Aleviten

Alevitische Telefonseelsorge

Seit dem 12. Mai 2015 gibt es eine alevitische Telefonseelsorge. Fast genau sechs Jahre nach der Einrichtung eines muslimischen „Seelsorgetelefons“ (s. MD 6/2009, 229f) ist ab jetzt täglich zwischen 18 und 20 Uhr erstmals die Möglichkeit gegeben, bei Krankheit oder Trauer Rat und Beistand durch 15 geschulte alevitische Geistliche und Laien zu erhalten. Die Alevitische Akademie Mannheim (Edingen-Neckarhausen) reagiert mit der Hotline auf den wachsenden Bedarf nach seelsorglicher Beratung in Not- und Krisensituationen, meldet die Katholische Nachrichtenagentur (KNA). Unterstützt werde das Modellprojekt durch die Robert Bosch Stiftung Stuttgart.

Die Alevitische Akademie Mannheim definiert das Alevitentum – im Unterschied und im Gegensatz zur Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF) – als „eine islamische Glaubensrichtung“, ja als „den Kernpunkt des Islam“, und sieht sich darin einig mit der Islamischen Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI), einer seit 2013 in Österreich staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft. Für ihre Interpretation verweist die zahlenmäßig kleine Organisation auf „die Mehrheit der alevitischen Geistlichen, der Aleviten und das Projektteam der TAAKM, Tirol Anadolu Alevileri Kültür Merkezi“. Vorsitzender der Alevitischen Akademie ist der Mannheimer Rechtsanwalt und alevitische Geistliche (Dede) Sedat Korkmaz.

Der Aufbau einer alevitischen Seelsorge mit Schwerpunkt palliative Praxis, Begleitung von Sterbenden und Trauernden, erfolgt schon seit einiger Zeit durch Vertreter der Alevitischen Akademie, des Geistlichenrates der alevitischen Gemeinden der AABF in Baden Württemberg, des Hospizdienstes St. Martin (Stuttgart-Degerloch) und der Alpen-Adria Universität Wien/Klagenfurt. Gefördert wurden Projekte vom Sozialministerium Baden-Württemberg und von der Robert Bosch Stiftung.

Ende 2012 gründete die Alevitische Akademie eine „Zukunftswerkstatt“, eine Plattform zur Gewinnung und Vernetzung von alevitischen Jugendlichen, die sich für ihren Glauben und ihre Kultur engagieren wollen.


Friedmann Eißler