Jörg Pegelow

Kirchentag 2013

Ein Bericht aus dem Zentrum Weltanschauungen

Auf historischem Boden war beim diesjährigen Hamburger Kirchentag (1. – 5. Mai 2013) das Zentrum Weltanschauungen zu finden: im 1833 von Johann Hinrich Wichern gegründeten Rauhen Haus, das als Rettungsdorf für verwahrloste und verwaiste Kinder aus den Elendsvierteln Hamburgs den Grundstein einer den elementaren Nöten zugewandten Diakonie legte. In dieser ruhigen, grünen Oase bot das seit Jahrzehnten zum Kirchentag gehörende Zentrum Weltanschauungen ein breit gefächertes Programm an, in dem sich die Schwerpunkte aktueller Weltanschauungsarbeit widerspiegelten. Insgesamt nahmen rund 2250 Besucher an den Veranstaltungen teil.

Der Weg zu Gott – Programm oder Beziehung?

Die Veranstaltungen wurden am Donnerstagvormittag mit der Frage nach der persönlichen Gottesbeziehung bzw. dem individuellen christlichen Glaubensweg eröffnet. Marion Küstenmacher stellte den gemeinsam mit ihrem Mann Werner (Tiki) Küstermacher und Tilmann Haberer im Buch „Gott 9.0“ entwickelten Glaubens- und Erfahrungsweg vor, in dem sie die Vorstellungen der Transpersonalen Psychologie aufnehmen. „Gott 9.0“ sei ein Übungsweg der Kontemplation und Schulung, auf dem man in neun Bewusstseinsstufen bzw. Bewusstseinsräumen an religiöser Weisheit und an Gnade zunehmen könne. Bei aller Anerkennung für kulturelle und religiöse Geschichte sowie politischer und wissenschaftlicher Errungenschaften gehe es heute insbesondere darum, durch innere Suchprozesse Gott im eigenen Herzen neu zu entdecken. Dabei lasse sich an verschiedene Methoden und Praktiken aus der christlichen Tradition, aber auch aus anderen Weltreligionen anknüpfen, so etwa beim Chorsingen oder im Mandala-Malen, in Praktiken des Zen oder bei asiatischen Ki-Traditionen. Während man Christ durch die Zugehörigkeit zur Kirche sei, könne man durch den Übungsweg zum Christus auf den unterschiedlichen Bewusstseinsstufen werden.

Die evangelische Professorin für Praktische Theologie in Jena Corinna Dahlgrün dagegen sieht den christlichen Glauben als ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott, Mensch und Umwelt. Der von ihr vorgestellte Glaubensweg ist eher beziehungsorientiert, lehnt sich an das sogenannte Doppelgebot der Liebe (Mk 12,31f) an und richtet sich nicht an einer Vervollkommnung und Höherentwicklung aus. Vielmehr müsse die Zerbrechlichkeit und der immer wieder mögliche Neuanfang in der Gottesbeziehung anerkannt werden. Dabei differenzierte sie sechs Glaubenswege: (1) der Weg in die Einsamkeit, um Gott zu finden; (2) die Wahrnehmung Gottes im Leiden des Anderen; (3) die Erfahrung des Leibes Christi als Gemeinschaft mit Gott; (4) das Entdecken Gottes im eigenen Leben; (5) die Suche nach Gott in den Dunkelheiten und Finsternissen des Lebens; (6) die Gottesnähe durch ein selbstverständliches Gestalten des Alltags aus dem Glauben heraus.

Im nachfolgenden Podiumsgespräch wie auch durch die Rückfragen aus dem Publikum wurde deutlich, dass die von der Transpersonalen Psychologie beeinflusste Programmatik, „Gott 9.0“, eine Fülle von Fragen weckt. Diese ließen sich knapp zusammenfassen im Unbehagen, dass der qualitative Unterschied zwischen Gott und Mensch, zwischen Schöpfer und Schöpfung durchbrochen scheint und der „Gott in mir“ als Erfüllungsgehilfe persönlicher religiöser Erfahrungen diene. Die Position Dahlgrüns, die den Glauben als einen Weg beschrieb, mit Gott in eine Beziehung einzutreten und ihn zugleich als ein Gegenüber zum Menschen wahrzunehmen, schien (so zumindest mein Eindruck) dem Publikum nachvollziehbarer.

Führt Neuheidentum zum Rechtsextremismus?

Mit der zweiten Veranstaltung „Führt Neuheidentum zum Rechtsextremismus“ wurde ein gerade im Bereich der Nordkirche virulentes Problem aus weltanschaulicher Sicht beleuchtet. Ein grundsätzlicher Vortrag des Innsbrucker katholischen Dogmatikers Józef Niewiadomski erhellte die weltanschaulichen Grundlagen und jüngeren ideengeschichtlichen Entwicklungsprozesse heutiger neopaganer Vorstellungen. Dabei wies er auf die im Umkreis der Artgemeinschaft – Germanischen Glaubensgemeinschaft oder der in Mecklenburg-Vorpommern in einer Dorfgemeinschaft lebenden Artamanen adaptierten vermeintlich germanisch-arteigenen polytheistischen Grundlagen hin. Die Ablehnung des Monotheismus in der neopaganen Szene sieht Niewiadomski als Einfallstor für rassistische und rechtsextreme Vorstellungen an: Die synkretistischen Konstruktionen des Neopaganismus und des Polytheismus könnten keine jenseits menschlicher Vorstellungen begründete Achtung der unveräußerlichen Würde jedes Menschen und der Gleichheit aller Menschen gewährleisten. Vielmehr liefen sie Gefahr, immer wieder revidierbar zu sein – auch weil sie sich nicht der kritischen Überprüfung angesichts einer göttlichen, transzendenten Wahrheit unterziehen müssten.

In einem Interview charakterisierte Julio Lambing vom Rabenclan (Untertitel: Verein zur Weiterentwicklung heidnischer Traditionen) diesen als Dachverband für neopagane Vorstellungen (u. a. Wicca, Asatru, Neu-Kelten, Anhänger graeco-romanischer, slawischer bzw. schamanischer Traditionen). Er stellte dar, wie die vom Neuheidentum vertretenen religiösen Vorstellungen gesellschaftliche Relevanz hätten und dem Wohl des Gemeinwesens förderlich wären. Er stellte fest, dass neuheidnischer Weltanschauung nicht per se völkisch-rassistisches Gedankengut eigne. Denn das Signum der Sozialität, das heißt der Berücksichtigung des Ausgleichs aller Interessen der am gesellschaftlichen Leben Teilnehmenden, stünde einer Vereinnahmung neopaganer Vorstellungen durch völkisch-rassistische Ideologien entgegen.

Offen blieb in der für das Publikum geöffneten Diskussion die Frage, ob das gesellschaftliche Eingebundensein und die soziale Verantwortung aller schon hinreichende Barrieren gegen missbräuchlich rassistisch-völkische Adaptionen neopaganer Vorstellungen aufstellen könnten. Kann also eine synkretistisch konstruierte neopagane Vorstellungswelt genügend Abwehrkräfte gegen eine Ideologisierung aufbringen?

Auch wenn zu diesen Fragen, wenig überraschend, keine einvernehmlichen Antworten gefunden wurden, so eröffnete die Veranstaltung doch einen differenzierteren Blick auf die neopagane Szene und die in ihr von Teilen deutlich forcierte Distanzierung gegenüber rechtsextremen und völkischen Positionen.

Wenn Religion verletzend wird

Religion kann Menschen verletzen? Diese Frage stieß auf großes Interesse, die meisten der knapp 500 Plätze waren belegt.

Mit drei Fallbeispielen führte der sächsische Weltanschauungsbeauftragte Harald Lamprecht in Milieus verletzender Religiosität ein. Er schilderte ein protestantisch-fundamentalistisches Beispiel, ein katholisch-ultrakonservatives und eines aus dem esoterischen Milieu. Anschaulich wurde deutlich, wie sehr Glaube und vermeintlich objektive Glaubenswahrheiten das eigene Leben, aber auch das von Angehörigen kränken und krankmachen können.

In einem zweiten Eingangsstatement beschrieb Michael Utsch (EZW) die Bedingungen, unter denen sich Religiosität entwickelt und ihren heilvollen Sinn für das Leben entfalten kann. Daneben schilderte er die verletzenden und einengenden Formen von Religiosität, unter denen Menschen leiden.

In sich anschließenden Gesprächsgruppen war dann Gelegenheit, sich anhand der vorgestellten Fallbeispiele und in der Reflexion eigener Erfahrungen auszutauschen.

Wissenschaft als Welterklärung

Kontrovers ging es am zweiten Tag zu, als der Biologiehistoriker und Evolutionsbiologe Thomas Junker (Beirat der Giordano Bruno Stiftung) und der Theologe Michael Coors (Zentrum für Gesundheitsethik an der Ev. Akademie Loccum) Weltbilder und Welterklärungsmodelle gegenüberstellten.

Junker sprach sich dezidiert gegen alle Versuche aus, neben einem durch die evolutionstheoretischen Vorstellungen begründeten Weltbild auch religiöse Weltbilder und Schöpfungsvorstellungen koexistieren zu lassen. Hierauf könne sich Wissenschaft nicht einlassen; vielmehr könne Biologie als Lehre vom Leben auch eine Welterklärung abgeben. Diese explizite Ablehnung religiöser Deutungsmuster begründete er mit der Feststellung, dass Sinn und Zweck des Lebens identisch seien und in der Verbreitung und Fortpflanzung der Art lägen. Dieser Lebenssinn sei in den Genen angelegt und würde nur durch religiöse Überhöhung biologisch-evolutionärer Tatsachen als Schöpfungsglaube erscheinen.

Diesem Entwurf setzte Coors seine theologische Position entgegen, nach der jeder Versuch einer Welterklärung faktisch vom Standpunkt Gottes her argumentiere und die Welt vom objektiven Standpunkt des Alles-Wissenden und Alles-Verstehenden aus deute. Jedoch kann seiner Meinung nach auch das evolutionsbiologische Welterklärungsmodell nur im Horizont der Grenzen menschlichen Denkens erfolgen und sei bei aller Plausibilität und Bedeutung eine menschliche Konstruktionsleistung. Und auf bestimmte Fragen könne keine Wissenschaft antworten – etwa auf die nach der Freiheit und nach dem moralisch bzw. sittlich Guten. Hierzu brauche der Mensch die Vernunft, vermittels derer er sich zur Natur und zu seinen biologischen Grundlagen verhalten könne.

So konziliant die durch Publikumsbeteiligung begleitete anschließende Diskussion auch war, so deutlich wurde doch, dass zwischen einer rein immanent argumentierenden naturwissenschaftlichen Position und einer religiösen Weltdeutung ein tiefer, unüberbrückbar scheinender Graben liegt.

Wie viel Religion verträgt der Staat?

Auch der Nachmittag im Zentrum war zunächst von der Begegnung mit explizit atheistischen Positionen geprägt, nun allerdings vor dem Hintergrund der immer wieder aufbrechenden Diskussionen um die Stellung der Kirchen und Religionsgemeinschaften innerhalb des Staatswesens. In Statements nahmen Michael Bauer (Vorstand Humanistischer Verband Bayern) und Hans Michael Heinig (Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD) Stellung.

Michael Bauer vertrat die Auffassung, der Staat vertrage „gar keine Religion“, er solle vielmehr offen sein für alle. Er müsse jeder Religion Raum geben, aber keine – wie derzeit seiner Meinung nach die christlichen Kirchen – bevorzugen. Dabei bestünde eine Normenrelativität aller Gruppen und Gemeinschaften auf gleichem Niveau, sodass der Staat nicht umhinkomme, alle Religionen und Weltanschauungsgemeinschaften gleichzubehandeln. Auch für die „negative Religionsfreiheit“, also für das Recht, mit Religion nicht behelligt zu werden, setzte sich Bauer am Beispiel des Kruzifixes in Klassenräumen ein.

Hans Michael Heinig, dessen Impulsvortrag in diesem Heft (S. 261ff) dokumentiert wird, vertrat demgegenüber den Standpunkt, dass es um des Staates willen notwendig sei, die „hinkende Trennung“ zwischen Staat und Kirche ebenso aufrechtzuerhalten wie die öffentlich erkennbare Religion in den Staat zu integrieren. Insbesondere die Ermöglichung religiöser und theologischer Bildung an Schulen und Hochschulen müsse vom Staat wahrgenommen werden. Insofern sei die Frage weniger, wie viel Religion der Staat vertrage. Vielmehr müsse darüber nachgedacht werden, welche Religion der Staat vertrage.

Etwas überrascht schien Michael Bauer, als sein Gegenüber dezidiert auch die Einrichtung humanistischer Lehrstühle an staatlichen Hochschulen befürwortete. Insgesamt war die Diskussion deutlich vom irenischen Willen geprägt, einander aus den unterschiedlichen religiösen bzw. weltanschaulichen Positionen heraus in der Gesellschaft Raum zu geben. Allerdings bleibt die Frage nach wie vor offen, ob recht kleine Organisationen wie der Humanistische Verband Deutschlands oder die Giordano Bruno Stiftung dem proklamierten Anspruch gerecht werden können, alle nicht religiös gebundenen Menschen in Deutschland zu vertreten. Diese Frage ist vermutlich eher beim parallel zum Kirchentag veranstalteten „Deutschen Humanistentag“ beantwortet worden.

Fundamentalismus

Außerordentlich große Resonanz erfuhr die mit der Weltanschauungsbeauftragten der württembergischen Landeskirche, Annette Kick, und mit Friedmann Eißler (EZW) durchgeführte Veranstaltung zum christlichen und zum islamischen Fundamentalismus. In den beiden einführenden Kurzreferaten wurde das Gemeinsame, aber auch das jeweils Spezifische im Fundamentalismus beider Weltreligionen herausgearbeitet. Im Anschluss daran stand der ausführliche Austausch mit dem Publikum im Mittelpunkt.

Insbesondere die fundamentalistischen Herausforderungen im eigenen christlichen Haus führten zu einer Fülle von Nachfragen an die Referentin und verdeutlichten zweierlei: Zum einen beschäftigen fundamentalistische Positionen viele Kirchenmitglieder in hohem Maße – auch und gerade weil von Seiten christlicher Fundamentalisten andere christliche Glaubenswege als defizitär oder gar als häretisch delegitimiert werden. Zum anderen sind sich viele unsicher, wie sie sich gegenüber christlich-fundamentalistischen Positionen verhalten sollen. Bei den Rückfragen zum islamischen Fundamentalismus ging es häufig um die Erkennbarkeit fundamentalistischen Gedankengutes.

NAK: Fortschritt oder Stillstand?

Die Neuapostolische Kirche (NAK) hat ihren ersten Katechismus herausgebracht. Um die unterschiedlichen Auffassungen zu den Veränderungen innerhalb der NAK und die Annäherung der NAK an die Ökumene ging es in der letzten Veranstaltung des Zentrums Weltanschauungen.

Neben zwei Mitgliedern der NAK, Volker Kühnle (Arbeitsgruppe Ökumene und Mitwirkender bei der Katechismus-Erstellung) und Steffen Liebendörfer (Herausgeber eines „progressiven“, anti-exklusivistischen NAK-Internetmagazins, www.religionsreport.de), nahmen Maria Stettner (Geschäftsführerin der ACK in Bayern) sowie Kai Funkschmidt (EZW) an der im zweiten Teil der Veranstaltung auch für Publikumsfragen geöffneten Veranstaltung teil.

Steffen Liebendörfer vertrat in seinem Eingangsstatement die Auffassung, dass der NAK-typische Exklusivitätsanspruch ebenso weiterhin bestehe wie die Vorstellung eines allein ans Apostelamt gekoppelten Heils- und Gnadenwirkens Gottes. Kai Funkschmidt hingegen beschrieb von ihm wahrgenommene Veränderungen, die die NAK auf die Ökumene zugehen ließen. So werde erstmals auf die Heilige Schrift als Glaubensgrundlage verwiesen und die Lektüre der Bibel empfohlen. Auch wenn an einigen Stellen Defizite und weiterer Klärungsbedarf bestünden – so etwa, ob sich die Offenbarungen des Stammapostels an der Bibel messen lassen müssen oder ob Offenbarungen auch über die Bibel hinausgehen können, so sei doch festzuhalten, dass die Lehrunterschiede zwischen der NAK und anderen Kirchen nicht größer oder substanziell anders seien als zwischen den Kirchen, die der ACK angehörten. Zudem sei die ACK eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft und keine Organisation, in der sich Kirchengemeinschaft abbilde.

Volker Kühnle formulierte deutlich den Wunsch der NAK, auf die ökumenisch verbundenen Kirchen zuzugehen. Dabei sei man bereit, die eigene Theologie zu reflektieren und zu revidieren und hoffe, durch den Katechismus auf einen in der Ökumene akzeptierten und transparenten Weg zu kommen. Kühnle wünschte sich, dass die exklusiv anmutenden Elemente – z. B. einzig wahre Kirche zu sein – als Sondergut betrachtet werden sollten und nicht zu Missverständnissen führten. Maria Stettner schloss sich den Überlegungen Funkschmidts an und strich insbesondere heraus, dass die NAK ihren Exklusivitätsanspruch, alleinige Brautgemeinde Christi zu sein, aufgegeben habe. Bezug nehmend auf die Entscheidung der bundesdeutschen ACK, die Gespräche mit der NAK fortzuführen, formulierte sie eine Reihe von Themen, über die Klärung herbeizuführen sei. So stehe das Gespräch über offene theologische Fragen (u. a. hermeneutische Prinzipien; Verhältnis von Taufe und Versiegelung), aber auch über die Rezeption und Verbindlichkeit des Katechismus innerhalb der NAK und in den NAK-Gemeinden auf der Agenda.

Deutlich wurde aber auch, dass sowohl aufseiten der NAK nach einem Jahrzehnte langen exklusiven und andere exkludierenden Gemeinde- und Glaubensleben diese Veränderungen ebenso Zeit brauchen wie in den Kirchen der ACK, in denen der Veränderungsprozess innerhalb der NAK oft noch nicht angekommen sein dürfte. Auch wenn es seitens der NAK-Verantwortlichen den Wunsch nach zeitnahen ökumenischen Veränderungen geben mag, so sollen von beiden Seiten die nächsten Schritte nicht übereilt, sondern im angemessenen Tempo gegangen werden. Welches Ergebnis am Ende stehen wird – Fortschritt oder Stillstand –, wird sicherlich auch davon abhängen, ob und wie der neue, seit Pfingsten 2013 amtierende Stammapostel Jean-Luc Schneider diese Entwicklung begleiten und fördern wird.

Von Hamburg 2013 nach Stuttgart 2015

Das Weltanschauungszentrum ist seit langer Zeit beim Kirchentag etabliert. Die in diesem Jahr manchmal überraschend große Resonanz auch ohne vermeintlich Aufsehen erregende Themen (z. B. Scientology, Satanismus) zeigt das Interesse von Kirchentagsteilnehmerinnen und -teilnehmern, die Grenzen evangelischen bzw. des christlichen Glaubens auszuloten. Zur Zeitansage protestantischer Frömmigkeit und evangelischen Glaubens gehört die Begegnung mit christlichen Gemeinschaften, die der Ökumene (noch?) fernstehen, ebenso wie das Gespräch über andere Formen von Religion. Zudem ist der Kirchentag ein angemessener Ort, um sich im Wortsinne protestantisch zu verhalten, also einerseits einengende und beängstigende Religiosität zur Sprache zu bringen und andererseits allen Versuchen, das Christliche und Religiöse aus dem öffentlichen Bewusstsein und dem öffentlichen Raum zu verdrängen, angemessen und deutlich zu begegnen. In diesem Sinne auf ein Neues in einem Zentrum Weltanschauungen in Stuttgart 2015.