Buddhismus

Ole Nydahls Diamantweg tritt aus der DBU aus

Der Buddhistische Dachverband Diamantweg (BDD) ist am 17. Juni 2019 aus der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) ausgetreten. Damit kam er einem drohenden Ausschluss aus der Union zuvor. Ende April hatte die DBU in geheimer Abstimmung mit großer Mehrheit die Einleitung eines Ausschlussverfahrens gegen den Diamantweg beschlossen (43 der stimmberechtigten Delegierten der diesjährigen Mitgliederversammlung stimmten für den Antrag, 13 Gegenstimmen, drei Enthaltungen).

Ein umfangreiches Dossier mit Interviews, Zitaten und Presseberichten mit umstrittenen Äußerungen Nydahls lag vor. Die endgültige Abstimmung sollte Ende September auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stattfinden. Der BDD war seit seiner Gründung Mitglied in der DBU und deren größter Mitgliedsverband.

Vorausgegangen war ein „seit Jahrzehnten schwelender Konflikt“ (so Frank-Hendrik Hortz, einer der drei Delegierten der Buddhistischen Gemeinschaft, des organisatorischen Zusammenschlusses von Einzelpersonen in der DBU). Besonders zugespitzt hatte sich die Kontroverse um die umstrittenen Äußerungen des Gründers und spirituellen Leiters des BDD, Ole Nydahl, die vom Vorstand als schädigend für den Ruf der DBU und als nicht vereinbar mit buddhistischen ethischen Grundsätzen wie auch mit den gemeinsamen Interessen der DBU angesehen wurden.

Bereits im letzten Jahr hatte der Rat der DBU mehrfach Stellung genommen. Im Juli 2018 beklagte er, dass in Teilen der inner- wie außerbuddhistischen Öffentlichkeit offenbar der Eindruck entstanden sei, „dass Lama Ole Nydahl islamfeindliche Äußerungen in der Öffentlichkeit propagiert, rechtsgerichtetes Gedankengut pflegt, die Nähe und Verbindung zu Parteiführern rechtsgerichteter europäischer Parteien sucht sowie flüchtlings- und menschenfeindliche Äußerungen propagiert. Ferner sind Aussagen eines seiner Schüler in die Öffentlichkeit gelangt, welche die Anwendung von Gewalt als Mittel von Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich ablehn[en].“1

Im Februar 2018 hatte eine Tagung der EZW in Zusammenarbeit mit der DBU zum Thema „Glück“ stattgefunden, auf der ein österreichischer Dharmalehrer des Diamantweg-Buddhismus unvermittelt zur „Wehrhaftigkeit“ gegen den Islam aufrief (auch wenn der Islam nicht explizit erwähnt wurde, war die Assoziation eindeutig).2

Im August 2018 drohte der Rat der DBU „verbandspolitische Konsequenzen“ an, sollten sich die Vorwürfe möglicherweise islamfeindlicher und zu Gewalt aufrufender Äußerungen von Ole Nydahl im Zusammenhang eines Vorermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Kempten als zutreffend herausstellen. Damit wäre „eine neue Qualität der Unvereinbarkeit mit den Maßstäben der buddhistischen Ethik erreicht“3.

Das Allgäuer Anzeigeblatt (das Europazentrum des BDD befindet sich bei Immenstadt im Allgäu) brachte am 22. Mai 2019 einen Artikel, in dem der aktuelle Stand inklusive islamfeindlicher Äußerungen Nydahls zusammengefasst wird („Andere hatten Hitler

und Stalin, wir haben den Islam“ u. a.) und in dem Nadia Wyder, Sprecherin des BDD, zu Wort kommt und die Kritik des BDD am Vorgehen der Union formuliert. Es zeichnet sich hier bereits der Austritt des BDD vor dem möglichen Ausschluss ab, die Argumente finden sich im Austrittsschreiben wieder.

So werden der DBU undemokratische Strukturen vorgeworfen, da Gruppen mit zehn Mitgliedern eine Stimme hätten, der BDD „mit ca. 5500 Menschen verfügt bei Abstimmungen nur über 3 Stimmen“. Da der BDD mehr als ein Drittel aller von der DBU vertretenen Buddhisten stelle, sei dieses undemokratische Abstimmungsverhältnis „nicht länger vermittelbar“. Es wird auch gesagt, die DBU vertrete „ohne uns nur ca. 3 % der Buddhisten in Deutschland“.

Der lesenswerte Blogbeitrag des Delegierten Hortz, der seit kurzem auch Inhaber und Herausgeber des buddhistischen Magazins „Ursache \ Wirkung“ ist, erklärt in Reaktion auf das Austrittsschreiben, dass bei der Stimmrechtsregelung der DBU das Prinzip des Minderheitenschutzes und damit ein „zutiefst demokratisches Prinzip“ Anwendung finde. Er weist auch darauf hin, dass die Angabe von drei Prozent falsch sei (bezogen auf die Konvertiten vertrete die DBU 11,5 Prozent der Buddhisten, unter Berücksichtigung der asiatischen Buddhisten immerhin noch 6 Prozent) und zudem die Mitgliederzahl des BDD selbst sehr wahrscheinlich viel niedriger ausfalle als von diesem angegeben.4


Friedmann Eißler
 

Anmerkungen

  1. www.buddhismus-deutschland.de/stellungnahme-zu-antworten-des-buddhistischen-dachverbands-diamantweg-juli-2018 .
  2. Vgl. https://buddhismus-aktuell.de/artikel/ausgaben/20183-lebendig/zu-den-grenzen-von-toleranz.html .
  3. https://buddhismus-aktuell.de/meldungen/dbu-rat-nimmt-stellung-zu-moeglicherweise-islamfeindlichen-aeusserungen-von-ole-nydahl.htm l.
  4. Vgl. www.frank-hendrik-hortz.de/blog/der-diamantweg-ist-raus-der-dbu .