Anthroposophie

„Inmedia“ zum Verhältnis von Anthroposophie und Religion

In der Ausgabe 169 vom August 2007 leitet Sebastian Gronbach den Newsletter der anthroposophisch orientierten Info3-Verlagsgesellschaft „inmedia“ mit einigen Überlegungen zu Spiritualität und Religion ein. Er spricht von seiner Erfahrung mit Jugendlichen, bei denen „Themen wie Erleuchtung, Transzendenz oder Bewusstseinserweiterung mit größter Selbstverständlichkeit erörtert wurden – traditionell religiöse Bilder von Engeln oder anderen übersinnlichen Wesen hingegen werden bestenfalls freundlich als Kuriosität belächelt; verstanden werden sie nicht“.

Gronbach macht einen „Trend zur Trans-Religion“ aus, in der Glaube „durch Selbsterfahrung auf einer höheren Ebene bestätigt“ wird. Im Anschluss an einen epd-Bericht über eine Studie an der Universität Bielefeld berichtet er, dass viele Menschen, die heute der Religion den Rücken kehren, doch Spiritualität suchen. Und dann kommt der Schlenker zur Anthroposophie: Sie enthält, was dort gesucht wird: „Trans-Religion“. „Anthroposophie ist trans-religiös. Sie bedient sich häufig tradierter religiöser Bilder, um auf die spirituelle Wirklichkeit hinter diesen Bildern zu verweisen. Wer das Symbol mit der Wirklichkeit verwechselt, degradiert (!) Anthroposophie zur Religion“.

Hier wird wieder einmal der Anspruch von Anthroposophie formuliert, über den Religionen zu stehen, ihren wahren Gehalt aufzunehmen und auf ihn zu verweisen – ohne jene „traditionell religiöse(n) Bilder“, die – s.o. – „bestenfalls freundlich als Kuriosität belächelt“ werden. Anthroposophie wird somit dargestellt als jene Bewegung, die auf der Höhe der Zeit steht – während die Kirchen, die Religionen einer vergangenen Epoche angehören. Das konnte man auch schon bei Rudolf Steiner lesen. Ein Dialog auf Augenhöhe ist mit Vertretern solcher Ansprüche kaum zu führen.


Jan Badewien, Karlsruhe