Michael Nüchtern

Abschied vom Sühnopfer?

Wider die fahrlässige Preisgabe einer Deutungskategorie für den Tod Jesu

Die Vorstellung, dass Jesus freiwillig und gern „sich von seinem Vater in Liebe ermorden lässt“ (Helga Kuhlmann), kann berechtigte Abwehr und Widerwillen auslösen. Die drastischen Blut- und Opferbilder in vielen Gesangsbuchliedern nicht nur des 17. und 18. Jahrhunderts sind vielen fremd geworden. Da mag es manchen wie eine Befreiung erscheinen, wenn Klaus-Peter Jörns1 einen „notwendigen Abschied“ von diesen Vorstellungen befiehlt.

Spätestens durch die Aufklärung und den theologischen Feminismus ist umstritten, ob eine vielfach auch ethisch missbrauchte Opferterminologie unumgänglich ist, um die Heilsbedeutung des Todes Christi zu fassen. Klaus-Peter Jörns fordert nicht aus ästhetischen, sondern vor allem aus ethischen Gründen einen radikalen Abschied von einer Sühnopfertheologie und -liturgie mit ihren blutigen Bildern („Lamm Gottes“, „Leib“, „Blut vergossen für uns“ u. a.): Blutige Gewalt dürfe nicht länger als gut und lebensnotwendig verklärt werden. Jörns verabschiedet mit den Worten und Bildern auch ihnen zugrunde liegende Sachverhalte. Statt Christi Leib und Blut müssten im Abendmahl die „Lebensgaben“ gefeiert werden: „Nehmt und esst das Brot des Lebens ... Nach dem Mahl nahm er den Kelch mit Wein, sprach das Dankgebet, gab ihnen den und sie tranken alle daraus“. So soll sich nach Jörns die neue, gereinigte Liturgie anhören, die die Menschen befreit und besser macht. Die Frage bleibt, ob in der Opfermetaphorik des Todes Jesu (z. B. Röm 3,25a) etwas Grundlegendes zu seiner Bedeutung verwahrt wird, was ohne diese Bilder verloren geht.

Begriffliche Präzisierungen

„Alle Opfer inszenieren die Grundtatsache des Lebens, dass Leben auf Kosten anderen Lebens lebt. Alle sagen in ihrer Symbolsprache: Das eine Leben muss geopfert werden, damit das andere davon Lebensgewinn hat“ (Gerd Theißen2). Gabe und Gegengabe sind in der Opferlogik nötig, damit der Strom des Lebens fließt.3 In die Bilder und in die Logik dieser Sprache wird – wie in andere Sprachbilder auch – die Bedeutung des Todes Jesu eingezeichnet; sind es im Neuen Testament mehr die Bilder, so ist es in der Theologiegeschichte (Anselm von Canterbury) auch die Logik: Jesu Tod bringt Lebensgewinn. Jesus erleidet sozusagen den Vernichtungszorn Gottes über Sünde und Bosheit der Menschen, die dadurch von diesem Vernichtungszorn frei werden.

Um den Sinn des Opfers Jesu zu verstehen, ist es wichtig zu bedenken, dass wir im Deutschen das Wort „Opfer“ in einer mindestens doppelten Bedeutung gebrauchen. Opfer als Selbsthingabe und Vergabe von Leben ist klar zu unterscheiden vom Opfer als Preisgabe eines andern zum eigenen Lebensgewinn.4 Das Englische kennt dafür die beiden Begriffe „sacrifice“ und „victim“. Jesu Tod ist „sacrifice“, also Selbsthingabe. Zum „victim“ wird er von Menschen gemacht, nicht von Gott, nicht um göttliche Rache- und Kompensationsbedürfnisse zu befriedigen. Deshalb heißt es in der Liturgie des Abendmahls, dass der Tod des Herrn verkündigt wird. Er ist das Lamm Gottes, nicht im Sinne des Opfertieres für Gott, sondern er ist das Opfer, das Gott selbst gibt für die Sünde der Welt. Dass das „Lamm“ als „Herr“ angerufen wird und um Erbarmen und Frieden gebeten wird, transzendiert freilich bereits die Logik der Opfertiervorstellung.

Die nötige Differenzierung zwischen Fremdopfer und Selbstopfer aus Liebe kann man noch weiter treiben. Ingolf Dalferth will den vermeidbaren Verlust des eigenen Lebens um der anderen willen nicht im Paradigma der Gewalt, sondern in dem der Liebe verstehen.5 „Als Maximilian Kolbe in Auschwitz-Birkenau freiwillig den Platz von Franciszek Gajowniczek einnahm, hat er nicht sich selbst geopfert oder sein Leben final als Mittel zur Rettung des anderen eingesetzt, sondern er hat aus Nächstenliebe so gehandelt, dass er konsekutiv den Tod in Kauf nahm, weil ihm die Rettung des eigenen Lebens kein höheres Ziel war als die Praxis unbedingter Nächstenliebe. Ihm ging es nicht um den eigenen Tod, sondern um das Leben des anderen.“ Der Tod aus Nächstenliebe ist nach Dalferth kein Akt der Gewalt gegen sich selbst, sondern das Erleiden der Folgen ganz und gar uneigennütziger Liebe am eigenen Leben. „Liebesopfer sind keine Opfer, sondern Taten der Liebe.“6 Der Zürcher Theologe weist den Begriff „Opfer“ als unpassend zurück, nicht – wie Jörns – auch zugrunde liegende Sachverhalte. Etwas kompliziert, aber theologisch sachgemäß heißt das: „Nicht Gott opfert Jesus am Kreuz, und Jesus opfert sich auch nicht selbst, sondern er geht in der Liebe zu denen, denen er das Anbrechen von Gottes guter Herrschaft ansagt, bis zum Tod am Kreuz. Eben dieses unbedingte Leben der Liebe zu seinen Nächsten bis ans Kreuz aber erweist sich für diejenigen, denen mit der Auferweckung Jesu dafür durch den Geist die Augen geöffnet wurden, als irreversibles Zeichen dafür, dass Gott selbst sich am Kreuz Jesu als selbstlos uneigennützige Liebe erweist, die ihren Geschöpfen bis in den Tod wohltuend und Neues schaffend nahe bleibt, auch wenn das nach unserer Einsicht diese nicht selbst, sondern nur andere erleben mögen.“7

Das Christusgeschehen definiert Opfer und Sühne, nicht umgekehrt!

Auch bei der Opferbegrifflichkeit muss eine der wichtigsten theologischen Grundregeln beachtet werden: Nicht bestimmte Bilder und Begriffe – wie Messias, Gottessohn – deuten das Christusgeschehen, sondern das Christusgeschehen selbst füllt und modifiziert diese Begriffe und Bilder. Die theologischen Begriffe der Sühne und des Opfers werden also inhaltlich von dem das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi umfassenden Heilsgeschehen bestimmt. Nicht ein allgemeiner religionsgeschichtlicher Opfer- und Sühnebegriff erklärt das Heilsgeschehen, sondern umgekehrt erläutert dieses Geschehen, was im theologisch-christlichen Sinne „Sühne“ und „Opfer“ heißen und bedeuten können. Daraus ergibt sich v. a.:

• In der im Abendmahl vollzogenen Erinnerung und Deutung des Christusgeschehens werden Elemente des Sühnopfers und des Gemeinschaftsopfers verbunden, was sonst nie geschieht. „Das Sühnopfer wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Es soll entfernen, was sie belastet ... Das Gemeinschaftsopfer aber soll die Mitglieder der Gemeinschaft zusammenführen. Das Opfertier wird gemeinschaftlich verzehrt ... Die ersten Christen glaubten nicht, dass ihr Sühnopfer wirklich gestorben war, sondern dass mit ihm geschehen war, was bisher mit keinem Sühnopfer geschehen war: Jesus war auferstanden. Die Auferstehung des Opfers gehört nicht zur antiken Opferlogik.“8 Sie sprengt jede ungebrochene Interpretation des Todes Jesu als „Opfer“. Sie nötigt dazu, das Verhältnis zu Christus als Teilhabe und Teilnahme an seinem Geschick zu deuten. Der Lebensgewinn durch sein „Opfer“ wird überlagert und übertroffen durch den Lebensgewinn in der Teilhabe an seiner Auferstehung im Glauben.9

Der mit Opferkategorien gedeutete Tod und die Auferstehung Christi führen zum Ende blutiger und kultischer Opfer im Christentum. Mittels der Opfersprache wird die Opferlogik aufgehoben: Denn Gott „opfert“ sich selbst. Er identifiziert sich mit dem Hingerichteten und macht sich so selbst zum Opfer. Ausgeschlossen ist von daher ein Verständnis der Sühne, „wonach Gott durch das Kreuz umgestimmt und bewogen wird, Liebe statt Zorn, Gnade statt Strafe das Verhältnis zum Menschen bestimmen zu lassen ... Das Sühnegeschehen ist ... radikal einseitig: Gott gibt, die Menschen empfangen.“10 „In und durch den Sühnetod Jesu, dessen Lebensgestalt sich in Auferstehung und Rechtfertigung zeigt, vollzieht sich ein einzigartiger Wechsel und Tausch, der das kommunikabel macht, was für sich genommen inkommunikabel ist ... Christus gibt den ihm im Glauben Verbundenen das, was sein ist, Gnade, Leben, und Heil; diese geben Christus, was das ihre ist, Sünde und Tod.“11 Damit wird im Abendmahl die bleibende Macht der Sünde und des Bösen erkannt und bekannt sowie die bleibende Angewiesenheit auf das rettende Handeln Gottes.

Die Sinnhaftigkeit der zum Teil unpassenden Opfermetaphorik

Die Opfermetaphorik stellt eine Bildwelt für den christlichen Glauben bereit, die dieser gleichzeitig relativieren und umzeichnen muss. Sie ist ein Gewand, das durch die Füllung passend gemacht wird. Sie ist aber kein völlig unpassendes, geschweige denn sinnlos gewähltes Gewand. Es ist z. T. möglich, die Bedeutung des Kreuzes Christi ohne die Opfermetaphorik auszusagen. Aber es ist v. a. aus religionsgeschichtlichen, frömmigkeitsgeschichtlichen und sündentheologischen Gründen nicht tunlich. Gibt man der Opfermetaphorik den Abschied,

• entkoppelt man sich dadurch von einem breiten biblischen, theologischen Interpretationsstrom, der das Kreuz Christi auch in einen Zusammenhang mit der Religionsgeschichte und ihren Opfervorstellungen stellt. Die Opferbilder sind deshalb nicht zu eliminieren, sondern zu interpretieren. Sie sind eine Weise, mit in der Kultur vorgefundenen Sprachmustern die Bedeutung Jesu Christi auszusagen. Verdächtig bei der Elimination der Opfermetaphorik ist die Auflösung der Beziehung zur Welt der hebräischen Bibel, die auch für Jörns kennzeichnend ist. (Religionsgeschichtliches Argument)

• beraubt man sich damit bestimmter (u. U. problematischer!) sinnlicher Bilder, die Leiblichkeit, existentielle Nähe und Kraft der Christusbeziehung aussagen und zur Wirkung bringen können. Die Frömmigkeitsgeschichte ist dafür voller Beispiele, z. B. bei Matthias Grünewald (Isenheimer Altar) und bei Paul Gerhardt. Opfer und Blut sind emphatischer und sinnlicher Ausdruck für die Gabe, die Christus uns gibt. Diese Metaphern sind Gefäße, die versuchen, das Unfassbare zu fassen. Wäre die Theologiegeschichte z. B. Dalferth von Anfang an gefolgt, hätte das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“, das vielen Menschen Trost und Christusnähe vermittelt hat, nie gedichtet werden können.12 (Frömmigkeitsgeschichtliches Argument)

• wird die starke Berührtheit Gottes von menschlichem Bösem und menschlicher Schuld undeutlich. Im als „sacrifice“ gedeuteten Tod Jesu drückt sich die tiefe, nicht distanzierte Betroffenheit Gottes von menschlicher Schuld und menschlichem Leid aus. Er gibt sich in der Passion als der Liebende und der dieses Böse nicht Wollende zu erkennen. Gott offenbart sich als in seinem Wesen berührt vom Gewicht menschlicher böser Taten, von der Grausamkeit der Folterer, von den Schmerzen der Opfer (victims) und von den Erfahrungen der Gottverlassenheit. Dies stellt sich im Kreuzestod Jesu dar: Gott ist am Ort des Schreckens präsent, er erleidet ihn und macht ihn gleichzeitig als etwas offenbar, was nicht sein soll. Ein Vergeben menschlicher Schuld ohne die Anschauung und Darstellung ihrer brutalen und grausamen Wirkungen könnte als ein nicht Ernstnehmen der Opfer (victims) erfahren werden. Die Erinnerung der Passion mit ihren Blut- und Opfervorstellungen korreliert mit der Größe und Brutalität der Schuld, die vergeben wird; sie ist zugleich ein ästhetisches und theologisches Gegengewicht zu vielfältigen Verharmlosungen des Bösen. Eine „Pädagogik der Liebe“ (vgl. C. Schneider-Harpprecht) wird dem Leben nicht gerecht. (Sündentheologisches Argument)

Keine Reduktionshermeneutik!

Die Feier des Abendmahls ist der Vorgang, durch den Christus mit seiner Liebe bestimmend auf die Seinen wirkt. Um diese Bestimmung als Trost, Kraft und Ermächtigung zu vergegenwärtigen und zur Wirkung kommen zu lassen, wird es inszeniert und liturgisch gefeiert. Diese Bestimmung schließt die Konfrontation mit den eigenen Schatten und mit der Dunkelheit der Welt ein. Dazu wird ein ganzes Arsenal von Christuserinnerungen (Vaterunser, Friedensgruß, Kreuz usw.) und Verdeutlichungen der Weise seiner Bestimmung (Lob Gottes, Einsicht in Schuld, Teilen usw.) aufgeboten und in einen spannungsreichen Ablauf gebracht. Die Opfermetaphorik ist ein bedeutungstragender Teil davon.

Am Anfang des Abendmahls steht nicht eine Lehre, sondern eine Feier mit Bildern und vielschichtigen Bedeutungen. Das hat das Abendmahl mit der Taufe, mit anderen rituellen Inszenierungen, aber auch mit der Kunst gemeinsam. Das Abendmahl ist nicht die Umsetzung einer Lehre in eine symbolische Form. Vielmehr kann umgekehrt das komplexe, mehrschichtige, nicht in einfache Sätze reduzierbare bildhafte, dramatische Geschehen in bestimmte Begriffe und Lehren übersetzt werden, die den Sinn des Abendmahls nicht erschöpfen, sondern bewahren helfen. Das Abendmahl ist als performativer Akt zu begreifen. Es setzt keine Lehre oder Idee um, sondern es eröffnet im Gegenteil Sinnpotentiale und Bedeutungen. Es ist grundsätzlich falsch, den symbolischen Reichtum der liturgischen Tradition der Vergangenheit apodiktisch und autoritativ von der Gegenwart her zu entwerten und zu verwerfen. Selbstverständlichkeiten gegenwärtigen Lebensgefühls können so wenig der Maßstab für die Überlieferung kultureller Güter sein wie für die Überlieferung theologischer Bilder. Letztere enthalten Sinnpotentiale, die über Nützlichkeiten und Moden hinaus zu erhalten sind.

Als einzelner Christ kann und darf ich nicht nur Schwierigkeiten mit einzelnen Symbolen – z. B. der Opfermetaphorik – haben, sondern auch gegebenenfalls in meiner persönlichen Frömmigkeit darauf verzichten. Etwas ganz anderes ist die Frage, ob die Kirche selbst als Bewahrerin der christlichen Traditionen und Bilder diese Metaphorik ausscheiden darf. Es offenbart einen autoritären Geist, wenn man die eigene Privatfrömmigkeit zum Gesetz für die Überlieferung der Kirche machen will.

Kontexte

1. Jörns begegnet der Sühnetodvorstellung, die er für falsch hält, mit der Darstellung einer Lehre, die er für richtig hält. Gemäß dieser Lehre schlägt er eine gereinigte Liturgie vor. Faktisch reduziert er die Sinnpotentiale des Rituals in Richtung auf eine Feier des Lebens – harmlos und kontrapunktfrei. Dieses Programm ist kein Heilmittel – weder für die Gesellschaft noch für das Christentum. Jörns verkennt die Signaturen einer pluralistischen Moderne ebenso wie die der Seele. Die „Patchworkreligiösen“, die sich ihre Religion selbst suchen, haben kein Bedürfnis nach einer einheitlichen Weltsicht, sondern fühlen sich vom Fremden und anderen angezogen. Rationaler Alltag geht mit der Sehnsucht nach Geheimnis gut zusammen. Ein Abendmahl ohne mystische Fremdheit lockt die Kirchenfernen nicht. Allenfalls einige kurzfristig verirrte treue Protestanten können sich von dem Jörns’schen Sirenengesang angezogen fühlen. Nachhaltig können Strategien der Verharmlosung des Heiligen nie sein.

2. Seit einigen Jahren formuliert der Philosoph Jürgen Habermas immer wieder folgenden Gedanken: Die säkulare Gesellschaft solle sich nicht von den Sinnpotentialen der Religion abschneiden. Religiös begründete Argumente im Diskurs enthielten Ressourcen der Normativität, die offenbar anders als religiös nicht zur Verfügung stünden. Freilich müssten sie (auch) „übersetzt“ werden, um als ein willkommenes Heilmittel gegen die „entgleisende Modernisierung“ wirken zu können. Geht es Habermas um eine „vernunftgeleitete Aneignung“ religiöser Gehalte, so lässt sich Jörns’ Konzept als eine Reduzierung religiöser Gehalte auf etwas deuten, was sich die säkulare Gesellschaft so und so sagen kann und sagt, was aber ihr zugleich auch nicht genügt.

3. Bei aller Fremdheit zeigt sich die säkulare Moderne von der Opfer- und Blutmetaphorik des christlichen Rituals immer auch angezogen. Sie hat die Kraft der Opfervorstellung gerade jenseits der Gewaltverherrlichung z. B. in der Kunst13 und in der Kommunikation (Werbung) für sich genutzt. Es wäre fahrlässig, durch den „Abschied vom Sühnopfer“ den religiösen Bezugspunkt preiszugeben und dem Dialog von Christentum und Kultur den Boden zu entziehen.


Michael Nüchtern, Karlsruhe


Anmerkungen

1 Klaus-Peter Jörns, Lebensgaben Gottes feiern. Abschied vom Sühnopfermahl, Gütersloh 2007.

2 Gerd Theißen, Erleben und Verhalten der ersten Christen, Gütersloh 2007, 373.

3 Der Begriff des Opfers weitet sich fast zu einer Grundbeschreibung nicht nur religiöser Handlung aus, sondern von Handeln schlechthin. Fraglich wird dann umso mehr, ob es einen allgemeinen Begriff des Opfers gibt, der kultisches Opfer und Opfer irgendwelcher Gewalt, Dankopfer, Straßenverkehrsopfer, Gemeinschaftsopfer, Sühnopfer usw. umgreift.

4 Vgl. Michael Welker, Was geht vor beim Abendmahl? Stuttgart 1999; Sigrid Brandt, Opfer als Gedächtnis. Auf dem Weg zu einer befreienden Rede vom Opfer, Münster 2001.

5 Ingolf Dalferth, Selbstaufopferung, in: ThlZ 113, 2008, 1157.

6 Ebd., 1160.

7 Ebd., 1168.

8 G. Theißen, a.a.O., 367f.

9 Auch der Begriff des Glaubens in Röm 3,26 passt nicht so recht in die Opferlogik.

10 Ralf Stolina, Art. Sühne. III. Dogmatisch, in: RGG4, Bd. 7, 1845.

11 Ebd., 1847.

12 „The heart is commonly reached, not through reason, but through the imagination, by means of direct impressions, by the testimony of facts and events, by history, by description. Persons influence us ... looks subdue us, deeds inflame us ... no man will be a martyr for a conclusion” (Henry Newman, An Essay in Aid of a Grammar of Assent, 1870, zit. nach K. G. Steck, Art. Apologetik II, TRE3).

13 Vgl. nur die Filme von Andrej Tarkowski, Opfer; Lars von Trier, Breaking the Waves u. a.