Jimmy Carter

Palästina - Frieden, nicht Apartheid

Jimmy Carter, Palästina – Frieden, nicht Apartheid, mit einem Vorwort von Abraham Melzer, übers. von Helgard Barakat, Melzer Verlag, Neu-Isenburg 2010, 337 Seiten, 24,95 Euro.


„In Deutschland herrscht ein Klima der Angst und der Feigheit, wenn es darum geht, Israel zu kritisieren oder es auch nur an die Respektierung der Menschenrechte und die Einhaltung demokratischer Gepflogenheiten zu erinnern.“ Mit diesem schrillen Ton beginnt der Herausgeber sein Vorwort, weitere entsprechende Disakkorde folgen. So unrecht hat er aber nicht. Während unsere Medien um Menschenrechtsverletzungen von Tibet bis Grönland, von den Südseeinseln bis ins Amazonasbecken rührend besorgt sind, verstummen sie in der Regel – Ausnahmen gern zugestanden – kleinlaut, befangen und unsicher angesichts der Vorkommnisse zwischen den Konfliktparteien im Heiligen Land. Von Jimmy Carter kann man das nicht sagen. Der überzeugte Baptist und frühere Präsident der USA hat schon vor vier Jahren dieses Buch herausgebracht. Bei aller sichtlichen Bemühung um Ausgewogenheit und Objektivität resümiert er entschieden: „Der Schlüssel für die Zukunft Israels findet sich nicht außerhalb, sondern im Lande selbst.“ Dabei liefert er keineswegs neue Fakten, der Reiz des Buches besteht in ihrer Präsentation. Ein chronologisch angeordneter, durch Carters persönliche Erfahrungen seit 1973 gefärbter Überblick (er war bekanntlich an zahlreichen Verhandlungen und Abkommen zwischen Israelis und Palästinensern aktiv beteiligt), ergänzt durch Protokolle und Vertragstexte, hilft bei der Lektüre. Carter bringt politische, wirtschaftliche, historische und moralische Aspekte gleichermaßen zur Sprache, die er in seine Position münden lässt: die Zweistaatenlösung auf der Basis der Grenzen vor dem Siebentagekrieg 1967. Sie allein könne die Stabilität in der Region dauerhaft sichern. Auch wenn man seine Argumentation nicht in allen Punkten teilt – es ist ein gut geschriebenes und lesenswertes Buch.


Rainer Waßner, Hamburg