Murat Demiryürek

Jung & Muslim

Murat Demiryürek, Jung & Muslim, Green Palace Verlag, Berlin 2007, Ilm Verlag, Dortmund 22009, 161 Seiten, 7,50 Euro


richtet sich an muslimische Jugendliche, die in Deutschland leben. Der Zielgruppe soll aufgezeigt werden, wie ein „richtiges“ muslimisches Leben in ihrem täglichen Umfeld möglich ist. Im Vorwort heißt es: „Mit diesem Buch soll jungen Menschen geholfen werden, sich einen Zugang zur Religion zu verschaffen. Es soll klar werden, dass Religion durchaus etwas Lebbares ist und keinen Bereich unseres Lebens auslässt.“ Der Green Palace Verlag, in dem das Buch zuerst erschien, ist der MJD (Muslimische Jugend Deutschland) zugehörig. Der Autor ist in Deutschland aufgewachsen und hat einen türkischen Migrationshintergrund.Das Buch ist in drei große Teile gegliedert. Im einführenden Teil („die Hintergründe der jetzigen Situation“) versucht Demiryürek die seiner Meinung nach problematische Lage zu schildern, in der sich junge Muslime in Deutschland heutzutage wiederfinden. Einflussreiche negative Faktoren sind für ihn v. a. Eltern, die den „richtigen“ Islam selbst nicht kennen oder die ihre Kinder nicht richtig darin erziehen. Auch die Schulen sowie die Gesellschaft im Allgemeinen würden oft nicht die richtigen Werte vermitteln. Darüber hinaus würde es den Jugendlichen an guten muslimischen Vorbildern mangeln.Im zweiten Teil („der aktuelle Stand“) geht Demiryürek auf typische Situationen ein, mit denen sich Jugendliche tagtäglich konfrontiert sehen. Hier wird ganz praktisch besprochen, wie sich ein junger Muslim zu den Themen Drogen und Alkohol, Kriminalität oder Gewalt verhalten soll. Auch soziale Themen wie Freunde und Beziehungen, Disco-Besuche, Lästerei, Zeitvergeudung oder die richtige islamische Kleidung werden hier angesprochen.Im letzten Teil („Wege aus der Misere“) zeigt der Autor verschiedene Wege auf, die den Leser in seinem geistlichen Leben stärken sollen. Besondere Schwerpunkte bilden dabei das fünfmal tägliche Gebet und das Lesen des Korans. Auch das Auswendiglernen von Koranversen, das freiwillige Fasten an Montagen und Donnerstagen sowie freiwillige Bittgebete (du’a) werden dem Leser empfohlen.Stilistisch wie methodisch wird auf den ersten Blick erkennbar: Das Buch ist von einem jungen Autor für eine junge Leserschaft geschrieben. Der Schreibstil ist durch und durch umgangssprachlich. An manchen Stellen hätte ein sorgfältigeres Lektorat sprachliche Unebenheiten ausgeglichen. Der Autor argumentiert auf einfachster Ebene. Falls etwas nicht direkt mit einem Koranvers oder einem Hadith belegt werden kann, ist es die eigene Erfahrung des Autors, die herangezogen wird, um die dargelegte Position zu bestätigen.Der Autor vertritt einen stark konservativen Islam. Weder Disco-Besuche noch ein fester Freund oder eine feste Freundin sind erlaubt. Alkoholkonsum wird strikt abgelehnt – ein einziger Schluck könne verheerende Folgen haben und letztlich zur „Unzucht“ führen. Der Teufel spielt dabei für Demiryürek eine starke Rolle. Immer wieder wird betont, wie dieser darauf aus sei, die Muslime zur Sünde zu verführen. Nicht nur das Tragen des Kopftuchs wird als muslimische Pflicht verstanden. Generell sollte man weite, lockere Kleidung tragen.Es erscheint problematisch, dass den jugendlichen Lesern keine Perspektive für eine neutrale Freizeitbeschäftigung aufgezeigt wird. Als Möglichkeiten werden entweder klar geistliche Aktivitäten propagiert oder das Lesen mit dem Zweck zur Weiterbildung empfohlen. Demiryürek präsentiert eine gewisse elitäre Einstellung, auch wenn er vor einer arroganten Haltung warnt und gegen die Distanzierung von der eigenen Familie plädiert – denn nur wenn die Nähe zur Familie bestehen bleibe, könne da’wa (die Einladung zum Islam) passieren. Positiv zu bewertende Aussagen finden sich zu den Themen Gewalt, Bildung, „Körperkult“ oder zur Einstellung Juden gegenüber. Demiryürek verurteilt Straftaten unmissverständlich als unislamisch. Antijüdische Haltungen werden deutlich abgelehnt.Insgesamt zeichnet „Jung und Muslim“ eine klare schwarz-weiße Sicht der Welt. Wenn etwas nicht deutlich den islamischen Lebensstil unterstützt, sollte es aufgegeben werden. Das Buch ist somit eine stark konservative muslimische Stimme der Gegenwart, deren Einfluss auf die Breite der muslimischen Jugendlichen in unserem Land es noch zu untersuchen gilt.


Esther Fürstenberg, Berlin