Michael Utsch, Hansjörg Hemminger

Seelsorge- und Beratungsausbildungen freier christlicher Werke und Träger

Etwa 1500 Teilnehmer verzeichnete der zweite christliche Gesundheitskongress in Kassel im Januar 2010, auf dem intensiv über die Zusammenhänge zwischen Heil und Heilung, christlichem Glauben und professionellen Gesundheitsdienstleistungen diskutiert wurde. Über hundert Fachaussteller belegten auf diesem Kongress, dass es auch einen Markt für Lebenshilfe gibt, die „christlich“ als ein Markenzeichen im Titel führt. In den Seminaren ging es nicht nur um die christliche Identität von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diakonischen Einrichtungen, sondern auch um praktische Beispiele, wie der herausfordernde Alltag in einem Gesundheitsberuf auf der Grundlage des christlichen Glaubens aktiv gestaltet werden kann. Besonders fachspezifische Seminare für Fachkrankenschwestern, Geriater oder Pflegedienstleitungen fanden großen Zuspruch. Die heilenden Aspekte gläubigen Vertrauens und der Einbindung in eine Ortsgemeinde wurden als wichtige Ergänzung professioneller Gesundheitsdienstleistungen herausgestellt. Der Kongress profitierte von seinem fachlich wie ökumenisch breit angelegten Horizont, den viele Teilnehmer als anregend und weiterführend erlebten.

Dieser Kongress dokumentiert, dass sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten auch in Deutschland ein Markt von betont christlichen Seelsorge- und Beratungsausbildern außerhalb der Landeskirchen und der etablierten Freikirchen gebildet hat. Die Beziehungen zwischen diesen Ausbildungswerken und den Kirchen sind allerdings vielgestaltig. Sie reichen von enger Kooperation1  bis zur Gegnerschaft2. Die Angebote stehen einerseits in Konkurrenz zu Ausbildungen für ehrenamtliche Seelsorger, die auch innerhalb der Kirchen angeboten werden. Andererseits setzen sie sich ausdrücklich vom kirchlichen Beratungswesen mit ihren Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen ab.

Psychologische oder christliche Beratung?

Die psychologischen Beratungsstellen in kirchlicher Trägerschaft haben ihre Wurzeln außerhalb der kirchlichen Institutionen in den Ehe- und Sexualberatungsstellen sowie den Erziehungsberatungsstellen der 1920er Jahre. Sie haben wesentlich zu niedrigschwelligen Angeboten für jedermann beigetragen. Durch die organisatorische Einbindung in Diakonie und Caritas werden in diesen Beratungsstellen hohe Fachlichkeit mit einem christlichen Profil verbunden. Gegenwärtig gibt es etwa 670 solcher Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft.3  Knapp die Hälfte davon sind integrierte familienorientierte Beratungsstellen mit rund 2400 Fachkräften, also etwa acht pro Einrichtung, die gezielte Paar-, Krisen-, Erziehungs- und Schwangerschaftskonfliktberatung anbieten. Die Besonderheit von psychologischer Beratung in kirchlicher Trägerschaft ergibt sich nach Aussage des Leiters des Evangelischen Zentralinstituts für Familienberatung durch einen Dialog von theologischen und sozialwissenschaftlichen Menschenbildern im Kontext von Beratung, die Zugehörigkeit des Beraters zu einer christlichen Kirche, die Möglichkeit der Einbeziehung spiritueller Themen und die institutionelle Verflechtung von Beratungsstelle und Kirche.4

Seelsorge und Beratung werden hier als zwei Formen kirchlich-diakonischen Handelns verstanden, die unterschiedliche Zielsetzungen und Rahmenbedingungen haben, aber in der Arbeit aufeinander bezogen werden. Ohne Zweifel verfügen die kirchlichen Beratungsstellen über hohe professionelle Standards. Seelsorge im engeren Sinne, in der die Gottesbeziehung im Zentrum steht, findet in der psychologischen Beratung in der Regel nicht statt. Erst in der letzten Zeit wird auch in der Pastoralpsychologie über die Bedeutung positiver Spiritualität als Bewältigungshilfe in seelischen Krisen und Konflikten nachgedacht.5  Für manche Ratsuchenden ist nämlich die schlichte Auskunft, dass alle Mitarbeiter der Beratungsstelle zu einer christlichen Kirche gehören, nicht genug. Sie suchen gezielt nach einer christlichen Beratung und vermuten, dass nur eine gemeinsame Glaubensüberzeugung das Verstehen der eigenen Konfliktlage und eine hilfreiche Beratung möglich mache.

Im Unterschied zur psychologischen Beratung in kirchlicher Trägerschaft würden die meisten Vertreter christlicher Seelsorge- und Beratungsangebote vermutlich stärker das Integrative ihres Ansatzes betonen: Christliche Seelsorge und professionell-psychologische Beratung seien nicht zu trennen. Wenn ein Christ Rat und Unterstützung benötige, müsse „christliche Beratung“ aus einem Guss sein. Stimmt das?

Spezifische religiöse Beratung?

Zumindest zwei starke Argumente unterstützen den Trend, die religiöse Orientierung des Ratsuchenden und / oder Beraters zu kennen, um sie in den Beratungsprozess einbeziehen zu können: 1. Aus der Therapieforschung ist bekannt, dass der wesentliche Heilungseffekt nicht von der verwendeten Gesprächstechnik abhängt, sondern von der Qualität der therapeutischen Beziehung. Wenn ein Berater den Glauben des Ratsuchenden teilt, sind das Vertrauen und auch das Wissen über die Glaubenslehre und -praxis in der Regel höher. 2. Vor dem Hintergrund starker religiöser Pluralisierungsprozesse in der Gesellschaft treten auch in Beratung und Psychotherapie häufiger Angebote mit eindeutiger weltanschaulicher Positionierung auf.6  Eine ganzheitliche Sicht des Menschen als Körper-Seele-Geist-Einheit bezieht gleichberechtigt auch die religiös-spirituelle Dimension mit ein. Und weil Menschen unterschiedlich glauben, sollte auch eine christlich orientierte und fundierte Beratung angeboten werden.

In der Vergangenheit sind religiöse und spirituelle Werte von Beratern und Psychotherapeuten zu wenig berücksichtigt worden. Allerdings stellen hoch religiöse und spirituelle Klienten eine besondere therapeutische Herausforderung dar, weil ihre Deutungsmuster oft sehr rigide sind. Ein bekannter amerikanischer Religionspsychologe ist der Meinung, gerade deshalb müsse nicht unbedingt eine Glaubensübereinstimmung zwischen Therapeut und Klient bestehen. Erst im Kontrast würden sich die blinden Flecken besser abheben. Auch ein säkularer Therapeut, so Everett Worthington, könne sich mit viel Einfühlungsvermögen auf die Lebenswelt eines religiösen oder spirituellen Klienten einlassen und unter günstigen Bedingungen wirkungsvolle Hilfen anbieten.7  Solange allerdings das Wissen um religiöse Gemeinschaften und die Praktiken und Überzeugungen ihrer Mitglieder unter Beratern und Therapeuten so gering wie bei uns ausgeprägt ist, muss von einem breiten Graben zwischen angeblich „weltanschaulich neutraler“ Beratung und religiösen Klienten ausgegangen werden. Um ihn zu überwinden, müssen sich Berater und Therapeuten mit der Glaubenswelt eines Klienten vertraut machen, um ihn richtig verstehen zu können. Die Vielfalt und Intensität religiöser und spiritueller Sinndeutungen ist den Beratungs-Fachleuten häufig noch suspekt, weil diese Berufsgruppe im Vergleich zu anderen seltener religiös engagiert ist. In den letzten Jahren sind aber einige Fachbücher erschienen, die diese Wissenslücken füllen.8

Ausbildungsstandards christlicher Lebenshilfe

Die Zeiten, in der man evangelikale Christen an ihrer „Psychophobie“ erkannte, sind größtenteils Vergangenheit. Fachliche Standards werden hoch geschätzt, was man etwa an Aktivitäten der „Akademie für Psychotherapie und Seelsorge“ ablesen kann.9  Es gibt Internetportale und Bücher, die den Ansatz evangelikal orientierter Beratung erläutern und Beratungsstellen auflisten.10

Die Beratungsqualifikation orientiert sich inhaltlich überwiegend an dem international üblichen Muster eines „Christian counseling“. Dieses Konzept wird in Deutschland durch die internationale Organisation „Association of Christian Counselors“ (ACC) vertreten.11  Die Akkreditierung von Abschlüssen durch die ACC ist für die Ausbildungsstandards von Bedeutung; wo sie vorliegt, wird dies nachstehend vermerkt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die ACC Ausbildungsgänge auf mehreren Ebenen unterscheidet, so dass eine Akkreditierung unterschiedlich gewichtig sein kann.

Einige weitere Stichworte zur Erläuterung: Der Begriff „überkonfessionell“ wird von den meisten Anbietern benutzt und bedeutet nicht mehr als organisatorische Unabhängigkeit. Häufig findet sich die Berufung auf die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz. Sie verortet die Anbieter innerhalb der in sich sehr vielgestaltigen evangelikalen Bewegung. Eine psychologisch oder theologisch begründete Trennung zwischen Seelsorge, Beratung und Therapie ist bei den Anbietern die Ausnahme. Der Begriff „Therapie“ oder das Adjektiv „therapeutisch“ werden trotz der damit verbundenen Rechtsfragen oft in unklarer Weise benutzt. Die positive Rezeption der säkularen Wissenschaften wie Psychologie, Medizin und Pädagogik ist unabhängig von der theologischen Ausrichtung bei den meisten Werken unstrittig. Ausnahmen wie die „Gemeindeorientierte Initiative für biblische Beratung“ (GIBB) und die „Ignis-Akademie“ (siehe unten) gibt es jedoch.

Anbieter christlicher Lebenshilfe – Beispiele

  •  Das Institut für christliche Lebens- und Eheberatung (ICL) mit Sitz in Steinen bei Lörrach (Südbaden) ist vor allem im Süden Deutschlands und in der Schweiz aktiv. Eine Liste der Berater und Beraterinnen wird im Internet veröffentlicht. Die Arbeit des Instituts ist stark auf die Person der Gründerin und Leiterin Katharina Schmidt zugeschnitten, einer Schülerin von Reinhold Ruthe. Die psychologisch-pädagogische Grundlage besteht in der Individualpsychologie (Alfred Adler) in der von Reinhold Ruthe in die christliche Seelsorge übertragenen Form, wobei heute mehrere Methoden aufgeführt werden. Theologisch orientiert sich das Institut an der charismatischen Bewegung in einer nicht extremen Form. Es gibt zum Beispiel im Curriculum eine Grundausbildung in „prophetischem Dienen“. Zur theologischen Orientierung gehört ein – ebenfalls in gemäßigter Form ausgeprägter – Biblizismus.

    Zitat aus der Internet-Präsentation: „Was ist die Grundlage unserer Schulung? Begleitende Seelsorger, Beratende Seelsorger, Christliche Lebens- und Eheberater verstehen sich als Unterstützer (Parakletos). Sie ermutigen bei Problembewältigung / Lösungsfindung und fördern den Ratsuchenden in seiner Persönlichkeitsentwicklung. Unser Ausbildungskonzept integriert bewährte Ansätze aus verschiedenen psychologischen Schulen wie zum Beispiel: Die Individualpsychologie nach Alfred Adler und Rudolf Dreikurs / Die Gesprächstherapie nach Carl R. Rogers (Nicht-Direktive Therapie) / Die Logotherapie nach Victor Frankl / Die Rational-Emotive Therapie (RET) nach Albert Ellis / Die Kognitive Therapie nach A.T. Beck und William Backus / Die Systemische Familientherapie nach Prof. Dr. Martin und Dr. Inger Kirschenbaum / Das Psychodrama nach J. L. Moreno“ (www.icl-institut.org).

 

  • Die Biblisch-Therapeutische Seelsorge (BTS) mit Sitz in Freudenstadt (Schwarzwald) ist ACC-Mitglied und wurde nach der Insolvenz der „alten“ DGBTS (Deutsche Gesellschaft für Biblisch-Therapeutische Seelsorge) im Jahr 2000 von Michael und Hilde Dieterich neu gegründet. Sie bietet eine Ausbildung in „Biblisch-Therapeutischer Seelsorge und Beratung“ in mehreren Stufen an. Fachlich folgt das Curriculum einer anspruchsvollen, eklektischen Methodik mit Schwerpunkten in der empirischen und klinischen Psychologie, weniger in der Tiefenpsychologie.12  2007 wurde erstmals der zweijährige Masterstudiengang „Psychologie der Beratung“ in Zusammenarbeit mit der der „Gemeinde Gottes“ (Church of God, Cleveland) nahestehenden Lee-Universität auf dem Kniebis im Nordschwarzwald durchgeführt, den 16 Personen im Oktober 2009 erfolgreich abschlossen. Die Gründerpersonen der alten und neuen BTS stammen aus der innerkirchlichen Gemeinschaftsbewegung, an der sich die „alte“ DGBTS theologisch orientierte. Inzwischen ist die BTS deutlicher freikirchlich ausgerichtet, wirkt aber immer noch stark in die evangelischen Landeskirchen hinein.

    Auf der Internetseite der BTS heißt es: „Die Flut psychischer und sozialer Probleme macht auch vor Christen nicht halt. Sie brauchen jedoch eine Seelsorge, die auch Glaubensfragen einbezieht. Oft verhindert das mangelnde Vertrauen zum Psychotherapeuten, über dessen Glaubenshintergrund keine Klarheit besteht, einen möglichen Heilungsprozess. Der Bedarf nach geschulten Fachkräften ist groß. Aus dieser dringenden Bedarfslage heraus ist die BTS im Jahre 1987 entstanden. Das Konzept bestätigte sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr schnell. Weit über 10.000 Personen besuchten seither die Grundkurse der BTS und ca. 600 Personen haben die ca. 500-stündige Ausbildung abgeschlossen. Sie engagieren sich in vielfältigen Beratungsaufgaben, vom Ehrenamt in der Kirchengemeinde bis zur Vollprofessionalität in der eigenen Beraterpraxis“ (www.bts-ips.de).

 

  • Die Ignis-Akademie für Christliche Psychologie mit Sitz in Kitzingen bei Würzburg ist ACC-Mitglied und bietet ein umfassendes Ausbildungsprogramm einschließlich Fernkursen an, als unterste Stufe ein Basisjahr „christliche Beratung“. Die umfassende Ausbildung in „Christlicher Psychologie“ dauert vier Jahre und wird als akademisches Studium verstanden. Ab Herbst 2010 wird man an der Ignis-Akademie auch das mindestens vierjährige Studium „Christliche Psychologie“ in deutscher Sprache studieren können. Möglich wurde das durch eine Kooperation mit dem südafrikanischen Institut für Christliche Psychologie, das den international anerkannten akademischen Titel „Bachelor of Psychology“ verleiht. Über das Verhältnis des Bachelor-Abschlusses zu einem Diplom in Psychologie wird derzeit noch intensiv diskutiert. Absolventen der Akademie können sich aus der Sicht von Ignis als christliche Psychotherapeuten niederlassen. Der Begriff Seelsorge kommt als Ausbildungsziel nicht vor, aber das Basisjahr wird als Qualifikation für ehrenamtliche Seelsorge verstanden. Die Fachklinik De’Ignis in Egenhausen bei Altensteig ist historisch mit Ignis verbunden, aber seit Jahren organisatorisch unabhängig und bietet keine Seelsorgeausbildung an. Die fachliche Besonderheit bei Ignis besteht darin, dass die Akademie an der Notwendigkeit einer eigenen „christlichen Psychologie“ festhält und insofern der Rezeption säkularer Theorien und Methoden bis zu einem gewissen Grad skeptisch gegenübersteht. Diese Haltung hat sich in den letzten Jahren gemäßigt, dient aber immer noch als Rechtfertigung für Ausbildungsinhalte wie den „Befreiungsdienst“ von Dämonen, die fachlich ansonsten nicht möglich wären. Theologisch gehört Ignis sowohl vom Ursprung als auch von der gegenwärtigen theologischen Ausrichtung her zur Pfingstbewegung und wirkt vorwiegend in diese Bewegung hinein.

    In der Internet-Präsentation wird die Ausbildung so beschrieben: „Der Fokus dieses fachlich und geistlich fundierten Studiums liegt auf einem christlich ganzheitlichen Ansatz, in dem geistliche, psychologische und soziale Aspekte als Grundlage für Weiterentwicklung im eigenen Leben und in der späteren beruflichen Praxis verbunden werden. Sie lernen eine Vielfalt von psychologischen Fragestellungen und Modellen kennen, die von einem christlichen Menschen- und Weltbild her durchdrungen und gedeutet werden. Damit werden Sie befähigt, Christliche Psychologie zu verstehen und zur Anwendung zu bringen, und können in psychologischen und beratenden Arbeitsfeldern im deutschen sowie internationalen Kontext tätig werden“ (www.ignis.de).

 

  • Das Institut für Therapeutische Seelsorge (TS-Institut) mit Sitz in Neuendettelsau und Büchenbach gehört zum EC-Verband Bayern und feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Es ist Mitglied der ACC und bietet Ausbildungen zum begleitenden Seelsorger, beratenden Seelsorger und therapeutischen Seelsorger an. Als oberste Stufe kann man den akademischen Titel eines Masters der Theologie erwerben. Das Programm ist stark vom Gründer Michael Hübner geprägt; fachlich orientiert man sich an einer eklektischen, anspruchsvollen Methodik. Die Dozenten decken ein weites fachliches Spektrum ab. Theologisch ist das Institut gemäß seiner Einbindung in den EC-Verband am Neupietismus innerhalb der Gemeinschaftsbewegung ausgerichtet. Über den EC-Verband und die Gemeinschaftsbewegung insgesamt ist das Institut weit über Bayern hinaus präsent.

    Zitat aus der Internet-Präsentation: „Wo herkömmliche Seelsorge an Grenzen stößt, kann Therapeutische Seelsorge in Anspruch genommen werden. Wo Klienten medizinisch-psychologischer Hilfe bedürfen, erkennen wir die Notwendigkeit eines kooperativen Zusammenspiels zwischen Ärzten einerseits und dem sozialen Umfeld ... andererseits. Unser gemeindenahes Angebot von Therapeutischer Seelsorge und Psychotherapie und die enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Kliniken machen dies möglich“ (www.ts-institut.de).

 

  • Das Werk Team.F – Neues Leben für Familien mit Hauptsitz in Lüdenscheid bietet zahlreiche Seminare in ganz Deutschland an. Dabei geht es vorwiegend um die Themenbereiche Ehe und Ehevorbereitung, Familie und Kindererziehung. In der „Team.F Akademie“ können Mitarbeiter aus Kirchen und Gemeinschaften eine Ausbildung zum Fachreferenten, zum Paarberater oder zum Seelsorger absolvieren. Die Ausbildung erfolgt größtenteils in Fernkursen. Abweichend vom sonstigen Sprachgebrauch ist der Abschluss „Seelsorge“ der anspruchsvollste. Er wird als „Gebetsseelsorge“ bezeichnet und ist durch die ACC akkreditiert. Eine systematische fachliche Grundlage ist im Curriculum nicht zu erkennen; fundamentaltheologische, ethische und psychologische Inhalte fließen zu einer eigenständigen Mischung zusammen. Theologisch beruft man sich in einer allgemeinen, Extreme vermeidenden Form auf die Basis der Evangelischen Allianz. Von der Geschichte her gibt es über „Jugend mit einer Mission“ Beziehungen zur US-amerikanischen Pfingstbewegung.

    Auf der Internetseite von Team.F heißt es: „Stabile Ehen und Familien sind ein wichtiges Merkmal christlicher Gemeinden. Durch wachsende Ehe- und Familienprobleme sind viele Pastoren und Gemeindeleiter überfordert. Die Team.F Akademie bietet Gemeinden die Möglichkeit einer qualifizierten Ausbildung eigener Mitarbeiter. So erhalten sie die Chance zum Aufbau einer eigenen Ehe- und Familienarbeit in ihrer Stadt. Besonders Ehepaare mit einem Herz für Familien ermutigen wir, sich für diese wichtige Arbeit ausbilden zu lassen“ (www.team-f.de).

 

  • Die BildungsInitiative für Seelsorge und Lebensberatung (Sitz: Kirchheim unter Teck) entstammt dem württembergischen Pietismus und hat sich zur Aufgabe gemacht, Prävention, Seelsorge und Beratung in und für christliche Gemeinden zu fördern. Ihre Angebote sind von der ACC akkreditiert. Ihr Schwerpunkt liegt in der Ausbildung von Gemeindemitarbeitern zu „begleitenden Seelsorgern“ und „seelsorgerlichen Lebensberatern“. In der kürzeren Seelsorge-Ausbildung wird auf den ehrenamtlichen Einsatz in Gemeinden, Altenheimen oder Krankenhäusern vorbereitet. Die Ausbildung zur seelsorgerlichen Lebensberatung umfasst etwa 755 Unterrichtseinheiten, die auch ein Praktikum und Falldokumentationen beinhalten. Zielvorstellung ist hier der honorierte Einsatz in Gemeinden, die Mitarbeit in der Altenheim- und Krankenhausseelsorge oder eine Betätigung als freie Lebensberaterin bzw. freier Lebensberater in eigener Praxis. Darüber hinaus führt die Bildungsinitiative zahlreiche Präventions-Seminare und Vorträge in Gemeinden durch, um vermeidbaren Konflikte, gesundheitlichen Gefährdungen und engführenden Glaubens- und Gemeindestilen vorzubeugen. Zu den Angeboten gehören Elterntraining, Beziehungstraining und Kurse zum Glaubenswachstum.

    Zitat aus der Internet-Präsentation: „Häufig möchten Menschen aus alten Verhaltensweisen ausbrechen und neue Wege finden. Nur wie? Viele sehnen sich nach Gesprächspartnern, die in der Lage sind, die bedrängenden Fragen und Probleme im Sinne der Lebensberatung kompetent und aus einer ganzheitlichen Sicht wahrzunehmen. Das Wissen, wie Leben gelingen kann, ist in unserer Gesellschaft rar geworden. Daher erwerben Christliche Lebensberaterinnen und Lebensberater neben den seelsorgerlichen Kompetenzen im Sinne der Begleitenden Seelsorge zusätzlich ein fundiertes Wissen aus psychologischen, psychotherapeutischen, theologischen und pädagogischen Ansätzen. Diese Erkenntnisse, sowie eine seelsorgerliche, dienende Haltung, Selbsterfahrung und regelmäßige Supervision kommen somit Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen zugute“ (www.bildungsinitiative.net).

 

  • Das Institut für Seelsorgeausbildung (ISA) wurde von einem ehemaligen Mitarbeiter der BTS in Karlsruhe gegründet. Die gesamte Ausbildung gliedert sich in vier Teile: Im ersten Grundkurs wird die personenzentrierte Gesprächsführung eingeübt, im zweiten Grundkurs stehen Psychohygiene und Spiritualität im Zentrum. Kernstück bildet ein „Zentralkurs“ in kognitiver Seelsorge, in dem die Veränderung ungünstiger Gedankenmuster erlernt werden soll. In einem Aufbaukurs werden weitere Einzelfragen behandelt, ebenso wird auf die Heilpraktikerprüfung „Psychotherapie“ vorbereitet. Jeder der vier Blöcke umfasst 150 Seminarstunden; nach erfolgreichem Abschluss werden Zertifikate in Begleitender und Beratender Seelsorge ausgestellt.

    Auf der Internetseite des Instituts heißt es: „Wir sind der Überzeugung, dass die Persönlichkeit des Beraters und Seelsorgers eine größere Bedeutung für seine therapeutische Wirksamkeit hat als die Kenntnis und sachgemäße Anwendung von Methoden. Fachkompetenz ist in Seelsorge, Beratung und Therapie sehr wichtig, aber Sozialkompetenz noch mehr! Darum liegt ein Schwerpunkt unserer Ausbildung in der ‚Seelsorge an der eigenen Seele’“ (www.isa-institut.de).

 

  • Christen im Gesundheitswesen ist eine bundesweite, konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern im Gesundheitswesen: Pflegenden, Ärzten, Therapeuten, Seelsorgern, Sozialarbeitern und Mitarbeitern aus Management und Verwaltung. Sie geht davon aus, dass jeder pflegerischen und therapeutischen Arbeit ein bestimmtes Menschenbild zugrunde liegt. Der Verein möchte Krankheit nicht allein von der körperlichen, psychischen und sozialen Wirklichkeit des Menschseins her verstehen, sondern sieht den Menschen wesentlich durch die Beziehung zu Gott bestimmt. Aus dieser ganzheitlichen Sicht haben die der Geistlichen GemeindeErneuerung nahestehenden Verantwortlichen eine christliche Heilkunde entworfen, die auf dem christlichen Menschenbild beruht und gleichzeitig die modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse mit einbezieht. In rund 40 Regionalgruppen bieten sie Foren zu Erfahrungsaustausch und Gebet sowie zur Bearbeitung grundlegender Themen aus Pflege und Therapie auf der Basis des christlichen Glaubens an.

    Auf der Internetseite wird folgende Überzeugung zum Ausdruck gebracht: „Krankheit im Leben des Menschen muss im Kontext seiner Biographie, seiner spirituellen, der psychosozialen sowie der physischen Wirklichkeit bewertet und verstanden werden. Wer seinen Blick weitet, entdeckt in jedem Kranken auch das Heile, das Schöne, ja die Liebe und Herrlichkeit des Schöpfers. Zugleich weiß er um die Verletzlichkeit des menschlichen Lebens“ (www.cig-online.de).

 

  • Der Verein Surrexit – Heilung und Neuorientierung durch biblische Seelsorge mit Sitz in Ludwigsburg ist – anders als fast alle anderen angeführten Anbieter – ökumenisch orientiert. Die Leiterin Gerda Krüger gehört der katholischen Kirche an, einige Mitarbeiterinnen der evangelischen Kirche. Es gibt nur weibliche Mitarbeiterinnen, deren fachlicher Hintergrund unterschiedlich ist. Der Verein bietet keinen formalen Ausbildungsabschluss an, sondern thematisch orientierte Seelsorgeschulungen, ist aber Mitglied der ACC. Theologisch gehört Surrexit zur innerkirchlichen charismatischen Bewegung.

    Auf der Internetseite des Vereins wird die Leiterin Gerda Krüger folgendermaßen zitiert: „Seelsorge ist kein Ziel. Es ist immer ein Mittel zum Ziel zu gelangen. Das Ziel ist nicht nur Heilung, sondern Freisetzung und Einsetzung zur Berufung“ (www.surrexit.de).

 

  • Die Gemeindeorientierte Initiative für Biblische Beratung (GIBB) mit Sitz in Sulzberg (Allgäu) bietet Schulungen für Seelsorgerinnen und Seelsorger an. Sie ist von der Person des ersten Vorsitzenden, des Diplom-Psychologen Roland Antholzer, geprägt, der es ablehnt, fachliches Wissen aus der säkularen Psychologie seelsorgerlich zu rezipieren, und beansprucht, methodisches Wissen direkt aus der Bibel zu beziehen. Damit grenzt er sich von den sonstigen Seelsorgeausbildern ab. GIBB repräsentiert theologisch das bibelfundamentalistische Extrem des derzeitigen Ausbildungsspektrums.

    Zitate von der Internetseite: „Wenn wir von ‚biblischer Seelsorge’ sprechen, dann meinen wir damit eine Seelsorge, die sich völlig und ganz auf das Wort Gottes gründet. Dies setzt voraus, dass wir die Bibel als von Gottes Geist eingegeben, irrtumslos und absolut verbindlich für die Gestaltung unseres Lebens ansehen (2. Tim. 3,16.17)!“ „Konsultative Seelsorge ist eine Begegnung zwischen zwei Menschen, bei der der Seelsorger nach eingehender Diagnostik das Wort Gottes an den Ratsuchenden ausrichtet, um ihn mit der göttlichen Sicht seiner Problematik und dem göttlichen Weg zur Lösung und Befreiung vertraut zu machen“ (www.gibb-ev.de).

 

  • Das Weiße Kreuz, das vor über hundert Jahren in Berlin gegründet wurde und dessen Zentrale sich heute in Ahnatal bei Kassel befindet, bietet in Kooperation mit der Beratungs- und Seelsorgeorganisation „Wüstenstrom“ Fortbildungen für Seelsorge und psychologische Beratung in den Bereichen Sexualität, Identität und Beziehung an. Die Abschlüsse sind ACC-akkreditiert. Ansonsten gibt es Fortbildungen zu Spezialthemen, und man verweist auf die Ausbildung bei der „BildungsInitiative“. Es wird ein bundesweites Netz von Beratungsstellen aufgebaut. Die fachlichen Anforderungen an die Beraterinnen und Berater sind hoch. Theologisch ist das Werk in der evangelikalen Bewegung verortet.

    Auf der Internetseite heißt es: „Das Weiße Kreuz handelt aus der Erkenntnis, dass Christen zu gegenseitiger Liebe, diakonischem Dienst und verantwortlichem Handeln in der Gesellschaft beauftragt sind. Seine Arbeit gründet sich auf die Ethik des Neuen Testamentes und damit auf biblisch-theologische Leitsätze, die für das Verständnis des Glaubens unverzichtbar sind. Das Weiße Kreuz ist eine eigenständige christliche Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen in unterschiedlichsten Problem- und Krisensituationen zu beraten und zu begleiten. Das ist in erster Linie durch fachliche Schulung und Förderung des seelsorgerlichen Engagements von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Kirchen, Gemeinschaften, Gemeinden und christlichen Werken gewährleistet, sowie durch Veröffentlichungen im Bereich von Sexualethik, Pädagogik und Seelsorge“ (www.weisses-kreuz.de).

 

  • Die Organisation Wüstenstrom mit Sitz in Tamm bei Ludwigsburg ging aus der US-amerikanischen Organisation „living waters“ hervor, hat sich aber fachlich und theologisch eigenständig entwickelt. Wüstenstrom bietet Schulungen im Bereich Identität, Beziehungen, Sexualität auf drei Ebenen an: Mitarbeiterschulungen ohne formalen Abschluss, Gemeindeseelsorge bis zur Leitung einer Selbsthilfegruppe nach Wüstenstrom-Konzept und eine zweijährige Fortbildung zur professionellen Beraterin bzw. zum professionellen Berater. Die fachlichen Inhalte stammen aus der Rezeption sexualwissenschaftlicher, psychologischer und medizinischer Theorien und Methoden. Theologisch orientiert sich Wüstenstrom in einer sehr allgemeinen Form an der charismatischen Bewegung.

    Zitat aus der Internet-Präsentation: „In der Seelsorge geht es darum, dass der Mensch in eine Erlebens- und Segensbeziehung zu Gott kommt. Dort ist der ‚letzte’ und beste Zuspruch für unser Frau- und Mannsein. Dort, in der Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus, findet sich der Mensch als ‚neue Kreatur’ und heiler Mensch. Alle therapeutischen Bemühungen verstehen wir als Hilfsmittel, damit Menschen, die tief verletzt wurden, aus einem traumatischen Labyrinth herausfinden und den Segen Gottes in ihrem Leben, in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen und in ihrer Gottesbeziehung erleben können“ (www.wuestenstrom.de).

 

  • Das Institut für ganzheitliche Seelsorge und Beratung (IGS) mit Sitz in Geislingen an der Steige (Württemberg) bietet eine Klinische Seelsorge-Ausbildung (KSA) nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfP) an. Daneben werden Kommunikations- und Persönlichkeitstrainings und eine Ausbildung in personenzentriertem Coaching angeboten. Fachlich orientiert sich das Curriculum an der Humanistischen Psychologie sowie an Körpertherapien; für die bei den Trainern anspruchsvolle Qualifikationen vorliegen. Angeführt werden darüber hinaus Außenseitermethoden wie Focusing und NLP. Darin bildet das IGS eine Ausnahme unter den bisher genannten Anbietern, die empirische Methoden der klinischen Psychologie bzw. tiefenpsychologische Methoden bevorzugen. Die theologische Orientierung ist nicht evangelikal bzw. charismatisch und hebt sich dadurch ebenso ab; es werden Kurse zu rituellen und meditativen Erlebnisformen christlicher Spiritualität angeboten.

    Auf der Internetseite des Instituts wird der Begriff „ganzheitlich“ folgendermaßen erklärt: „‚Ganzheitlich’ heißt für uns: dass der Mensch auf allen Ebenen seines Seins erreicht wird. Dies meint nicht nur die Dimension von Körper, Geist und Seele, sondern auch das soziale und berufliche Umfeld, Natur, Ökonomie und Kosmos; dass das wichtigste Instrument der Arbeit mit Menschen ich selbst bin in meiner Ganzheit; dass wir Humanwissenschaften, Theologie und lebendige Spiritualität in unsere Arbeit integrieren; dass wir die Vielfalt heilender, biblischer Lebensweisheit auf eine Weise, in der sich der heutige Mensch wiederfindet, neu entdecken“ (www.igs-web.de).

 

  • Endlich-Leben – christliche Selbsthilfegruppen: Eine Besonderheit bieten die Endlich-Leben-Gruppen, die seit 15 Jahren psychosoziale, christliche Selbsthilfe nach einem 12-Schritte-Programm anbieten.13  Das Projekt wurde von einem Pfarrer der Lippischen Landeskirche in Deutschland initiiert. Die Kleingruppen treffen sich regelmäßig, haben feste Regeln und Verpflichtungen und werden in Gemeinden unter ehrenamtlicher Leitung durchgeführt. Das Angebot versteht sich als Ergänzung zu Seelsorge und Beratung und richtet sich an Christen in seelischen Krisensituationen, die ihr Verhalten konkret ändern wollen. Zur Qualitätssicherung werden die Endlich-Leben-Gruppen seit 2008 zertifiziert, um Werte, Definitionen, Standards und Verbindlichkeiten einheitlich zu halten und die Gruppenmitglieder zu schützen.

    Zitat aus der Internet-Präsentation: „Die Tradition der 12-Schritte, auf die Endlich-Leben-Gruppen aufbauen, wurde bei ihrer Gründung 1939 in den USA aus christlicher Spiritualität gespeist. Diese Traditionen haben die Werte dieser Selbsthilfe-Gruppen entscheidend geprägt. Das christliche Menschenbild nimmt die Fähigkeit des Menschen ernst, sich in der Kraft Gottes für das Gute entscheiden zu können. Christliche Endlich-Leben-Gruppen verweisen auf das freie Geschenk Gottes zur Erlösung in Jesus Christus hin. Zugleich ist die Stärke einer Selbsthilfearbeit, dass jede von jeder lernt (Beziehung auf gleicher Augenhöhe); niemandem vorgeschrieben wird, was er oder sie zu tun hat im Gegenteil; die Regel heißt: jede und jeder nimmt das aus der Gruppe, was er oder sie für sich als wertvoll erachtet; jede und jeder ist Modell für andere, hat also etwas zu geben; jede und jeder kann von den anderen Modellen für gelungenes Leben lernen“ (www.endlich-leben.net).

Fazit

Der wesentliche Unterschied christlicher Lebenshilfe-Angebote zu psychologischer Beratung in kirchlicher Trägerschaft liegt in der Nähe zur Ortsgemeinde und oft in der Bindung an einen besonderen Frömmigkeitsstil. Dessen Stärken und Schwächen kommen daher unmittelbarer zum Tragen als in Beratungsstellen, die trotz einer kirchlichen Grundausrichtung nicht mit einem bestimmten theologischen Profil auftreten. Daher gehört bei der christlichen Lebenshilfe zur fachlichen Qualität auch eine Bereitschaft zur theologischen Reflexion der eigenen Position. Ob und wie diese gegeben ist, sollte im Einzelfall beachtet werden. Eben diese Einbindung in konkrete Frömmigkeitsvollzüge kann auch eine Chance sein. Denn Lebenshilfe wird meist dann in Anspruch genommen, wenn das eigene soziale Netz brüchig geworden ist, bestehende Beziehungen nicht mehr tragfähig sind und die Konflikte so angewachsen sind, dass Familie und Freundeskreis damit überfordert werden.

Anders und zugespitzt formuliert: Ein stabiles soziales Netz ist eine natürliche und sehr effektive Lebenshilfe, so dass fachliche Hilfe nur in Ausnahmefällen benötigt wird. Christliche Lebenshilfe-Angebote wissen das soziale Netz der in der Regel verbindlich angelegten Freikirchen und traditionellen Ortsgemeinden gut zu nützen, sind darin verwurzelt und mit den gemeindlichen Angeboten verzahnt. Unter kundiger Anleitung können dann gezielte Gemeindeangebote für Menschen in bestimmten Krisensituationen eine hohe therapeutische Wirkung entfalten. Weil darüber hinaus die Vorbehalte evangelikal orientierter Christen gegenüber der Psychologie fast gänzlich gewichen sind und fachliche Standards eingehalten werden, stellen diese Angebote für ein Klientel, das sich mit diesem Frömmigkeitstyp einrichten kann, oft eine gute Lösung dar. Theologische Extreme, wie es sie in Einzelfällen gibt, sollten allerdings ebenso gemieden werden wie fachliches Außenseitertum.


Michael Utsch, Hansjörg Hemminger


Anmerkungen

1  Z. B. „BildungsInitiative für Seelsorge und Lebensberatung“ und die Evangelische Landeskirche in Württemberg.

2  Z. B. „Gemeindeorientierte Initiative für biblische Beratung“ (GIBB).

3  Vgl. Dieter Wentzek / Martin Merbach, Seelsorge und Beratung, in: Jan Hermelink / Thorsten Latzel (Hg.), Kirche empirisch, Gütersloh 2008, 219-237.

4  Vgl. ebd., 220.

5  Vgl. Michael Klessmann, Spiritualität: Eine neue Ressource für die evangelische Beratung?, in: EZI-Korrespondenz 23/2007, 10-18.

6  Z. B. für buddhistische Psychotherapie: Elisabeth Reisch, Wünsche loslassen – das Leben gewinnen, Stuttgart 2009; Michael Huppertz, Achtsamkeit – Befreiung zur Gegenwart, Paderborn 2009; Gerald Weischede / Ralf Zwiebel, Neurose und Erleuchtung. Anfängergeist in Zen und Psychoanalyse, Stuttgart 2009; Chögyam Trungpa, Achtsamkeit, Meditation und Psychotherapie. Einführung in die buddhistische Psychologie, Freiburg i. Br. 2006.

7  Vgl. Everett Worthington, Psychotherapy with religious and spiritual clients, in: Journal of Clinical Psychology 2/2009, 123-130.

8  Z. B. Hansjörg Hemminger, Grundwissen Religionspsychologie, Freiburg i. Br. 2003; Michael Utsch, Religiöse Fragen in der Psychotherapie, Stuttgart 2005.

9  Alle drei Jahre wird ein mehrtägiger internationaler Kongress organisiert – 2009 fand der 6. in Marburg statt. Die Akademie gibt die Zeitschrift P&S – Magazin für Psychotherapie und Seelsorge heraus. Sie veranstaltet außerdem eine jährliche Arbeitstagung („Empirische Forschung in Psychotherapie und Seelsorge“) – 2010 zum 15. Mal (vgl. www.akademieps.de).

10  Leben im Kontext (Hg.), Der Beratungsführer 2007–2009. Seelsorge und Therapie in christlichen Einrichtungen, Witten 2007. Zwei Internetportale vermitteln einen guten Überblick: www.derberatungsfuehrer.de und www.c-stab.net.

11  www.acc-dachverband.de.

12  Vgl. Michael Dieterich, Einführung in die Allgemeine Psychotherapie und Seelsorge, Wuppertal 2001.

13  Helge Seekamp / Gero Herrendorf / Karin Prentzel, Endlich leben! Heilung – Veränderung – Gelassenheit. Das 12-Schritte-Programm, Gießen 82009.