Armin Kreiner

Jesus, UFOs, Aliens. Außerordentliche Intelligenz als Herausforderung für den christlichen Glauben

Armin Kreiner, Jesus, UFOs, Aliens. Außerirdische Intelligenz als Herausforderung für den christlichen Glauben, Verlag Herder, Freiburg i. Br. 2011, 218 Seiten, 17,95 Euro.

Der Untertitel macht deutlich, dass es um ein ernsthaftes theologisches Nachdenken über Jesus, UFOs und Aliens geht. Der Autor hat den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. Im Blick auf das Buchprojekt ließ ihn zunächst die Sorge zögern, manche würden ihn „für unseriös oder gar für etwas übergeschnappt halten“ (7). Was hat Kreiner nun dazu bewegt, dieses Buch zu schreiben? Er hält „die Frage danach, ob wir allein im Universum sind, für eine der drängendsten Fragen“. Mit dem Theologen und Religionsphilosophen Paul Tillich fragt Kreiner: „Wie soll man das Symbol des Christus verstehen angesichts der ungeheuren Dimensionen des Universums, des heliozentrischen Systems der Planeten, des winzigen Teils des Universums, auf dem sich die menschliche Geschichte abspielt, und der Möglichkeit anderer Welten, in denen göttliche Selbstmanifestationen stattfinden und aufgenommen werden können?“ (14). Wenn wir die Frage nach Gott stellen, sollte man sich vor derartigen Fragen nicht scheuen, auch wenn sie „ziemlich spekulativ, durchweg hypothetisch und am Rande auch esoterisch“ (8) erscheinen. Gleich am Anfang verweist Kreiner darauf, dass es nicht darum gehen könne, „gesichertes Wissen“ zu propagieren (9). Es gehe um Grenzfragen im menschlichen Denken und in der Wissenschaft. Wer darauf verzichte, sich auf ein solches Thema einzulassen, verpasse „einige der spannendsten und wichtigsten Fragen“ (8). Welche Rolle spielen wir Menschen angesichts der riesigen Ausmaße des Universums? Wieso sollte, wenn es so wäre, Jesus ausgerechnet auf unseren kleinen Planeten gekommen sein? Warum nicht auch auf andere Planeten, die ähnliche Lebensbedingungen aufweisen wie die Erde? Wie verhalten wir uns zu der Möglichkeit außerirdischen Lebens?

Im Nachdenken über diese Fragen sieht Kreiner Chancen. Berichte von UFO-Sichtungen, Entführungen usw. enthalten seiner Ansicht nach allerdings weniger Aussagen über außerirdisches Leben als über die Bedürfnisse von Menschen. Der Glaube an Außerirdische ist die Projektionsfläche der Ängste und Sehnsüchte von Menschen. Das ist ein wesentliches Ergebnis von Kreiners Untersuchungen. In seinen Gedanken zeigt und offenbart sich der Mensch. Sein Innerstes kehrt sich nach außen. Vielleicht ist der Mensch einer bisher mehrere tausend Jahre währenden Hybris erlegen? Forschungen der Astrobiologie befassen sich mit der Frage, ob und wie Leben auf anderen Planeten möglich ist. Die Ufologie überschreitet wissenschaftliches Nachdenken spekulativ, indem sie daran arbeitet, außerirdisches Leben aufzuspüren. Wie könnte eine Kontaktaufnahme erfolgen? Würden sich Außerirdische unserer Religion bzw. unseren Religionen anschließen? Kämen sie in friedlicher Absicht? In seiner Darstellung gibt Kreiner den verschiedensten Positionen Raum. Er lässt buddhistische, kreationistische, evangelikale, liberale, atheistische und natürlich auch unterschiedliche wissenschaftliche Standpunkte zu Wort kommen.

Kreiners Fazit ist, dass man mit der Möglichkeit außerirdischen Lebens rechnen muss. Aber dadurch sieht er den christlichen Glauben und die christliche Tradition nicht infrage gestellt: „In ihrer zweitausendjährigen Geschichte ist es der christlichen Tradition immer wieder gelungen, ihr Bekenntnis unter veränderten Bedingungen neu zu interpretieren“ (141). Kreiners Darstellung ist ein informativer, humorvoller und intelligenter Versuch, den Herausforderungen zu begegnen, die sich in der Begegnung mit der Ufologie stellen.


Jonathan Ziller, Berlin