In eigener Sache

Carmen Schäfer verabschiedet

Zum 1. Februar 2009 erfolgt der Eintritt unserer Mitarbeiterin Carmen Schäfer in den Ruhestand. Seit dem 1. Oktober 1996 war sie verantwortlich für die Redaktion des Materialdienstes und der EZW-Texte. Krankheitsbedingt konnte sie in den letzten zwei Jahren ihre Aufgabe nicht mehr wahrnehmen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EZW danken Carmen Schäfer sehr herzlich für ihr langjähriges Engagement, ihre Kollegialität, ihre Souveränität im Umgang mit Autorinnen und Autoren.

Als Germanistin war sie geübt im Umgang mit literarischen und literaturwissenschaftlichen Themen, aber auch mit Texten aus Kulturgeschichte, Kulturtheorie, Theaterwissenschaft und Philosophie. Ein Weg in die Wissenschaft war ihr durch den DDR-Staat verwehrt worden. Unter anderen äußeren Bedingungen hätte sie ihn sicher einschlagen können. Im Bewerbungsschreiben beschrieb sie den existentiellen Bezug zu Fragestellungen der EZW mit folgenden Worten: „Interesse an weltanschaulichen Fragen habe ich ..., sind Aspekte solcher Fragestellungen doch zu einem unlösbaren Teil meiner Biographie geworden. Angefangen von der Entscheidung der 14-jährigen für die Konfirmation (und damit möglicherweise gegen das Abitur) in der damaligen DDR bis hin zu den Auseinandersetzungen über Christsein in einem atheistischen Staat, Wehrerziehung, das Einstehen für die eigenen Überzeugungen und vieles mehr, was 1972 zu dem über mich und andere Gleichgesinnte verhängten Verweis von der Universität (kurz vor dem regulären Studienende) geführt hat und zugleich den folgenschweren Einbruch meiner beruflichen Entwicklung markiert. Und natürlich gehören solche Fragen angesichts der Sinnsuche einer ganzen Generation, angesichts der Verführbarkeit durch immer neue „Heilslehren“ und der bedrohlich wachsenden Neigung, sich totalitären Strukturen aufs Neue auszuliefern, zu dem, was einen wachen Menschen beschäftigen und bewegen muss.“ Manche Texte, die sie bearbeitete, hätte sie selbst genauso gut und besser schreiben können. Von ihrer Bescheidenheit ließ sie sich jedoch nicht abbringen.

Wir sind dankbar, dass Carmen Schäfer als erste Leserin unserer Texte und kompetente Redakteurin die Publizistik der EZW kultiviert und maßgeblich mitbestimmt hat. Wir hoffen von ihrer Wachheit, Gradlinigkeit und Menschlichkeit auch weiterhin profitieren zu können, auch jenseits und abgesehen von beruflichen Verpflichtungen.


Reinhard Hempelmann