Jörg Pegelow

„Glory Life Zentrum“

Eindrücke von einer neocharismatischen Gemeinde und kritische Anmerkungen

Das pfingstlich-neocharismatisch ausgerichtete „Glory Life Zentrum“, das seinen Hauptsitz im Stuttgarter Raum hat, bietet seit Mitte 2014 auch in Hamburg regelmäßig (inzwischen monatlich) durchgeführte Veranstaltungen an. Im Dezember 2016 und im Februar 2017 nahm ich an zwei Abendveranstaltungen in einem Hamburger Hotel teil. Angekündigt waren „Herrlichkeits- und Wundertage“ bzw. „-wochenenden“, zu denen auf Einladungsflyern eingeladen wurde, die auch im Internet veröffentlicht waren.

Zur Geschichte

Das Glory Life Zentrum wurde 1995 von dem Ehepaar Georg und Irina Karl als Tochtergemeinde des Gospel Forums Stuttgart gegründet.1 Später wandte sich die Gemeinde aber vom Gospel Forum ab und schloss sich dem Wort+Geist-Zentrum2 in Röhrnbach an. 2013 löste sie dann aber die Verbindung zu Wort+Geist wieder und wurde als „Glory Life Zentrum“ selbständig. Das Glory Life Zentrum versteht sich als „christlich-evangelische Freikirche, deren Arbeit sich auf dem Boden der grundlegenden Glaubensbekenntnisse aller christlichen Kirchen sowie den Grundwerten der Reformation vollzieht“.3

In der wechselvollen Geschichte wurde die Gemeinde vom Ehepaar Karl geleitet und war zunächst in Kirchentellinsfurt bei Tübingen beheimatet. 2015 zog sie nach Filderstadt-Bernhausen bei Stuttgart um4 und erwarb Anfang November 2016 auf den Fildern am Rande von Stuttgart einen Bauplatz, auf dem der Bau eines neuen Gemeindezentrums mit einem Finanzierungsvolumen von 3,7 Millionen Euro geplant ist, das „nicht nur als ein Herrlichkeits- und Heilungszentrum dienen [soll], sondern auch als ein Schulungszentrum für all diejenigen, die in dieser Zeit danach hungern, in ihrer übernatürlichen Berufung hervorgebracht zu werden. Auch ein Glory Life-Kindergarten wird hier in Zukunft möglich sein.“5 Auf der Homepage des Glory Life Zentrums wurde mit Frist bis Ende März 2017 um Spenden in einer Gesamthöhe von 225 000 Euro geworben, um ein Baugesuch einreichen zu können.

Ab 2014 wurden außer in Hamburg auch in Nürnberg und Augsburg Ableger des Glory Life Zentrums gegründet (in diesen Städten gibt es auch Wort+Geist-Gemeinden). Zudem ist Glory Life im Westen Ugandas (Glory Harvest International) vertreten. Zum Netzwerk von Glory Life gehören in Deutschland 17 Häuser, in denen sich Anhänger in Hauskreisen treffen. Darüber hinaus führte und führt Glory Life Open-Air-Gottesdienste in Stuttgart (2014, 2015) und „Herrlichkeits- und Wunder“-Veranstaltungen auch in anderen Städten durch (z. B. Salzburg 2014, Oldenburg 2016 und Euskirchen 2017). Das Glory Life Zentrum scheint also über den Stuttgarter Raum hinaus an einigen Orten seine Anhängerschaft stabilisiert zu haben.

In Hamburg traf sich Glory Life 2014 kurzzeitig in Räumen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, bis seitens der adventistischen Gemeinde die Raumüberlassung aus inhaltlichen Gründen aufgekündigt wurde. Seither führt Glory Life seine Veranstaltungen in den Tagungsräumen eines Hamburger Hotels durch.

Während des Stuttgarter Kirchentags 2015 war Glory Life mit einem Stand am Abend der Begegnung präsent und beschrieb diesen Abend als „eine ‚Invasion‘ der Herrlichkeit und der Wunder Gottes“; auf der Homepage wird über eine Vielzahl von an diesem Abend geschehenen Wundern berichtet.6

Im Internet ist Glory Life mit zwei Auftritten7 und bei YouTube mit einem eigenen Channel präsent.

Beobachtungen bei zwei Veranstaltungen

Zu beiden von mir besuchten Veranstaltungen fanden sich jeweils ca. 80 bis 100 Besucher – weit mehrheitlich Frauen – ein; rund die Hälfte von ihnen hatte nach meinem Eindruck einen Migrationshintergrund entweder mit latein- bzw. südamerikanischen oder mit osteuropäischen Wurzeln. Die meisten Besucher waren zwischen 20 und 50 Jahren alt (nur wenige deutlich älter), auch einige Kinder und Jugendliche waren anwesend. Viele der Besucher nahmen nicht nur an einer einzelnen, sondern gleich an mehreren aufeinanderfolgenden Veranstaltungen der Wochenenden teil; einige auswärtige Teilnehmer hatten sich im Hotel eingebucht, um alle Veranstaltungen wahrnehmen zu können.

Schon die Einladungsflyer und die Homepage des Glory Life Zentrums wecken hohe Erwartungen. Es wird eine Vielzahl von Heilungen von allen möglichen Krankheiten geschildert, dazu Raum-Zeit-Wunder (man habe sich von einem Moment zum anderen an einem ganz anderen Ort wiedergefunden), mirakulöser Gewichtsverlust oder Geldwunder.

Im Folgenden beschreibe ich zusammenfassend meine Eindrücke von beiden Veranstaltungen, die bis auf wenige Abweichungen einen sehr ähnlichen Verlauf nahmen.8

Schon zu Beginn wurden die Besucher darauf eingestimmt, dass sie nun den „Raum der Herrlichkeit“ betreten, in dem Wunder geschehen werden. Georg Karl verhieß die „Freisetzung von Heilungen“ während der Veranstaltungen, berichtete von jüngst geschehenen Wundern, z. B. von einer Frau, die plötzlich zweieinhalb Goldzähne bekommen und nach 50 Jahren erstmals Stuhlgang ohne Medikamente gehabt habe. Und er kündigte zu erwartende Wunderheilungen an: „Jesus heilt jetzt von Lungenproblemen. Die Lunge kommt jetzt in die Ordnung Gottes im Namen Jesu.“ Und: „Eine Bauchspeicheldrüse kommt in die Ordnung Gottes.“

In seinen Vorträgen kreiste Georg Karl um die „Herrlichkeit Gottes“, die sich in den Einzelnen manifestiere. Diese Herrlichkeit Gottes können „Söhne und Töchter Gottes“ „anzapfen“, sodass sich das ganze Leben und die Umwelt verändern werden: „Die Entfernung der Herrlichkeit Gottes ist wie die Entfernung von dir zu dir.“ Es komme nur darauf an, diese im Inneren des Menschen von Gott angelegte Herrlichkeit ins äußere Leben zu übertragen, dann gewinne man Herrschaft über alle Bereiche und Probleme des Lebens: „Du siehst es unter dir. Der Teufel sticht manchmal zu. Aber es wird dir nicht schaden.“ Dass das alles Wirklichkeit werde, liege – so Georg Karl – allein am Bewusstsein, das sich für die Herrlichkeit Gottes entscheiden müsse. Diese von Gott in den Menschen gelegte Autorität gelte es in die Hand zu nehmen, denn die Kraft Gottes sei „in dir“: „Ich nehme Autorität in die Hand. Meine Bestimmung nehme ich in die Hand. Ich lasse nicht zu, dass der Feind Spiele mit mir spielt. Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, wer der Teufel ist.“

Wer sich im Raum der Herrlichkeit befinde, sei verwandelt, er habe „die Position Gottes“, sei „der Container der Herrlichkeit Gottes“. Als Beweis dafür erzählte Georg Karl nicht nur von Wundern, sondern bat die Anwesenden, zu ihm zu kommen und sich von Krankheiten heilen zu lassen. Durch das Auflegen einer Hand wurde an einem der von mir besuchten Abende eine Frau vermeintlich von Skoliose befreit. Einer Diabetikerin wurde zugesprochen: „Im Namen Jesu soll eine neue Bauchspeicheldrüse in dir sein.“ Einer Herzkranken wurde die Befreiung von Herzflimmern verheißen, und einer Frau mit Nackenschmerzen begegnete Georg Karl mit dem Imperativ: „Ich befehle den Atlaswirbel in die Ordnung Gottes.“ Diese imperativischen Formulierungen verbanden sich mit der Feststellung, dass in ihm, Georg Karl, der Glaube an die Herrlichkeit Gottes etwas größer sei als bei anderen, deshalb sei bei ihm Heilung.

Begleitet waren die Veranstaltungen von regelmäßig ausbrechendem ekstatischem Lachen und zum Teil lautem Aufkreischen der Anwesenden. In das Lachen stimmte Georg Karl immer wieder mit ein. Er bezeichnete es als das Strahlen des Menschen, das Ausdruck der Herrlichkeit Gottes sei.

Am zweiten von mir besuchten Abend kamen drei weitere Elemente hinzu: Georg Karl begann mehrfach ein wohl als Glossolalie gemeintes unverständliches Gemurmel, ohne dass gemäß 1. Kor 14,27f sein Zungenreden ausgelegt wurde. Gegen Ende des Abends ging er durch die Sitzreihen, legte vielen Anwesenden, die ihm oft begeistert die Hände entgegenreckten, eine Hand auf und rief dazu „Feuer!“ oder „Empfange es!“ kräftig ins Mikrofon. Einige brachen daraufhin auf den Stühlen oder auf dem Boden laut lachend zusammen und konnten ihren Lachanfall über Minuten hinweg nicht überwinden. Diese Geschehnisse interpretierte Georg Karl nicht nur als hörbare und spürbare Begegnung mit dem Heiligen Geist, sondern bekräftigte zudem, dass die ekstatisch Begeisterten geistlich herausgehoben seien: „Wer im Himmel thront, lacht … Danke, Heiliger Geist, du hast es wieder super gemacht.“ Am Ende der Veranstaltung segnete Georg Karl nach vorne gebrachte Tücher, die dann fern von Hamburg jenen aufgelegt werden sollten, die nicht persönlich teilnehmen konnten. Dazu erzählte Georg Karl von einem Mann, dem – als er im Sterben lag – ein solches gesegnetes Tuch aufgelegt worden sei und der daraufhin überlebt habe.

Die häufig wiederkehrende Bekräftigung, bei Glory Life lebe man im Raum der Herrlichkeit Gottes, was sich durch die Heilungen, die Wunder und die enthusiastischen Begeisterungsausbrüche manifestiere, unterfütterte Georg Karl mit präsentisch-endzeitlichen Vorstellungen. Er berichtete von einer ihm widerfahrenen Vision, dass sich in dieser (sic!) Endzeit, bevor Jesus wiederkomme, diejenigen, die sich für den Glauben entschieden haben, untereinander in Zentren der Herrlichkeit verbinden und den Himmel auf die Erde bringen. Die Wiederkunft Jesu werde dann geschehen, wenn die Braut – also wohl die in den Herrlichkeitszentren miteinander Verbundenen – im Stand der Herrlichkeit sei. Und diese Jetzt-Zeit charakterisierte Georg Karl als eine Zeit der Herrlichkeit, als eine der Reformation, die nun komme und in der in den Zentren der Herrlichkeit die beheimateten Pioniere des Geistes vorangehen werden. Denn mit den anderen christlichen Kirchen – seien es evangelische, katholische oder freikirchliche – habe man „alles durch“, nun komme die Herrlichkeitsbewegung als Heiligungsbewegung. Auch gebe es im Zentrum der Herrlichkeit andere Lieder als die kirchlichen Choräle, denen Georg Karl attestierte, sie würden ein „Wurmbewusstsein“ transportieren.9

Begleitet wurden beide Veranstaltungen durch eine jeweils etwa halbstündige Lobpreismusik, die die ekstatisch-enthusiastische Atmosphäre unterstützte und die Wunder- und Heilungserwartungen durch Liedzeilen wie die folgende verstärkten: „Wir verändern die Welt mit deiner [i. e. Gottes] Lebenskraft. Wir heilen die Kranken. Wir befreien die Gebundenen. Wir wecken die Toten auf.“

Am Ende beider Veranstaltungen warb Georg Karl um Kollekten für Glory Life, die er den Anwesenden mit Verweis auf die Bibel nahelegte und mit der Verheißung, durch die Gabe werde vielfache, überreiche Belohnung vom Geist geschenkt werden: „Im Himmel gibt es einen Zinssatz von 10 000 %. Alles, was wir geben, werden wir auch ernten. Wenn du auf Gottes Projekt säst, kannst du davon ausgehen, dass du vom Geist erntest.“

Einschätzungen

Auch nach der Trennung von Wort+Geist ist Glory Life der „Wort-des-Glaubens-Bewegung“ zuzurechnen, die den pfingstlichen Impuls mit der Methode des „Positiven Denkens“ verbindet und das Menschenbild der „Neugeistbewegung“ aufnimmt. So weisen die Theologie, die von mir besuchten öffentlichen Veranstaltungen bzw. Gottesdienste, die Vielzahl der auf der Homepage veröffentlichten Wunderberichte und das von Georg Karl 2015 veröffentlichte Buch „Reise in die Herrlichkeit“10 Glory Life ebenso als Vertreterin dieser extremen neocharismatischen Bewegung aus wie die intensiven Kontakte zu anderen Vertretern dieser Richtung (z. B. Bruce Allen, Jeff Jansen, Joshua Mills, Kat Kerr).

Gemäß den Vorstellungen der Wort-des-Glaubens-Bewegung können die Gläubigen im Gebet alles ihnen materiell, gesundheitlich, beruflich und persönlich Zustehende in Anspruch nehmen, indem „durch die Vorstellungskraft des Geistes, das Bekenntnis des Mundes und das Proklamieren der göttlichen Kraft“ schon im Hier und Jetzt eine neue geistliche Realität geschaffen werde. Der menschliche Geist werde durch die Wiedergeburt neu geschaffen und wesensmäßig Geist aus Gottes Geist werden. Zwar bleiben Körper und Seele nach wie vor anfällig für dämonische Versuchungen, sofern sie sich dem neuen Geist noch nicht vollständig unterordnen. Diesen Angriffen könne jedoch durch den neuen Geist begegnet werden, sodass sich umfassende Gesundheit, materieller Wohlstand und Lebensglück geradezu notwendigerweise einstellen. Da diese neue und verwandelte Wirklichkeit des menschlichen Geistes schon im irdischen Leben als wahr und wirklich geglaubt wird, können Gläubige daran auch gegen jeden Augenschein festhalten.11

Glory Life distanziert sich zwar von geistlichen Fehlentwicklungen bei Wort+Geist.12 Vermutlich bezieht sich die Kritik darauf, dass der Wort+Geist-Gründer Helmut Bauer dort als „wiedergekommener Christus im Fleisch“ angesehen wird und dass gelehrt wird, die göttliche Liebe werde die Gläubigen von allen Regeln – z. B. hinsichtlich der Ehe – befreien.13 Gleichwohl vertritt Glory Life weiterhin zentrale Vorstellungen, die auch bei Wort+Geist im Mittelpunkt stehen. Denn in den von mir besuchten Veranstaltungen ging es um die geistliche Machtergreifung der „Söhne und Töchter Gottes“ im Hier und Jetzt: Was den Erlösten unter der Königsherrschaft Jesu eschatologisch verheißen ist, erscheint in den postulierten präsentischen Wundererfahrungen als vorweggenommene Wirklichkeit. Die Gläubigen werden zu Sachwaltern von Himmelsgütern (Geld, Macht, Heilung), sofern sie im Geist wandeln und über die notwendige Salbung verfügen. Darum lässt sich alles in der unsichtbaren Welt bereits Bestehende in die gegenwärtige Realität und in die persönliche Erfahrung hineinziehen. Vor diesem Hintergrund nimmt Georg Karl aufgrund seines etwas größeren Glaubens an die Herrlichkeit Gottes für sich in Anspruch, heilen und Wunder wirken können. Zwar hat das Glory Life Zentrum auf meine Anfrage hin betont, dass man niemandem von schulmedizinischer Behandlung abrate und den Heilungsdienst auch nicht als Ersatz für ärztliche Behandlungen verstehe. Grundsätzlich aber schenke man den Berichten der Geheilten Glauben und hinterfrage die von ihnen berichteten Heilungserfahrungen nicht, auch wenn man eine ärztliche Überprüfung anrate.14 Es finden sich zwar einige wenige Bemerkungen von Glory-Life-Anhängern, auch Ärzte hätten Heilungen bestätigt, aber in den vielen hundert Kurzberichten des „Wundernewstickers“ und in den mir vorliegenden zweimonatlich erscheinenden Glory-Life-Publikationen „Aufbruch“ findet sich keine Dokumentation entsprechender schulmedizinischer Befunde.

Als problematisch erscheinen die stetig neu geweckten, überspannten Heilungs- und Wundererwartungen, die nicht beim Zuspruch der heilenden und stärkenden Kraft Gottes innehalten, sondern Heilung als den „Söhnen und Töchtern Gottes“ zugeeignete Fähigkeit beschreiben. So erscheint Georg Karl als christlicher Heiler im Namen Gottes, der göttliche Kraft ausüben könne. Was Georg Karl sagt und wie er handelt, wird in der ekstatisch aufgeladenen Veranstaltungsatmosphäre nicht hinterfragt. Indem sich Georg Karl zudem immer wieder auf ihn leitende göttliche Visionen beruft, die sich eo ipso jeder Infragestellung entziehen, würden kritische Einwände in den Verdacht geraten, widergöttlich zu sein.

Ausweislich der Internetpräsenz und der eigenen regelmäßig erscheinenden Publikation „Aufbruch“ lassen sich derzeit keine expliziten ökumenischen Aktivitäten über die neocharismatische Wort-des-Glaubens-Bewegung hinaus feststellen. Allerdings spricht das Glory Life Zentrum in einer E-Mail an mich von „vielfältigsten Kontakten und Kooperationen auf ganz unterschiedlichen Ebenen in Deutschland, Europa und weltweit“, stellt den „weiteren Ausbau dieser Vernetzung“ in Aussicht und verweist auf vielfältige Kontakte zur Evangelischen Allianz bzw. zu dem in Hamburg von der Allianz ins Leben gerufenen Gemeindenetzwerk „Gemeinsam für Hamburg“.15

Glory Life beruft sich einerseits auf die „grundlegenden Glaubensbekenntnisse aller Christen“ und sieht sich „als Teil des einen, denominationsübergreifenden, weltweiten Leibes Christi“. Andererseits aber erwartet Glory Life, dass „durch uns hier auf Erden die Realität des Himmels und damit des auferstandenen Christus in allen Bereichen des Lebens sichtbar gemacht werden kann“ und „Zeichen und Wunder die automatische Begleitung eines solchen [i. e. geisterfüllten] Lebens“ sind.16

Ein solcher Automatismus verkennt die Gebrochenheit aller menschlichen Glaubenserfahrungen und Glaubenszeugnisse sowie den allen christlichen Bekenntnissen zugrunde liegenden kategorialen Unterschied zwischen Gott und Mensch. Zudem ist der grundsätzlich abwertende Gestus einiger Äußerungen Georg Karls gegenüber anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften trotz der in den E-Mails nachträglich erfolgten Relativierung17 nicht von ökumenischem Geist, sondern vom Habitus einer geistlichen Überlegenheit über andere christliche Lebens- und Glaubenswege geprägt. Eine ökumenische Annäherung dürfte derzeit in weiter Ferne liegen.


Jörg Pegelow


Anmerkungen

  1. Das Gospel Forum Stuttgart ist die vermutlich größte neupfingstlerisch-charismatische Gemeinde Deutschlands (früher Biblische Glaubensgemeinde). Aufgrund der neucharismatisch geprägten Theologie und Praxis, der Erwartung großen persönlichen und finanziellen Engagements und der moralischen Vorgaben gibt es in Beratung und Seelsorge „erhebliche Konflikte“. Vgl. www.weltanschauung.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_weltanschauungsbeauftragte/DoksA-G/Charismatische_Bewegung3.pdf, 6f . (Abruf der in diesem Beitrag angegebenen Internetseiten: 14.6.2017).
  2. Vgl. Stefanie Schmiedler, Ein radikal übernatürliches Leben. Die „Wort+Geist“-Bewegung und der „Völkerapostel“ Helmut Bauer, in: MD 5/2009, 177-183; Annette Kick, Endzeitliche Liebesströme. Eine Erweckungsversammlung von „Wort+Geist“, in: MD 9/2010, 333-336; dies., Was ist anders bei „Wort+Geist? Ein Erklärungsversuch, in: MD 9/2010, 336-344.
  3. E-Mail von Glory Life an mich vom 27.3.2017.
  4. Vgl. www.weltanschauung.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_weltanschauungsbeauftragte/DoksU-Z/Wort_Geist.pdf; www.weltanschauung.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_weltanschauungsbeauftragte/DoksA-G/Charismatische_Bewegung3.pdf, 6.
  5. http://glorylife.de/2-uncategorised/1302-special-announcement .
  6. Vgl. www.pray-forum.de/viewtopic.php?f=83&t=9226&sid=b9f16baf2c03d211e8d0a02e3020353b; http://irrglaube-und-wahrheit.de/index.php?/topic/15488-unfassbar-glory-life-auf-dem-ev-kirchentag/www.pray-forum.de/viewtopic.php?f=83&t=9226&sid=b9f16baf2c03d211e8d0a02e3020353b .
  7. http://glorylife.de; http://gloryharvest-international.org/home .
  8. Alle nachfolgenden Zitate entstammen meinen Mitschriften von den Veranstaltungen.
  9. Glory Life versuchte in mehreren E-Mails (30.5.2017, 15.6.2017), den Eindruck zurechtzurücken, damit sei eine grundsätzliche Abwertung anderer Kirchen intendiert worden, und betonte, andere Kirchen nicht abzulehnen.
  10. Georg Karl, Reise in die Herrlichkeit, Leck 2015.
  11. Vgl. Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, hg. im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD von Matthias Pöhlmann und Christine Jahn, Gütersloh 2015, 233.
  12. E-Mail von Glory Life (26.4.2017).
  13. Vgl. Handbuch Weltanschauungen (s. Fußnote 11), 234.
  14. E-Mail von Glory Life (26.4.2017).
  15. E-Mail von Glory Life (27.3.2017, 26.4.2017).
  16. http://glorylife.de/ueber-uns/glaubensgrundlagen
  17. S. o. Fußnote 9.