Interreligiöser Dialog

„Haus der Religionen - Dialog der Kulturen“ in Bern eröffnet

Im Dezember 2014 wurde in der Schweizer Bundeshauptstadt Bern das „Haus der Religionen – Dialog der Kulturen“ eröffnet. Inmitten von Wohnungen, Büros, Einkaufs- und Gastronomieflächen im Zentrum Europaplatz im Berner Westen befindet sich der repräsentative Glasbau, der die Sakralräume verschiedener Religionsgemeinschaften unter einem Dach beherbergt. Tür an Tür wird zukünftig gebetet und gefeiert, ein großer Gemeinschaftsraum gilt als Plattform für den „Dialog der Kulturen“. Christen, Muslime, Aleviten, Hindus und Buddhisten nutzen jeweils einen eigenen Sakralraum. Darüber hinaus engagieren sich inhaltlich in dem Projekt Juden, Sikhs und Bahai.

Den Anstoß für das Projekt gab schon 1998 eine Studie zur Stadtentwicklung. Der Ball wurde von der Herrnhuter Brüdergemeine Bern aufgenommen und die Idee am Runden Tisch der Religionen diskutiert. Der Dialog wurde in einer langen und bewegten Geschichte aufgebaut. Im Jahr 2002 gründete sich der Betreiberverein, 2006 eine Stiftung, der die Sicherung der Finanzierung gelang. Der Spatenstich fand schließlich 2012 statt.

Im christlichen Raum werden u. a. die Herrnhuter Brüdergemeine und die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo Kirche regelmäßig Gottesdienste feiern. Die beteiligte tamilische Hindugemeinde hat ihren Tempel Anfang Februar eingeweiht. Sie versteht sich als Reformgemeinde, die den Hinduismus erneuern will. Das Priesteramt soll nicht nur Männern, auch nicht der Kaste der Brahmanen vorbehalten sein, außerdem sollen die Gläubigen selbst religiöse Rituale durchführen können. Als liturgische Sprache wird Tamilisch anstatt Sanskrit verwendet. Der nach dem Rückzug eines anderen Vereins verbliebene „Muslimische Verein“ mit Mitgliedern vor allem aus den Balkanländern will einen gemäßigten Islam in den Dialog einbringen und muss sich gegen Anfeindungen einiger anderer islamischer Gruppen behaupten. Die Hausgemeinschaften sehen einen festen Bestandteil ihres Zusammenlebens in gemeinsamer Begegnung, interkulturellem Austausch und Bildung. Das Hausprogramm startet mit dem Thema „Anfänge“. Es geht dabei um den Anfang der Welt in Astrophysik, Schöpfungstheologie und unterschiedlichen Kulturmythen.

Ein ähnlich großformatiges interreligiöses Projekt ist das „House of One“, das in Berlin-Mitte entstehen soll. Das „Bet- und Lehrhaus Petriplatz“ ist allerdings ein „abrahamisches“ Projekt, das auf Initiative einer evangelischen Kirchengemeinde 2008 angestoßen wurde, um an einem „Urort Berlins“ auf den Fundamenten früherer Kirchen ein gemeinsames Gotteshaus zu bauen. Es sieht getrennte Sakralräume und eine Begegnungsstätte für Juden, Christen und Muslime unter einem Dach vor. Die Grundsteinlegung für den 43,5 Millionen Euro teuren Bau wird für 2017 erwartet.


Ronald Scholz, Friedmann Eißler