Andreas Fischer/Thomas Knoefel (Hg.)

Okkulte Stimmen - Mediale Musik. Recordings of unseen Intelligences 1905-2007

Andreas Fischer/Thomas Knoefel (Hg.), Okkulte Stimmen – Mediale Musik. Recordings of unseen Intelligences 1905-2007. Trance Speech, Direkte Stimme, Präkognition, Xenoglossie, Glossolalie, Paranormal Music, Raps und andere Spukphänomene, Tonbandstimmen, supposé, Berlin 2007, 3 Audio-CDs, 192 Minuten, Booklet, 40 Seiten Deutsch/Englisch, 39,80 Euro.


Ende 2005 fand im New Yorker Metropolitan Museum of Art die Ausstellung The Perfect Medium: Photography and the Occult statt. Gezeigt wurden 120 „Geisterfotografien“ aus der Zeit von 1860 bis zum Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeitspanne erlebte der Spiritismus seine Blütezeit. Die Aufnahmen zeigen paranormale und spiritistisch gedeutete Phänomene, Seancen und „Geisterkontakte“, die mit Hilfe des neuesten Mediums, der Fotografie, dokumentiert werden sollten. Begleitend zu dieser Ausstellung haben Clement Cheroux, Pierre Apraxine und Andreas Fischer einen beeindruckenden Bildband unter dem gleichnamigen Titel der Ausstellung veröffentlicht (Yale University Press, 2005).

Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), hat federführend auch an der Zusammenstellung und Kommentierung der vorliegenden Audiobox mitgewirkt. Um es vorwegzunehmen: Es handelt es sich zweifelsohne um eine umfassende Zusammenstellung seltener Tondokumente über paranormale und mediumistische Phänomene. Bei der Auswahl wurde zum Teil auch auf das Freiburger Archiv des IGPP zurückgegriffen. Geboten werden Beispiele von Trancereden, Xenoglossie und Glossolalie, mediale Musik, sog. Klopflaute („Rappings“) und Hörbeispiele der Tonbandstimmenforschung („Electronic Voice Phenomenon“; vgl. MD 4/2005, 147f).

Die Audiobox umfasst drei CDs und ein 40-seitiges Booklet, das zu den einzelnen Tondokumenten kurze Hintergrundinformationen liefert. Im Vorwort erläutern die beiden Herausgeber die Zielsetzung der Zusammenstellung: „,Okkulte‘ Phänomene gehören zum festen Bestandteil der Kulturgeschichte, sind in ihrer Realität aber heftig umstritten. Bei den Aufnahmen ging es nicht so sehr um die Frage, ob Ereignisse dieser Art wahr oder manipuliert, Illusion oder Täuschung, ob sie übersinnlich-jenseitig oder einfach nur menschlicher Natur sind – sie präsentieren sich hier als authentische Dokumente in ihrer atmosphärischen Eigenart und Dichte.“ Leitend bei der Auswahl war „die akustische Vielfalt und inhaltliche Breite solcher Phänomene“.

Unter den Tondokumenten sind zahlreiche Raritäten zu finden. Zu hören sind unter der Rubrik „Trance-Reden und ‚Direkte Stimmen‘“ Mitschnitte vom Exorzismus an Anneliese Michel (1976) und von der „Stimme des materialisierten Geistes ‚Hänschen‘“ des brasilianischen spiritistischen Mediums Iris Biralli Boraso (1965). Als Beispiel für Präkognition ist auch der Varietékünstler, Hypnotiseur und Hellseher Erik Jan Hanussen (1889-1933) zu finden. Die zweite CD enthält u.a. ein Tondokument des Okkultisten Aleister Crowley, der in angeblich „Henochischer Sprache“ zu vernehmen ist. Weitere Mitschnitte umfassen – als Beispiele für Glossolalie – Prophezeiungen in amerikanischen Pfingstgemeinden aus den 1960er und 1980er Jahren. Die dritte CD enthält fünf Aufnahmen mit „medialer Musik“ von 1973 bis heute, die sog. Klopflaute im bekannten Spukfall Rosenheim (1967) sowie mehrere Einspielungen des Pioniers der Tonbandstimmenforschung, Friedrich Jürgenson.

Die insgesamt 64 Tondokumente geben einen interessanten akustischen Eindruck vom weiten Feld der Jenseitskontakte und paranormalen Phänomene. Die Aufnahmequalität ist sehr unterschiedlich. Insgesamt dürfte diese Zusammenstellung mit paranormalen Originaltönen jedoch nur für ein fachspezifisches Publikum von Interesse sein, das hier wertvolle Dokumente findet. Besonders das beigefügte Booklet ist hilfreich und zudem gut gestaltet. Zum „Nebenbeihören“ eignet sich die Sammlung sicherlich nicht. Beim Abspielen der CDs sollte in jedem Fall auf Zimmerlautstärke geachtet werden.


Matthias Pöhlmann