Werner Thiede

Die Beschleunigungsgesellschaft

Wie digitales Tempodiktat dem Posthumanismus zuarbeitet

Es eilt allenthalben: „Alles muss noch schneller gehen – in der Arbeit wie im Leben. Körper und Kopf machen da eine Weile mit, aber die Seele kommt mit der andauernden Eile schlecht zurecht: Unsere Bedürfnisse und Gefühle brauchen länger, bevor sie spürbar werden.“2 Längst stellt die stete Zunahme von Stress- und Burn-out-Opfern in unserer Gesellschaft keine überraschende Diagnose mehr dar. Dabei häuft sich in Deutschland die ursächliche Hetze in besonderem Maße, wie der Psychologe Robert Levine auf der Basis eines weltweiten Vergleichs über den kulturellen Umgang mit der Zeit herausgefunden hat: Unser digitalisierungsfreundliches Land gehört zu den am meisten gehetzten Nationen auf Erden.3 Dass der technische Fortschritt mit diesem Phänomen zu tun hat, liegt auf der Hand: „Die immense Beschleunigung unserer Tage ist in erster Linie auf die Digitalisierung zurückzuführen.“4

Diese Entwicklung verändert implizit und durchaus schleichend das bisherige, hierzulande humanistisch geprägte Menschen- und Weltbild einschließlich der damit zusammenhängenden Werte. So erklärt Bernd Kauffmann: „Das Leitbild der Kommunikations- und Informationsgesellschaft ist der flexible Mensch, ein beschleunigter elektronischer Netz-Passagier, der – getrieben von der Unruhe, etwas zu verpassen – immer auf der vergeblichen Suche nach Halt, Sinn und Orientierung ist. Diesem nicht zur Ruhe kommenden Nomaden muss folgerichtig die verinnerlichte Moral abhandenkommen. Die Moralproduktion übernehmen nämlich jetzt der globale Markt und die Medien.“5 Wohin steuert die digital beschleunigte Gesellschaft?

Zeitsparende Geräte – und immer mehr Tempo!

In einer schier unaufhörlichen Spirale produziert der Markt immer schnellere Technologien. Der Takt muss sich ständig erhöhen – die Preise nicht unbedingt. Doch wie viel digitale Beschleunigung verträgt der Mensch? Jedenfalls eine ganze Menge, könnte man meinen, wenn man auf all die begeisterten jugendlichen und immer öfter auch älteren User digitaler Geräte schaut. Bekanntlich hat sich dank moderner Technik unser Fortbewegungstempo seit Langem deutlich erhöht – vom Fahrrad übers Auto hin zum Flugzeug, ja zu Raketenflügen! Und unser Kommunikationstempo soll sich durch die digitale Revolution sogar vertausendfacht haben.6 Dennoch machen viele Zeitgenossen jene merkwürdige Erfahrung, die Papst Benedikt XVI. in die Worte gefasst hat: „Je schneller wir uns bewegen können, je zeitsparender unsere Geräte werden, desto weniger Zeit haben wir.“7

Digitalisierung bedeutet im maschinellen Kern den Transfer von Informations- und Qualitätsdaten in computerberechenbare, also rasch verrechenbare Zahlenfolgen von lauter Einsen und Nullen. Durch den stark wachsenden Einsatz dieser Technologie wird unser Leben in vieler Hinsicht reicher, jedenfalls auch immer temporeicher. Dabei reißt die exponentiell wachsende Beschleunigung auch nichttechnische Bereiche in ihren Strudel mit hinein. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hält fest, dass sich insgesamt „Politik und Gesellschaft vom Tempo des technischen Fortschritts überrumpelt sehen“8. Die Beschleunigungsgesellschaft wird ihrer selbst nicht mehr Herr.9

Die Folgen betreffen jeden Einzelnen. Mit dem Soziologen Hartmut Rosa formuliert: Wenn alles beschleunigt ist, kann das Individuum nicht langsamer laufen.10 Oder mit den Worten Ulrich Schnabels: „Auf dem rasant dahinströmenden Fluss der Beschleunigung sitzen wir alle im selben Boot.“11 Doch wie bekommt uns das auf die Dauer? Diese Frage stellt sich mit Dringlichkeit – aber aus gegenläufigen Interessenlagen heraus. Die einen wollen auf Biegen und Brechen wissen, wie hoch sich das Tempo bitte schön treiben lässt. Die anderen fühlen sich von der digitalen Hetze bereits beschädigt und überlegen, wie man individueller und kultureller Entschleunigung nähertreten könnte.

Tatsächlich mehren sich inmitten der Beschleunigungsgesellschaft die Tendenzen hin zu einer Entschleunigungskultur.12 Exemplarisch sei hier der Schweizer Firmenmitgründer, Trendsetter und Bestsellerautor Rolf Dobelli genannt: Er löschte eines Tages die News-Apps von seinem iPhone, entsorgte Radio und Fernseher und kündigte alle Zeitungs- und Zeitschriftenabos.13 Seither las er lieber Bücher und Hintergrundartikel, oder er führte Gespräche mit echten – nicht bloß digitalen14 – Freunden. Sein Resümee nach drei Jahren lautete, er genieße klareres Denken, wertvollere Einsichten, bessere Entscheidungen und verfüge über viel mehr Zeit. Das Beste sei: Noch nie habe er etwas Wichtiges verpasst.15

Den Trend, sich dem allgemeinen Beschleunigungsdruck zu entziehen, unterstützen auf dem Büchermarkt kluge Titel wie „Innehalten“ von Peter Heintel16, „Entschleunigung“ von Fritz Reheis, „Speed“ von Florian Opitz oder „Beschleunigung und Entfremdung“ von Hartmut Rosa.17 All diesen Autoren ist wichtig, dass der Mensch sich nicht der Sklaverei einer Computerkultur ausliefert, in der sich die technologisch erzeugte Schnelligkeit gegen ihn selbst kehrt. Sie wenden sich gegen das digitale Tempodiktat, weil es am Ende die Menschenwürde18 zu untergraben droht.

Nicht zufällig ist im Kontext der Digitalisierung immer öfter von „Posthumanismus“ oder „Transhumanismus“ die Rede.19 Tendiert der Technizismus unserer Zeit dazu, die gewohnte humanistische Orientierung unserer Gesellschaft hinter sich zu lassen? Die Posthumanistin Rosi Braidotti bekennt: „Ich habe für den Humanismus oder die darin enthaltene Idee des Menschlichen nicht allzu viel übrig.“20 Aus guten Gründen warnt dagegen der Philosoph Robert Spaemann, „dass sich das moderne Denken in eine Richtung bewegt, an deren Ende die Abschaffung des Menschen steht“21.

Tatsächlich drängt sich heutzutage die Frage auf: Macht sich der digitale Umsturz unserer Kultur noch am Grundwert des Menschseins fest? Orientiert er sich nicht vielmehr begeistert an einem Mischwesen, dem mit digitalen Maschinen verschmolzenen Cyborg?22 Dann ginge es nicht mehr um die theologisch hochgehaltene Gottebenbildlichkeit des Menschen, sondern technologisch um seine Maschinenebenbildlichkeit. Man könnte zugespitzt sagen: Anvisiert wird im Endeffekt so etwas wie der digitale Übermensch. In ihm erblicken digitale Revolutionäre etwas geradezu „Messianisches“: Er ist nicht etwa als Geschöpf Gottes im Blick, sondern als gigantische, ja titanische Schöpfung von Menschenhand. Bereits heute gibt es rund um den Globus Männer und Frauen, die sich selbst als Cyborgs verstehen.23 Bereits 2013 wurde der erste deutsche Cyborg-Verein gegründet: Den Mitgliedern geht es laut Satzung darum, Hard- und Software genauso zu berücksichtigen wie das menschliche Gehirn und Nervensystem. Die amerikanische Soziologin Sherry Turkle folgert aus ihrer Beobachtung, dass schon heute Menschen durch die intensive Nutzung von Smartphones oder Tablets mit der Technik mehr und mehr verschmelzen: „Inzwischen sind wir alle Cyborgs.“24

Zumindest sind wir teils freiwillig, teils aber auch unfreiwillig auf dem Weg dorthin. Unsere digital beschleunigte Lebenswelt zeugt davon: „Das Gefühl des Gehetztseins ist ein zentrales Charakteristikum unserer modernen ‚Beschleunigungsgesellschaft‘, die durch ständig steigende Erwartungen und den Drang zum Immer-mehr und Immer-schneller gekennzeichnet ist.“25 Schon Kinder und Jugendliche26, aber auch Menschen in der Lebensmitte27 und sogar Ältere „leiden unter schwerem Datenstress“28. Weil die Zunahme von Burn-out-Fällen und Depressionen in der digitalen Gesellschaft bereits erschreckende Ausmaße angenommen hat, setzen sich manche Politiker und Konzernvorstände inzwischen dafür ein, etwa die digitale Erreichbarkeit außerhalb beruflicher Dienstzeiten zu begrenzen. Aber wie steht es um die Verführungsmacht der digitalen Technologien gerade auch in der Freizeit? Die digitale, funkgestützte Technokratie kennt kaum noch uhrzeitliche oder räumliche Grenzen. Viele Menschen bleiben Gejagte bis in ihre Träume hinein – bis die digitale watch29 sie pünktlichst weckt. Und „Digital Junkies“ werden zunehmend ärztliche Sorgenkinder.30

Bereits 2012 hat eine große Tageszeitung gemeldet: „Psychologen, Krankenkassen und Gewerkschaften warnen vor dem Stress durch Internet und Handy.“31 Laut „Handelsblatt“ vom 23. April 2014 ist das Smartphone für Millionen Zeitgenossen eine Art Droge geworden: 176 Millionen Personen wurden damals als smartphone-süchtig eingestuft; zum selben Zeitpunkt ein Jahr zuvor waren es noch kaum halb so viele gewesen.32 Wie viele mögen es heute sein? Und welche Auswirkungen hat dieser kritische Anstieg auf unsere Leistungsgesellschaft?

Hinzu kommt eine aktuelle Warnung von Optikern: „Das menschliche Auge ist nicht für die digitale Welt gemacht.“33 Die Augen müssen sich bei den häufigen Blickwechseln aufs relativ kleine Smartphone und wieder in die Ferne enorm anstrengen – was nicht folgenlos bleibt. Wer im Übrigen meint, per Multitasking dem digitalen Beschleunigungsdruck entsprechen zu müssen, tut seinem Gehirn offenbar nichts Gutes.34 Forschungsergebnisse der University of Sussex haben kürzlich bewiesen: Durch Multitasking wird beim Umschalten zwischen verschiedenen Objekten jener Teil des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen, der für kognitive und emotionale Steuerungsfunktionen verantwortlich ist. So zeigte sich bei den untersuchten Personen während des Multitaskings mit elektronischen Geräten eine Instabilität in genau jenen Gehirnregionen, die für Gefühlsregungen und Einfühlungsvermögen zuständig sind. Diese Resultate passen zu den Thesen von Technik-Philosophen, wonach bei intensivem Umgang mit digitaler Technologie ein Schrumpfen menschlicher Empathie droht.35 Digitale Beschleunigung schadet offenbar nicht nur dem Menschen, sondern auch der Menschlichkeit. Dem katholischen Theologen Gregor Taxacher zufolge wird heute „alles faktische ökonomische Geschehen gerechtfertigt durch seine unumstößliche innere Rationalität, selbst wenn die über Leichen geht“36. Noch zugespitzter meint Fritz Reheis, die ökonomisch erzeugte Beschleunigungslogik ziele „auf nichts Geringeres als die Eliminierung des Menschen“37. Das klingt schon nach verrückter Verschwörungstheorie, meint aber eine selbstgesetzliche Entwicklung, die wiederum durchaus bestimmte Kreise vorantreiben (man denke an den „Spiegel“-Titel „Die Weltregierung. Wie das Silicon Valley unsere Zukunft steuert“, 10/2015) und die zugleich von den Massen mitgetragen wird.38

Kein Wunder, dass kleinere Teile der Beschleunigungsgesellschaft eher digitalisierungskritisch denken und die Entwicklung mit Sorge wahrnehmen. Es könnte sich lohnen, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, weil hier vielleicht ein nachhaltigerer Weitblick vorherrscht. So zeigt sich der bekannte Trendforscher Matthias Horx überzeugt, binnen weniger Jahre werde das Suchtverhalten bei elektronischen Medien so sanktioniert sein wie beim Rauchen: „Man wird dann als ungebildet und charakterschwach gelten, wenn man auf sein Smartphone starrt. Und an vielen Orten wird die Nutzung elektronischer Geräte verboten sein.“39 Diese Trend-Vorhersage sollte auch im Kontext von Theologie und Kirche zu denken geben.

Beschleunigungsdruck und Selbstentfremdung

Der technizistisch ersonnene Cyborg, der digitalisierte Übermensch – er gilt posthuman als Krönung moderner Autonomie. Doch paradoxerweise lässt der Technikwahn unserer Zeit es keineswegs als sicher erscheinen, ob die menschliche Autonomie, ob Freiheit digital auf die Dauer zunehmen oder nicht vielmehr abnehmen wird.40 So haben all jene, die das wachsende Tempo und die formalen Digitalisierungszwänge nicht mitmachen wollen oder können, kaum noch die Freiheit zur Ablehnung. Stellt sich der moderne Mensch mit der digitalen Technologie selbst ein Bein? Gerät er im Zuge digitaler Beschleunigung schließlich unter die Räder? Kein Geringerer als der berühmte Physiker Stephen Hawking hat kürzlich die Befürchtung geäußert, dass die Menschheit in nicht allzu ferner Zeit die Kontrolle über die von ihr produzierte künstliche Intelligenz verlieren könnte.41 Und sind wir nicht heute schon im Begriff, dank zunehmender Digitalisierung die Kontrolle über unsere Daten, ja über uns selbst zu verlieren?42 Hartmut Rosa spricht von einer grassierenden Entfremdung: Indem wir uns dem Beschleunigungsdruck scheinbar freiwillig und dennoch gegen unseren eigentlichen Willen und gegen unsere Natur anpassen, werden wir uns selber fremd.

Friedrich Nietzsche hat sich in dieser Richtung schon im späten 19. Jahrhundert Gedanken gemacht, als übrigens die Digitalrechnung bereits bekannt war. Er hält fest: „Bei der ungeheuren Beschleunigung des Lebens wird Geist und Auge an ein halbes oder falsches Sehen und Urteilen gewöhnt, und jedermann gleicht den Reisenden, welche Land und Volk von der Eisenbahn aus kennenlernen. Selbständige und vorsichtige Haltung der Erkenntniss schätzt man beinahe als eine Art Verrücktheit ab …“43 Heute, im 21. Jahrhundert, sind wir noch weit mehr gewöhnt als bloß gemächliches Eisenbahntempo, und offenkundig vertragen wir das alles. Aber Nietzsche behält Recht mit der Erkenntnis, dass mit einem immer höheren Tempo sich die menschliche Wahrnehmung verändert. Das kann im Grunde jedermann nachvollziehen: Ein Wanderer bekommt von seiner Umgebung mehr Einzelheiten und tiefere Eindrücke mit als ein Radfahrer, der immer noch mehr als ein Autofahrer, und dieser wiederum mehr als ein Flugzeugpilot. Insofern bestätigt sich angesichts der Beschleunigungsfrage: Weniger ist mehr.

Gewiss – beschleunigt ins All geschossene Satelliten können uns mittels der Digitaltechnik mancherlei Nutzen bringen und beispielsweise Navigationssysteme für unsere Autos bedienen. Aber selbst in dieser Hinsicht stellt sich die Frage, ob nicht weniger am Ende mehr wäre. Bauen Navis unsere menschliche Orientierungsfähigkeit aus oder ab? Der namhafte Hirnforscher Manfred Spitzer hat in seinem internationalen Bestseller „Digitale Demenz“ einen medizinisch längst geläufigen Fachbegriff populär gemacht: Der besagt, dass all die digital erzeugten Bequemlichkeiten und Zeiteinsparungen uns auf die Dauer keineswegs fitter machen, im Gegenteil! Dieses Phänomen schließt – auch schon bei jüngeren Menschen – „immer häufiger Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie emotionale Verflachung und allgemeine Abstumpfung“44 ein. Laut Spitzer hat die digitale Revolution mit der Zeit „erhebliche Auswirkungen auf emotionale und soziale psychische Prozesse, bis hin zu ethisch moralischen Einstellungen sowie unsere Eigenperspektive, also unsere personale Identität“45. Das Resümee ist ernüchternd: „Digitale Medien haben ein hohes Suchtpotenzial und schaden langfristig … Ein Teufelskreis aus Kontrollverlust, fortschreitendem geistigem und körperlichem Verfall, sozialem Abstieg, Vereinsamung, Stress und Depressionen setzt ein; er schränkt die Lebensqualität ein und führt zu einem um einige Jahre früheren Tod.“46 Bezeichnenderweise hat Spitzer, obwohl er sich auch auf zahlreiche wissenschaftliche Studien im In- und Ausland berufen kann, in unserer Digitalisierungskultur erstaunlichen Gegenwind bekommen.47 Man wollte sich ganz offenbar von ihm nicht ausbremsen lassen. So wird derzeit gegen seinen medizinischen Rat weiter intensiv an der Digitalisierung der Klassenzimmer gearbeitet.48 Indessen betonten Ärzte in einem offenen Brief, die von Spitzer nachgewiesenen negativen Folgen für die Gehirn- und Lernentwicklung würden sich in ihrer ärztlichen Praxis bestätigen.49

Was aber hilft’s? In der Beschleunigungsgesellschaft bestätigt sich, was Nietzsche bereits realisiert hat: Vorsichtige, bedachtsame Distanzierungen von der Kultur des Temporeichtums werden gern als Verrücktheit abgestempelt, als nicht weiter ernst zu nehmender Kulturpessimismus. Längst hat sich unser digital gehetztes Auge so an halbes Sehen und falsches Urteilen gewöhnt, dass nur noch diejenigen auffallen, die hier nicht beipflichten und mitmachen wollen.

Ohne Zweifel brauchen Nachdenklichkeit und Qualitätsprüfung Zeit. Tempo ist insofern keineswegs oberstes Gebot. Oder soll man etwa alles Überlegen und Prüfen Computern und Maschinen überlassen, weil sie schneller arbeiten als der Mensch? Das könnte den Posthumanisten so passen: Sie möchten um steter Beschleunigung willen immer mehr Kontrolle an Apparate delegieren. Genau diese gefährliche Entwicklung vollzieht sich bereits auf militärischem Gebiet, namentlich auf dem Gebiet der Drohnen-Technologie.50 Man übersieht dabei, dass künstliche Intelligenz zwar beschleunigt schalten und agieren, aber kaum nachhaltige Werte prüfen und im Sinne einer tieferen Moralität bewerten kann. Maschinen sind keine Personen, die Verantwortung und Gewissen kennen. Ihnen fehlt einfach das Menschsein, zu dem das Fragen nach letzter, umgreifender Orientierung gehört. In jenen grundlegenden Angelegenheiten, in denen der Mensch in seiner Verantwortlichkeit unablösbar und nicht vertretbar ist, nützt also die größte Beschleunigung am Ende wenig, ja sie erweist sich geradezu als kontraproduktiv.

Deshalb kommt es darauf an, zu einer menschengerechteren Lebensart zurückzuschalten, um nicht von den beschleunigten Verhältnissen um genau das gebracht zu werden, was eigentlich Menschsein und Menschenwürde zutiefst ausmacht: klares, ruhiges, gewissenhaftes und verantwortliches Denken. Nur kraft solchen Denkens – einschließlich philosophischer und religiöser Überlegungen – lässt sich Freiheit fühlen, finden und bewahren.

Maschinen kennen kein Gewissen

Wie viel digitale Beschleunigung der Mensch tatsächlich verträgt, das einzuschätzen bleibt am Ende eine Gewissensfrage. Von ihrer Beantwortung aber hängt es für den Einzelnen wie für die Gesellschaft ab, ob die Digitalisierung auf die Dauer zum Segen oder zum Fluch wird. Schon heute empfinden viele das Tempo der fortschreitenden Technisierung als ambivalent, ja als riskant. Zwar wird das Verhältnis von Chancen und Risiken im Zuge der digitalen Revolution recht unterschiedlich beurteilt. Doch man ist sich weitgehend einig, dass der technologische Umsturz unserer Zeit eben nicht nur Chancen, sondern eben auch Risiken mit sich bringt. Deshalb ist es bei näherem Hinsehen und Besinnen eigentlich befremdlich, mit welchem Tempo man dieses riskante Gesamtunternehmen vorantreibt. Je mehr es den digitalen Beschleunigern eilt, desto eiliger sollte ein Weg aus der Beschleunigungsfalle hinaus gesucht und gefunden werden.

Wie dieser Weg aussehen könnte, das bleibt wiederum eine Gewissensfrage. Doch ist nicht gerade das Gewissen seinerseits eine zu unklare Instanz, als dass die Berufung darauf weiterhelfen könnte? Gibt es nicht „gewissenlose“ Menschen, und ist nicht das Gewissen bekanntlich eine bestechliche und vieldeutige Größe?51 Das ist wohl wahr – aber wahr ist auch, dass es ein Charakteristikum unseres Menschseins ist, ein Gewissen zu haben. Und es ist von äußerster Wichtigkeit, sich auf diesen Punkt im digitalen Zeitalter anthropologisch und theologisch neu zu besinnen.

Zum Wesen des Digitalen gehört es bekanntlich, Information als Gedankeninhalt in binäre Recheneinheiten zu fassen. Geistiges wird so zur maschinell simulierbaren Größe. Ein Stück weit funktioniert das – doch damit tut sich die Gefahr auf, dass tiefergehende geistige Inhalte irrelevant zu werden scheinen. All das nämlich, was über die technologisch erfassbare Welt hinausreicht, wirkt dann tendenziell uninteressant. Geht damit aber nicht genau das verloren, was den Menschen im Kern ausmacht? Im Unterschied zu Pflanzen und Tieren ist der Mensch imstande, über die Welt hinauszudenken und Transzendentes zu erahnen. Er kann den Gottesgedanken bewusst erfassen und sich zu ihm positiv oder auch ablehnend verhalten.

Das heißt, es gehört wesenhaft zum Menschsein – und laut Immanuel Kant zur menschlichen Vernunft –, sogenannte letzte Fragen stellen zu können und sich irgendwie zu ihnen verhalten zu müssen. Genau darin liegt die tiefste Funktion des menschlichen Gewissens begründet, das in einer letzten Hinsicht unbestechlich bleibt. Im Lateinischen heißt „Gewissen“ conscientia – wörtlich: das Zusammenwissen. Es geht um das intuitive, teils unbewusste Zusammendenken der elementarsten Wirklichkeitsdimensionen. Das Selbstbewusstsein und das Denken auch über unsere Welt hinaus, also an eine mögliche Transzendenz, sind hier konstitutiv. Sie sind digital nicht wirklich einholbar oder simulierbar. Als Menschen sind wir grundsätzlich gefordert, uns zur Frage nach dem letzten Sinn, ja Sinngeber glaubend zu verhalten – egal, ob in positiver oder negativer Ausrichtung. Wird das Menschsein immer mehr mit künstlicher Intelligenz vermischt, läuft man Gefahr, den Menschen in seiner tiefsten Würde zu beschädigen. Umso mehr drohen dann Gewissenlosigkeit und Verirrung in Richtung einer weniger humanen Weltgestaltung, der es auf die Folgen für Mensch und Umwelt nicht so sehr ankommt. Angesichts der wachsenden digitalen Beschleunigung zeichnet sich eine solche Entwicklung bereits ab.

Der Mensch verträgt bestenfalls jenes Maß an digitaler Beschleunigung, das es ihm noch erlaubt, sein Menschsein zu bewahren. Es kann nicht darum gehen, die digitale Revolution pauschal zu widerrufen; aber es eilt damit, dass ihre Resultate und Pläne am Maßstab des Menschlichen überprüft und korrigiert werden.52 Auch politisch Eingespurtes gehört in diesem Sinne dringend evaluiert. Überdacht werden sollte in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die Haltung der EKD-Synode, die im November 2014 geäußert hat: „Als evangelische Kirche gestalten wir den digitalen Wandel mit und vertrauen auch in der digitalen Gesellschaft auf Gottes Begleitung.“53 Denn es ist theologisch höchst fragwürdig, Gottvertrauen und Vertrauen in den Technizismus der Beschleunigungskultur gewissermaßen gleichzusetzen.

Friedrich Nietzsche hat in seinen „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ notiert: „Allgemein ist die Hast, weil jeder auf der Flucht vor sich selbst ist, allgemein auch das scheue Verbergen dieser Hast, weil man zufrieden scheinen will und die scharfsichtigeren Zuschauer über sein Elend täuschen möchte …“54 Ist nicht gerade auch unsere heutige Hast, unsere digital beschleunigte Lebensweise am Ende eine einzige Flucht, ja eine große Selbsttäuschung? Bedeutet unsere Eile vielleicht nicht nur eine Flucht vor uns selbst, wie Nietzsche meinte, sondern am Ende auch eine Flucht vor Gott?55 Stellt das Streben in virtuelle Dimensionen nicht eine verzweifelte Flucht ins technisch Machbare dar? Stehen digitale Technologien nicht in der Versuchung, gewissermaßen das „verlorene Paradies“ künstlich herzustellen?

Wer sein Leben beschleunigen will, tut das offenbar im Zeichen immer größerer Zeitnot.56 Hat uns aber die Digitalisierungskultur unterm Strich wirklich mehr Zeit gebracht? Zeigt sich in ihrem Tempo nicht unterschwellig eine rasante Flucht vor dem Tod? Tatsächlich meinen Trans- und Posthumanisten schon, mithilfe digitaler Technologien in nicht zu ferner Zeit eine Art Unsterblichkeit bewerkstelligen zu können.57 Ich halte solche Utopien für den Ausdruck einer technokratischen Ersatzreligion. Es gehört zu unserem Menschsein, sich unserer Sterblichkeit zu stellen – und von daher nach jener umgreifenden Macht zu fragen, die allein uns ewiges Leben schenken kann. Darauf sollte man sich in der Beschleunigungsgesellschaft wieder neu besinnen. Solche Umkehr wäre ohne Zweifel einer Entschleunigung dienlich.


Werner Thiede, Regensburg


Anmerkungen

  1. Dem Aufsatz liegt ein bearbeiteter Vortrag zugrunde, der am 19.2.2015 in Berlin als Keynote auf dem 19. G.E.M Markendialog (Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens e. V.) gehalten wurde.
  2. Carola Feddersen, Im Zeitkarussell, in: natur & heilen 2/2015, 34-39, hier 34.
  3. Vgl. Robert Levine, Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen mit Zeit umgehen, München 1999.
  4. Feddersen, Im Zeitkarussell (s. Fußnote 2), 35. Man bedenke: Die „Botschaft“ jedes Mediums und jeder Technik „ist die Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt“ (Marshall McLuhan, Die magischen Kanäle. Understanding Media, Dresden 21995, 22).
  5. Bernd Kauffmann, Alles verschwindet. Vom Aufgalopp der Virtualität, in: G.E.M – Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens (Hg.), Das digitale Zeitalter fo(ö)rdert Markenführung über alle Sinne, Berlin 2014, 53-57, hier 54.
  6. Vgl. die tabellarischen Angaben in: philosophie 2/2013, 41.
  7. www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/weihnachtsmette-papst-benedikt-fordert-mehr-zeit-fuer-gott-a-874617.html  (Zugriff: 17.2.2013).
  8. Marcus Rohwetter, Ohne Feierabend, in: DIE ZEIT 39/2012, 29.
  9. Vgl. Ludwig Heuwinkel, Umgang mit Zeit in der Beschleunigungsgesellschaft, Schwalbach 2006.
  10. Vgl. Hartmut Rosa, Beschleunigung und Entfremdung, Frankfurt a. M. 2013.
  11. Ulrich Schnabel, Muße. Vom Glück des Nichtstuns, München 22010, 190.
  12. Vgl. Werner Thiede, Online sein – das wahre Sein?, in: MUT 3/2015, 28-35; Wilhelm Schmid, Über den Verlust der Menschen an Sinnerfahrung, in: G.E.M (Hg.), Das digitale Zeitalter (s. Fußnote 5), 14-27, bes. 22ff. Ich erinnere auch an Einsichten früherer Markendialoge zu der Frage, wie Marken sich „anfühlen“ und, um erfolgreich zu sein, eine „klare haptische Ansprache“ brauchen (vgl. ebd., 36f).
  13. Vgl. Ulrich Schnabel, Einladung zur Langsamkeit, in: DIE ZEIT 50/2012, 57.
  14. Vgl. Sherry Turkle, Verloren unter 100 Freunden. Wie wir in der digitalen Welt seelisch verkümmern, München 2012; Werner Thiede, Gefällt mir keineswegs. Ethische Grundprobleme der Social Media, in: ETHICA 22 (2014), 219-251.
  15. „Digital Detox“ ist in: Zum Beispiel freute sich auch der Redakteur Florian Thalmann nach vier Wochen des Verzichts auf Internet und Smartphone über die Erkenntnis, dass er „trotz 1754 E-Mails und 99 Facebook-Nachrichten eigentlich nichts verpasst habe“ (Weniger ist yeah, in: mobil 2/2015, 72). Vgl. ferner das Dossier „Die Entdeckung der Langsamkeit“ in: philosophie 2/2013, 50-55.
  16. Laut Peter Heintel (Innehalten. Gegen die Beschleunigung, für eine andere Zeitkultur, Freiburg i. Br. 2007) zwingt der Geschwindigkeitsrausch zur Flüchtigkeit und zur Flucht; wegen unserer Schnelllebigkeit herrsche ständig die Angst, etwas zu versäumen. Zum „Geschwindigkeitsrausch“ fragt der Autor: „Ist er noch Kultur, oder dominiert er bereits eine Kultur, aus der man sich so rasch wie möglich und immer wieder entfernen muß, will?“ Im Temporausch gehe es nicht um irgendeine Art Zielerreichung, vielmehr bringe die dauernde Grenzüberschreitung selber das Hochgefühl: Beschleunigung und Erhöhung der Geschwindigkeit „unterstützen die Illusionsbildung“ (134f und 140).
  17. Fritz Reheis, Entschleunigung. Abschied vom Turbokapitalismus, München 22003; Florian Opitz, Speed. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, München 2012; Hartmut Rosa, Beschleunigung und Entfremdung. Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit, Frankfurt a. M. 32013.
  18. Vgl. Hans Wagner, Die Würde des Menschen, hg. von Stephan Nachtsheim, Paderborn 2014; Paul Tiedemann, Was ist Menschenwürde?, Darmstadt 22014.
  19. Vgl. z. B. Raimar Zons, Die Zeit des Menschen. Zur Kritik des Posthumanismus, Frankfurt a. M. 2001; Stefan Herbrechter, Posthumanismus. Eine kritische Einführung, Darmstadt 2009; Verena Kalcher, Transhumanismus. Wollen wir Alles, was wir theoretisch können?, Saarbrücken 2013.
  20. Rosi Braidotti, Posthumanismus. Leben jenseits des Menschen, Frankfurt a. M. 2014, 22. Über die negative Definition des Humanismusbegriffs bei Braidotti ließe sich streiten.
  21. Zitiert nach Ralf Kaempfer, Ohne Gott bricht das Denken zusammen, in: pro 2/2012, 32f, hier 33.
  22. Beim Markendialog 2014 wurde eingeräumt: „Diese Verschmelzung von Mensch und Technik, diese gemeinsame Evolution, ist sicher nicht Jedermanns Sache“ (Torsten Henning Hensel, Wie das digitale Zeitalter [neue] sinnlich wahrnehmbare Dimensionen erschafft, in: G.E.M [Hg.], Das digitale Zeitalter [s. Fußnote 5], 98-118, hier 102).
  23. Vgl. Barbara Schneider, Die Mensch-Maschinen, www.mitteldeutsche-kirchenzeitungen.de/2014/08/06/die-mensch-maschinen (Zugriff: 7.8.2014).
  24. Turkle, Verloren unter 100 Freunden (s. Fußnote 14), im 8. Kapitel.
  25. Schnabel, Einladung zur Langsamkeit (s. Fußnote 13), 57.
  26. So meldet „Die Welt aktuell“ am 9.11.2012: „Vielen Jüngeren bereitet Druck auf der Arbeit oder in der Schule schlaflose Nächte“ (2). Solcher Stress mache 57 Prozent der 14- bis 29-Jährigen zu schaffen.
  27. Dazu der Artikel „Jeder Fünfte ist im Dauerstress. Studie: Menschen zwischen 35 und 45 sind besonders belastet“, in: Die Welt aktuell, 30.10.2013, 12.
  28. So titelt bereits WELT-Online vom 23.6.2012 und schreibt: „Ein Phänomen macht Karriere. Psychologen, Krankenkassen und Gewerkschaften warnen vor dem Stress durch Internet und Handy.“
  29. „Wer die Apple Watch trägt, unterwirft sich noch weiter dem Takt der digitalen Welt“ (Johan Schloemann, Sie macht uns alle zu Geschäftsleuten, www.sueddeutsche.de/digital/apple-watch-sie-macht-uns-alle-zu-geschaeftsleuten-1.2120827  (Zugriff: 20.3.2015).
  30. Siehe das neue Buch des Mediziners und Privatdozenten Bert te Wildt: Digital Junkies. Internetabhängigkeit und ihre Folgen für uns und unsere Kinder, München 2015.
  31. WELT-Online vom 23.6.2012.
  32. Dem Philosophen Wilhelm Schmid zufolge ist jeder Griff zum Smartphone „eine Suche nach Sinn“ (Über den Verlust der Menschen an Sinnerfahrung [s. Fußnote 12], 17).
  33. Zitiert nach www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Smartphone-Boom-Optiker-warnen-vor-digitalem-Sehstress-id32563082.html (Zugriff: 31.1.2015).
  34. Siehe http://rt.com/uk/190680-tech-multitask-brain-shrink  (Zugriff: 12.1.2015). Feddersen hat Recht: „Technik hilft uns, Zeit zu ‚sparen‘, füllt aber die Stunden, die dadurch frei werden, sofort wieder aus“ (Im Zeitkarussell [s. Fußnote 2], 36). Hinzu kommt beim Multitasking: „Alles gleichzeitig reduziert vieles zur Bedeutungslosigkeit“ (ebd., 37). Der Relativismus verstärkt sich – und steigert wiederum digital die Angst, etwas zu verpassen.
  35. Vgl. Werner Thiede: Mythos Mobilfunk. Kritik der strahlenden Vernunft, München 2012, 212f. Ein Stück weit „scheint das Konzept der Spiegelneuronen übertragbar zu sein auf digitale Kontexte“ (Peter Kenning, Spiegelneuronen als Brücke in die digitale Welt?, in: G.E.M [Hg.], Das digitale Zeitalter [s. Fußnote 5], 82-97, hier 93); sonst würden etwa „Soziale Medien“ wie Facebook überhaupt nicht funktionieren. Aber die Probleme, die gerade auf diesem Sektor oft benannt werden (z. B. Sascha Adamek, Die facebook-Falle. Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft, München 2011; Werner Thiede, Digitaler Turmbau zu Babel. Der Technikwahn und seine Folgen, München 2015, 103ff), deuten durchaus auf vielfache Empathie-Verluste hin.
  36. Gregor Taxacher, Apokalypse ist jetzt. Vom Schweigen der Theologie im Angesicht der Endzeit, Gütersloh 2012, 49.
  37. Reheis, Entschleunigung (s. Fußnote 17), 153.
  38. Dazu meine Ausführungen zum digitalen „Massenwahn“ in: Digitaler Turmbau (s. Fußnote 35), 14ff.
  39. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, www.focus.de/digital/computer/internet-horx-immer-mehr-hinterfragen-heilsbotschaft-des-digitalen_id_4363305.html  (Zugriff: 3.1.2015).
  40. Dazu mein Buch: Die digitalisierte Freiheit. Morgenröte einer technokratischen Ersatzreligion, Berlin 22014.
  41. Entnommen bei Florian Kolf / Britta Weddeling, Der Kampf ums Gehirn, in: Handelsblatt vom 4.12.2014, 1.
  42. Vgl. Glenn Greenwald, Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen, München 2014; ferner das Schwerpunktheft 1/2014 von Marketing Review St. Gallen zum Thema „Big Data – Chancen und Gefahren“.
  43. Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, I. § 282.
  44. Manfred Spitzer, Digitale Demenz, München 2012, 8. „Demenz ist geistiger Abstieg“ (60).
  45. Ebd., 15.
  46. Ebd., 296.
  47. Vgl. Manfred Spitzer, Digitale Demenz 2.0. Argumente zu Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik, in: Nervenheilkunde 10/2012, 681-684.
  48. Dazu Thiede, Digitaler Turmbau (s. Fußnote 35), 33ff. Beunruhigend klingt in diesem Zusammenhang der Artikel „Spicken mit dem Handy“ in der F.A.Z. vom 18.2.2015, 23.
  49. Siehe www.mainpost.de/regional/main-tauber/Aerzte-warnen-vor-digitaler-Demenz ;art775,8379971 (Zugriff: 30.10.2014).
  50. Hierzu meine Ausführungen in: Digitaler Turmbau (s. Fußnote 35), 94ff.
  51. Vgl. ebd., 21, 26 u. ö.
  52. Dazu gehört auch eine Revision der Technologien des Mobil- und Kommunikationsfunks, die gerade auch fürs mobile Internet unverzichtbar, aber wegen ihrer Strahlung durchaus umstritten sind (vgl. Thiede, Mythos Mobilfunk [s. Fußnote 35]).
  53. Zitiert nach EKD-Dossier 6/2014, 2. Zu diesem Satz passt auch das Programm des „Medienkonzils“ vom 21./22.5.2015 unter der Überschrift „Bürgersein in der digitalen Welt“ – einer Veranstaltung der Evang.-Luth. Kirche in Bayern und der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg.
  54. Friedrich Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen III, § 5 (Kritische Studienausgabe Bd. 7, 821).
  55. Vgl. Max Picard, Die Flucht vor Gott. Warum ist der Mensch allein?, Freiburg i. Br. 1958. Ulrich Schnabel weiß: „Auch der Verlust an religiösen Bezügen kann zum Gefühl beitragen, keine Zeit zu haben“ (Einladung zur Langsamkeit [s. Fußnote 13], 57).
  56. Vgl. Marianne Gronemeyer, Das Leben als letzte Gelegenheit, Darmstadt 1993, 102ff.
  57. Vgl. Thiede, Digitaler Turmbau (s. Fußnote 35), 146ff, sowie Oliver Krüger, Virtualität und Unsterblichkeit. Die Visionen des Posthumanismus, Freiburg i. Br. 2004; Philipp von Becker, Der neue Glaube an die Unsterblichkeit. Zur Dialektik von Mensch und Technik in den Erlösungsphantasien des Transhumanismus, Wien 2015.