Martin Fritz

In eigener Sache: Kai Funkschmidt verabschiedet

Ende Februar haben wir unseren Kollegen Kai Funkschmidt aus der EZW verabschiedet. Nach fast zwölf Jahren Dienst im Referat IV (Esoterik, Okkultismus, „Mormonen“ und apostolische Gemeinschaften im europäischen Kontext) lief seine befristete Stelle aus, und so mussten wir ihn schweren Herzens ziehen lassen. Glücklicherweise zog es ihn zwar regional, aber nicht institutionell in große Ferne: Er wechselte zum 1. März zu unserer geschätzten „Nachbareinrichtung“, dem Konfessionskundlichen Institut in Bensheim. Im dortigen Anglikanismus-Referat wird er aufs Neue seine mannigfachen internationalen Erfahrungen und Kontakte fruchtbar machen, und dort werden wir ihn bei unseren Institutstreffen immerhin ab und an wiedersehen!

Von Hause aus Pfarrer der rheinischen Kirche kam der promovierte Ökumene-Wissenschaftler nach verschiedenen Stationen im In- und Ausland im Jahre 2011 zur EZW. Auch hier blieb er dem Thema Ökumene in gewisser Weise treu. So hat er durch seine Beteiligung an theologischen Gesprächen, die nach der graduellen Öffnung der Neuapostolischen Kirche möglich waren, die ehedem als „christliche Sondergemeinschaft“ eingestufte Freikirche auf ihrem Weg in Richtung der Gastmitgliedschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen begleitet. Was ihm in der Ökumene zur zweiten Natur geworden war, zeichnete ihn aber auch auf seinem neuen Arbeitsfeld, der Esoterik, aus: Menschen mit den fremdesten Anschauungen und Praktiken, Schamanen, Druiden oder Hexen, begegnete er mit tiefem Respekt.

Andere Arbeitsschwerpunkte waren die Themen Antisemitismus (insbesondere unter Muslimen), Verschwörungstheorien (insbesondere die Theorie Satanisch-Ritueller Gewalt) und Veganismus als Religionsersatz. Immer auf Unabhängigkeit und Fairness im Urteil bedacht, skeptisch gegenüber scheinbar selbstverständlichen Ansichten und ohne allzu große Furcht vor Widerspruch – mit diesen traditionellen EZW-Tugenden hat er sich auch mit hochheiklen Problemen beschäftigt. Und wenn ihm tatsächlich Widerspruch entgegenschlug, hielt er meist recht unbeeindruckt an seinem Urteil fest. Wer ihm aber mit abgewogenen und überzeugenden Argumenten entgegentrat, fand in ihm jedenfalls einen nachdenklichen, mitunter sogar einen revisionsbereiten Gesprächspartner.

In den letzten Jahren hat sich Kai Funkschmidt besonders um das „Flaggschiff“ der EZW, die „Zeitschrift für Religion und Weltanschauung“ verdient gemacht. Im Herbst 2020 übernahm er die Redaktion des Periodikums und hat seitdem von Ausgabe zu Ausgabe mit der ihm eigenen leisen Hartnäckigkeit dafür gesorgt, dass die Autorinnen und Autoren rechtzeitig ihre Beiträge lieferten, und zwar obendrein in fachlich solider Qualität und in gutem Stil – für beides waren seine eigenen Texte musterhafte Lehrstücke.

Aber nicht nur für den laufenden Betrieb, auch für den Fortbestand der ZRW hat sich Kai Funkschmidt wirkungsvoll eingesetzt. Von Hause aus ein Buchmensch mit einer Reserve gegenüber der schnelllebigen Welt digitaler Publizistik, hat er sich zuletzt noch nachdrücklich dafür stark gemacht, dass die ZRW künftig nicht mehr in EZW-Eigenregie, sondern bei einem renommierten Wissenschaftsverlag erscheint. Möge er mit seiner Zuversicht recht behalten, dass sich auch in Zukunft eine erkleckliche Zahl von Menschen dazu bereitfinden wird, sich anspruchsvolle Informationen und Reflexionen zum weiten Gebiet von Religion und Weltanschauung etwas kosten zu lassen.

Wir sind dankbar für die gemeinsamen Jahre, für seinen verlässlichen Einsatz für die EZW und für alle freundschaftliche Kollegialität, die uns verbunden hat. Kai Funkschmidt wird der EZW als Fachreferent und dem Team als Mitstreiter sehr fehlen. Wir wünschen ihm für den neuen Lebensabschnitt im beschaulichen Südwesten alles Gute und Gottes Segen!


Martin Fritz für das Team der EZW, 01.03.2023