In eigener Sache

EZW startet Ausbildungsinitiative

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) hat eine zweijährige Ausbildung für Pfarrerinnen und Pfarrer begonnen. Vom 16. bis 20. März 2009 fand im Johannesstift in Berlin-Spandau die erste Seminarwoche des Curriculums Religions- und Weltanschauungsfragen statt. Im Verlauf der berufsbegleitenden Fortbildung in den Jahren 2009 und 2010 sind insgesamt vier Seminarwochen, Regionalstudientage, eine mehrtägige Exkursion und ein begleitender Austausch auf einer EZW-eigenen Lernplattform im Internet vorgesehen. Ziel der Fortbildung ist es, Pfarrerinnen und Pfarrer für die Weltanschauungsarbeit in ihren Landeskirchen zu qualifizieren, ihre Unterscheidungs- Auskunfts- und Dialogfähigkeit zu stärken und die Medien- und Beratungskompetenz zu fördern.

Vorausgegangen war ein Konsultationsprozess über die Zukunft der Weltanschauungsarbeit in der EKD, an dem landeskirchliche Weltanschauungsbeauftragte, Vertreter der EZW und zahlreiche Referentinnen und Referenten der Kirchenleitungen teilnahmen. Ein wichtiges Ergebnis der Beratungen war die Empfehlung, ein Curriculum Religions- und Weltanschauungsfragen zu entwickeln, das der Nachwuchsförderung, Netzwerkbildung und Professionalisierung dienen sollte, um damit die Weltanschauungsarbeit insgesamt zu stärken. Das Angebot ist landesweit auf eine erfreuliche Resonanz gestoßen. An der Fortbildung nehmen 27 Frauen und Männer teil, darunter 24 Pfarrerinnen und Pfarrer und ein Diakon aus 17 Gliedkirchen der EKD und der Evangelischen Kirche in Österreich, sowie eine katholische Theologin und ein katholischer Theologe aus zwei Bistümern. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern befinden sich auch Weltanschauungsbeauftragte auf Landeskirchen- bzw. Kirchenkreisebene.

In der ersten Woche standen die Themen Apologetik, säkulare Religiosität und Versprechen der Psychoszene im Zentrum. Reinhard Hempelmann stellte Typologien religiöser Gemeinschaften, Themen und Strömungen vor. Jan Badewien, Direktor der Evangelischen Akademie Baden und landeskirchlicher Beauftragter für Weltanschauungsfragen führte in Aufgaben und Themen heutiger Apologetik ein. Hubert Knoblauch, Professor für Allgemeine Soziologie / Theorie moderner Gesellschaften an der TU Berlin, sprach über grundlegende Theorien zur Säkularisierung der Gesellschaft und zur säkularen Religiosität. Michael Utsch führte in psychologische Methoden zwischen Heilsverfahren und Heilsversprechen ein. Jürgen Ziemer, emeritierter Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig, widmete seinen Vortrag einer grundlegenden Klärung des Verhältnisses von Psychotherapie und Seelsorge. Friedmann Eißler und Matthias Pöhlmann nahmen die Apologetik aus neutestamentlicher und kirchengeschichtlicher Perspektive in den Blick. Andrew Schäfer, landeskirchlicher Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen in der Evangelischen Kirche im Rheinland, kam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über Beratungssituationen in der Weltanschauungsarbeit ins Gespräch. Begegnungen mit einem spirituellen Therapeuten und mit Vertretern von „Jugendweihe Berlin-Brandenburg e. V.“ ermöglichten darüber hinaus die unmittelbare Auseinandersetzung mit religiösen bzw. weltanschaulichen Phänomenen der Zeit.

Die Atmosphäre der ersten Woche war von der hohen Motivation, Kompetenz und Kollegialität der Gruppe geprägt, die schnell zu einer Gemeinschaft zusammenfand. Als Gewinn wurde dabei nicht zuletzt die Vielfalt der Landeskirchen und der Ökumene wahrgenommen. Diese erste Woche war damit ein vielversprechender Auftakt des Curriculums Religions- und Weltanschauungsfragen.


Claudia Knepper