Werner Thiede

Kontakt mit Verstorbenen?

Eine theologische Kritik

Dass es über unsere sinnlich wahrnehmbare Welt hinaus auch eine jenseitige Wirklichkeit gibt, ist eine Grundannahme aller Esoterik. Gedacht wird dabei an einen transzendenten Raum nicht nur für göttliche Wesenheiten, sondern auch für die Seelen verstorbener Menschen und vielleicht auch Tiere. Die Annahme einer derartigen Jenseits-Dimension hat es in unterschiedlichen Ausprägungen zu allen Zeiten und an allen Orten der Menschheitsgeschichte gegeben; auch die Bibel kennt sie (z. B. 1. Sam 28; Luk 16,19ff). Ihre Selbstverständlichkeit hat sie menschheitsgeschichtlich betrachtet erst „kürzlich“, nämlich seit dem Aufklärungszeitalter im Abendland, eingebüßt. Heutzutage glaubt in Deutschland etwa die Hälfte der Bevölkerung an so etwas wie eine Unsterblichkeit der Seele. Und mehr noch als diese Hälfte lässt sich faszinieren von Ereignissen, Experimenten und Geschichten, die dazu geeignet sind, jenen uralten Menschheitsglauben neu zu stärken, dass mit dem Tod keineswegs alles aus ist. Gibt es denn tatsächlich die Möglichkeit, mit Verstorbenen in Kontakt zu treten? Oder ist vielleicht die Jenseitswelt – auch wenn es sie geben sollte – verschlossen für uns Irdische?

Zur Frage eines postmortalen Lebens

Die christliche Kirche weiß von einem bestimmten Verstorbenen, zu dem Kontakt möglich ist: Jesus.1 Aber er ist in keinem Totenreich zu suchen, sondern von den Toten auferstanden und seither bei Gott selbst. Dieser Mensch ist nach kirchlicher Überzeugung Gott selbst. In ihm ist Gott Mensch geworden, und in ihm hat er selbst den Tod erlitten – und überwunden! Wer mit ihm verbunden ist, hat deshalb nach dem Zeugnis der Kirche bereits hier und heute ewiges Leben. Kontakt mit Jesus zu haben ist möglich, weil Jesus von den Toten auferstanden ist. Und das bedeutet viel mehr als ein Dasein jenseits des Todes. Ein „nachtodliches“ Dasein könnte ja immer noch ein sehr fragliches, tristes, vielleicht sogar verzweifeltes sein. Ewiges Leben heißt demgegenüber: bei Gott geborgen sein, für immer mit Gott

leben dürfen. Darum geht es der christlichen Botschaft. Irgendwelche okkulten Jenseitskontakte sind im Vergleich damit völlig uninteressant. Rasendes Interesse können sie nur bei denen erwecken, die den Glauben an die reine Diesseitigkeit aller Wirklichkeit pflegen und gleichwohl überwinden möchten. Dass Neugierde in dieser Hinsicht nur begrenzt Sinn hat, wird aus den folgenden Ausführungen hervorgehen. Sehr viel wichtiger ist jene fromme Neugierde, die über den Tod hinaus nicht nur nach Leben, sondern nach wirklich ewigem Leben fragt.

Immerhin, die Fragerichtung stimmt schon einmal bei denjenigen, die sich überhaupt für ein Leben nach dem Tod interessieren. Von der amerikanischen Psychologin Sukie Miller ist vor einigen Jahren ein Buch in deutscher Übersetzung erschienen, das den spannenden Titel trägt: „Nach dem Tod. Stationen einer Reise“. Es beansprucht, aus den kulturell und religiös so unterschiedlichen Perspektiven über den Tod hinaus ein alle verbindendes, gemeinsames Muster herausdestillieren zu können. Demnach schimmern durch sämtliche Hoffnungen weltweit vier jenseitige Stadien hindurch: „Warten“, „Gericht“, „Möglichkeiten“ und „Wiederkehr“. Was die Autorin auf diese Weise festzuklopfen und zu untermauern versucht, kann freilich schon im Ansatz dort nicht überzeugen, wo man auch nur eine geringe Ahnung von den Unterschieden hat, die sich in der Welt der Religionen und Philosophien hinsichtlich eines Lebens nach dem Tod auftun.2

Sukie Miller ordnet das „Gericht“ dem Zweck der „Wiederkehr“ im Sinne von Seelenwanderung zu, ohne ernsthaft zu berücksichtigen, dass einige Weltreligionen in ihrem eigentlichen Lehrbestand so etwas wie Reinkarnation gar nicht kennen. Wenn also das Buch dieser Autorin eines lehrt, dann ist es – gegen seine eigene Intention – gerade die Unmöglichkeit, menschlichem Deuten und Hoffen über den Tod hinaus ein einheitliches Schema zu unterlegen. Gefragt ist nicht Vereinnahmung, sondern sensible Wahrnehmung unterschiedlichster Traditionen und Denkweisen. Und auf dieser Basis werden dann Entscheidungen des Glaubens und Hoffens zu treffen sein. Wie es um die Wahrheit über die Wirklichkeit jenseits des Todes steht, lässt sich nämlich im Diesseits keineswegs objektiv ausmachen – und zwar auch nicht durch irgendwelche Schlüssellöcher ins Jenseits.

Weil in dieser Frage keine verlässlichen Auskünfte zu erhalten sind, macht sich jeder Jenseitsglaube lächerlich in den Augen des säkularen Zeitgeistes bzw. des materialistischen Denkens. Aber bei näherer Betrachtung mag man diesen diesseitsorientierten Zeitgeist seinerseits lächerlich finden – lebt doch die Säkularität von der gesamtgesellschaftlichen Verdrängung der Wirklichkeit des Todes!3 Insofern ist das mannigfach versuchte Überschreiten solch beschränkter Diesseitsorientierung, wie es in den letzten 30 Jahren geradezu Mode geworden ist, ein Stück weit zu begrüßen. Das neu intensivierte Fragen nach dem Jenseits innerhalb und außerhalb der esoterischen Bewegungen ist psychologisch, philosophisch und theologisch legitim – und mit Sicherheit gesünder als seine Tabuisierung oder allzu rasche Abfertigung.

Problematisch ist also nicht das Fragen als solches, sondern eher ein zu rasches Akzeptieren von Antworten. Dass es häufig zu solch raschem Akzeptieren kommt, hat zwei Gründe. Der erste liegt auf Seiten des Empfängers: Er ist mit seinem Fragen existentiell auf eine Antwort aus, ja in unserer überwiegend säkularen Gesellschaft geradezu spirituell ausgehungert! So tendiert er nicht selten dazu, jegliche Antwort, die ein Wissen über das Jenseits des Todes beansprucht, begierig aufzunehmen. Der andere Grund liegt auf Seiten derer, die ein solches Jenseitswissen für sich beanspruchen und deshalb mit autoritärer Geste weitergeben: Ihr Gestus verführt entweder zu raschem Abwinken oder eben zu rascher Akzeptanz. Beides aber ist falsch. Es prüfe, wer sich ewig bindet! Anders formuliert: Man prüfe sorgfältig, an welche Art von Ewigkeitshoffnung man seine Existenz bindet – oder aus welchen hieb- und stichfesten Gründen man meint, es sich leisten zu können, mit keinerlei Jenseits des Todes zu rechnen.

Die gängige Skepsis gegenüber Jenseitsspekulationen hat zweifellos ein doppeltes Recht: Erstens liegen bis heute trotz über anderthalb Jahrhunderten parapsychologischer Forschung keine objektiven Beweise für ein Leben nach dem Tod vor.4 Und zweitens sind die diversen subjektiven Offenbarungen oder Einblicke in ein angebliches Jenseits im Groben wie im Einzelnen äußerst widersprüchlich – sowohl innerhalb der verschiedenen Religionen als auch innerhalb der esoterischen Bewegung. Damit relativieren sich all diese Offenbarungsansprüche gegenseitig. Andererseits ist die Existenz unseres Weltalls mit allem Wunderbaren, das es neben seinen chaotischen Strukturen enthält, einschließlich der Existenz unseres eigenen Bewusstseins, Grund genug, die Frage nach einem verborgenen Sinn und Ziel nicht einfach wegzuschieben oder abzulehnen. Der Ernst dieser großen Frage macht wiederum alle Versuche suspekt, hier völlige Beliebigkeit walten zu lassen. Es besteht folglich Anlass genug, sich mit den Ansprüchen, Auskunft über ein Ziel jenseits des Todes geben zu können, verantwortungsvoll auseinanderzusetzen. Insbesondere ist dieser Anlass aus der Sicht kirchlicher Theologie gegeben, der die Christusbotschaft am Herzen liegt, so dass sie deren Grundaussagen zu anders lautenden Offenbarungsansprüchen in ein kritisches Verhältnis zu setzen hat.

Im Folgenden werde ich das weite Feld esoterischer Jenseitsvorstellungen nur exemplarisch und ohne Vollständigkeitsanspruch angehen können. Dabei kommt es mir aber durchaus darauf an, dass ein Gesamteindruck von dem möglich wird, worum es den behandelten und ähnlichen „Auskünften“ eigentlich geht. Methodisch erscheint es mir sinnvoll, nur neuzeitliche Entwicklungen auf dem Gebiet der postmortalen Perspektiven in den Blick zu nehmen.5 Meine geschichtlichen Rückblicke werden sich schwerpunktartig mit Gestalten und Lehren befassen, die allesamt noch heute Anhängerschaften verzeichnen. Ich beschränke mich dabei aber auf Jenseitsvorstellungen außerhalb von Theologie und Kirche. Einen ersten Abschnitt werde ich dem Visionär Swedenborg und am Rande den von ihm ausgehenden spiritualistischen Schulen widmen. In einem zweiten Abschnitt wird der sogenannte Spiritismus mit seinen experimentierenden Zugangsversuchen zum Jenseits zu behandeln sein. Und ein letzter Abschnitt soll theosophische bzw. anthroposophische Vorstellungen in dieser Fragerichtung zur Sprache bringen.

Spiritualistische Jenseitslehren seit Swedenborg

Das Zeitalter der Aufklärung hat die kirchlich und philosophisch tradierte Lehre von der Unsterblichkeit der Seele keineswegs verabschiedet. Zwar haben sich die Vorstellungen vom Jenseits verändert, aber sie sind nicht einfach verschwunden. In der neuzeitlichen Philosophie sind sie abstrakter geworden. Im Gegenzug dazu haben sogenannte „Neuoffenbarungen“ über das Jenseits umso konkretere Inhalte geliefert, die sich von kirchlichen merklich unterscheiden. Der Mathematiker und Naturwissenschaftler Emanuel Swedenborg (1688-1772) bildet in dieser Hinsicht einen markanten Einschnitt. In seiner Person kündigt sich die „Dialektik der Aufklärung“ sinnenfällig an: Der neuzeitlichen Vernunft hatte er ausgiebig Tribut gezahlt, als ihn die Geisterwelt einholte. Die Inhalte seiner Jenseits-Offenbarungen befinden sich mit aufklärerischen Ideen wie Gott, Unsterblichkeit, Vernunft, Tugend, Freiheit und Fortschrittsglauben in bemerkenswertem Einklang, während die christliche Trinitäts- und Versöhnungslehre von seinen Engeln und Geistern rationalistischem Denken gemäß verworfen werden.6

Als Philosoph der Aufklärung ist Immanuel Kant auf Swedenborg in der kleinen Schrift „Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik“ (1766) eingegangen, in der er ihn als „Erzphantast unter allen Phantasten“ bezeichnet. Die Kritik Kants richtet sich keineswegs gegen die Überzeugung von der Unsterblichkeit der Seele, sondern gegen Swedenborgs mangelnde Berücksichtigung des Umstands, dass die Geisterwelt nicht mehr in den Kategorien von Raum und Zeit zu denken sei. Zwar offenbaren die Engel dem Geisterseher, es gebe im Himmel weder Zeit noch Raum im irdischen Sinne. „Das Ausgedehnte“, lehren sie, „gleicht dort nicht dem Räumlichen der Welt. In der Welt ist es begrenzt und läßt sich messen, im Himmel unbegrenzt und unermeßlich.“7 Was so reflektiert anhebt, hält sich aber nicht recht durch. Man erfährt, es gebe im Himmel so wie auf der Erde Osten, Süden, Westen und Norden, bestimmt durch die geistige Sonne. „Der Abstand zwischen Sonne und Mond im Himmel beträgt 30 Grad“, ist also – neben der kuriosen Vorstellung eines jenseitigen Mondes stehend – nun doch etwas Messbares! In den himmlischen Kirchen – auch ein Kuriosum! – steht der Prediger im Osten auf einer Kanzel, und die Hörer sitzen um ihn herum im Halbkreis. Außerdem liest man einerseits, Engel hätten keinerlei Begriff von Zeit: „Im Himmel gibt es keine Jahre und Tage, sondern stattdessen Zustandsveränderungen.“ Andererseits werden immer wieder zeitliche Prozesse beschrieben – wie ja doch überhaupt die immer wieder beschriebenen „Zustandsveränderungen“ nicht zeitlos zu denken sind!

So christlich sich im Übrigen der Jenseitsspezialist Swedenborg zu geben versucht, indem er Christus als Gott und als Retter vor vollständiger Verdammnis anerkennt – mit einer endzeitlichen Wiederkunft Christi zur Auferstehung der Toten und Erneuerung der Welt kann und will er nichts anfangen. Was die Bibel von solcher Zukunftshoffnung aussage, sei rein symbolisch zu nehmen und bedeute in Wahrheit das Eintreffen unmittelbarer Offenbarung, wie sie nun durch ihn, Swedenborg, hindurch erfolge. Also solle der Kirchenchrist „nicht länger in seinem irrigen Glauben hinsichtlich der Letzten Dinge“8 verharren, sondern dem Neuoffenbarer lauschen. Die Wiederkunft Christi sei in der durch ihn vollzogenen Enthüllung des inneren Schriftsinns bereits geschehen: Mit ihr habe die „neue Kirche“ ihren Anfang genommen.9 In der als verfasster Gemeinschaft bis heute existierenden „Neuen Kirche“ setzen sich Swedenborg-Anhänger für das Gedeihen der spiritualistischen Kirche ein, die sie in allen Konfessionen präsent wähnen.

Als deren maßgeblicher Prophet betont Swedenborg: Der Herr hat „das Inwendige meines Geistes aufgeschlossen und mir gegeben, mit all denen, die ich je bei Leibes Leben gekannt hatte, nach ihrem Tode zu reden ... Sie baten mich zu sagen, daß sie nicht tot seien, sondern jetzt ebenso als Menschen lebten wie zuvor; sie seien nur von einer Welt in die andere hinübergegangen und wüßten nicht, daß sie dabei irgendetwas verloren hätten, da sie wie zuvor über einen Leib und alle Sinne verfügten.“ Das bloße „Hinübergehen“ wird spiritualistisch als „Auferweckung“10 kaschiert, was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass biblisch mit „Auferweckung“ etwas anderes gemeint ist – nämlich der Beginn ewigen Lebens im erlösten, herrlich verwandelten Diesseits und nicht im Jenseits als einem oberen Stockwerk des Diesseits.

Bei Swedenborg nun gerät das Jenseits als ein solch kosmisches „Stockwerk“ ins Fahrwasser einer gewissen Trivialisierung: Die Geisterwelt wird zur direkten Fortsetzung des Diesseits. In sie gelangt der Mensch unmittelbar „nach dem Tode zuerst, um dann nach vollbrachter Zeit, je nach seinem Leben in der Welt, entweder in den Himmel erhoben oder in die Hölle geworfen zu werden“. Einem Tal zwischen Bergen und Felsen gleiche die Geisterwelt; die Hölle sei von ihr aus nur durch Löcher, Spalten oder breitere Klüfte zugänglich. Auch der Himmel sei auf allen Seiten „eingezäunt“11. Das ist sogar im übertragenen Sinne zu verstehen, denn in Ablehnung der reformatorischen Gnadenlehre betont Swedenborg, „daß niemand aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel aufgenommen werden kann“. Endzweck der göttlichen Liebe ist vielmehr „die ewige Seligkeit der Menschen aus ihrem Göttlichen“12 heraus. Das soll heißen: Dem Menschen ist eine spirituelle Autonomie zu eigen, die darauf beruht, dass er seine innerste Substanz aus der göttlichen Substanz des einen Gottes selbst bezieht.13 Deshalb ist er zu eigener Leistung in Sachen Erlösung fähig und aufgefordert. Die göttliche Erlösungstat Christi hilft ihm entscheidend: Sie bestand nicht etwa im heilsamen Kreuzestod, sondern in der Unterwerfung der Höllen und im Ordnen der Himmel.14 Doch auf der Grundlage dieser Erlösungsvoraussetzung muss der Mensch sich selbst kraft seines freien Willens voranarbeiten, um der himmlischen Gemeinschaft teilhaftig zu werden. Er muss Gottes Gnade erst annehmen, sonst büßt er sie ein.15 „In jener Freiheit der Wahl, die jeder Mensch hat, liegt der Grund, daß der Mensch umgebildet werden kann.“16 Mit solcher Betonung der Wahlfreiheit rückt der Mensch selbst gewissermaßen an Gottes Stelle; nicht der Schöpfer, sondern das Geschöpf entscheidet über die Ewigkeit. Swedenborg erklärt bezeichnenderweise: „Ein in der Welt noch unbekanntes Geheimnis besteht darin, daß der Himmel in seinem Gesamtumfang einen einzigen Menschen darstellt.“17 Ebenso hat dann auch jede der himmlischen Gesellschaften die Form eines Menschen. Dasselbe ist von den Engeln zu sagen; Swedenborg versichert, „daß die Engel in jeder Hinsicht Menschen sind ... außer daß sie nicht mit einem materiellen Leib überkleidet sind“. Aber auch das seien sie früher einmal gewesen, denn alle Engel, ob im Himmel oder in der Hölle, seien „aus dem menschlichen Geschlecht hervorgegangen“.

Der Mensch wird bei Swedenborg so zum entscheidenden Maßstab der transzendenten Perspektive. In der Folge wird etwa das Verhältnis von Arm und Reich nicht mehr wie im Gleichnis vom armen Lazarus bei Lukas durch Gottes Gericht im Jenseits auf den Kopf gestellt. Vielmehr offenbart der bürgerliche Seher, Reiche kämen ebenso leicht in den Himmel wie Arme: „Das Los vieler Reicher im Himmel ist, daß sie mehr als andere im Wohlstand leben. Einige von ihnen wohnen in Palästen ...“ Deutlich ist hier das Jenseits Gegenstand erstaunlich weltlicher Projektion geworden.

In Swedenborgs Fußstapfen tritt als nach ihm wohl bekanntester Neuoffenbarer der Österreicher Jakob Lorber (1800-1864). Auch dessen Visionen sind nicht einfach vom Himmel gefallen, vielmehr hat er vor seinem ersten Offenbarungserlebnis bereits ausgiebig Swedenborg-Lektüre betrieben. Entsprechend entwirft er eine Art Jenseits-Topographie und unterscheidet Himmel, Mittelreich und Hölle. Seine Entschleierungen über das kosmische Erlösungskonzept Gottes bringt er in etlichen Bänden zu Papier. Demnach muss sich der Mensch jenseitig weiterentwickeln und in einem individuellen Lernprozess voranschreiten. Im Unterschied zu Swedenborg, der den Gedanken an Reinkarnation noch strikt abgelehnt hatte, baut ihn Lorber in sein System spirituellen Fortschritts zaghaft ein.18 Die möglichen Seelenwanderungen erstrecken sich auf ferne Planeten – und nur in Ausnahmefällen wieder auf den Planeten Erde. Der pädagogische Evolutionismus wird auf diese Weise gegenüber Swedenborg noch gut neuzeitlich verstärkt – und mündet hier in die von Swedenborg noch nicht gelehrte Überzeugung einer endlichen All-Erlösung.

Trotz entsprechend gigantischer Perspektiven muten viele Vorstellungen Lorbers über das Jenseits eher trivial an. So schildert er die Sterbeszene eines Armen, der seinen Angehörigen visionär versichert: „Der Tod hat seine Schrecken vollendes ausgezogen; für mich gibt es keinen Tod mehr.“19 Kurz darauf wechselt dieser Alte ins feinstoffliche Jenseits hinüber und begrüßt „drei überaus freundliche Männer in weißer Faltenkleidung“ mit einer langen und breiten Rede, um angesichts der romantischen Himmelsherrlichkeiten endlich zu seufzen: „O Gott, o Gott! Es ist wahrlich kaum mehr auszuhalten!“ Lorber weiß überdies von einem jenseitigen Kinderreich, in welchem die Schüler über vieles unterrichtet werden. So erfahren sie in einem „Weltbildungsmuseum“, dass sich der Erdball aus Lichtäther über einen Tautropfen und dann einen undurchsichtigen Klumpen durch steten Zuwachs bis zur gegenwärtigen Größe entwickelt habe. Auch belehrt Lorber darüber, dass der jenseitige „Vorhimmel“ 17 000 Meter über der Erde beginne.

Mit seinem spiritualistischen System hat der Neuoffenbarer Jakob Lorber etliche Anhänger gefunden, die heute in der sogenannten Lorber-Bewegung organisiert sind. Zu den gegenwärtigen „Nachfahren“ zählen vor allem Frauen wie Gabriele Wittek, die „Prophetin“ des „Universellen Lebens“, und Erika Bertschinger-Eicke alias „Uriella“, die Regentin des sektiererischen Ordens „Fiat Lux“. Obwohl sich deren Systeme und Aussagen über Christus im Einzelnen oft unterscheiden, teilen diese „göttlichen Sprachrohre“ inzwischen einhellig die Überzeugung von der zentralen Bedeutung der Reinkarnation.20 Ohne Seelenwanderung lassen sich ihre kosmisch ausgreifenden Jenseitsvorstellungen schlicht nicht mehr denken. Damit aber greifen verstärkt Elemente östlicher Religiosität, namentlich der Karmagedanke von Tun und Wirkung, in die spiritualistische Sinngebung von Tod und Unsterblichkeit ein.21 „Alles ist Gesetz“ – dieser Satz aus dem Universellen Leben22 ist im Grunde an die Stelle des biblischen Satzes „Gott ist Liebe“ getreten.

Spiritistische Jenseitsvorstellungen

Die bisher behandelten Jenseitsvorstellungen gehören in den Bereich des „Spiritualismus“. Dieser Terminus besagt, dass hier Geisterlehren auf der Basis eines geistigen Gesamtverständnisses der Wirklichkeit entwickelt worden sind, die allemal noch religiöse Züge zeigen. Davon zwar nicht ganz scharf trennen, aber doch unterscheiden lässt sich das Phänomen des landläufigen „Spiritismus“, der sich eher experimentell mit der Kontaktierung Verstorbener befasst – und weithin auch begnügt.23 Weltanschauliche Vorstellungen kommen in diesem Kontext eher indirekt und implizit zum Zuge, ohne deshalb unwesentlich zu werden. Ihre Hauptfunktion liegt aber im Grundsätzlichen, nämlich in der Verabschiedung eines rein materialistischen Wirklichkeitsverständnisses, für das mit dem Tod alles aus ist.

Den Kontakt mit Totengeistern zu suchen, ist ein Unterfangen, das seine Wurzeln bereits im Schamanismus hat. Neu ist in der Moderne sein Auftreten als Massenphänomen – just in dem Augenblick, als der Materialismus im Abendland zum Massenphänomen zu werden drohte. Positivistische bzw. materialistische Literatur fand gegen Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend Verbreitung: Linkshegelianer wie David Friedrich Strauß, Ludwig Feuerbach und Karl Marx übten scharfe Kritik an der christlichen Religion und an jeglicher Jenseitshoffnung. Ein bloßes Behaupten einzelner Jenseitsvisionäre, also der oben skizzierte neuoffenbarerische Spiritualismus, wurde angesichts dieser Entwicklung nicht mehr als ausreichendes Gegengewicht empfunden. In einer Zeit zunehmenden Erfolges der naturwissenschaftlichen Welterkenntnis musste es vielmehr darauf ankommen, die Wirklichkeit des Jenseits erfahrungsmäßig unter Beweis zu stellen. Der empirische Zugang zur Geisterwelt auf breiter Ebene wurde wichtiger als die Offenbarungsmächtigkeit einiger großer Seher.

Aufsehen erregte um 1800 der Arzt Franz Anton Mesmer mit seiner These von einer das ganze All durchdringenden und verbindenden „magnetischen“ Kraft, die er sich als feinstoffliches universales Fluidum vorstellte und für therapeutisch nutzbar hielt. Da Trancezustände bei seinem Heilverfahren eine bedeutende Rolle spielten, wurden sie zum „Einfallstor“ von Kundgaben aus der Geisterwelt und bereiteten auch durch die Tätigkeit seiner Schüler dem Spiritismus auf breiterer Front den Boden. In den USA förderte namentlich Andrew Jackson Davis ein entsprechendes Weltbild mit dem 1847 in mesmerischer Hypnose diktierten Buch „The Principles of Nature“. Ein Jahr später kam es zu einem neuen Schub des Spiritismus: Um den Frühjahrsbeginn 1848 hörten die Mädchen Margaret und Kate Fox in den Wänden ihres Bauernhauses, das in dem Dorf Hydesville im Staate New York lag, merkwürdige Klopflaute. Bald begann sich abzuzeichnen, dass man durch ein regelrechtes Klopf-Alphabet mit den Lauten in Kommunikation treten konnte. Der Geist eines verstorbenen Krämers wollte sich auf diese Weise gemeldet haben: Als früherer Bewohner des Hauses sei er ermordet und im Keller vergraben worden. Als man dort grub und Skelettreste fand, war die Sensation perfekt. Spiritistische Zirkel wurden landauf, landab gegründet. Noch im selben Jahr schwappte die Welle über den Ozean nach England und Frankreich hinüber. 1851 gab es bereits eine erste spiritistische Zeitschrift, und auch in Deutschland fand die Bewegung auf breiter Front Anhänger. „Die Klopflaute von Hydesville waren von unzähligen Menschen, die sich in ihrer Hoffnung auf ein Überleben des Todes verunsichert sahen, wie ein Signal aus dem Jenseits empfunden worden.“24 Sieben Jahre später gab es in Nordamerika rund zwei Millionen Spiritisten.

Mitte der fünfziger Jahre geriet nun in Paris der Pädagoge Hippolyte Denizard Rivail (1804-1869) unter den Einfluss des Spiritismus. 1857 fasste er seine Geister-Offenbarungen systematisch in einem Buch zusammen, dem später weitere folgten. Von seinem Führergeist hatte er erfahren, er habe im alten Gallien schon einmal gelebt, und zwar unter dem Namen Allan Kardec. Unter diesem Namen verfasste er fortan seine Schriften, die unerwartet viel gelesen und in etliche Sprachen übersetzt wurden. Ihm verdankte der Spiritismus im Abendland und in der Neuen Welt seine rasante Verbreitung – und übrigens auch seinen Namen: Kardec ist es, der den Spiritualismus-Begriff als unzureichend bestimmt, weil der damit ausgedrückte Vorzug des Geistes vor der Materie noch nicht notwendig die Existenz von Geistern und die Möglichkeit einer gegenseitigen Kontaktaufnahme zwischen Diesseits und Jenseits besage. Der Spiritismus-Begriff – von dem englischen Wort spirit her gedacht – sollte fortan eben diese okkultistische Überzeugung signalisieren.

Vor allem aber brachte Kardecs System die Integration des Seelenwanderungsgedankens mit sich. „Reinkarnation“ – der Begriff geht ebenfalls auf Kardec zurück – wurde ähnlich wie bei Lorber im Sinne eines „pädagogischen Evolutionismus“ gedeutet und erhielt quasi Fegfeuer-Funktion.25 Das philosophisch-weltanschauliche Konzept verriet zudem Einflüsse des Philosophen Gotthold Ephraim Lessing, der die Reinkarnationsidee bereits im 18. Jahrhundert populär gemacht und dabei das Vollkommenheitsziel mit dem spirituellen Fortschrittsgedanken verknüpft hatte. Kardec vertrat nun, von „höheren Geistern“ belehrt, die Überzeugung: „Gott hat alle Geister einfach und unwissend, d. h. ohne Kenntnisse geschaffen ... Alle werden vollkommen werden; aber es dauert lange, bis sie sich ändern ... Wir bekommen alle mehrere Existenzen. Diejenigen, welche euch das Gegenteil sagen, wollen euch in der Unwissenheit, in der sie selbst sind, erhalten; das ist ihr Wunsch.“26 Wie die letzte Bemerkung illustriert, war und blieb die Wahrheit der „Reinkarnation“ weiterhin auch unter Spiritisten höchst umstritten.

In den folgenden Jahrzehnten breitete sich der Spiritismus weiter aus. Nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen zahllosen Toten wuchs die spiritistische Sucht. Zunehmend fielen freilich den Aufmerksamen und Gebildeten unter den Interessierten mancherlei Widersprüche auf, die sich bei einem Vergleich der zu einer eigenen Literaturgattung herangewachsenen Geisteraussagen ergaben. Einen besonderen Streitpunkt bildete eben die Frage, ob die Lehre der Reinkarnation auf Wahrheit beruhe oder nicht. Exemplarisch für den bis heute anhaltenden Streit ist das Büchlein „Geister warnen vor Geistern!“ aus der Feder des Spiritisten Wilhelm Otto Roesermueller, der rund ein Jahrhundert nach Kardec für eine vehemente Ablehnung der „Reinkarnation“ kämpfte, nachdem ihm höhere Geister offenbart hatten: „Wir wandern auf dem Pfade des ewigen Fortschritts, wir können nie wieder in den Kindergarten irgendeines Erdenlebens zurückkehren ...“27

Am Ende aber haben solche Streitfragen der Erfolgsgeschichte des Spiritismus mit seinen heute weltweit über 100 Millionen Anhängern keinen Abbruch getan.28 Zu wertvoll ist ihnen das Gut, das Überleben des Todes einsichtig machen zu können, als dass sie sich von solchen Einzelfragen aus dem Konzept bringen ließen. Das nervenkribbelnde Erleben okkulter Sitzungen, die persönlichen Hoffnungen auf Botschaften geliebter Verstorbener und die Bagatellisierung des jedem Teilnehmer ja noch bevorstehenden Todes mögen zu den Hauptmotiven gläubiger, manchmal auch pseudokritischer Bejahung der spiritistischen Theorien und der dazugehörigen, psychohygienisch29 keineswegs unbedenklichen Praktiken zählen.

So mancher Spiritist hat sich wohl bereits selber gefragt, warum die durch Medien, also sensitive Mittlerpersonen zum „Jenseits“, verlautbarten Geisterkundgaben über das Jenseits oftmals „belanglos“ und auch widersprüchlich ausfallen. Eine beliebte Erklärung dafür besteht in der bequemen Annahme, dass das Wirken böser oder verwirrter Geister die Schuld daran trage. Der bekannte amerikanische Spiritist Arthur Ford hat sich in seinem Bestseller „Bericht vom Leben nach dem Tod“ darüber hinaus Gedanken gemacht: „Diese Unzufriedenheit mit den Inhalten von Jenseitsnachrichten ist verständlich und hat die besten Köpfe der psychologischen Forschung angeregt, nach Erklärungen für die Trivialität solcher Kontakte zu suchen.“30 Eine erste von Ford angeführte Erklärung besagt, dass viele simple Botschaften eben den Zweck hätten, den sich meldenden Geist klar als den betreffenden Verstorbenen zu identifizieren und damit auch schon das Faktum eines Lebens nach dem Tode zu erweisen. Tatsächlich haben deshalb die „Toten“ oft mehr über ihr vergangenes als über ihr „gegenwärtiges“ Dasein mitzuteilen. Als zweiten Grund führt Ford an, dass Jenseitige immer noch Menschen seien und auch auf ihrer anderen Bewusstseinsebene „weiterhin mit allen positiven und negativen Eigenschaften unserer Spezies behaftet“ blieben. Es gebe eben von Natur aus oberflächlichere Menschen, die sich sogar „drüben“ noch ausschließlich mit Familienangehörigen befassten. Drittens seien Bagatell-Themen als kommunikatives „Schmiermittel“ der Vertrauensförderung dienlich. Und viertens sei ja das Vokabular unserer diesseitigen Sprache wenig geeignet zu Offenbarungen übers Jenseits.

Wenn es nur so wäre, dass die Geister schweigen würden über das, worüber man nicht reden kann! Aber häufig genug wird ja doch über das Jenseitige platt oder trivial Auskunft gegeben – ob nun mit oder ohne ausdrückliche religiöse Implikationen. Zu Recht hat der Erlanger Theologieprofessor Paul Althaus den Spiritismus mit der Bemerkung kommentiert: „Hintertreppen-Schleichen bringt Hintertreppen-Auskünfte.“31 Und der Esoterik-Experte Jörg Wichmann bekräftigt: „In der Tat sind spiritistische Philosophien nicht sehr anspruchsvoll. Sie mußten sich in Konkurrenz zur Konkretheit der materialistischen Argumente entwickeln und schildern wohl deshalb die ‚geistige Welt’ auf befremdlich oder peinlich konkrete Weise: ein seltsames Jenseits, in dem Opa noch seine Lieblingspfeife raucht und Oma immer noch ihr hübsches rosa Kleid anhat.“32 So wird das Jenseits von Spiritisten mehr oder weniger verniedlicht, indem es als Projektionsfläche diesseitig gefärbter Vorstellungen und Spekulationen dient. Beispielsweise teilt ein Kontrollgeist Ford über einen Verstorbenen mit: „Er erinnert sich nicht an das Sterben und hat drüben keinen gefunden, der es tut. Hier gibt es kein Sterben. Ganz plötzlich ist man frei, das ist alles ... Er sagt, er habe sich über seine Beerdigung sehr gefreut. Sie sei schön und einfach gewesen, aber er sei nicht für immer tot. Er habe sich nur seines kranken Körpers entledigt. Sie sollen Ihre Mutter sehr herzlich grüßen.“ Überdies weiß Ford beispielsweise von wissenschaftlichen Forschungsteams im Jenseits zu berichten. Diese an sich schon närrische, weil das „Jenseitige“ des Jenseits in Frage stellende Vorstellung hat Bernhard Grom mit Recht kritisiert: „Keine einzige wissenschaftliche Entdeckung, weder die Entzifferung der Hieroglyphen noch die Formel für Penicillin, wurde von Jenseitigen mitgeteilt.“33

Wie sehr sich der moderne Spiritismus für den diesseitigen Wissenschaftsfortschritt interessiert, zeigt unter anderem das seit den Anfängen des Raumfahrtzeitalters bestehende Phänomen eines regelrechten UFO-Spiritismus, der neben Seelen auf fremden Planeten auch intergalaktisch reisende UFO-Flotten-Kapitäne im Channeling-Verfahren kontaktiert.34 Weltanschaulich basiert solcher UFO-Spiritismus auf der Annahme, „daß die Jenseitswelten tatsächlich ein feinstoffliches Universum sind. Man kann wagen daran zu denken, daß es ‚drüben’ astrale Sonnensysteme gibt“35. Überhaupt sind demnach alle irdischen Welten „im Grunde eine sekundäre Erscheinung der primären Welten des kosmischen Daseins“.

Daneben gibt es seit Jahrzehnten bereits einen Tonband- und Radio-Spiritismus mit seinen besonders banalen Mitteilungen. Hinzugekommen sind dann Jenseitskontakte über Telefon und Computer – nach dem Motto: „Bei den Jenseitigen ist kein Ding unmöglich.“36 Seit Mitte der 80er Jahre geht mit der neuen Video-Technik sogar ein TV- und Video-Spiritismus einher. „Es ist das gleiche Phänomen, ob auf Tonband- oder auf Video-Cassette“, bekräftigt der Schwede Friedrich Jürgenson, der 1959 erstmals Geisterstimmen auf dem Tonband entdeckt und einige Jahre darauf sein Buch „Sprechfunk mit Verstorbenen“ publiziert hatte. Eine solche Geisterstimme vom Tonband soll es 1984 gewesen sein, die dem deutschen Spiritisten Klaus Schreiber befohlen hat: „Spiel im TV ein!“ Als er nach einer Weile auf der Mattscheibe liebe Verstorbene erkennt, ist er tief bewegt. Und doch gerät das Ganze zur Bagatelle, als sich sein toter Sohn zum laufenden Bild vom Tonband meldet und bestätigt: „Ich hab Strom, Papa!“ Papa ist indessen fasziniert und spekuliert, „daß bei dieser Aufnahmetechnik eine optische Rückkoppelung auftritt, die von Jenseitigen verändert wird“37. Auf Bildschirmen sind so z. B. schon gezäumte Pferde und zum Futterteller gehende Katzen aus dem Jenseits heraus sichtbar geworden38 – als ob man Pferde, wenn es sie denn jenseits des Todes geben sollte, noch zu zäumen und Katzen noch zu füttern hätte! Zu durchschaubar sind die Diesseitsprojektionen ins angebliche Jenseits – und im Falle des Spiritismus oft zu wenig religiös, als dass sie tiefer Denkende überzeugen könnten. Mögen sie Kinder beeindrucken (der Jugendspiritismus hat ja in den 90er Jahren hohe Wellen geschlagen!)39 – aber doch nicht kritisch denkende Erwachsene! Die entsprechenden Phänomene angeblicher „Transkommunikation“ wären vielleicht beweiskräftiger, wenn nicht auch schon einmal Totgeglaubte auf dem Band zu hören gewesen wären, von denen sich hinterher herausstellte, dass sie in Wirklichkeit noch am Leben waren.

Namhafte Parapsychologen wie Hans Bender oder Milan Ryzl40 sehen jedenfalls nicht Tote, sondern Kräfte des Unterbewusstseins von lebenden Bezugspersonen im Verein mit der Technik zur Wirkung kommen. Zu deutlich tragen viele der Geisterbotschaften inhaltliche oder psychische Eigenschaften der Experimentierenden. Als offenkundige Projektionsprodukte sind sie ein Spiegelbild des modernen Autonomie-Bewusstseins, das sich von Anfang an für zumindest halbwegs göttlich gehalten hat. So lehrt ein angeblicher Wanderer durch jenseitige Sphären: „Der Gott, der jedes Haar, das von unserem Haupte fällt, kontrolliert, ist eine Erfindung der Schwächlinge, die zu keiner Selbstverantwortung fähig sind ... Man vergesse dabei nicht, daß wir alle von einem großen Vater-Mutter-Prinzip – Gott genannt – abstammen ... Die vor jedem Menschen in seiner kosmischen Zukunft liegende ... unendliche Erweiterung seines Bewußtseins mündet schließlich in das Wesen der umfassenden Urkraft allen Seins ein. ... Keiner schlüpft ohne Arbeit an sich selbst vorbei an den Wächtern zu einem Himmel, wie er ihn sich wünscht.“41 Was dieser Sphärenwanderer verkündet, durchschaut er freilich seinerseits nicht als die Vorstellung eines Himmels, wie er selbst ihn sich wünscht. Solch ein vom Menschen selbst zu erarbeitender Himmel ist nur die Illusion und Projektion von Zeitgenossen, die gelernt haben, dass man versuchen kann, sich mit Hilfe der modernen Techniken ein Stück weit den Himmel auf Erden zu erarbeiten. Mit dem christlichen Himmelsverständnis hat das herzlich wenig zu tun.

Theosophische und anthroposophische Jenseits-Perspektiven

Der Erlanger Theologieprofessor Philipp Bachmann hat 1920 erklärt, der Spiritismus mit seiner Sorge um das Leben und Wiedersehen nach dem Tode könne als „Philosophie und Eschatologie der kleinen Leute“ gelten, während die Theosophie mit ihren tieferen Fragen und Ausblicken eher als „Eschatologie der Intellektuellen“ erscheine.42 Tatsächlich ging es der modernen Theosophie43 von Anfang an um okkultistische Erfahrungsweisheiten im weiteren Sinn, so dass sie für gebildete Schichten attraktiv wurde. Im Grunde gehört sie mit ihren diversen, noch heute aktiven Einzelorganisationen zum weiten Feld des Spiritualismus. Doch ihre Autoritäten pflegen sich weniger auf Offenbarungen aus dem Mund von Engeln oder Verstorbenen zu berufen als vielmehr auf den Kontakt mit sogenannten „Meistern“, nämlich extrem fortgeschrittenen Menschen, für die die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits angeblich kaum mehr existiert und die meistens völlig verborgen leben.

Die Gründung der „Theosophischen Gesellschaft“ hatte 1875 in New York in spiritistischem Umfeld stattgefunden: Aus dem zunächst anvisierten „Miracle Club“ wurde die „Theosophical Society“, die unter ihrem langjährigen Präsidenten Henry S. Olcott aufblühte. Inspirierend für sie war insbesondere die seit ihrer Kindheit okkultistisch interessierte Russin Helena Petrovna Blavatsky (1831-1891) gewesen. Sie strebte damals bewusst über die geistigen Niederungen des ihr geläufigen Spiritsmus hinaus und bemühte sich um eine philosophisch untermauerte Weltanschauung. Ihre Weisheitsoffenbarungen erhielt sie angeblich von höher entwickelten Meistern zugespielt. Ihr zweibändiges Werk „Die entschleierte Isis“ von 1877 beruhte teilweise auf „automatischem Schreiben“, also auf Geisterdiktat, und griff Christentum und abendländische Wissenschaften scharf an. Es bevorzugte noch den Vorstellungsrahmen eines Höhersteigens der vom materiellen Leib befreiten Seele in jenseitige Sphären. Darin waren Blavatskys Vorstellungen vom herkömmlichen Spiritualismus gefärbt: Seelenwanderung sah die Theosophin zunächst nur in Ausnahmefällen am Werk.44

Im Jahre 1880 jedoch trat die Vielgereiste zusammen mit Olcott zum Buddhismus über. Seitdem bekannte sie sich konsequent zu dem von östlicher Religiosität hochgehaltenen Gesetz von Karma und Reinkarnation: „Wir glauben an ein niemals irrendes Gesetz der Vergeltung, Karma genannt ... Wir glauben aber weder an eine stellvertretende Sühne noch an die Möglichkeit eines Nachlasses auch nur der kleinsten Sünde durch irgendeinen Gott ...“45 Vielmehr erreiche das spirituelle Ego des Menschen seine Rückkehr zum All-Einen „durch individuelle Verdienste und Anstrengungen“46. Eine solche Selbsterlösungstheorie47 trägt freilich neben östlichen Zügen auch deutlich westliche – namentlich in Gestalt der Annahme eines spirituellen Ich.48 Moderne Theosophie geht davon aus, dass der Tod selbst die Identität in keiner Weise verändert: Im Jenseits trifft der entleibte Mensch demnach „nichts anderes an, als was er vor seinem Tod im Bewußtsein, in Gedanken und Gefühlen in sich trug“49. Er lebt in Sphären, die seinen mitgebrachten Vorstellungen vollkommen entsprechen. Verspürt er z. B. Hunger, genießt er imaginäre Früchte. Er arbeitet an seiner geistigen Weiterentwicklung und erklimmt dadurch höhere, immer himmlischer anmutende Stufen der Jenseitswelt. Doch diese gedankliche Welt ist keine endlose: Das gereifte spirituelle Ego hat erneut hinabzusteigen in materielle Gefilde, um sich kraft neuer Erfahrungen weiterzuentwickeln.

Auch Blavatskys Schülerin Annie Besant, die spätere Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft, lehrte in ihrem Buch „Uralte Weisheit“ von 1897 so etwas wie Selbsterlösung über viele Leben hinweg: „Die Entwicklung des Menschen erfolgt durch wiederholte Verkörperungen, in die er durch sein Begehren hinein gezogen wird und aus denen er sich durch Wissen und Opfer befreien kann, wodurch das Göttliche, das in ihm immer schon keimhaft verborgen war, zu voller Wirksamkeit entfaltet wird.“50 Dabei wird der Mensch als eine Spiegelung des geoffenbarten Gottes verstanden. In dieser theosophischen Deutung vereinigen sich morgen- und abendländische Aspekte: Einerseits wird gemäß indischer Religiosität nicht nur der Mensch, sondern der ganze Kosmos zyklisch wiedergeboren; andererseits wird in diese Zyklik der Fortschrittsgedanke hineinprojiziert und so eine universale Entwicklung in Gestalt einer Spiralbewegung am Werk gesehen.51 „Jede Persönlichkeit ist eine neue Rolle für den unsterblichen Schauspieler, der auf der Bühne des Lebens immer wieder auftritt ...“52 Dieser unsterbliche Schauspieler ist im Kern das spirituelle Ego. Es wird zu einer spirituellen Kraft zugunsten des kosmischen Systems, wenn es sich mit allen übrigen Selbsten eins weiß: Von dort aus „kann der Mensch als einer der Erlöser der Welt wirken ...“53

Das Jenseitsdenken Rudolf Steiners, der von 1902 bis 1912 Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft war, orientierte sich natürlich ebenfalls am Reinkarnationsgedanken.54 Im Übrigen lehrte Steiner die Notwendigkeit einer zunehmenden Vergeistigung, die das Bewusstsein bis hinauf zur Gottseligkeit transformiert. Das Jenseits spielt dabei eine wichtige Rolle: Es bedeutet die Geisteswelt, in deren Stufungen es zu einem langen Läuterungsprozess kommen muss, nachdem sich das spirituelle Ich von Äther- und Astralleib gelöst hat und „allkosmisch“55 geworden ist: „Was Menschen irdisch-leiblich erwerben an geistiger Vertiefung, wird nachtodlich weiterbearbeitet, um später, auf höherer Stufe geläutert, wieder einer irdischen Existenz zugeführt zu werden.“56 Viele neuere Esoteriker haben sich mit ihren Lehren vom Jenseits an die Vorgaben Steiners gehalten. Gerade das aber, worin sie immer wieder auch von ihm abweichen, bestätigt nur wieder, dass es eine „objektive“ Erkenntnis des Jenseitigen nicht gibt. Es bleibt alles am Ende eine Glaubensfrage, so auch, ob man nun esoterisch auf die autonome Entwicklungs- und Selbsterlösungskraft der unsterblichen Seele vertraut – oder christlich auf die Barmherzigkeit Gottes, der seine Schöpfung vollenden und die Toten in diesem universalen Zusammenhang ganzheitlich zur Auferstehung rufen wird.57

Christen geht es demgemäß um viel mehr als um die neugierige Spekulation, ob der Tod nun das absolute Ende sei oder nicht. Dass das Sterben kein absolutes Ende ist, setzen sie voraus58; dafür brauchen sie keine okkulte oder parapsychologische Forschung, sondern einfach nur den biblisch begründbaren Glauben daran, dass diese Welt von ihrem Schöpfer sinnvoll und mit einem Ziel für alle Geschöpfe gesetzt worden ist. Um dieses Ziel aber geht es ihnen vor allen Dingen. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Endziel für die individuelle Seele, sondern um die Bestimmung für das Universum insgesamt. Das Bekenntnis zur Auferstehung der Toten umfasst diese universale Perspektive: Gott vollendet seine Schöpfung insgesamt, wenn er die Lebenden und die Toten erlöst in sein ewiges Reich eingehen lässt.

Über Einzelheiten dieser Zusammenhänge ist im Laufe der Kirchen- und Theologiegeschichte zwar viel spekuliert worden, aber die unterschiedlichen Vorstellungen über Himmel, Fegefeuer und Seelenschlaf59 sind für die christliche Hoffnung nicht das Wesentliche. Worauf es Christen vor allem ankommt oder ankommen sollte, ist in dieser Hinsicht zweierlei: dass sie sich in der Gemeinschaft mit Jesus Christus zum ewigen Leben in einer vollendeten Schöpfung berufen wissen – und dass für sie eben in der Gemeinschaft mit dem Auferstandenen diese Zukunft inmitten der vergänglichen Welt schon begonnen hat.


Werner Thiede, Regensburg


Anmerkungen

1 Auf die theologische Problematik katholischer Anrufung von Selig- oder Heiliggesprochenen kann hier nicht eingegangen werden (vgl. z.B. P. Brown: Die Heiligenverehrung. Ihre Entstehung und Funktion in der lateinischen Christenheit, Leipzig 1991).

2 Vgl. z. B. Hans-Jürg Braun: Das Leben nach dem Tod. Jenseitsvorstellungen der Menschheit, Düsseldorf / Zürich 1996; Harold Coward: Das Leben nach dem Tod in den Weltreligionen, Freiburg i. Br. 1998.

3 Vgl. Werner Thiede: Tabuisierung des Todes im 21. Jahrhundert? Überlegungen zu einem spätmodernen Kulturphänomen, in: Berliner Theologische Zeitschrift 21 (2004), 206-225.

4 Das gilt ungeachtet gegenteiliger Behauptungen selbst aus Professorenmund. So behauptete Prof. Walther Hinz: „Doch das persönliche Überleben des Todes ist durch Erfahrungsbeweise wissenschaftlich begründet“ (Woher – Wohin, Zürich 1980, 5); Prof. Werner Schiebeler äußert sich ebenso: Wir überleben den Tod. Erfahrungsbeweise für ein Weiterleben, Freiburg i. Br. 1983.

5 Vgl. bes. Bernhard Lang / Colleen McDannell: Der Himmel. Eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens, Frankfurt/M. 1990.

6 Vgl. Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten, Stuttgart 121982, 617-619 und 560ff. Merkwürdigerweise waren für Hutten Offenbarungsspiritisten wie Swedenborg und Lorber bei allem Vorbehalt „zugleich vom Himmel Erleuchtete und erschlossen befreiende Horizonte“ (619).

7 Emanuel Swedenborg: Himmel und Hölle nach Gehörtem und Gesehenem, London 1758, 85. Hier und im Folgenden zitiert als: Ders.: Über das Leben nach dem Tode – eine christliche Jenseitsschau, übersetzt und redigiert von F. Horn, Zürich 1991 (dort: 41).

8 E. Swedenborg, a.a.O., 130. Nächstes Zitat: 131f.

9 Vgl. Walter Schmidt: Botschaften aus dem Jenseits? Geisterseher und Gottsucher, Stuttgart 1998, 29.

10 E. Swedenborg, a.a.O., 193; vgl. 195, 201, 223f.

11 Ebd., 188 (das Wort steht im Originaltext in den Fußnoten).

12 Emanuel Swedenborg: Die wahre christliche Religion, Bd. 1, hg. von F. Horn, Zürich o. J., 22.

13 Vgl. ebd., 31.

14 Ebd., 179 und 193.

15 Ebd., 247.

16 Ebd., 232.

17 E. Swedenborg: Himmel, a.a.O., 32. Weiteres bei B. Lang / C. McDannell, a.a.O., 246ff.

18 Vgl. Matthias Pöhlmann: Lorber-Bewegung – durch Jenseitswissen zum Heil? (R.A.T. 4), Konstanz 1994, 39.

19 Jakob Lorber: Jenseits der Schwelle. Sterbeszenen, Bietigheim 71990, 80.

20 Vgl. bes. Hans Dienstknecht: Gott sprach und spricht durch sie über Das Leben nach dem Tod – Die Reise Deiner Seele, Würzburg 1987.

21 Vgl. Schmidt, a.a.O., 102.

22 Vgl. „Ich, Ich, Ich – Die Spinne im Netz. Das Entsprechungsgesetz und das Gesetz der Projektion“, Marktheidenfeld 1995, 60.

23 Vgl. Friedrich-Wilhelm Haack: Rendezvous mit dem Jenseits, Hamburg 1973; Wilhelm Horkel: Spiritismus. Geheimnisse des Jenseits, Stuttgart 1987; Joachim Müller u. a.: Kontakte mit dem Jenseits? Spiritismus – aus christlicher Sicht, CH-Freiburg / Zürich 1989; Wolfgang Hund: Falsche Geister – echte Schwindler? Esoterik und Okkultismus kritisch hinterfragt, Würzburg 2000; Werner Thiede: Art. Spiritismus, in: Taschenlexikon Religion und Theologie (TRT5) Bd. 3, Göttingen 2008, 1109ff.

24 Hutten, a.a.O., 723. Vgl. auch H. Martensen-Larsen: Das Blendwerk des Spiritismus und die Rätsel der Seele, Hamburg 1924, 18f.

25 Allan Kardec: Das Buch der Geister (1857), Leipzig 21903, 65ff und 393. Die gesetzliche Auffassung Kardecs geht aus seinem Schlusswort deutlich hervor: „Jesus kam, um den Menschen den Weg des wahren Guten zu zeigen; warum sollte Gott, der ihn gesandt hatte, um sein verkanntes Gesetz wieder zur Geltung zu bringen, heutzutage nicht die Geister senden ...?“ (411).

26 Kardec, a.a.O., 43 und 65. Das Dogma von der „Auferstehung des Fleisches“ wird hier grobschlächtig als „Bestätigung der durch die Geister gelehrten Wiedereinverleibung“ uminterpretiert (391).

27 Wilhelm Otto Roesermueller: Geister warnen vor Geistern, Nürnberg 21965, 30. Vgl. ferner Gerhard Ritter: Und die Toten leben doch, Steinebach o. J., 175ff.

28 Schon 200 Jahre vor dem Exemplum Roesermuellers notierte Immanuel Kant, man werde sich „beim Widerspruche ihrer Visionen gedulden, bis diese Herren ausgeträumt haben“ (Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik“ [1766], 33). Siehe auch H. Martensen-Larsen: Ein Schimmer durch den Vorhang, Berlin o. J. (2. Aufl.), 181.

29 Vgl. z. B. Hans Bender: Mediumistische Psychosen. Ein Beitrag zur Pathologie spiritistischer Praktiken, in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 2/1958, 173-201.

30 Arthur Ford: Bericht vom Leben nach dem Tode, Bern / München 21972, 105. Die nächsten Angaben und Zitate stammen aus den folgenden Seiten dieses Buches.

31 Paul Althaus: Die letzten Dinge, Gütersloh 41933, 71. Eines der neuesten Beispiele ist das Buch von Neville Randall: Das Leben geht weiter. Alltag im Jenseits, Recklinghausen 1993.

32 Jörg Wichmann: Renaissance der Esoterik, Stuttgart 1990, 95.

33 Bernhard Grom: Spiritismus – Lebenshilfe oder Selbsttäuschung? in: H. M. Baumgartner (Hg.), Verführung statt Erleuchtung, Düsseldorf 1993, 35-66, hier 49. Seltene, durchaus beeindruckende Phänomene wie z. B. medizinische oder musikalische „Geister-Durchgaben“ reichen als Beweis für die spiritistische Hypothese nicht aus.

34 Vgl. Hans Bender: Zur Psychologie der UFO-Phänomene, jetzt in: ders., Verborgene Wirklichkeit, Neuausgabe München / Zürich 1985, 185-211. Ferner: Hutten, a.a.O., 761-795; Martin Haeusler: Der letzte Schrei aus dem Jenseits, Berlin 1988; Jon Klimo: Channeling, Freiburg 1988; Ruppert, a.a.O., 128ff; Schmidt, a.a.O., 14ff; Helmut Höfling: Ufos, Urwelt, Ungeheuer, Köln 1990; Andreas Grünschloß: Wenn die Götter landen... Religiöse Dimensionen des UFO-Glaubens, EZW-Texte 153, Berlin 2000; Matthias Pöhlmann: Kommunikation mit dem Göttlichen? Zum Phänomen „Channeling“, in: MD 10/2000, 339-354.

35 Herbert Engel: Der Sphärenwanderer, Interlaken 1995, 59. Nächstes Zitat 197.

36 Hildegard Schäfer: Brücke zwischen Diesseits und Jenseits, Freiburg 1989, 193ff und 165ff.

37 Nach K.-W. Reinhardt: Schöne Grüße aus dem Jenseits – per Video, in: Funkuhr 5/1986, 30. Vgl. auch Schäfer, a.a.O., 203ff.

38 Vgl. ebd., 239.

39 Vgl. näherhin W. Thiede: Esoterik – die postreligiöse Dauerwelle, Neukirchen-Vluyn 1995, 56ff; Heinz Streib: Entzauberung der Okkultfaszination, Kampen 1996.

40 Milan Ryzl: Der Tod und was danach kommt, München 1983, 97; Bender, Wirklichkeit, a.a.O., 76-89. Ferner Ruppert, a.a.O., 130ff; L. Watson: Geheimes Wissen, Frankfurt/M. 1976, 312.

41 Engel, a.a.O., 214-217.

42 Vgl. Philipp Bachmann: Tod oder Leben? Stuttgart 1920, 77.

43 Sie ist von der älteren, christlich durchdrungenen Theosophie streng zu unterscheiden. Zur Jenseitsvorstellung der modernen Theosophie vgl. Braun, a.a.O., 411ff (orientiert an einem Text des Theosophen E. Bäzner); ferner den Sammelband: Berichte aus dem Jenseits. Vom Leben nach dem Tod, Augsburg 1990, 165ff (hier ist ein Text des Theosophen Hermann Rudolph abgedruckt).

44 Vgl. Helena P. Blavatsky: Die entschleierte Isis. Ein Meisterschlüssel zu den alten und neuen Mysterien, Bd. 1, Leipzig 21922, 12 und 374f.

45 Helena P. Blavatsky: Der Schlüssel zur Theosophie. Eine Darstellung der ethischen, wissenschaftlichen und philosophischen Lehren der Theosophie, für deren Studium die Theosophische Gesellschaft gegründet wurde [1889], Satteldorf 31995, 185 und 256. Dass Rüdiger Sachau die moderne Theosophie in seiner Untersuchung „Westliche Reinkarnationsvorstellungen“ (Gütersloh 1996) nicht eigens würdigt, ist unverständlich.

46 Helena P. Blavatsky: Die Geheimlehre. Die Vereinigung von Wissenschaft, Religion und Philosophie, Den Haag 1900-1906 (diverse unveränderte Auflagen), 4 Bde., hier Bd. I, 288 (vgl. 45). „In der Welt der Gedanken und der Spiritualität macht man Fortschritte nur durch eigene Anstrengungen“, heißt es im Vorwort von Blavatskys „Schlüssel“, a.a.O., 17.

47 Das Stichwort „Selbsterlösung“ bezieht sich auf jenes „spirituelle Ego“, das „in jeder Welt und jeder Inkarnation sein eigener Erlöser wird“ (Schlüssel, 202). Der eigene Geist wird zum „einzigen Mittler zwischen sich und dem Universalgeiste“ (Geheimlehre I, 301). Aus höchster „Meister“-Quelle ist der Begriff der „Selbsterlösung“ autorisiert, den später auch Rudolf Steiner positiv aufgreift (vgl. Werner Thiede: Selbsterlösung oder Gnade? Zum Streit mit der Anthroposophie um den Weg zum Heil, in: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 39/1998, 4). Auch der Reformbuddhismus kennt ihn (vgl. die „Zwölf Grundsätze des Buddhismus“ von 1975).

48 Vgl. Helmut Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa, Darmstadt 1999, 482.

49 Braun, a.a.O., 419.

50 Annie Besant: Uralte Weisheit (1897), München 1981, 12.

51 Vgl. ebd., 173ff.

52 Ebd., 124. In der weiteren Menschheitsentwicklung werde aber eine Zeit kommen, in der Reinkarnation der Vergangenheit angehören werde (ebd.).

53 Ebd., 214.

54 Vgl. Werner Thiede: Rudolf Steiners theosophisches Jahrzehnt, in: MD 5/2002, 129-137; ders.: Erlösung plus Selbsterlösung. Wie Rudolf Steiner Gnade und Karma verband, in: MD 4/2005, 135-139.

55 Vgl. GA 215, 152ff.

56 Braun, a.a.O., 427.

57 Vgl. Werner Thiede: Auferstehung der Toten – Hoffnung ohne Attraktivität? Göttingen 1991; Reinhard Slenczka: Ziel und Ende, Neuendettelsau 2008; Friedrich Beißer: Der christliche Glaube, Bd. 3, Neuendettelsau 2008, 217ff.

58 Anders Claus Petersen: Die Botschaft Jesu vom Reich Gottes, Stuttgart 2005.

59 Vgl. Werner Thiede: Nur ein ewiger Augenblick. Luthers Lehre vom Seelenschlaf zwischen Tod und Auferweckung, in: Luther 64 (1993), 112-125.