der Dogmatik, Bd. 1: Prolegomena, Gotteslehre, Schöpfungslehre, Christologie, Pneumatologie, Düsseldorf ²2002, 219.

12 Ebd., 217.

13 Ebd., 217f.

14 Paul Williams, Mein Weg zu Buddha und zurück. Warum ich wieder Christ bin, München 2006, 71.

15 Kurt Koch, Leben wir nur einmal auf Erden? Seelenwanderung und christlicher Glaube (Informationen zur neuen religiösen Szene 9), Fribourg 41998, 19ff.

16 Medard Kehl, Und was kommt nach dem Ende? Von Weltuntergang und Vollendung, Wiedergeburt und Auferstehung, Kevelaer 2005, 71ff.

17 Ebd., 62.

18 K. Koch, Leben wir nur einmal auf Erden? A.a.O., 24.

19 Ebd., 25.

20 M. Kehl, Und was kommt nach dem Ende? A.a.O., 66.

21 Ebd., 70.