Anthroposophie

Anthroposophische Gesellschaft unter finanziellem Druck

Massive Einsparungen stehen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ins Haus. Der Zeitschrift „Info3“ (7/8, 2010, 15ff) zufolge sei das in Dornach bei Basel gelegene Goetheanum, Hauptsitz der weltweit tätigen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft mit ihren Fachrichtungen, „nach Stand der Dinge im bisherigen Umfang ‚eigentlich’ nicht mehr finanzierbar“. Ostern 2010 wurde bekannt, dass jährlich mindestens zwei Millionen Schweizer Franken (CHF) und damit rund acht Prozent des Gesamtetats fehlen. In den Jahren 2010/2011 sind nach dem Bericht der Zeitschrift Einsparungen in Höhe von 3,5 Millionen CHF notwendig. Der Vorstand am Goetheanum geht in seinem neuesten Etatentwurf von Kürzungen in allen Bereichen in Höhe von acht bis zehn Prozent aus. Davon sei lediglich die Hochschule für Geisteswissenschaft ausgenommen. Der Schatzmeister der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, Cornelius Pietzner, stimmt die Mitglieder auf schwere Zeiten ein: „Ohne adäquate Reserven für die monatlichen Rechnungen und Gehälter in Höhe von ca. 2 Mio. CHF bleibt die Lage für das Goetheanum schwierig. Ohne ein Wachstum der Mitgliedschaft, ohne neue Einnahmequellen werden empfindliche Kürzungen in den traditionellen Aufgabenfeldern des Goetheanum absehbar“ (Jahresbericht der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 2009/2010, 21).

Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft hat derzeit rund 47 000 Mitglieder und ist Trägerverein des Goetheanums, des geistigen Zentrums der anthroposophischen Bewegung. In dem imposanten Bau finden regelmäßig Fachtagungen und Kongresse statt. Zugleich befindet sich dort die Spielstätte für „Eurythmieproduktionen“ und für die von Rudolf Steiner konzipierten Mysteriendramen. Von den Anthroposophen wird das Goetheanum deshalb auch als Mysterienort betrachtet. Im Goetheanum sind weitere selbstständig tätige Tochterunternehmen wie etwa der Verlag am Goetheanum, das Kaffee- und Speisehaus, Gästehäuser sowie – als Zweckbetrieb – die Wochenschrift „Das Goetheanum“ ansässig. In der Gesamtorganisation arbeiten etwa 180 fest angestellte und 80 freie Mitarbeiter.


Matthias Pöhlmann