Wolf Schneider

Kleines Lexikon esoterischer Irrtümer. Von Astrologie bis Zen

Wolf Schneider, Kleines Lexikon esoterischer Irrtümer. Von Astrologie bis Zen, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, 144 Seiten, 12,95 Euro.


Irrtümer gibt es in unseren unsicheren Zeiten so viele, dass man sie anscheinend lexikalisch auflisten muss, um den Überblick zu behalten. Und so gibt es neben den Lexika der populären, der medizinischen, der klassischen oder der religiösen Irrtümer nun auch ein „Lexikon esoterischer Irrtümer“, verfasst von Wolf Schneider, dem Herausgeber des gar nicht so unesoterischen Magazins „connection spirit“. Hat sich da also einer, fragt man sich gespannt, vom säuselnden Eso-Saulus zum knallharten Aufklärungs-Paulus gewandelt? Zumindest empfindet der Autor nach eigenen Worten „Übersättigung mit spirituellen Phrasen und Halbwahrheiten, mit Unverdautem und Missverstandenem. Der typische Esoteriker ist nett, mitfühlend, optimistisch, neugierig und aufgeschlossen, aber leider auch sehr leichtgläubig“ (5). Da ist sicher etwas dran, jeder Gang über eine Esoterik-Messe bestätigt es.

Gegen diese Leichtgläubigkeit vorzugehen, ist Anliegen von Schneiders kleinem Lexikon. Ein lobenswertes Unterfangen, zweifellos, doch was man dann vorgesetzt bekommt, lässt einen das Buch schnell gelangweilt und auch verärgert beiseite legen. Den Behauptungen der Esoterik werden nämlich nicht etwa wichtige, da wissenswerte Fakten entgegengehalten, sondern launige, bisweilen nichtssagende und damit überflüssige Kommentare. Zum Beispiel findet man unter dem Stichwort „Sex“ die Behauptung (der Esoteriker): „Sex heilt“. Schneiders Kommentar dazu: „Leider nicht immer“ (126). Mehr hat er dazu offenbar nicht zu sagen.

So geht es in einem fort; Schneider produziert nichts anderes als solche „Manchmal schon, manchmal auch nicht“-Sätze, alles andere sind Banalitäten, garniert mit Seitenhieben gegen das Christentum. So findet Schneider etwa, dass die katholische Eucharistie „Esoterik pur“ bzw. eine „Wahnvorstellung“ sei (133). Dass die ägyptischen Pyramiden nicht, wie von vielen Esoterikern behauptet, wer weiß was für Geheimnisse in sich bergen, sondern schlicht und einfach Grabstätten waren, dürfte allgemein bekannt sein, so dass sich die Frage stellt, warum man dafür fast 13 Euro ausgeben soll.

Zu fragen ist allerdings auch, warum ein renommierter und noch dazu theologisch orientierter Verlag wie das „Gütersloher Verlagshaus“ ein solch überflüssiges Buch herausgebracht hat. Sollte es einmal ein „Lexikon der verlegerischen Irrtümer“ geben, müsste Schneiders Buch auf jeden Fall aufgenommen werden. In einer Zeit, in der es seriöse Fachliteratur immer schwerer hat, einen Verleger zu finden, stellt dieses Buch eine ärgerliche Vergeudung von Ressourcen dar. Zudem fragt man sich, wer das Buch eigentlich kaufen soll: Eingefleischte Esoteriker wird es kaum überzeugen, und der sachlichen Aufklärung dient es nicht einmal in Ansätzen. Dass das Buch mit einer Annonce für das nota bene immer noch esoterisch angehauchte Magazin Schneiders, „connection spirit“, endet, ist da nur noch das Tüpfelchen auf dem i und vermag den Verdruss über das Werk kaum noch zu steigern.


Christian Ruch, Chur/Schweiz