Buddhismus

Heirat des 17. Karmapa Thaye Dorje (Diamantweg)

Trinley Thaye Dorje, der 17. Karmapa und damit das Oberhaupt der Karma Kagyü-Linie, der ältesten Reinkarnationslinie des tibetischen Buddhismus, hat überraschend geheiratet. Wie sein Sekretariat Ende März 2017 mitteilte, heiratete der jetzt 34-jährige Würdenträger und bisherige Mönch seine langjährige Jugendfreundin, die 36-jährige Rinchen Yangzom (www.karmapa.org/special-news und www.presseportal.de/pm/126100/3600472). Die Hochzeitszeremonie fand im privaten Familienkreis am 25. März 2017 im indischen Neu-Delhi statt.

Um zu heiraten, löste der Karmapa sein Mönchsgelübde auf. Er werde seinen Verpflichtungen wie bisher nachkommen, hieß es, nur die Ordination von Mönchen werde er nicht mehr vornehmen. Seine Entscheidung werde sowohl für ihn als auch für seine Abstammungslinie „positive Effekte“ haben, daher sei er überzeugt, dass daraus „etwas Schönes und Wohltätiges für uns alle“ entstehen werde. Die karmische Verbindung mit seiner Frau werde die Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus weiter stärken. Thaye Dorje ist auch nicht der erste Karmapa, der sich für die Ehe entschied. So sei Khakyab Dorje, der 15. Karmapa, ebenfalls verheiratet gewesen und habe Söhne gehabt, die anerkannte Meister ihrer Linie wurden.

Rinchen Yangzom wurde in Thimphu, Bhutan, als das dritte von zehn Kindern geboren. Der Vater ist Geschäftsmann. Ihre Ausbildung genoss sie in Indien und in Europa. Im Dezember 2017 möchte das Ehepaar in Bodhgaya – dem Ort, an dem der Buddha die Erleuchtung erlangte – erstmals gemeinsam öffentlich auftreten.

Der Karmapa gehört mit dem Dalai Lama und dem Panchen Lama zu den höchsten Würdenträgern des tibetischen Buddhismus. Allerdings konkurrieren zwei Lamas mit dem Anspruch auf den Titel. Viele Karma Kagyü-Anhänger sowie der Dalai Lama sehen in dem Mönch Ogyen Trinley Dorje (geb. 1985) die wahre Reinkarnation des Karmapa, die in der Regel in einem Kind gefunden wird – ein Konflikt, der die Traditionslinie seit Jahren spaltet. Zu den Unterstützern von Thaye Dorje gehört der dänische Lama Ole Nydahl. Ole und Hannah Nydahl gründeten weltweit mehrere Hundert buddhistische Zentren und beriefen sich dabei auf die Autorität des Karmapa. In Deutschland sind rund 160 Diamantweg-Zentren im Buddhistischen Dachverband Diamantweg e. V. (BDD) zusammengeschlossen, die den Thaye Dorje als ihren spirituellen Leiter verstehen. Auf der Internetseite des BDD war „die wunderbare Nachricht“ von der Hochzeit des Lamas Anfang Mai allerdings noch nicht zu finden.


Friedmann Eißler