In eigener Sache

Abschluss des „Curriculums Religions- und Weltanschauungsfragen“ der EZW

(Letzter Bericht: 9/2010, 352ff) Die 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Curriculums Religions- und Weltanschauungsfragen“ konnten am 22. Januar 2011 ihre zweijährige Fortbildung abschließen. Ihre Zertifikate für den erfolgreichen Abschluss nahmen sie vom Vizepräsidenten des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, entgegen. An der erstmalig angebotenen Ausbildung hatten 24 Pfarrerinnen und Pfarrer aus 17 Gliedkirchen der EKD sowie der Evangelischen Kirche in Österreich, ein Diakon und zwei katholische Theologen teilgenommen. Die von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) verantwortete Ausbildung qualifiziert die Teilnehmenden für das kirchliche Handlungsfeld Religions- und Weltanschauungsfragen. Ziel der Fortbildung war, die religiöse Gegenwartskultur kennen und deuten zu lernen und die Unterscheidungs-, Auskunfts- und Dialogfähigkeit im weltanschaulichen Pluralismus zu stärken.

In vier Seminarwochen in Berlin im März und September 2009 sowie im Februar und September 2010 waren grundlegende Fragen in der Auseinandersetzung mit dem religiösen und weltanschaulichen Pluralismus behandelt worden. Zu den theoretisch-theologischen Themen gehörten: Apologetik, der Dialog mit Andersglaubenden, die Religionstheologie und methodische Fragen der Erkundung des religiösen Feldes. Die religiöse und weltanschauliche Vielfalt in Deutschland kam mit säkularer Religiosität, Psychoszene, Atheismus und Konfessionslosigkeit, Esoterik, christlichen Sondergemeinschaften, Evangelikalismus und Pfingstbewegung, Buddhismus, östlicher Spiritualität im Westen sowie Islam in Deutschland in den Blick. Zur Ausbildung gehörten auch Fragen der Praxis im kirchlichen Handlungsfeld des religiösen Pluralismus wie Beratungsarbeit und Seelsorge, Pressearbeit und Rechtsfragen.

Zu jedem Thema gehörten neben Fachvorträgen die Besinnung auf eigene biblische Quellen und Begegnungen mit Vertretern der behandelten religiös-weltanschaulichen Richtungen. 22 Begegnungen fanden im Rahmen des Curriculums statt. Die Teilnehmer hatten unter anderem Gelegenheit zu Gesprächen mit dem Erzoberlenker der Christengemeinschaft, Vicke von Behr-Negendanck, dem Gemeindeleiter der Pfingstgemeinde International Christian Fellowship (ICF) in Basel, Manuel Schmid, dem Scheich Burhanuddin Hermann vom Sufi-Orden Naqschbandiyya, den Psychotherapeuten Ingo Jahrsetz als Vertreter Transpersonaler Psychologie und Christian Meyer als Vertreter der Satsang-Bewegung, mit Horst Groschopp vom Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) und Vertretern des Vereins Jugendweihe Berlin-Brandenburg. Es wurden unter anderem Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche und von Christian Science besucht, das Goetheanum in Dornach, zwei Moscheen in Berlin, buddhistische Häuser und das Reiki Seminarzentrum von Oliver Klatt. Ein Höhepunkt des Curriculums war eine dreitägige Exkursion nach Freiburg und Basel im Juli 2010.

Für den erfolgreichen Abschluss des Curriculums legten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine schriftliche Hausarbeit vor und durchliefen ein mündliches Kolloquium. Zur Verleihung der Zertifikate hatte die EZW sie am 21. und 22. Januar 2011 ins Johannesstift nach Berlin-Spandau eingeladen. Mit dem Dreiklang von inhaltlicher Auseinandersetzung, Gemeinschaft und geistlichem Leben kam das Curriculum zum Abschluss. Dazu luden ein Vortrag zu Apologetik und Hermeneutik von Michael Roth, Professor für Systematische Theologie in Bonn, eine Feier am Abend und ein Gottesdienst vor der Abreise ein. Die EZW versteht das Curriculum als Beitrag für eine auftragsbewusste und wahrnehmungsfähige evangelische Kirche.


Claudia Knepper